Finnlands Außenminister Alexander Stubb geht erstmals beim Commerzbank Frankfurt Marathon an den Start
Einen laufenden Außenminister kennen wir in Deutschland seit Joschka Fischer. Der ehemalige Grünen-Spitzenpolitiker lief insgesamt drei Marathons (Hamburg, Berlin und New York), doch zum Start in seiner Heimatstadt Frankfurt kam es nie. Während der Vorbereitung zur Veranstaltung 2001 in Frankfurt kam es zu den Terroranschlägen in den USA, die ein Training neben dem daraus resultierenden politischen Stress unmöglich machten und die Laufkarriere von Fischer beendeten. Doch in diesem Jahr nimmt ein Außenminister den Frankfurter Kurs in Angriff: Am Start steht der finnische Chefdiplomat Alexander Stubb.
Dabei ist Frankfurt nicht Stubbs erster Marathon, denn er hat seinen ersten bereits 1992 im Alter von 24 Jahren während seines Studiums absolviert. Dann machte er aber mit den langen Strecken 15 Jahre Pause, bevor er 2007 das Abenteuer Marathon erneut aufnahm. Nun hat ihn das Fieber aber richtig erfasst, denn in den vergangenen drei Jahren lief Stubb sechs Marathons (zweimal Helsinki, Brüssel, Amsterdam, Berlin, Stockholm). Hinzu kommt ein Ironman, den er im vergangenen Jahr erstmals in Frankfurt in 10:35 Stunden absolvierte.
Die guten Erinnerungen an Frankfurt und die Unterstützung an der Strecke, aber auch die gute Organisation sportlicher Großveranstaltungen in Deutschland haben ihn bewogen, in der Mainmetropole auch Marathon zu laufen. „Die Strecke ist flach und schnell, so dass ich versuchen will, meine Bestzeit von 3:20 Stunden zu verbessern.“ Damit käme Stubb seinem sportlichen Traum, die Drei-Stunden-Marke zu unterbieten, wieder ein Stück näher. Darauf liegt auch sein Hauptaugenmerk für die nächsten Jahre und wird die Auswahl der nächsten Rennen bestimmen.
Begleitet wurde seine Hinwendung und Konzentration auf sportliche Ausdauerleistungen von einem beruflichen Karriereschub. Nach vier Jahren als Mitglied des Europäischen Parlaments wurde er am 4. April 2008 finnischer Außenminister. Die aus der neuen Aufgabe resultierende stärkere Reisetätigkeit hat Stubb auch für sein Lauftraining genutzt und dabei auf der politischen Bühne neue Lauffreunde gewonnen. Denn mit seinen Amtskollegen aus Großbritannien, der Slowakei und Norwegen dreht der Vater einer neunjährigen Tochter und eines sechsjährigen Sohnes im Rahmen von Gipfeltreffen oder Sitzungen seine Runden. „Bislang bin ich mit Guido Westerwelle noch nicht gelaufen, aber
ich bin sicher, dass wir das eines Tages schaffen werden“, sagt Stubb. Dafür durfte er mit Marathon-Weltrekordhalter Haile Gebrselassie in den äthiopischen Bergen laufen: „Meine beste Erfahrung als Läufer“, berichtet er nicht ohne Stolz.
Trotz seines vollen Terminkalenders mit rund 60 Terminen und Veranstaltungen pro Woche und dem Pendeln zwischen Helsinki und anderen Hauptstädten rund um den Globus zieht er seinen Trainingsplan durch. „Ich kann ihn immer mehr oder weniger gut einhalten, muss aber mit den Trainingszeiten flexibel sein. Laufen ist bei den vielen Reisen natürlich der beste Sport, um fit zu bleiben.“ Daher sei es auch kein Problem, die fünf Trainingseinheiten pro Woche einzubauen. „Ich trainiere sieben Stunden pro Woche, dazu gehören auch Stretching und Massage. In der Marathonvorbereitung laufe ich rund 65 Kilometer pro Woche.“ Dies hält er auch im kalten und schneereichen finnischen Winter durch. „Das ist kein Problem. Entweder mache ich Langlauf oder ich gehe ins Fitness-Studio.“ Auch in seiner Heimat ist Stubb auf alle Eventualitäten vorbereitet, um sein Trainingspensum absolvieren zu können, denn in seinem Haus im nahe Helsinki gelegenen Espoo stehen sowohl ein Heimtrainer als auch ein Laufband. „Ich bin ein Verfechter davon, möglichst viele Sportarten auszuüben.“
Dabei zieht er aus dem Sport auch viel Kraft für seine Arbeit als Politiker: „Ich bin davon überzeugt, dass mir eine Stunde Training am Tag zwei Stunden mehr Energie gibt.“ Er bezeichnet sich selbst als „Sportabhängigen“, der seine tägliche Dosis braucht. Die reine Marathonvorbereitung dauert bei ihm zwölf Wochen, den Rest des Jahres hält er sich mit anderen Sportarten fit, dazu gehören Schwimmen und Radfahren. „Doch egal, wie gut du trainiert hast, bereite dich immer auf das Unerwartete vor. Darum geht es beim Marathon.“ Daher ist Marathon für ihn auch der perfekte Sport als Politiker, denn „Politik ist ein Marathon“.