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Laufberichte

Vergangenheit und Zukunft

 

Jetzt wird es ruhig auf der Strecke. Meine Befürchtung, dass die großzügige Verpflegung dem Halbmarathon geschuldet ist, erweist sich als falsch. Auch unsere nächste VP ist üppig ausgestattet und mit sachkundigen Helfern besetzt. Endgültig allein unterwegs kann ich die Natur in vollen Zügen genießen. Der Südschwarzwald hat schon etwas. Der Weg führt durch hohen Nadelwald. Nebel liegt schwer zwischen den Bäumen. Rechts und links des Wegs gibt der mannshohe, schon braun gefärbte Farn dem ganzen einen herbstlichen Touch. Die kleinen blauen Kilometerschilder sorgen für Abwechslung und zeigen, dass ich, wie auch immer, vorwärts komme.

Plötzlich Blaulicht mitten im Wald. Hinter km 17 parkt ein Krankenwagen. Keine Angst, es ist nichts passiert, er steht hier nur zur Vorsicht. Gleichzeitig muss so der scharfe Abzweig, auch vom unaufmerksamsten Läufer, erkannt werden. Die Verpflegung bei Oberbränd liegt im Nebel versunken. Hier sichern Helfer eine Straße und der 2. Staffelwechsel folgt. Auf dem anschließenden längeren Bergabstück kann ich nochmal auf meine verlorene Gruppe auflaufen. Dann wird es wieder flach und ich muss erneut abreißen lassen.

Der Wald hat sich unmerklich verändert. Die hohen Nadelbäume stehen weiter auseinander und so konnte sich am Boden üppige Vegetation entwickeln. Sogar kleine Blümchen kann ich entdecken. Der Wald tritt zurück und grüne Weiden mit den Häusern von Oberbränd liegen im Nebel. Kurz bevor wir den Ort erreichen, schicken uns die Streckenposten am Abzweig bei km 20 nach links. Es geht bergab und ein kalter Wind pfeift uns entgegen. Bald erreichen wir wieder den Wald. Die folgende Steigung wird nun auch von anderen gegangen. Oben stehen Mutter und Kind als Helfer. Der Kleine ruft uns zu: „Die Hälfte ist geschafft!“. Und tatsächlich kommt hinter der Kurve direkt das km 21 Schild.

Den nächsten scharfen Abzweig kündigt abermals schon von weitem ein parkender Krankenwagen an. Der Helfer meint, es ginge nun tendenziell bergab. Tatsächlich fühlt es sich plötzlich leichter an. Langsam kann ich auf die mittlerweile ebenfalls versprengten Kollegen auflaufen. An der VP bei km 24 gibt es zusätzlich Laugenstangen, die bereits in mundgerechte Stücke geteilt sind. Wir stärken uns ausgiebig. Die Helfer sind gut gelaunt, hätten aber gerne etwas Sonne. Ich dagegen bin froh über die perfekten Laufbedingungen und kann auf Sonne gern verzichten. Kurz vor km 25 gibt es eine Zwischenzeitmessung quer über dem Weg. Bis hierher habe ich knapp drei Stunden benötigt.

Die Kilometer ziehen sich etwas. Zwei Fußkranke kann ich überholen, dann gibt es schon wieder etwas zu essen. An der VP bei km 30 wird nun auch Cola ausgeschenkt. Es folgt ein matschiger Abschnitt. Nanu, wo kommt denn das Wasser her? Dann wird es sogar richtig trailig. Das kurze Stück bergab macht richtig Laune. Unten geht es über eine alte Holzbrücke und dann an einem kleinen Bächlein entlang. Hier bin ich froh, dass die Strecke wirklich super markiert ist. Jeder Abzweig ist mit Sägespänen und Flatterband abgesperrt, das zwar wegen Fahrradfahrern auf dem Boden liegt, aber trotzdem sehr gut sichtbar ist.

Bei km 34 erreichen wir Unterbränd mit dem 3. Staffelwechsel. Hier stößt auch die Halbmarathonstrecke hinzu. Die Läufer sind jedoch längst durch. An der VP werden die Laugenstangenstücke sogar mit Banane gefüllt - Läufersandwich. Es gibt wieder Cola und den Hinweis, dass es nun nur noch bergab geht.

Ein wirklich netter, leicht abfallender Radweg macht das Laufen trotz der bereits gelaufenen Strecke angenehm. Bald erblickt man den beliebten Kirnbergsee zwischen den Bäumen. Der Weg führt oberhalb entlang und bietet eine schöne Aussicht auf den gegenüber liegenden Badestrand. Man sagt, dass Wasser sei im Sommer hier relativ warm. Der See wird auch von Wassersportlern aller Art gerne genutzt. Auch Angeln ist möglich. Heute ist er allerdings verwaist, was sicher den zahlreich vorkommenden seltenen Wassertieren und -pflanzen entgegen kommt.

Vor mir taucht plötzlich das gelb leuchtende Laufshirt von Brigitte auf. Ob ich sie wohl einholen kann? Es wäre nett, auf den letzten Kilometern Gesellschaft zu haben. Ich ziehe das Tempo an. Sofort bekomme ich einen Krampf im Oberschenkel. Laut fluchend muss ich anhalten. Nun geht es nur noch in langsamen Trab weiter. Das gelbe Shirt bleibt in unerreichbarer Entfernung.

Der Weg führt aus dem Wald. Mittlerweile hat sich der Nebel doch tatsächlich aufgelöst und die Sonne kommt hervor. In weiter Ferne kann man bereits Bräunlingen erkennen. Erst geht es aber rechts auf die Straße nach Waldhausen. An der VP warten nochmals Iso, Wasser, Cola, Bananen und Laugenstücke. Ich habe mich wieder etwas erholt. Auf dem flachen Weg vor mir kann ich einige Läufer erkennen. Als ich so vor mich hin laufe, komme ich ihnen immer näher. Das motiviert mich zu letzter Anstrengung. Bis zum Ortsschild von Bräunlingen kann ich tatsächlich noch zwei von ihnen überholen und auch Brigitte kommt in Reichweite.

Wir laufen ein kurzes Stück gemeinsam, als ich noch eine weitere Frau vor uns sehe. Es ist nicht mehr weit bis ins Ziel. Am Narrenbrunnen feuern uns die Helfer an. Der Brunnen in Form eines Bootes symbolisiert im Narrenschiff das „Gemeinschaftliche“ der Narrenzunft Eintracht Bräunlingen. Schon liegt das Mühlentor vor uns. Die Dame vor mir stutzt. Wo müssen wir hin? Mir ist klar, dass es durch das Tor gehen muss. Da stehen auch schon Streckenposten. Aufgrund ihres kurzen Zögerns kann ich mit Schwung an ihr vorbeiziehen. Jetzt nur nicht nachlassen. Hinter der nächsten Kurve kann ich den Zielbereich erkennen. Dort sind jede Menge Zuschauer. Es folgt die letzte Kurve und dann das Ziel. Hier ist die Hölle los. Ich bin mitten in den Zieleinlauf des Bambinilaufs hineingeraten. Direkt hinter mir kommt schon Brigitte. Wegen ihres tollen Laufrocks wird sie vom Moderator gleich interviewt. Sie ist schon wieder bei Atem.

Wir bekommen eine schöne Medaille. An der Verpflegung drängen sich die Bambinis und ihre aufgeregten Eltern. Norbert ist schon von der Dusche und der Massage zurück.  Wir nehmen nur noch schnell eine Banane und machen uns auf den Weg zum Auto.

 

Fazit:

 

Mit 47 Jahren ist der Schwarzwaldmarathon eine der ältesten Marathonveranstaltungen Deutschlands. Trotzdem macht weder die Organisation noch die Durchführung einen angestaubten Eindruck. Hier wurde über die Jahre Erfahrung gesammelt, schlechtes weggelassen und gutes weiterentwickelt.

Auftakt ist am Samstag mit den Schülerläufen, dem Zehnerlauf und -walking, einer Kartoffelparty und dem Comedyabend mit Dieter Baumann. Am Sonntag folgen dann Marathon, Halbmarathon und 21 km Walking. Die Strecke des Schwarzwald Marathon ist für mich optimal, weil die 1. Hälfte nur leicht ansteigt und die 2., im Gegensatz dazu, spürbar abfällt. Mir macht es auch nichts aus, viele Kilometer alleine zu laufen.

Die Verpflegung auf der Strecke lässt in Quantität und Qualität keine Wünsche offen. Der spätere Start des Halbmarathons kommt mir entgegen, weil es die Startunterlagenausgabe entzerrt und den Stau an den Toiletten in erträglichen Grenzen hält. Die Gegend ist toll, denn ich mag Wald. Beim Heer der Helfer sind mir die vielen Kinder aufgefallen. Hier braucht man sich keine Sorgen um die Zukunft des Laufs zu machen.

Erstaunlich finde ich, dass die Siegerin bei den Damen, Gerdi Ott, in derselben Altersklasse (W50) wie ich ist. Und sie hatte ganze 7 Minuten Vorsprung vor ihren Konkurrentinnen.

 

Siegerliste Marathon

 

Männer

1 Verschoren, Bart (BEL) Dilbeek AC   02:37:05
2 Weishaar, Bernd (GER) TUS Bonndorf    02:42:15
3 Mild, David (GER) LG Brandenkopf   02:45:55

Frauen

1 Ott, Gerdi (GER)  Sportbuck    03:16:27
2 Gallasch, Katja (GER) 7-Zwerge    03:23:27
3 Trumm, Susanne (GER)  LG Hohenfels   03:24:57

325 Finisher

12
 
 

Informationen: Schwarzwald-Marathon
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