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Laufberichte

Rund um die Eifeler Seenplatte

 

Im Nationalparks Eifel liegt der Rursee, auch "Eifeler Seenplatte"genannt, bestehend aus der Rurtalsperre Schwammenauel, der Urfttalsperre und dem Obersee. Ziel dieses bereits 1905 begonnenen Großprojektes war es, die damals herrschende Trinkwasserknappheit in den Griff zu bekommen und den wachsenden Hunger nach elektrischem Strom zu stillen.

In Folge der Reparationen des 2. Weltkriegs waren weite Teile der Umgebung als belgischer Truppenübungsplatz für die Bevölkerung nicht nutzbar, was sich nun als Segen herausstellt. Die unberührte Natur zieht übers Jahr viele Touristen an, so dass das Gebiet nun zum Nationalpark Eifel gehört. Wassersport ist neben Wandern und Radfahren am Rursee sehr beliebt. Zahlreiche Segelvereine haben ihre Bootshäuser und Anlegestellen am Ufer des Sees. Auch die Schiffe der Rursee-Schifffahrt verkehren im Sommer regelmäßig auf Rurtalsperre, Urfttalsperre und Obersee.

Den Rursee-Marathon im November gibt es in diesem Jahr zum 21. Mal. Start und Ziel befindet sich in Einruhr am Rursee, einem Ortsteil der Gemeinde  Simmerath. Am Samstag werden die Schülerläufe und ein 5 km Lauf ausgetragen. Außerdem gibt es für Mountainbiker die anspruchsvolle 40 km lange Eifelhöhen-Tour auf z. T. extrem matschigem Untergrund. Sonntags ist dann der 16,5 km Lauf (auch für Walker) und der Marathon.

Am Ortseingang von Einruhr steht ein großes Festzelt direkt am Seeufer an der Brücke der B266. Davor ist der abgesperrte Zieleinlaufkanal. Im Zelt gibt es eine kleine Marathonmesse, Startnummernausgabe, Bühne für die Siegerehrung, Ausschank, Aufenthaltsmöglichkeit für Sportler und Zuschauer und Lokation für die After-Run-Partys am Samstag und Sonntag.

Bei unserer Ankunft am Samstagnachmittag ist das Zelt brechend voll. Gerade läuft die Siegerehrung für den 5 km Lauf. Schnell holen Laura, Norbert und ich unsere Startnummern samt Startertasche mit diversen Kleinigkeiten und das langärmlige Funktionsshirt. Die Finisher-Medaille kann für kleines Geld dazu gebucht werden.

 

 

Start am Sonntag ist um 10 Uhr 30. Unsere Pension befindet sich direkt vor dem Startbereich. Nach erholsamem Ausschlafen und genüsslichem Frühstück begeben wir uns zum Start. Bereits am frühen Morgen wurde die Zufahrtsstraße nach Einruhr abgesperrt und das Marathontor aufgebaut. Es ist heute mit 7 °C ganz schön kühl. Der Wetterbericht hat einen Kälteeinbruch mit Regen vorhergesagt. Regen hatten wir die ganze Nacht, hoffentlich ist die Front damit durch. Gerade blitzt sogar die Sonne hervor. Die Temperatur geht für mich in Ordnung.

Bis fünf Minuten vor dem Start ist hinter dem Starttor noch nicht viel los. Dann geht es aber blitzschnell, die Läufer nehmen ihre Positionen ein und pünktlich ertönt der Startschuss. Unter dem Applaus der Zuschauer geht es zunächst durch den Ort mit seinen schönen Fachwerkhäusern. Nachdem wir die letzten Gebäude hinter uns gelassen haben, freuen wir uns endlich einen ersten Blick auf den herbstlich umrandeten See zu werfen. Norbert verabschiedet sich, er will heute schneller laufen. Laura kommt hinter mir. Sie will nun endlich nach den 2 Ultras Ihren ersten Marathon laufen.

 

 

Hinter km 2 geht es einen Feldweg bergauf und weg vom See. Noch sind die Beine frisch, so dass die meisten hier locker hinauf joggen. Wieder bergab führt der Weg dann wellig am Ufer entlang. Das Feld ist bereits auseinander gezogen, so dass es nicht schwer fällt, die matschigen Stellen hier zu umrunden.

Links der See und rechts schroffe Felsen, dazwischen herbstlicher Laubwald - ein herrliches Bild, vor allem weil kurz die Sonne rauskommt. Plötzlich geht es bergauf. Und das auch noch ziemlich steil. Steigen ist angesagt. Schnell spüre ich meine Oberschenkel. Endlich sind wir oben, der Wald öffnet sich und die Urfttalsperre liegt unter uns. Noch ein paar Stufen hinunter dann geht es direkt über die 58 m hohe Staumauer. Als sie 1900 gebaut wurde, war sie die größte Staumauer Europas. Sie staut die Urft zum Urftstausee zu unserer Rechten. Links unterhalb liegt der Obersee des Rursees. Schautafeln erklären die Technik des imposanten Bauwerks.

Am Ende der Staumauer erwartet uns die erste VP. Übersichtlich angeordnet gibt es Wasser, Tee und Iso. Außerdem Lebkuchen. Ich werde aber magisch vom hinteren Teil der Tischreihe angezogen. Hier wird zur Feier des Tages in winzigen Bechern Pflaumenlikör und „Hüllenkremer Els Echt Alt Montjoie“ angeboten. Dieser Kräuterlikör ist eine Spezialität der Region. Ich bin kein Kenner und bleibe bei Pflaume. Der ist lecker. Dafür verzichte ich auf das ebenfalls angebotene Bier. Beschwingt geht es nun bergab.

 

 

Wir laufen jetzt wieder direkt am See entlang. Die Sonne scheint. Ich bin fast ein wenig zu warm angezogen. Von hinten kommt das Fahrrad um den Führenden des 16,5 km Laufs anzukündigen. Die Läufer sind um 11 Uhr gestartet und die ersten haben bereits großen Abstand zueinander. Ich lasse mich etwas ziehen, kann aber natürlich nicht dranbleiben. Die ständig überholenden Läufer machen die Strecke kurzweilig, so dass nun schon die Trennung der Strecken hinter km 10 kommt. Zuschauer klatschen Beifall und eine Percussiongruppe macht Rhythmus. Die Schnellen auf der kurzen Strecke gehen nach links über den Paulusdamm, die Abkürzung nach Rurberg. Wir halten uns rechts weiter am See entlang.

Der Weg führt erneut bergauf und weiter in den Wald. Zwischen den schon kahlen Bäumen hat man eine tolle Aussicht auf den See und das gegenüberliegende Ufer. Hinter km 14 erwarten uns mitten im Wald die Helfer des THW an der zweiten VP. Laura hat nun zu mir aufgeschlossen. Wellig wird es, bis wir dann bei km 17 den See wieder erreichen. Es hat zugezogen und ich finde es angenehm frisch, optimal zum Laufen. Es geht ein Stückchen bergauf und oben auf dem Parkplatz können wir bereits die nächste VP bei km 19 erkennen. Der Tee ist warm und lecker; dazu gibt es Äpfel und Bananen.

 

 

Nach ein paar Metern auf schmalem Wiesenweg geht es an der Straße entlang, auf der wir das Herzstück der Rurtalsperre, die Sperre Schwammenauel, erreichen. Das mächtige Bauwerk aus dem Jahr 1938 wurde nach Sprengung im 2. Weltkrieg und Wiederaufbau 1965 auf 78 m erhöht. Hauptsächlich soll es der Wasserstandsregulierung der Rur dienen. Aber natürlich wird hier auch Strom erzeugt.

Ich genieße den wunderbaren Blick über den ruhig daliegenden See, in dem sich das bunte Herbstlaub der gegenüber liegenden Insel Eichert spiegelt. Laura ist ein Stück hinter mir in Sichtweite. Hinter dem Cafe an der Schiffsanlegestelle der Rurseeschiffahrt (km20) erreichen wir einen fein geschotterten Wanderweg.

Die Sonne zeigt sich noch kurz, aber dann zieht es plötzlich zu und es fängt an zu regnen, gerade so viel, dass es nicht unangenehm wird. Doch der See erscheint nun komplett verändert: er liegt grau und trist unter uns. Das bunte Herbstlaub sieht jetzt ebenfalls eher braungrau aus. Der Regen hängt wie Bindfäden auf der Wasseroberfläche.

Der Weg steigt wieder an. Oben kommt die nächste VP. Die Helfer des THWs stehen im Zelt und bedauern uns. Ach, das bisschen Wasser ist doch für uns kein Problem. Nun geht es steil und steinig den Berg hinunter. Hier muss man höllisch aufpassen, um nicht zu stolpern oder umzuknicken.

 

 

Wir sind froh, als es wieder flach wird und der Regen hat auch aufgehört. Bei km 27 geht es dann auf Asphalt. Ein Geländer sichert auf der einen Seite die Straße zum See hin. Auf der anderen Seite liegt hoher glatter Fels. Der Weg beschreibt eine Kurve vom See weg. Plötzlich habe ich Musik im Ohr. Heiße Rhythmen schallen aus dem Wald. An der VP sind die Helfer gut gelaunt. Es gibt jetzt auch Cola. Ein Läufer fragt irgendetwas, daraufhin bieten die Helferinnen sogar Glühwein an. Da mache ich auch mit. Laura läuft schon mal vor, aber ich muss die Pause noch etwas ausdehnen. Schnell habe ich sie wieder eingeholt. Es regnet schon wieder und ein unangenehmer Wind pfeift durch die Bäume. Laura streift sich einen gelben Regenponcho über. Da die Straße eine Kurve macht, können wir der Musik noch lange lauschen.

In Serpentinen zieht sich das kleine Sträßchen den Berg hinauf. Erste Häuser kommen in Sicht. Kurz geht es bergab; dann aber erneut hinauf. Es ist nun richtig kalt geworden. Gut, dass ich die Winterjacke anhabe. Jetzt leiten uns die Streckenposten nach links. Sie stehen im Regen und wärmen sich die Hände durch Klatschen.  Gut so. Oben angekommen, liegt vor uns eine lange Gerade nach unten. Wir lassen es rollen. Unten stehen Helfer unter einem Vordach, die Straße ist leer. In Woffelsbach geht es nun wieder bergauf.

Anschließend leiten uns die Helfer links auf den Gehweg an der Straße entlang nach Rurberg. Das Gefälle ist moderat und super zu laufen. Der Regen hat unterdessen aufgehört. An der nächsten Kreuzung steht das THW, die uns auf eine kleine Straße leitet. Hier geht es entlang, bis wir bei km 33 ein Stück am Campingplatz entlang den Berg hoch laufen. Oben erwarten uns wieder THWler, die uns scharf links den Berg hinunter weisen. Bei km 35, wieder direkt am See, kommt die nächste VP. Ich bleibe bei Cola.

An der Schiffswerft bilden die vertäuten und winterfest gemachten Boote ein richtiges Spalier. Als wir bei km 36 die Uferpromenade von Rurberg erreichen, prasselt der nächste Schauer auf uns nieder. Die sonst so stark frequentierte Spaziermeile ist daher wie verwaist. Es geht über den Eiserbachdamm. Er staut den kleinen Eiserbach zum Eiserbachsee. Auf der anderen Seite warten Feuerwehrleute auf uns. Als wir näherkommen, machen sie trotz Regenguss flotte Verbeugungen und weisen nach rechts. Laura und mich freut das.

 

 

Hier sind vor Stunden auch die 16,5 km Läufer über den nahen Paulusdamm gekommen. Die Strecke geht jetzt unerwartet lang und steil bergauf und außerdem ist es zum ersten Mal richtig matschig. Bei km 37 hat der Fotograf eine automatische Fotoanlage aufgebaut. Laura stöhnt: „Ausgerechnet jetzt, wo wir so schlecht aussehen.“

Oben geht der matschige Wiesenweg scharf links. Wir haben einen tollen Blick zum See, das nützt der Fotograf nun in Person und liegt hier auf der Lauer. Der folgende Wiesenweg geht leicht bergab. Bei km 38 wird es kurz steil hinunter zur letzten VP. Hier ist es richtig gemütlich. Im dämmerigen Wald werden wir mit Fackeln empfangen. Es gibt zum Obst jetzt auch Schokolade. Ich will mich gerade darauf stürzen, da sehe ich ganz am Ende des Tisches Bier, echtes Bitburger Pils! Schokolade passt übrigens erstaunlich gut zu Pils.

Es geht jetzt bergab. Dann kommt ein schöner Singletrail, so wie ich ihn liebe. Zuerst steil bergab mit Geländer zum Festhalten, dann direkt am Ufer entlang. Es sind noch 3 Kilometer. Laura scheint noch nicht am Ende Ihrer Kräfte zu sein, denn wir joggen flott den Weg entlang. Eine größere Steigung gehe wir zwar hinauf, aber beim folgenden Gefälle wird noch einmal richtig Gas gegeben. Der Regen hat inzwischen aufgehört. Auf der anderen Uferseite ist Einruhr schon in Sichtweite. Teilweise kann man bereits die Lautsprecherdurchsagen hören. Wir verlassen den Trail, es geht über die Brücke und dann links in den Zielkanal. Noch einmal um die Kurve. Norbert wartet bereits auf uns.

Es gibt rote Rosen für die Damen und eine Medaillen für Laura, die wir vorher bestellt haben. An der Zielverpflegung treffen nach und nach die Läufer ein, die wir noch überholen konnten. Wir sind uns einig: das war ein wirklich schöner Lauf. Zu guter Letzt stellen wir fest, dass Laura sogar Ihre Altersklasse U23 gewonnen hat. Sie ist zwar die einzige Teilnehmerin, aber das ist egal. Es gibt trotzdem eine richtige Siegerehrung.

Fazit:

Norbert und ich waren zum zweiten Mal am Rursee. Beim ersten Mal war perfektes Wetter und der Lauf ein reines Vergnügen. Mir hat auch der Regen dieses Jahr nichts ausgemacht. Die Landschaft um den See ist fantastisch, die Verpflegung für einen Marathon super. Die Helfer trotz des miesen Wetters gut gelaunt, und top vorbereitet. So macht das Laufen Spaß. Wir waren sicher nicht zum letzten Mal hier.

 

Informationen: Rursee-Marathon
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