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Laufberichte

Maximale Erfrischung

 

Der Frankfurt Marathon genießt als großer deutscher Stadtmarathon vor der Winterpause einen hervorragenden Ruf. Nicht zuletzt sind die Spitzenzeiten, die hier regelmäßig gelaufen werden, ein Grund dafür. Einmal wurde sogar der Weltrekord (2011, Wilson Kipsang 2:03:42) um nur 4 Sekunden verpasst. Aber auch viele Breitensportler laufen hier ihre persönliche Bestzeit.

Judith und ich kommen immer gerne nach Frankfurt, zum siebten bzw. achten Mal übrigens. Wir reisen am Samstag mit der Bahn an. Wer rechtzeitig sucht, kann günstige und gute Hotels finden. Nach dem Einchecken geht es zur Marathonmesse. Leider etwas spät, da die Bahnverbindung nicht so gut war und wir von München aus geschlagene sieben Stunden unterwegs waren.

Die Startnummern und Beutel gibt es ohne Wartezeiten. Schön, dass die Nummer und der Taschenaufkleber erst vor Ort gedruckt werden. Das spart Müll. Natürlich steht der Name groß drauf, ein Nationenfähnchen fehlt, dafür gibt es ein schönes Funktionshandtuch. Der Sponsor Krombacher versorgt uns auch gleich mit einem 0-prozentigen Freibier.

 

 

Es bleibt nur Zeit für einen kurzen Rundgang auf der großen Messe. Leider halten sich andere Marathonveranstalter und -reiseziele wie nahezu überall etwas zurück. Dafür sind viele Anbieter von Sportartikeln zu finden. Dann schnell zur Pastaparty in die ehrwürdige Festhalle. Im Startpreis enthalten auch je eine Flasche Limonade und Iso-Getränk von Roßbacher, noch ein Bier und Pasta von Fattoria La Vialla – Toscana mit speziellen Nudelsoßen, wobei wir auf die scharfe Variante heute lieber verzichten.

Aus Umweltschutzgründen hätte man ein eigenes Besteck mitbringen sollen. Das habe ich sonst immer dabei, aber heute tragen wir den roten Rucksack, der zum 25. Frankfurt Marathon anno 2006 ausgegeben wurde und hatte das Besteck vergessen.

Grund zum Feiern gibt es diesmal auch: Heuer wird der Marathon zum 40. Mal veranstaltet und ist somit der zweitälteste Stadtmarathon Deutschlands. Und daher treffen wir auch Olli, der sich kein Jubiläum entgehen lässt. Gut gesättigt machen wir uns auf ins Hotel. Die Nacht wird lang, denn der Marathon fällt mit der Zeitumstellung am letzten Oktoberwochenende zusammen. Das ist die bewährte Regel.

 

Marathontag

 

Der Start ist auf 10:00 Uhr angesetzt, die Startunterlagen können auch kurz vorher noch abgeholt werden. Trotz 24.000 Teilnehmenden funktionieren die Abläufe gut. Messe und Startnummernausgabe im zweiten Stock der Messehalle 1, im Stockwerk darunter Taschenabgabe, später im Erdgeschoss Duschen. Toiletten findet man in einem Messegelände auch genügend. An den Startblöcken befinden sich auch noch mobile Toiletten für den Last-Minute-Notfall.

Das Starttor steht vor dem Messeturm, mit 257 Metern eines der höchsten Gebäude Deutschlands. Daneben der Frankfurter Hammering Man. Das Kunstwerk des US-amerikanischen Künstlers Jonathan Borofsky gilt als Symbol für die Arbeit, die Tat und auch als Symbol für die Solidarität mit allen Menschen, die arbeiten. Für Marathonis kommt da noch eine andere Interpretation in Frage, meist nach Kilometer 30. Aus dem Läufer wird dann leider oft ein „Walking Man“. Und genau einen solchen hat Borofsky als Skulptur für die Münchner Leopoldstraße geschaffen. Das kleine Pedant eines Hammering Man haben wir beim Oslo-Marathon gesehen.

 

 

Die Startblöcke ziehen sich bis zur Theodor-Heuss-Allee. Dort treffen wir viele bekannte Gesichter. Um 10 Uhr gibt es Applaus für den im April verstorbenen Christoph Kopp, ein international anerkannter und renommierter Laufsport-Funktionär und Manager, der über 20 Jahre unter anderem für das Elitefeld des Frankfurt Marathon verantwortlich war.

Langsam kommt Bewegung in unseren Block. Um 10:15 Uhr  laufen wir dann an der HR-Kommentatorenkabine vorbei und unter dem Startbogen hindurch. Die Strecke führt uns zu Beginn durch das Zentrum Frankfurts, dann folgt eine große Schleife bis Höchst, bevor wir bei km 35 wieder zurückkommen.

Schon kurz nach dem Start kommen uns auf der anderen Straßenseite die ganz Schnellen entgegen. Wir halten auf die beiden Türme der Deutschen Bank zu. Die waren ganz neu, als ich das erste Mal in Frankfurt war. Die Gallusanlage wird umrundet. Hier steht immer noch das große Euro-Symbol, seit der Einführung im Jahr 2002. Bei km 3 sind wir schon wieder an der Friedrich-Ebert-Anlage. Links starteten um 10:35 die Staffelläuferinnen und -läufer. Diese sind später gut an einem Schild auf dem Rücken zu erkennen. Hinein ins Westend, an einem Dinosaurier vorbei und zurück durch die Bockenheimer Landstraße. Am Kilometer 6 kommen wir zur Alten Oper, 1873 bis 1880 errichtet, bei einem Luftangriff im 2. Weltkrieg zerstört und erst 1976-81 wieder aufgebaut. Die 80er-Jahre-Fanmeile des Hessischen Rundfunks wurde nicht etwa speziell für mich eingerichtet, sondern als Reminiszenz für den ersten Marathon 1981.

 

 

Danach geht es kreuz und quer, wenigstens für einen Ortsunkundigen, durch die Innenstadt. Da ich ja beruflich mit Bankensoftware zu tun habe, kann ich Judith immer auf die einzelnen Hochhäuser von Banken hinweisen, oft konnte ich bei Meetings die Aussicht von den jeweiligen  Aussichtsplattformen genießen.

In den Straßen des Bankenviertels kommt man sich schon fast wie in New York oder Singapur vor. Die Hauptwache mit großem Fanpunkt, rechts das Palais Thurn und Taxis. 1748 wurde es Hauptverwaltungssitz der von der Familie Thurn und Taxis betriebenen Kaiserlichen Reichspost, 1816 bis 1866 tagte hier der Bundestag des Deutschen Bundes. Schöner Blick auf den Eschenheimer Turm, ein Stadttor der spätmittelalterlichen Frankfurter Stadtbefestigung. Der Anfang des 15. Jahrhunderts errichtete Turm ist eines der ältesten und zugleich fast völlig im Originalzustand erhaltenen Bauwerke der Frankfurter Innenstadt. Als wir diesen umrundet haben, sehen wir einen Verpflegungspunkt, der für Kilometer 40 vorgesehen ist. Ich kündige der Standbesatzung mein Wiederkommen an. Bei Kilometer 8,5 noch mal an der Alten Oper vorbei.

 

 

Dem Reuterweg, der gar nicht so schmal ist, wie der Name vermuten lässt, folgen wir für einen Kilometer leicht bergauf. Vorne das riesige Gebäude der Universität erkennen nur Eingeweihte hinter den Bäumen. Auf einer Verkehrsinsel drehe ich mich für ein Foto um, der Blick ist wunderbar: Laufende, schöne Wohnhäuser und dahinter die Hochhaus-Skyline. Beeindruckend. VP und dann drei Kilometer durchs Nordend Richtung Main. Ein Haus mit Wandbemalung gehört der Maßschneiderinnung.

Vorbei an der Konstablerwache. Hier tobt der Bär. Dann der erste von drei Staffelwechseln, perfekt getrennt von den Marathonis. Über die Alte Brücke, rechts die Skyline, davor ist nun auch der Kaiserdom St. Bartholomäus, die ehemalige Wahl- und Krönungskirche der römisch-deutschen Kaiser, gut zu sehen. Wir bleiben am Main und laufen am Städel Museum vorbei, dann hinein nach Sachsenhausen. Leider nur ein kurzes Gastspiel. Rechtsknick, eine Frau mit Plakat möchte laut Aufschrift ein Kind von mir. Der Mann neben ihr trägt schon eines im Arm. Weiter. Die Pappelallee riecht wunderbar, aber es beginnt zu nieseln. Wir kommen am Schillergymnasium vorbei.

 

 

Die Villa Hanoi sehe ich links. Später stelle ich fest, dass keine Vietnamesen am Marathon teilgenommen haben. Dann das türkische Konsulat, geschmückt zur 100-Jahrfeier von Atatürk. Am VP 15 gibt es wie immer an den großen VPs Wasser, Iso, warmen Tee, Bananenstücke, hier auch Geltütchen und Wasser für die Schwämme. Die Bananen schmecken wunderbar süß. Später gibt es dann auch Cola. Und auch immer drei Toilettenhäuschen.

Eine schöne Villengegend ist das hier, dann geht es Richtung Niederrad. Die unzähligen Samba-Bands und Stimmungsgruppen stehen nun oft strategisch günstig unter Brücken oder in Wartehäuschen. Im Zentrum von Niederrad geht es hoch her. Eine Familie hat sich Eiswaffeln gegönnt. Lecker. Die Katholische St.-Jakobus-Gemeinde macht Musik. Kurz darauf die Trommelgruppe Bloco Banino, unter der Eisenbahnbrücke weist ein Schild zum Friedhof.

 

 

Der Kilometer in der Goldsteinstraße bringt eine Staffelwechselstelle in der Nebenstraße. Kleingartenanlage, Bürostadt, Klärwerk, vor uns ist die A5, zehnspurig nehme ich an, zu sehen und vor allem gut zu hören, da ohne Lärmschutzwand. Die Wohnsiedlung „Zur Frankenfurt“ ist zum Glück durch eine solche geschützt.

Sieben Mal Musik auf vier Kilometern. Nicht schlecht. Halbmarathonmarke, dann in den alten Ortskern. Diesmal die Big Band von St. Mauritius, evangelische Gemeinde. Ich habe nur Augen für das Kuchenbuffet. Bei Kilometer 23 sind wir im Grünen, dann müssen wir über die Mainbrücke. Ich habe mich von Judith verabschiedet und starte eine Aufholjagd, zunächst die Auffahrt hoch. Der Regen wird stärker. Gut, dass es nicht so kalt ist. Blick auf den Main, auf der anderen Seite wieder runter. Eine Läuferin hat „Lerne Laufen Lieben“ auf dem Hemd stehen. Sie arbeitet auch als Trainerin, wie ich erfahre. Dann km 25, wie immer mit Zeitmessung, die alle fünf Kilometer erfolgt. Heute noch mal mit Champion Chip. Man hört, dass dieses System eingestellt werden soll.

Eine kurze Begegnungstelle, dann hinauf nach Höchst, gewissermaßen ein „must-run“, da am 17. Mai 1981 vor dem Osttor des Hoechst-Werksgeländes der erste Frankfurt Marathon gestartet wurde. Noch nie ist mir das nette Schlösschen an der Bolongarostraße aufgefallen. Normalerweise lenken die Zuschauer auf der anderen Seite beim Hotel Lindner ab. Aber nicht bei Regen. Ein Läufer vor mir trägt ein Hemd der „Running Bembels“. „Wie hieß doch gleich die Fernsehsendung mit Heinz Schenk?“ frage ich. „Zum Blauen Bock“, antwortet der Läufer und wir schwelgen in Kindheitserinnerungen. Habe ich schon angemerkt, dass mir der Dialekt hier sehr gut gefällt?

 

 

Kilometer 28, die Nidda wird gequert, dritter Staffelwechsel. „Due terzi“ sind geschafft, also liegt noch ein Drittel vor uns. Viel ist hier los auf dem Weg zur S-Bahn-Station. Beim Höchster Schwimmverein wird gegrillt. Bei Kilometer 30 schwenken wir auf die Mainzer Landstraße ein. Vier Kilometer schnurgerade. Und der Regen setzt wieder ein. Alle fünfhundert Meter gibt es eine Samba-Gruppe, Band oder Disko. Das lenkt ab.

Noch einmal ein großer Maurten-Stand. Irgendwie habe ich den Eindruck, dass mir das Gel tatsächlich hilft. Und ich habe ja schon viel von diesen Dingern probiert. Das greifen von Bananen wird zunehmend schwieriger. Sie sind sehr glitschig und sind wohl einigen Teilnehmern schon aus der Hand gerutscht, hinein in die Wasserbottiche für die Schwämme.

An der Überführung der A5 dann ein ordentlicher Regenschauer. Ich versuche in der Spurmitte oder zwischen den Spuren zu laufen. Da sind weniger Pfützen. Die Strecke ist sehr gut abgesperrt und vollkommen autofrei, bis auf diesen Abschnitt. Rechts eine Schlange mit Autos und dann gut gesichert die Trambahn. Wir haben links zwei Spuren. Trotzdem gibt es einiges zu hupen. Eine Dame in ihrem SUV mit laufendem Motor auf einem Parkplatz auf unsere Laufseite schaut uns böse an. Entlang der Strecke habe ich unzählige Schilder gesehen, die auf den Marathon und die Sperrungen hinweisen. Überrascht dürfte eigentlich niemand sein.

Wir kommen nach Gallus auf die Europaallee. Da entstand und entsteht ein großes Wohngebiet. Vor uns das neue Einkaufszentrum. Wir sind nur wenige Meter vom Ziel in der Festhalle entfernt, aber „erst“ bei Kilometer 37. Auf der Taunusallee, kommen uns links die Teilnehmer entgegen, die schon vier Kilometer weiter sind. Da wäre ich auch gerne dabei, bin aber nicht unzufrieden. Ich rechne schon seit Kilometer 21. Zuerst konnte ich mir einer sub 5h sicher sein, dann habe ich mich auf sub 4:45 vorgearbeitet. Das Wetter macht mir überhaupt keine Probleme.

Noch einmal auf die Innenstadtrunde, an der Oper vorbei und durch die Hochhausschluchten. In der neuen Mainzer Straße schickt uns die Ordnerin auf die rechte Seite. Danke, links am Bauzaun müssten wir schwimmen. An der Hauptwache herrscht noch viel Stimmung. Die Pfütze hier lässt sich auch rechts ein wenig umlaufen. Ich freue mich auf den VP40. Schnell eine Cola dann weiter.

 

 

Irgendwie habe ich die Möglichkeit, die 4:40 noch zu knacken. Da kann mich auch das Kopfsteinpflaster in der Fressgass nur wenig aus der Ruhe bringen. An der Oper vorbei, dann perfekter Teer bis fast zum Ziel. Ich rase dahin. Irgendwie scheinen die Kilometer länger zu werden. Ich sehe den Messeturm. Danach geht es links ab zur Festhalle. Einige Staffeln formieren sich zum gemeinsamen Finish. Es ist eng. Eine letzte tiefe Pfütze, dann hinein in die Halle. Was wird hier gejubelt! Die Läuferin neben mir reißt die Arme hoch und versetzt mir einen Schlag. Als Revanche sprinte ich davon. In fantastischen 4:40:00 treffe ich ein.

Ich bin hier im Jahr 2011 mit 3:49:56 meine zweitbeste Zeit überhaupt gelaufen. Aber auch heute hat es mir wieder sehr gefallen, dass ich mich auf der zweiten Hälfte konstant verbessern konnte. Unglaublich. Ganz anders erging es allerdings einigen Bekannten, die durch Wind und Regen aus der Bahn geworfen wurden. Sogar ein DNF war dabei.

Ich fotografiere die Ankommenden. Nach fünf Stunden brutto ist immer noch viel los, aber die Ordner geben jedem die Zeit, die sie oder er zum Durchatmen braucht. Eine Ordnerin bekommt wohl heute hunderte von Handys gereicht, um strahlende FinisherInnen abzulichten. Das ist echt super, liebes Zielteam. Ihr habt das perfekt im Griff.

Judith trifft ein und wir machen uns auf in den Nachzielbereich. Es gibt eine sehr interessante Medaille, goldfarben mit silbern glänzender Skyline und einen Regenponcho, Tee und warme Suppe. Ich zittere so, dass ich viel verschütte. Schnell weiter. Für ein Bier (Maximale Erfrischung gibt‘s im Ziel), Obst, Käse, Brezeln bleibt keine Zeit. Nur ein paar süße Quarkbällchen genehmigen wir uns. Ich muss jetzt unter eine warme Dusche. Wunderbar.

Es bleibt uns nicht viel Zeit. Schnell im Hotel das Gepäck holen und dann zum Bahnhof. Sitzplätze finden wir auch. Einige weitere Marathonis sind auch im Zug auf dem Weg nach Hause.

 

Fazit:

Der Frankfurt Marathon ist ein Top-Event mit reibungsloser Organisation. Das Preis-/Leistungsverhältnis für das Gesamtpaket aus Startunterlagen, Pasta-Party, Zeitnahmen, freiem ÖPNV und unzähligen Bands ist o.k. Die Strecke ist interessant, es gibt sehr viele Stimmungspunkte, VPs und Wasserstellen. Die Bevölkerung ist super. Selbst bei strömendem Regen standen viele Leute an der Laufstrecke und feuerten an.

 

Siegerinnen

1 Gudeta, Buzunesh Getachew (ETH)    02:19:27
2 Moseti, Winfridah (KEN)            02:20:55
3 Arusho, Sharon Chelimo (KEN)        02:22:07

 

Sieger

1 Misoi, Brimin Kipkorir (KEN)    02:04:53
2 Uma, Mulugeta Asefa (ETH)    02:06:47
3 Adola, Guye Idemo (ETH)        02:07:44

 

Finisher

Marathon     9.667
Staffeln     1.446

 

 

Informationen: Mainova Frankfurt Marathon
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