marathon4you.de

 

Laufberichte

Verregneter Sonntag

02.10.05
Autor: Klaus Duwe

Attraktivität der Strecke bleibt verborgen

 

Der 3 Länder Marathon führt durch Deutschland, Österreich und die Schweiz, wird in Lindau gestartet und hat in Bregenz im Casino-Stadion den Zieleinlauf. Bei solchen Punkt-zu-Punkt-Kursen bevorzuge ich immer den Zielort als mein Domizil. Das Hotel "Germania" ist eine gute Wahl.

 

 

Zunächst geht’s aber nach Lindau. In der historischen Inselstadt, die mit einer Brücke und dem Eisenbahndamm mit der „Gartenstadt“, wie die Ortsteile auf dem Festland genannt werden, verbunden ist, leben etwa 3.500 der insgesamt ca. 24.000 Einwohner. Schon freitags können in der Inselhalle auf der Marathonmesse die Startunterlagen abgeholt werden. Am Samstag gibt es gleich in der Nähe im Feuerwehrhaus ein köstliches Nudelgericht, zubereitet und serviert von Schülern der Landesberufsschule Lochau.

 

Mit dem Wetter am Marathon-Wochenende ist es hier so eine Sache. In der Vergangenheit hatte es immer geregnet, im letzten Jahr schien endlich einmal die Sonne. Das war dann allerdings nur ein „Ausrutscher“. Schon am Samstag regnet es fast ununterbrochen und auch für Sonntag sind „dauerhafte und teilweise ergiebige Regenfälle“ vorher gesagt.

 

So ist es dann auch. Ich parke mein Auto auf dem großen Parkplatz des Casino-Stadions in Bregenz  und gehe in 10 Minuten durch eine Grünanlage zum Hafen. Von dort fahren ab 8.20 Uhr Schiffe nach Lindau. Die Sitzplätze in den zwei großen Sälen sind schon besetzt, Platz gibt es nur noch auf den Sonnendecks. Wir verlassen den Hafen und blicken zurück auf die graue Stadt, die bald nur noch schemenhaft zu erkennen ist.

 

Voraus sehen wir schon die bekannte Hafeneinfahrt von Lindau (1856) mit dem 33 Meter hohen Leuchtturm und dem auf den See blickenden Bayerischen Löwen. Eine halbe Stunde, dann begrüßt uns Lindau am „Happy End von Deutschland“. Der Mangturm, ein alter Leuchtturm aus dem 13. Jahrhundert, dominiert das Hafengebiet, wo auch gleich das Startgelände ist. Es ist noch etwas Zeit und ich gehe ein paar Schritte in die Altstadt, wo das Alte Rathaus (1422 – 1436) mit seiner prächtigen Fassadenmalerei die Hauptattraktion ist. Die oberen Säle werden noch heute als Sitzungszimmer benutzt. Gleich gegenüber ist die „Brodlaube“, wo seit dem 14. Jahrhundert Brot gebacken und verkauft wird.

 

Überall in überdachten Eingängen und Lauben suchen Läuferinnen und Läufer Schutz vor dem Regen und halten sich unter Folien warm. Direkt am Start läuft ein lautstarkes Aufwärmprogramm einer Gymnastikgruppe. Trotz, oder gerade wegen des Regens und der Kälte (die Temperaturen bleiben heute einstellig), machen viele mit. Von schlechter Laune ist überhaupt keine Spur, über das Wetter wird gar nicht gesprochen. Es ist, wie es ist. Und noch nie haben sich so viele (5.361) für eine Teilnahme entschieden.

 

Um 11.00 Uhr dann endlich der Start. Vom Bahnhofsplatz geht es in die Zeppelinstraße und die Zwanzigerallee, vorbei an der Inselhalle, und dann über die Seebrücke aufs Festland. Viele Zuschauer lassen sich vom Regen das Fest nicht vermiesen und stehen rechts und links der Straße und klatschen sich warm. Sogar in der Ladestraße am Güterbahnhof stehen Leute auf den Rampen und feuern die Läufer an.

 

Schon nach ein paar Kilometern ist der Weg entlang des Bodenseeufers recht schmal geworden. Das Läuferfeld hat sich aber bereits so weit auseinander gezogen, dass man gut sein Tempo laufen kann. Bei km 3,5 sehe ich rechts die langen Holzbaracken des Strandbades Eichwald. Viele Zuschauer haben sich hier versammelt und machen mächtig Stimmung. Gleich danach bei km 5 ist die erste Verpflegungsstelle.

 

Über 3 Kilometer geht die Strecke jetzt direkt am See und der Bahnlinie entlang nach Lochau. Das Wetter ist mir jetzt egal, denn obwohl mittlerweile nicht nur meine Füße klatschnass sind, friere ich nicht. Ich bedauere es aber sehr, dass der Blick auf und über See wenig Abwechslung bietet. Alles ist Grau, mal hell, mal dunkel. Auch Bregenz, das jetzt am anderen Ende der Bucht vor uns liegt, ist nur schemenhaft zu erkennen. Der Pfänder, obwohl nur 1064 Meter hoch, ist in Wolken.

 

Bei km 10 sind wir auf der Bregenzer Seepromenade an der zweiten Verpflegungsstelle. Es gibt Wasser, Gatorade, Tee und gleich von Beginn an auch Bananen und Apfel. Ich finde das Klasse, so kommt ein Hungergefühl erst gar nicht auf. Später gibt es auch Riegel, Gel, Cola und Red Bull. Die Versorgung ist absolut vorbildlich. Gegenüber ist das Casino-Stadion. Bis zum Zieleinlauf dort ist allerdings noch ein langer Weg. Viele Zuschauer feuern uns hier an.


Bei Km 11 kommt uns Lukas Stähli entgegen, der in 1:09:35 den Halbmarathon gewinnen wird. Wir bleiben die nächsten 2 Kilometer auf dem Strandweg entlang von Schilfwiesen und Laubwäldchen. Die uns Entkommenden werden jetzt immer zahlreicher.

 

Kurz vor km 15 geht es über die Bregenzer Ache nach Hard. Noch einmal gibt es an einer Verpflegungsstelle das volle Programm, dann laufen die „Halben“ links ab und für die Marathonis geht es geradeaus auf dem Unteren Achdamm weiter. Bis km 20 geht es immer am Ortsrand und am See entlang, dann vorbei an Wohn-, Industrie- und Gewerbesiedlungen. 


Genau bei km 19,5 kommt der Schweizer Fredi Marti angerannt. Er ist bei km 33,5 und gewinnt den Marathon in 2:32:08 Stunden. Die Gegend gibt bei dem Sauwetter wirklich nicht viel her und mir graut schon vor dem Rückweg.

Jetzt überqueren wir zuerst die Dornbirner Ache, deren braune Brühe das Flussbett bis oben hin füllt, und dann den Neuen Rhein. Gleich darauf erreichen wir auf der Dorfstraße Fußach und die Halbdistanz. 2:07 Stunden, meine Zwischenzeit.

 

Bei km 23 kommen wir nach Höchst und sehen von dem Ort zunächst die Randgebiete mit den Gewerbebetrieben, dann aber eine Wohnsiedlung mit sehr schönen und bestimmt sehr teuren Wohnhäusern. Auf der Hauptstraße dann echte Marathonstimmung mit viel Applaus und Jubel. Es ist nicht mehr weit und wir passieren den Grenzübergang St. Margrethen. Im Ort feiern die Schweizer gerade den Marathon-Sieg ihres Landsmannes so beigeistert, als ob es um die Olympische Goldmedaille gegangen wäre.

 

Wir laufen weiter und kommen zum Einkaufszentrum „Rheinpark“, haben dort eine Steigung über die Bahn zu überwinden und laufen dann 3 Kilometer unterhalb des Rheindamms auf dem asphaltierten Weg entlang der Wiesen, bis wir bei Fußach (km 32) wieder den Neuen Rhein und die Dornbirner Ache auf dem schon bekannten Weg überqueren.

 

Die nächsten 3 Kilometer kenne ich auch schon. Es sind die, vor denen mir vorhin schon graute. Ganz so schlimm ist es dann aber doch nicht. Die Betriebstemperatur wird gehalten und trotz (oder wegen) des Regens, der die ganze Zeit höchstens mal nachlässt aber nie aufhört, bin ich ganz gut unterwegs und es macht sogar Spaß, zu laufen. Leider ist es halt nach wie vor so, dass sich uns heute die Schönheit der Bodenseelandschaft  nicht erschließt.

 

Km 38 ist erreicht, als es wieder über die Bregenzer Ache und dann auf den Achweg geht. Nach einem Kilometer geht es rechts ab von der bekannten Strecke. Der schmale asphaltierte Weg führt durch niedrigen Laubwald. Nach weiteren zwei Kilometern sehe ich dann eine wohl bekannte Gestalt vor mir. Es ist Jupp, mit dem ich auf eine ganze besondere Weise verbunden bin.

 

Ich kenne ihn schon viele Jahre von IVV-Veranstaltungen her. Gemeinsam sind wir etliche Marathons marschiert und später gejoggt. Der Traum von Jupp war, am New York Marathon teilzunehmen. Und so fing er mit dem Lauftraining an. Ich wollte auch, aber mit über fünfzig Jahren wähnte ich mich zu alt. Jupp ist 10 Jahre älter und zog das durch. 2001 finishte er in New York. Das ließ mir keine Ruhe. Ich warf meine Vorurteile über Bord und lief und lief. 2002 war dann in Berlin meine Marathon-Premiere. Bei jedem Lauf  denke ich seither an Jupp und bin ihm für sein Vorbild dankbar.

 

Letzter Kilometer. Ich habe noch Reserve und laufe mein Tempo. Dann geht’s ins Stadion. Unter dem Tribünendach sind tatsächlich noch einige Zuschauer, die nicht nachlassen, die Finisher zu beklatschen. Ich bin im Ziel (4:18) und wie immer glücklich. Weil die Umstände heute nicht so optimal sind, sogar noch etwas mehr.

 

Im Innenraum ist ein großer Versorgungsbereich aufgebaut mit reichlich Essen und Trinken und Massage. Viel Betrieb ist nicht. Die Läuferinnen und Läufer zieht es mehr in die trockene Zelte. So halte ich es auch. Nur schnell in trockene Klamotten kommen, etwas essen, dann ins Hotel und dort ins Schwimmbad.

 

Streckenbeschreibung

Punkt-zu-Punkt-Kurs von Lindau (D) nach Bregenz (A)und über St. Margrethen (CH) wieder zurück nach Bregenz. Sehr abwechslungsreiche, flache Strecke, bis auf einige ganz kurze Abschnitte asphaltiert und auch bei schlechtem Wetter sehr gut zu laufen.

 

Weitere Veranstaltungen

Halbmarathon und Nordic Walking (10,6 km), Start jeweils Lindau und Ziel Bregenz. Kinder- und Jugendläufe am Samstag in Bregenz rund um das Stadion

 

Logistik

Startunterlagen gibt es auf er Marathonmesse in Lindau in der Inselhalle. Dort ist auch der Start. Schiffe bringen die Läuferinnen und Läufer vor oder nach dem Lauf von Bregenz nach Lindau. Traditionelles Nudelessen an Samstag in Lindau.

 

Verpflegung

Hervorrangend - 15 (eher noch mehr) Verpflegungs- und Getränkestellen. Es gibt Wasser, Iso, Tee, Cola, Red Bull, Bananen, Äpfel, Trockenobst und Riegel.

 

Auszeichnung:

Medaille, Urkunde - Funktionsshirt kann gekauft werden.

 

 

Informationen: Sparkasse 3-Länder-Marathon
Veranstalter-WebsiteE-MailErgebnislisteHotelangeboteOnlinewetterGoogle/Routenplaner

 
NEWS MAGAZIN bestellen
Das marathon4you.de Jahrbuch 2024