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Interview mit Frankfurts Race-Direktor

28.10.11
Quelle: Klaus Duwe

Der Jubiläumsmarathon am Main ist schon vor dem Start ein Marathon der Rekorde. Fast 25.000 Anmeldungen liegen vor, 15.000 alleine für den Marathon. Rekord, ausverkauft.

Im Vorfeld beantwortet Race-Direktor des BMW Frankfurt Marathon, Jo Schindler, einige Fragen.

Jo, Du kommst aus Regensburg. Hat Dich der Marathon nach Frankfurt verschlagen?

Ja, so kann man das sehen. Die Stadt Frankfurt suchte für den Marathon 2002 eine neue Sportagentur und sprach mich an, ob ich mir vorstellen könnte, nach Frankfurt zu wechseln. Das Ergebnis der Verhandlungen ist bekannt.

Der BMW Frankfurt Marathon ist der einzige, der in Deutschland auf diesem Niveau kontinuierlich wächst. Was ist das Erfolgsrezept?

Nach unserem Orkan-Marathon 2002 wurde alles auf den Prüfstand gestellt. Mir war klar, dass Frankfurt ein emotionales Highlight und ein Alleinstellungsmerkmal benötigt, um wieder zu alter Größe und Strahlkraft zurückzufinden. Das setzen wir mit dem Zieleinlauf in die Festhalle seit 2003 um. Des Weiteren stellen wir unsere Kundschaft in den Fokus unserer Überlegungen. Unsere Kunden sind die Läufer, die Partner und Sponsoren sowie die Stadt Frankfurt. Der Marathon muss für alle optimalen Nutzen bringen, dann sind wir auf dem richtigen Weg. Kundenorientierung ist eine Binsenweisheit des modernen Managements. Erstaunlich, dass fast kein deutscher Marathonveranstalter diese Binsenweisheit zur Grundlage seiner Überlegungen macht.

Es fällt auf, dass Frankfurt bei Spitzenläufern einen ebenso guten Ruf genießt wie bei Hobbyläufern. Zufall?

Ich denke nicht. Unser Leitmotiv lautet seit 2003 ist „Internationaler Spitzensport und Bestleistung für die Breitensportler“. Das denken wir jedes Jahr neu. Und offensichtlich liegen wir mit den Antworten nicht ganz daneben. Wir sind nie zufrieden - immer treibt uns der Anspruch, noch besser zu werden. Und dies spüren die Teilnehmerinnen und Teilnehmer, seien es nun Weltklasseathleten oder Freizeitläufer.

Der Zieleinlauf in der Festhalle ist eines der besonderen Merkmale des BMW Frankfurt Marathon. Wie kam es zu der Idee?

Wir waren 2002 in keiner komfortablen Situation, der Frankfurt Marathon war hinter Berlin, Hamburg, Köln, München und dem damals neuen Ruhrgebietsmarathon auf Platz 6 im nationalen Ranking abgerutscht. Folglich mussten wir in die Offensive kommen. Ich habe mich drei Wochen nur mit der Frage beschäftigt, was wir verändern können um ein emotionales Highlight zu schaffen. Um die Frage der Läufer: warum soll ich für Frankfurt melden? Überzeugend beantworten zu können. Nur darum ging es. Und ein zentraler Punkt der Positionierung eines Sportevents ist eben der Zielort. Das Ergebnis war schließlich unser neues Ziel - weg vom Messeturm, rein in die Festhalle. Bei dieser Neupositionierung kam mir sicherlich mein unbefangener Blick von außen zupass. Ich war nicht gefangen in der Innenansicht der Organisation.

Unter Hobbyläufern werden immer wieder die ihrer Meinung nach hohen Startgebühren beklagt. Welche Kosten fallen hierfür in Frankfurt an?

Ein Startplatz beim BMW Frankfurt Marathon kostet etwa 90 bis 95 Euro, umgelegt auf die Gesamtkosten und die Zahl der Teilnehmer. Allein der Zieleinlauf in der Festhalle schlägt mit gut 500.000 Euro zu Buche, wenn wir Miete, Betriebskosten, Eventtechnik usw. addieren. Auch die Infrastruktur und Aufbauten an der Strecke, Reinigung, Sicherheitsmaßnahmen und Absperrungen verschlingen enorme Beträge. Schließlich auch Marketing und Werbung, Beschilderung und „Hübschmachen“, die ganzjährige Medienarbeit. Hinzu kommen Personalkosten. Die freiwilligen Helfer bekommen keine Bezahlung für ihren dankenswerten Einsatz, aber eine Jacke, ein T-Shirt und ein Cap. Auch das fällt nicht vom Himmel. Wie auch der internationale Spitzensport. Alles addiert sind wir dieses Jahr bei fast 3 Millionen Euro. Auch das ist ein neuer Rekord.

Bezahlt der Hobbyläufer mit seinem Startgeld teure Stars?

Ganz klar nein! Wir haben Partner gefunden, die den BMW Frankfurt Marathon als Plattform so attraktiv finden, dass sie mit uns Sponsorenverträge abschließen. Schließlich bieten wir eine interessante Bühne. Aus diesem Gesamtbudget, Sponsorengelder und Startgelder zusammengenommen, wird die Veranstaltung finanziert. Mit dem erfreulichen Ergebnis, dass wir den Startplatz günstiger anbieten können als ohne Sponsoren. Und nun kann sich jeder die Frage stellen, was gegeben sein muss, damit Sponsoren erhebliche finanzielle Mittel investieren. Der Schlüssel ist die öffentliche und damit mediale Wahrnehmung des BMW Frankfurt Marathon. Und diese speist sich zum überwiegenden Teil aus dem Spitzensport. Es wird also umgekehrt ein Schuh draus: Wenn wir den Spitzensport nicht hätten, hätten wir weniger Sponsoreneinnahmen und dann wäre der Startplatz weitaus teurer.

Was sind Deine Erwartungen und Wünsche für den Jubiläums-Lauf am Sonntag?

Dass alle Spaß haben und persönliche Wünsche und Träume in Erfüllung gehen. Unsere Träume, die Träume der Spitzenathleten, aber auch die der vielen tausend Breitensportler. Dazu braucht es gutes Wetter und eine perfekte Organisation. Ich hoffe, wir können beides realisieren.

15.000 Teilnehmer und ausgebucht. Bleibt es nächstes Jahr bei dem Limit oder gibt es Pläne für ein noch größeres Teilnehmerfeld? Ist zum Beispiel daran gedacht, die Staffeln zu reduzieren?

Erst einmal muss das Rennen am Sonntag über die Bühne gehen. Wobei wir uns die neuralgischen Punkte sehr genau ansehen werden: den Start, die vierfache Passage des Opernplatzes, manche engere Stelle auf der Strecke und natürlich den Zieleinlauf in die Festhalle. Das Osttor ist 6 Meter breit, da müssen alle durch. Letztes Jahr lag die höchste Einlaufdichte bei 140 Läufern in der Minute, dieses Jahr haben wir 20 Prozent mehr Teilnehmer, also 170 bis 180 Zieleinläufer im Scheitelpunkt. Das gilt es zu bewältigen! Nach dem Rennen werden wir alles auswerten. Klar ist, dass wir immer einen Qualitätsmarathon anbieten werden. Die Abläufe müssen funktionieren, das ist wichtiger als auf Teilnehmerrekorde zu schielen und es zwickt dann womöglich hinten und vorne.

Vielen Dank und alles Gute für den Sonntag.

 

Informationen: Mainova Frankfurt Marathon
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