Lisa Hahner über Ihr Comeback nach zwei schweren Verletzungen, Erinnerungen an ihren ersten Marathon-Auftritt am Main und Fußballtricks á la Ronaldinho
Du hast Deine lange Verletzungspause genutzt und bist unter die Mountainbike-Artisten gegangen?
Ja, ich kann jetzt mit beiden Rädern abheben und über eine Wasserflasche springen. Es waren ja lange Monate, in denen ich nicht laufen durfte. Auch meine Fußballkünste haben sich extrem verbessert. Einen alten Trick von Ronaldinho habe ich jetzt fast perfekt drauf.
Wie darf man sich nach Deinem Ermüdungsbruch im Wadenbein die ersten Laufschritte vorstellen?
Der Wiedereinstieg nach der Verletzung war hart. Das Laufen war zunächst nicht mehr so, wie ich es kannte. Weil es ja leider nicht meine erste Verletzung war, wusste ich aber, dass ich über diesen Punkt hinüberkommen werde. Mit viel Geduld und Beharrlichkeit. In den vergangenen Wochen habe ich umso mehr das Gefühl genossen, dass es von Trainingseinheit zu Trainingseinheit besser läuft.
Was macht Dich zuversichtlich, dass Du nach zwei Jahren wieder einen Marathon durchstehen wirst?
Weil es einfach läuft. Ich bin seit vielen Wochen gesund und beschwerdefrei und kann exakt nach Plan trainieren. Die Kurve ist steil nach oben gegangen.
Welche Erinnerungen verbindest Du mit Deinem letzten erfolgreichen Marathonrennen in Frankfurt 2013?
Sehr viele schöne Bilder. Ich denke in diesen Tagen sehr häufig an das damalige Rennen zurück. Damals bin ich Bestzeit gelaufen und die Stimmung im Ziel war grandios. Ich liebe den Einlauf in die Festhalle und auch die Atmosphäre am Streckenrand war super. Ich wollte in diesem Jahr unbedingt zurück nach Frankfurt.
Ist es realistisch, nun schon die Olympianorm von 2:28:30 Stunden in Angriff zu nehmen?
Ich werde in Frankfurt so schnell laufen wie ich kann. Ob die Zeit es in den Augen des DLV wert sein wird, dass ich in Rio starte, werde nicht ich entscheiden. Meine Ziel ist es, schnell zu laufen und mich um ein oder zwei Minuten im Vergleich zu 2013 zu verbessern. Das scheint mir sehr gut möglich.
Fühlt es sich gerade wie ein Neustart Deiner Karriere an nach zwei verletzungsbedingt quasi verlorenen Jahren?
Nein, das wäre zu hoch gegriffen. Es sieht auf den ersten Blick doof aus, dass ich zwei Jahre keinen Marathon mehr bewältigt habe. Aber ich habe im Frühjahr 2014 und auch in diesem Frühjahr jeweils eine fast komplette Marathonvorbereitung absolviert, ehe die Verletzungen kamen. Es fühlt sich nicht so an, als ob ich ganz draußen gewesen bin.
Kannst Du Deine Unbekümmertheit und Freude am Laufen aufrechterhalten mit dieser Vorgeschichte mit zwei schweren Verletzungen?
Ich glaub schon. Ich freue ich mich gerade deshalb so megamäßig auf Frankfurt, weil es für mich das Größte ist, nach 42,195 Kilometern über eine Ziellinie zu laufen.
Wie darf man sich die Zusammenarbeit mit dem wohl berühmtesten Marathontrainer Renato Canova vorstellen, der über 100 Topathleten auf der ganzen Welt betreut?
Er schreibt uns unsere Trainingspläne und wir stehen im ständigen Email- und Telefonkontakt. Wir nennen ihn Maestro, wenn wir über ihn sprechen. Er kennt das Marathongeschäft vermutlich wie kein Zweiter. Er weiß auf jede Frage eine lange Antwort (lacht).
Wie sehr hast Du mit Deiner Zwillingsschwester Anna bei Ihrem Rennen in Berlin mitgefiebert.
Anna war in Berlin extrem fit und ich hätte ihr eine richtig krasse Zeit zugetraut. Schade, dass es - in Anführungsstrichen – nur eine 2:30:19 wurde. Ein Marathon bleibt ein Marathon – da kann alles passieren.
Welche Rolle wird Anna in Deinem Rennen am 25. Oktober spielen?
Ich fände es cool, wenn Anna auf dem Fahrrad in Frankfurt unterwegs wäre und mir die Getränkeflaschen reicht.