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Laufberichte

Big Sur Marathon: Big Sur – Hills– Highway 1

01.05.11

Auf dem Rückweg fühlte ich die zunehmende Wärme ab Meile 13 und ich nahm bewusst Tempo raus um Kräfte zu sparen, aber im Laufe des weiteren Weges wurden durch die vielen Hügel die Beine immer schwerer, was weitere Temporeduzierung bedeutete. Ich sah auf der Gegenseite die nach mir kommenden Läufer, was mich etwas beruhigte, so schlecht war ich noch gar nicht, denn es waren noch viele. Wasser- bzw. Getränkestationen mit Gatorade und auch an zwei Stellen Gels, aber nirgends Coke …unvorstellbar. An der fehlenden Flüssigkeit lag es nicht, die Sonne brannte erbarmungslos auf die Läufer nieder, Schatten ist Fehlanzeige.

Bei Meile 21 kam eine Besonderheit als Streckenverpflegung, Erdbeeren, riesengroß (Gen-Erdbeeren?), ich stopfte sie trotzdem nur so rein.

So langsam dämmerte mir immer mehr, was mir noch bevorstand, die Carmel Highlands oder besser gesagt Hills zum zweiten Mal. Ich kannte das schon vom Boston Marathon, nicht steile Hügel, aber unendlich lang, die kein Ende nehmen wollen. Das war es, vor dem alle Infos gewarnt hatten. Man läuft die berühmten Hügel zweimal und wer das Rennen im 1. Teil zu schnell angeht wird es auf dem Rückweg zu spüren bekommen. Und wie? In der Tracht war es jetzt verflucht warm, die Gels, die ich einwarf, halfen auch nicht so recht, ich musste die Hills hoch. Ich war schon fast ein Walker, mit der letzten Kraft überstand ich die Anstieg gerade noch so, flüssiges Laufen sieht aber anders aus. Glücklicherweise hatte ich die meisten Fotos schon im Kasten, aber ich wurde zunehmend von austrainierten Bergläufern überholt, das wurmte mich schon ein wenig, aber ich hatte dieses Jahr aus Verletzungsgründen noch keine Höhenmeter trainieren können.

Kurz vor Carmel ging es in den Point Lobos State Park, da gab es zu ersten Mal ein wenig Schatten, was mir guttat. Nachdem wir diesen Park verlassen hatten, rief mir kurz jemand zu, nur noch eine Meile.Aber was sah ich -  nein, nicht das Ziel in Carmel, davor gibt es noch eine Erhebung, die hatte ich schon ganz vergessen. Ich hätte fluchen können, da musst du jetzt im Laufschritt hoch, erst am Top des Hills kannst du das Ziel in Carmel mit den Zuschauern sehen. Was soll‘s, ich überstand auch das und konnte mich beim langen Downhill so richtig auf den Zieleinlauf vorbereiten.

Ich sah am Streckenrand Bob und Linda gemeinsam mit Beate stehen, zog die Landesflagge von Bayern passend zur Tracht aus der Hose (die Schwaben mögen es mir verzeihen, nachdem ich schon so lange als Gastarbeiter hier wohne und mich wohlfühle) und lief glücklich nach 3:50 ins Ziel ein.

Die Medaille, die ich jetzt mit Stolz in Empfang nahm ist eine Besonderheit, handgemacht mit Lederband, das hatte ich bisher noch nie. Im Ziel gibt es Bier, natürlich ohne Wirkung und eine Verpflegungsbox sowie die üblichen Gatorades. Ich konnte sie nicht mehr sehen. Also Bier rein, Hunger hatte ich auch keinen. Da es unbarmherzig heiß war, hatte nicht nur ich den Wunsch aus der Hitze bald rauszukommen, auch meine Laufbegleitungen. So dampften wir nach kurzem Aufenthalt zurück, ich sehnte mich nach einem anderen Outfit, einer kühlen Dusche und einer schattigen Holzterrasse.

Fazit

Der US-Sieger Jesus Campos brauchte 2:31:54. Hermann Achmüller wurde Zweiter in 2:34:17 (war lange Zeit mitführend mit dem später Viertplazierten Mario Mendoza, der später zu Protokoll gab, dass sie wohl das Rennen zu aggressiv angegangen sind und der Sieger schon entsprechende Lauferfahrung bei Big Sur Starts hat. Bei den Frauen brauchte die US-Siegerin Beth Woodward 3:05:05.

Alle waren glücklich, trotz der einmaligen Ausweichstrecke. Es gab viel Lob für die Veranstalter, dass sie das in so kurzer Zeit organisatorisch überhaupt noch auf die Reihe bekamen und einen phantastischen Marathon auf die Reihe bekommen haben. Beim Lauf sieht man nämlich von der berühmten Bixby Creek Bridge nur kurz etwas, dann ist man schon wieder darüber hinweg, was mich persönlich noch reizen würde, wäre der Hurricane Point bei Gegenwind. Ich sah es am Tag davor mit dem Auto, wie sich Biker brutal dabei hochgequält haben. Wer darauf steht könnte hier sein Waterloo erleben, wenn es das richtige Jahr mit entsprechendem Wetter ist. Man muss es selbst erlebt haben, wie brutal dort der Wind sein kann.

Die Ausblicke sind an jedem Punkt der Strecke gigantisch, ich habe nichts vermisst, die anderen Fotos konnte ich ja glücklicherweise in aller Ruhe am Vortag machen.

Die Alternativstrecke war nach Meinung aller Experten langsamer und härter aufgrund der mehr Höhenmeter als die Übliche unter Normalbedingungen. Ich könnte mir vorstellen nochmal zu starten, denn Kalifornien als Urlaubsland ist so groß, da gibt es noch genügend zu sehen, was sich mit diesem einmaligen Landschaftsmarathon verbinden lässt, die Zeit ist wirklich unwichtig. Genieße den Lauf, bereite dich aber entsprechend auf die Berge vor, ich habe dazugelernt.

Zum Abschluss möchte ich mich bei unseren Lauffreunden Bob und Linda bedanken, die 4 Tage bei euch in Monterey waren großartig, der „american dream“ wurde Realität. Danke für die super Aufnahme, den tollen Ausflug nach Big Sur, das leckere Essen, die Einladung zu einer außergewöhnlichen Party in ein hundert Jahre altes viktorianisches Haus und die vielen weiteren Tipps für unseren 2 wöchigen anschließenden Urlaubsaufenthalt in Kalifornien mit Abstecher nach New York. Ich gebe eure Empfehlung für diesen einmaligen Marathon gerne an die deutschen Marathonläufer weiter. 

Den muss man gelaufen sein, um zu verstehen, was ein Landschaftsmarathon wirklich ist. Die Hills werden  zur Nebensache.
 

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