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Laufberichte

Hier lebt der Marathon

 
Autor: Klaus Duwe

"Wir leben Marathon", behaupten die Organisaatoren in Münster. Dass dem so ist, kann man spüren.

„Wir rechnen mit 2600 Marathonläufern inklusive der zu erwartenden Nachmeldungen. Zusammen mit den 5600 Staffelläufern für den Fiducia & GAD Staffelmarathon, 300 Kindern für den Stadtwerke Kids-Marathon und ca. 60 Charity-Läufern, die für Help Age Deutschland laufen, einigen Läuferinnen und Läufer mit Beeinträchtigungen, werden wohl  8500 Sportler aus über 30 Nationen im Rahmen des Volksbank Münster Marathon an den Start gehen“, sagt Orga-Chef Michael Brinkmann.

Im Anschluss an die Pressekonferenz treffen sich Sportler aus allen Disziplinen vor dem Marathon-Hotel zum gemeinsamen Foto. Mit dabei ist auch Roger Königs, Marathonläufer aus Belgien, der die Pace für 2:30 Stunden (!) macht. Nicht vergessen wird die Stadtreinigung, die gleich nach dem Rennen in einer Sonderschicht die 42 Kilometer lange Laufstrecke durch Münster und die Vororte zu reinigen hat.

Münster liegt bei uns nicht gerade um die Ecke. Deshalb mussten mich Freunde und Bekannte aus der Region lange bearbeiten, bis ich 2006 endlich in der Münsterländer Metropole  meine Laufschuhe schnürte. Dass es bei einer (aktiven) Teilnahme blieb, hat nichts mit der Veranstaltung zu tun, sondern mit den Umständen. Siehe Krankenakte …

Unter „normalen“ Umständen wäre ich hier Stammkunde. Denn der Volksbank Münster Marathon verkörpert genau das, was ich als manchmal zwischen City- und Landschaftsmarathon Hin- und Hergerissener liebe. Er bietet mir beides: Einen äußerst attraktiven Stadtkurs mit zigtausenden begeisterten Zuschauern, Musik und Entertainment auf höchsten Niveau, und dann zwischen den Vororten typische Münsterländische Landschaft mit Feldern und Wiesen. 

Mit „Wir leben Marathon“  meinen die Organisatoren des Marathons nicht sie selber. Sie meinen die Stadt, ja die ganze Region. Es ist nämlich nicht damit getan, ein paar Sambagruppen, Musikbands und Straßenkünstler zu engagieren.  Genauso wichtig ist es, dass die Bevölkerung mitmacht. Wenn schon nicht mit Startnummer und Zeitmesschip, dann als Helferin oder Helfer. Und wenn das auch nicht, dann als Fan an der Strecke.  So gesehen wird es am Marathon-Wochenende kaum jemanden geben, der nicht irgendwie involviert ist, die Rathausspitze und Stadtprominenz inklusive.

Der Marathon ist wie die Stadt. Münster hat Kultur und Geschichte. Am Prinzipalmarkt und in den vielen Geschäften und Kaufhäusern in den Seitenstraßen kann man auf internationalem Niveau shoppen, international ist auch die Restaurant- und  Kneipenszene. Die ganz großen Konsumtempel vermisst man nicht. Es ist alles da, gut sortiert und übersichtlich.

Das gilt auch für den Marathon. 8500 Teilnehmer insgesamt sind eine Menge. Läuferinnen und Läufer aus Ostafrika sorgen für die Farbtupfer (Ups, darf man das noch sagen?) und in der Regel auch für die Bestleistungen, Sonderprämien locken Deutsche Spitzenkräfte.  Launige Ansprachen und Kommentare und vor allem die Live-Musik sorgen bereits vor dem Start für Gänsehaut.  Das bringen manche Veranstalter oder deren Agenturen bei wesentlich mehr Teilnehmern so nicht zustande. 

Die Laufstrecke führt an vielen Sehenswürdigkeiten vorbei und durch die Altstadt, immer begleitet und angefeuert von zahlreichen und lärmenden Zuschauern. Als Fotoreporter an der Strecke hat man natürlich nur einen begrenzten Aktionsradius. Aber die Begeisterung in den Vororten Nienberge, Roxel und Gievenbeck habe ich auch schon live erlebt. Anhand der Fotos der laufenden M4Y-Reporter erkenne ich jeden Punkt der Strecke wieder und Erinnerungen werden wach. Ich habe den Eindruck, alles ist noch „schlimmer“ geworden.

Mein zweitliebster Platz (über den liebsten erzähle ich später was) heute ist das Finke-Center am Aegidiitor. Dass die Läuferinnen und Läufer hier gleich dreimal vorbei müssen, werden sie überhaupt nicht langweilig finden. Sie werden den Power Point herbeisehnen.  Die Coverband „Maraton“ (ohne“h“) aus Münster, die hier erneut mit ihrem unermüdlich vorgetragenem, schier unerschöpflichem Repertoire begeistern,  kenne ich schon seit 2006. Sie gehört zum Besten, was es in diesem Genre gibt. Normalerweise beneide ich jeden Marathonläufer, egal wie kaputt er im Ziel ankommt. Hier beim Finke-Center bedauere ich sie, weil sie immer nur ein Schnipsel der erstklassigen „Maraton“-Performance mitbekommen. Manchmal sind das Mädel und die Jungs besser als die Originale.  

Nach der dritten Passage haben die Marathonis noch gut einen Kilometer zu laufen. Der erste und der letzte Kilometer waren mir immer die liebsten. Und der letzte Kilometer beim Volksbank Münster Marathon, obwohl nur einmal gelaufen, ist mir bis heute einer der allerliebsten. Man hatte mir ja erzählt, was hier abgeht, aber ich habe es nicht geglaubt. Zunächst geht es ja noch. Aber ab dem Aegidiiplatz stehen die Zuschauer beidseitig in mehreren Reihen. Sie warten nicht auf irgendeinen Weltstar. Sie warten auf dich und lassen es dich spüren. Gegen diese Atmosphäre ist keiner immun. 

An der Showbühne, auf der der Marathon-Chef Michael Brinkmann höchstpersönlich die Moderation übernimmt, glaubt man, es geschafft zu haben. Dann steigt zwischen den historischen Gebäuden und unter den gelb-rot-weißen Fähnchen der Lärmpegel aber noch einmal an. „Der Prinzipalmarkt ist eine einzige Jubelarena“, habe ich seinerzeit in meinem Laufbericht geschwärmt.  Und das unterschreibe ich heute.  200 Meter noch. Die Lamberti-Kirche im Blick spurten die einen, die anderen schauen und genießen. Hier lebt der Marathon nicht, er tobt.

Man kann aber nicht alles haben. Die Streckenrekorde bleiben bestehen, der Wind hat neue Bestmarken verhindert. Das ist schade, denn für bestimmte Kreise und für die Eliteläufer ist das natürlich schon sehr bedeutsam. Für die Breitensportler ist das weniger wichtig. Sie sind an diesem Sonntag wieder voll auf ihre Kosten gekommen und gehen glückselig nach Hause, erzählen Freunden und Bekannten vom Volksbank Münster Marathon und kommen im nächsten Jahr wieder, vielleicht sogar mit dem einen oder anderen Läufer, der auch einmal „live on tour“ erleben will, wie sich der Marathon in Münster anfühlt.

 

Ergebnisse

Männer

1 Kiprono, Josphat 2:12:16
2 Kirui, Weldon 2:12:34
3 Gebre, Mekuant Ayenew 2:12:53

Frauen

1 Koech, Nancy  2:30:23
2 Deme, Abiyote Eshetu  2:37:31
3 Groß-Hardt, Jana 2:40:59

1937 Finisher

 

Informationen: Volksbank Münster-Marathon
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