"Jetzt ist es offiziell: Auch der „Metropolmarathon powered by OBI“, der am 23. und 24. Mai 2020 im mittelfränkischen Fürth seine Neuauflage feiern sollte, wird verschoben. Aktuell gelten in Bayern wegen der Corona-Pandemie weitreichende Ausgangsbeschränkungen – ab wann die Maßnahmen gelockert bzw. aufgehoben werden und Veranstaltungen wieder genehmigt werden, steht derzeit in den Sternen."
Anfang April kapitulieren auch die Veranstalter des Metropolmarathon wegen Corona. Der Lauf zählt den absoluten Favoriten von Anton (Lautner), einem der dienstältesten M4Y-Reporter. Deshalb wurde für unseren Rückblich auch einer seiner Berichte ausgewählt.
Alle Laufberichte vom Metropolmarathon Marathon
findet man hier auf Marathon4you.de
Ein kleines Jubiläum wird 2011 gefeiert, denn zum fünften Mal heißt es „Strecke frei“ zum Metropolmarathon durch die Straßen von Fürth. Das ganze Wochenende gestaltet sich sportlich. Bereits am Freitagabend startet ein Hobbylauf für alle, an dem sich eine Party mit Live-Musik anschließt. Am Samstag stehen die Kinderläufe im Vordergrund, es gibt sogar einen Windellauf für die Kleinsten. Hoffentlich haben die nicht die Hosen voll! Eine Marathonmesse mit Ausgabe der Startunterlagen gibt es sowieso, außerdem werden auf der Fürther Freiheit Informationen aus dem Bereich Sport, Ernährung und Gesundheit angeboten. Ein richtiger Familientag!
Am Sonntag ist schließlich der Marathontag, an dem auch die Halbmarathonis, Staffelläufer und Teilnehmer des 10-Kilometer-Rennens ihren Einsatz haben. An 28 Stellen sind Aktionspunkte unter dem Motto „Dance and Run“ eingerichtet. Für ein Tänzchen wird der Marathoni keine Zeit haben, vielleicht aber der Fotoreporter für einen kleinen Halt, um ein brauchbares Bild zu bekommen.
Die Parkplatzsituation ist stresslos. Einige Parkhäuser sind in der Umgebung. Ich finde noch einen oberirdischen Platz für mein Gefährt etwa 200 Meter vom Ziel entfernt. Dafür verursacht mir die Wettervorhersage einige Falten am „Hirnkastl“. Es wird heiß, sehr heiß. Knapp unter 30 Grad sollen es bis zum Nachmittag werden.
Ich sehe Dieter, der bereits seinen Luftballon als 3.45 Stunden-Zielläufer präpariert. Der hat aber zu viel Luft, mit einem lauten Knallen verabschiedet er sich. Eine Frau mit fränkischem Akzent begrüßt mich und gibt sich als diejenige zu erkennen, die ich 2009 auf die Hohe Salve „hochgeschleift“ habe.
15 Minuten vor dem Start um 09.00 Uhr begebe ich mich in das Feld der vielen Läufer. Vor der Startlinie stellt sich gerade gewichtige politische Prominenz auf – leicht overdressed mit Anzug und Krawatte, wo sonst leicht luftige Sportklamotten dominieren. Die Stadtoberhäupter aus Fürth, Erlangen und Schwabach sowie die Chefs von OBI Fürth und der GFK werden sich den Marathon aufteilen.
Dann werden wir auf das Kommende eingestimmt. Doch bevor wir losgelassen werden, wird noch eine Gedenkminute für den Altbürgermeister Hartmut Tröger eingelegt, der am Vortag verstorben ist. Er war von Beginn „Motor“ des Metropolmarathons und schob an, wo es ging. Die Teilnehmer erkennen seine Leistung an, denn während der Gedenkminute wird jegliche Unterhaltung eingestellt.
Vom Startschuss sehe ich lediglich die Rauchfahne und dann geht es ohne große Verzögerung für uns los. Unmittelbar zuvor werden die Zuschauer motiviert, ihre Ratschen und Knarren zu benutzen. Die wurden nämlich von einem der Hauptsponsoren gratis verteilt. Eine Cheerleader-Gruppe steht im Startkanal hinter den Absperrgittern. Bevor ich zehn Laufschritte gemacht habe, müssen die Girls auf den Fotochip.
Die Strecke führt nach einer kurzen Einlaufrunde zum Bahnhofsplatz, wo DJ Freddy vor dem Centaurenbrunnen zu unserer Freude auflegt. Der Brunnen wurde 1890 von Rudolf Maison geschaffen. Er soll an die erste deutsche Eisenbahn (nach Nürnberg) und die Errichtung der zentralen Wasserversorgung erinnern.
Die Jakubinenstraße bringt uns in den Stadtpark, wo schon die erste Getränkestelle wartet. Verhungern und Verdursten braucht hier keiner, denn 14 V-Stellen auf der Halbmarathonstrecke sind mehr als genug. Aber mit der Wärme in der zweiten Runde werden wir das angebotene Nass dringend benötigen. Wasser für den Kopf ist dann wichtig. Jetzt nach rund 10 Minuten Laufzeit wird da schon eifrig zugegriffen.
Im Stadtpark (immer wieder Schatten) laufen wir an einem idyllischen Weiher vorbei und überqueren dann die Pegnitz, die bei viel Niederschlag gern über die Ufer tritt. An der Ludwigbrücke (da geht’s unten durch) applaudieren die Zuschauer von oben und haben eine prächtige Aussicht auf das Läuferfeld.
Kilometer vier (jeder Kilometer ist ausgeschildert) bringt uns in den Stadtteil Ronhof. Der Ort dürfte gerade dem Sportliebhaber bekannt sein. Das 1910 erbaute Ronhofstadion war für lange Zeit das größte Sportgelände des Deutschen Reiches. Heute ist da die SpVgg Greuther Fürth zuhause. Vielleicht gelingt es den Kickern, nächste Saison in die Bundesliga aufzusteigen. Die Qualität ist ja da und dann könnten es die bayerischen Vertreter mal dem Rest des Landes zeigen. Bevor ich jetzt eine Grundsatzdiskussion auslöse, wird auf dem Gelände des Stadions verpflegt. Wer noch eine erfrischende Dusche braucht, ein Riesenwassersprenger kann benutzt werden. Ich laufe wegen meiner Kamera außen herum.
Im Bereich des Stadions ist auf dem Laubenweg ein kurzes Wendestück eingebaut, wo das Läuferfeld beobachtet werden kann. Ich bin am Pacer dran und sehe, dass er eine weiß-grüne Kapitänsbinde am Oberarm trägt. Aha, er gehört dem Lager der „Kleeblättla“ an. Sein Partner ist Oliver, mit dem ich vor zwei Jahren zusammen den Schluss am Ulmer 100er bestritt. Einer bremst und einer zieht, so ist ihr Credo.
Kilometer fünf bringt uns zur Überquerung der Autobahn A73, dem Frankenschnellweg. Wenn es da dick daherkommt, tituliert der Einheimische den gern als Frankenschleichweg. Bei uns in der Gegend wird dann ein Schleichweg gern benutzt, wenn man nicht mehr fahrtüchtig ist. Nur passieren darf nichts. Jenseits der Autobahn wird ein Rhabarberfeld abgeerntet. Dem Arbeitstempo nach erhalten die Helfer wohl gerade mal den Mindestlohn.
Es geht wieder über die Autobahn und nach einem kurzen Wegstück haben wir die Stadtteile Poppenreuth und Espan verlassen. Wir sind wieder im Stadtpark.
Ein Wort zur Strecke: Bisher ist sie sehr abwechslungsreich und kurzweilig. Aufgrund der Ecken und der vielen kleinen Wellen sind Bestzeiten wohl nur sehr schwer zu erzielen. Aber heute sollte bei diesen Temperaturen der Genussgedanke im Vordergrund stehen. Die vielen Helfer, sei es auf den V-Stellen oder an Abzweigungen, sind mit Begeisterung dabei.
Der Röllingersteg bringt uns trockenen Fußes über die Pegnitz. Auf der Jakubinenstraße ist ein weiteres Begegnungsstück eingebaut. Nach der Unterquerung der Eisenbahnlinie geht es scharf rechts in die Karolinenstraße.
Bereits die fünfte V-Stelle können wir an der evangelischen St. Pauls-Kirche benutzen. 1897 wurde mit dem Bau des Gotteshauses begonnen, drei Jahre später fand die Weihe statt. Heute hat die Kirchengemeinde ein Pfarrfest initiiert und gleichzeitig den Lauf unterstützt, indem man eine V-Stelle betreibt. Klasse!
Ein paar Ecken weiter steht eine Bekannte mit ihren Schützlingen vom Laufclub 21: Anita Kinle erkennt mich sofort und drückt mir einen Schmatz auf die Backe. Nur nicht neidig werden! Vor der Musikschule Fürth wird gerade ein neues Musikstück eingestimmt, als ich vorbeirenne. Und dann laufen wir durch die Grüne Halle, wo die Stimmung bei Musik und Moderation an den Siedepunkt kommt. Außen wird wieder verpflegt und wir können uns eine Erfrischung mit HaZweiO abholen.
Nach weiteren zwei Kilometern laufen wir durch die Niederung der Rednitz, auch ein hochwassergefährdetes Gebiet. Auffallend ist der Radweg, der hier auf Holzstelzen durchgeführt wird. Wir sind in Dambach angekommen.
Immer wieder finden wir kleine Ansammlungen von Anwohnern, die sich an die Strecke postiert haben und nicht mit Applaus geizen. An der nächsten V-Stelle wird wieder ein Fest zelebriert. Bierbänke, flüssige Nahrung und auch Gegrilltes werden konsumiert. Mir knurrt gleich der Magen.
Der Abstecher nach Unterfürberg endet. Im Rednitztal wird gerade ein Gottesdienst abgehalten und wir laufen da vorbei. An einer Gartenlaube spielt später ein Musiker auf seiner Quetschn auf.
Der 19. Kilometer bringt uns wieder an die Altstadt heran, wo wir zuvor noch ein längeres Stück auf der Uferpromenade parallel zur Rednitz laufen. Nach ein paar Kurven laufen wir am Rathaus vorbei. Beim Anblick denkt man, man sei in Florenz vor dem Palazzo Vecchio. Zwischen 1840 und 1850 wurde das Rathaus nach Plänen von Georg Friedrich Christian Bürklein erbaut. Die Halbmarathonis haben ihr Tempo angezogen, das Ziel ist nicht mehr fern, kein ganzer Kilometer mehr.
Einen Steinwurf entfernt sehe ich das Stadttheater, das 1901/1902 von den populären Theaterarchitekten Fellner und Helmer aus Wien erbaut wurde. Die Fürther Bevölkerung hat einen großen Teil der Baukosten getragen. Die Architekten haben für den Bau allerdings die Pläne des Theaters in Czernowitz (Ukraine) verwendet. Beide Theater schauen gleich aus.
Dann höre ich bereits Musik und Moderation und sehe dann nach einer Linkskurve das Zielgelände auf der Fürther Freiheit. Frühzeitig wird das Feld sortiert, die Halbmarathonis laufen links, wir bleiben auf dem rechten Weg.
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(2017, Klaus Duwe)
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Auf in die zweite Runde. Weniger fotografieren, dafür mehr Wasser auf den Körper, denn die Sonne hat schon bei mir Tribut gefordert. Ganz kaputt fühle ich mich noch nicht, aber aufpassen muss ich jetzt schon.
Anton Luber, ein bekannter Sportler im Feld, muss nicht nur mit der Strecke fertig werden, er hat auch ein weiteres Handicap zu überwinden. Er ist blind und braucht daher für seine zahlreichen Ausflüge einen Begleiter. Heute ist er stark, überholt unsere Gruppe und setzt sich nach vorne ab. Ich habe großen Respekt vor seiner Leistung.
Das Feld ist jetzt sehr übersichtlich geworden, denn schätzungsweise 75 Prozent begnügen sich heute mit dem Halben. Sicher keine schlechte Wahl. An dem Teich im Stadtpark haben sich rund 20 Wildgänse niedergelassen und schimpfen, als ich für einen Fotoschuss ein paar Schritte auf sie zugehe.
„Ob beim Fußball oder laufen, Nürnberger bleiben draußen“ - so heißt es auf einem Transparent am Playmobilstadion. Ja, zwischen den Fürthern und Nürnbergern gibt es manchmal Konkurrenz. Auch im Fußball. Außerdem heißt es gerne Franken gegen die (Alt)Bayern. Eine Grundsatzdiskussion will ich jetzt nicht anstoßen. Die Green-White Crocodiles betreiben am Stadion die Getränkestation.
Die Sache mit weiß-grün ist inzwischen geklärt. Jetzt rot-schwarz – das ist die Farbe der Sportler aus der Noris. Es gibt sogar einen Wettbewerb, wer mehr Läufer an den Start bringt. Fürth mit grün-weiß oder Nürnberg mit rot-schwarz. Eine enge Kiste. Ich glaube, die Heimmannschaft ist leicht im Vorteil.
Das Pacerfeld ist mittlerweile kleiner geworden. Torsten ist jedoch von Anfang an dabei und das als Marathonnovize. Der schafft seinen Erstling mit beiden Zeitläufern. Unter einem Auto liegt ein Mops im Schatten, vor sich den Napf mit Wasser und schläft. Ich muss lachen.
Kilometer 41, wieder die Pflasterpassage durch die Altstadt. Zu Dieter und Oliver habe ich keinen Sichtkontakt mehr. Nur mehr ins Ziel retten, das ist meine Absicht. Und der letzte Kilometer dauert noch ganz schön lange. Ich bin dann glücklich, als der Zielbogen zu sehen ist und ich dann einlaufe.
Allmächdd, des war hart, jou werkli.
Auf Wiedersehen beim
Metropolmarathon in Fürth am 13.06.2021