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Laufberichte

Goldenes Jubiläum

14.10.12
Autor: Klaus Duwe

Womit ich wieder beim Thema bin. Ein Marathon hat bekanntlich 42,195 km. Um auf die exakte Länge zu kommen, muss man in Essen zweimal um den Baldeneysee laufen, dazu in der ersten Runde die „Schikane“ auf der B 227. Die zweite Runde ist also wesentlich kürzer als die erste.  Trotzdem bleibe ich bei meiner Entscheidung, nach dieser Runde auszusteigen und trete jetzt noch mehr auf  die Bremse.

Gerade kommt Stefan Losch mit dem lustigsten Führungsfahrzeug, das ich je gesehen habe. So eine Art einsitziger Smart. Oder passen da doch zwei Leute rein? Ein Nummernschild ist auch dran. Das Ding ist also zugelassen. Vorne ist das Renault-Logo drauf, wenn ich mich nicht täusche. Echt witzig. Während ich mir noch Gedanken über das erstaunliche Gefährt mache, rauschen die Führenden an mir vorbei. Gut, dass Ihr von mir keine Elitefotos erwartet. Sonst müsste ich Euch jetzt enttäuschen. 

Halt, eines habe ich doch noch. Aber das ist eine traurige Geschichte. Sie handelt von Silke Optekamp, die im letzten Jahr beim Berlin Marathon hinter Irina Mikitenko als zweite Deutsche in 2:37:17 ins Ziel lief. Dieses Jahr hatte sie sich als Jahresabschluss  hier in Essen viel vorgenommen. Dann schlägt das Schicksal unerbittlich zu. Völlig überraschend stirbt eine paar Tage zuvor ihr Lebensgefährte. „Er hätte es so gewollt“, sagt sie und geht, unterstützt von Freunden, dennoch an den Start. Ohne Ambitionen, ohne Uhr, aber ständig in Gedanken bei ihrem toten Freund, läuft sie das Rennen. Keine Frau ist heute schneller. Kurz vor dem Ziel huscht sie an mir vorbei.  Sie gewinnt in 2:45:03 Stunden.

Auf dem See tummeln sich jetzt mehr Segel- als Ruderboote.  Hat der Wind zugenommen? Hier am bewaldeten Nordufer spürt man es nicht. Eine Staffelläuferin kommt angedüst. Ich will ihr Platz machen, sie nimmt das Angebot aber nicht an. „Marathonis haben Vorrang“, sagt sie. Wo hat sie denn das gelernt? Sonst ist das doch immer umgekehrt. Und außerdem …. Ich erröte.  Immer mehr Schnelle treffen auf immer weniger Langsame. Rüdiger ist mit einer 4:45-Truppe schon durch, jetzt kommt Angela Strosny mit den 5:00ern. René, ihr kürzlich Angetrauter, wollte die 3:00 Stunden-Läufer ins Ziel bringen. Er ist aber mit Krücken angereist. Ein Arbeitsunfall …

Es ist wie immer: Das schönste am Marathon ist der Zieleinlauf. Und in Essen ist die Lokation wirklich einmalig. Rechts die gutbesuchte Regattatribüne und Zuschauer, die den Läufern teilweise nur eine schmale Gasse lassen. Links der See, in den man fällt, wenn man last minute einen Schwächeanfall bekommt. Ich beneide jede und jeden Läufer um dieses Erlebnis. Nach der Tribüne läuft man dann an deren Rückseite, begleitet von fetziger Musik und feschen Cheerleader-Girls  ins Ziel. Die Mädels bekommen eine rote Rose, die Kerle ein Bier. Oder habe ich da etwas nicht richtig mitgekriegt? Medaillen kriegen sie alle und auch sonst geht keiner durstig oder hungrig heim.  Die meisten sagen: „Tschüss, bis zum nächsten Jahr.“

Marathonsieger

Männer

1 Schmidt, Daniel (GER) LT DSHS Köln 02:23:00
2 Bräutigam, Marcel (GER) Laufclub Erfurt 02:24:02
3 Sansar, Elias (GER) LG Lage-Detmold 02:24:12

Frauen

1 Optekamp, Silke (GER) PSV Grün-Weiß Kassel 02:45:03
2 Viebahn, Christel (GER) LAZ Puma Rhein-Sieg 02:45:34
3 Vabic, Nina (GER) TSG Kleinostheim 02:55:27

1353 Finisher

 

Weitere Impressionen

 

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Informationen: Westenergie Marathon Rund um den Baldeneysee
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