Was letztes Jahr beim neuen Metropol-Marathon mit einer One-Way-Strecke von Fürth nach Nürnberg begann, findet an diesem Wochenende schon wieder sein Ende: Wir laufen diemal nämlich von Nürnberg nach Fürth.
Ich bin heute in doppelter Funktion im Einsatz: Als Volunteer bei der Startnummernausgabe helfen und als laufender Reporter auf der Halbmarathon-Strecke. Ich kann euch nur ermutigen, eine Laufveranstaltung auch einmal von der anderen Seite zu erleben und zu helfen, es macht Spaß und bringt auch viele neue Eindrücke. Wir sind etwa zehn Leute, die die Startnummern an den Mann bzw. Frau bringen sollen. Die Tätigkeit ist recht einfach, im Computer nachschauen, welche Startnummer auszugeben ist, diese heraussuchen, nochmal kontrollieren und schon ist einer Person zufrieden gestellt.
Klug durchdacht hat man das, denn auf der einen Seite des Rathauses ist der Eingang und an der anderen Seite erhalten die Starter ihren Kleiderbeutel. Nur einmal stauen sich die Läufer, da die EDV hängt. Der Zeitnehmer kommt und bringt den Laden wieder in Bewegung. Am späteren Nachmittag werden in Nürnberg noch der Jugendmarathon und die Nordic Walker auf die Strecke gelassen, während in Fürth rund 3000 Kinder um die Wette laufen.
Zu der Entwicklung der Gesamtzahlen: Ich war 2019 Teilnehmer und damals gingen 5000 auf die verschiedenen Strecken, an diesen Wochenende werden es insgesamt 9000 sein. Die ganze Laufbewegung hat sich seit Corona mehr als erholt, ich sehe einen gewaltigen Boom, zu dem mittlerweile viele junge Leute beitragen. Der Hauptsponsor, die Sparkasse, lässt es krachen. Die haben viele Liegestühle aufgebaut, es wird Eis verteilt und man kann Motivschilder für die Läufer chreiben oder bemalen und für den Folgetag gleich mitnehmen.
Am nächsten Tag mache ich mich auf dem Weg Richtung Hauptmarkt. Es wird empfohlen, ausschließlich mit dem ÖPNV anzureisen. Parkplätze sind Mangelware, außerdem liegt die U-Bahnstation Lorenzkirche keine fünf Gehminuten entfernt. Um 08.45 Uhr bin ich dann vor Ort, die rund 800 Marathonis sind bereits unterwegs, ihr Start war um 08.30 Uhr. Ich schaue noch einmal bei meinen Freiwilligen bei der Startnummernausgabe vorbei, da ist die meiste Arbeit getan, entsprechend entspannt ist die Lage. Dann gebe ich ein paar Meter entfernt in einer Seitenstraße meinen Kleiderbeutel ab. Sehr clever hat man das gelöst, denn bei den LKW werden die Kleidersäcke schon sortiert in entsprechende kleine Container geworfen. Auch hier, keine Wartezeiten.
Etwa 20 Minuten vor dem Start findet das Aufwärmen statt. Ich brauch das nicht, denn uns wird schnell warm werden und warum halten sich jetzt schon viele Sportler im Schatten auf? Aber viele dehnen sich auf Kommando oder machen leichte Übungen. Jeder darf das halten, wie man es gerne mag. Gleich danach wird das Bürgermeisterteam interviewt, darunter sind die aktuellen OBs beider Städte Markus König und Thomas Jung. Ich sehe auch noch Zeitläufer mit ihren Fahnen von 1.30 bis 2.30 Stunden. Da kann sich jeder bei Bedarf dranhängen.
Dann werden wir aufgefordert uns entsprechend dem Leistungsvermögen aufzustellen. Es gibt mehrere Blöcke, die im Abstand von drei Minuten starten dürfen. Pünktlich um 09.30 Uhr geht dann die erste Welle auf die Strecke. Nach ein paar Startbildern verziehe ich mich in Block vier und starte dann um 09.39 Uhr.
Hier am Hauptmarkt mit einer Fläche von rund 5000 Quadratmeter findet werktäglich der Wochenmarkt und in der Vorweihnachtszeit der Christkindlesmarkt statt. An der Ostseite des Marktes sehen wir die Frauenkirche, im 14 Jahrhundert von Kaiser Karl errichtet. Am Vortag sah ich unterhalb der astronomischen Uhr das sogenannte Männleinlaufen kurz nach 12.00 Uhr. Schön anzuschauen.
Nach ein paar Metern liegt rechts vor dem Rathaus der Schöne Brunnen, 1396 erbaut und 19 Meter hoch, er gilt als eine der Sehenswürdigkeiten hier. Wir verlassen den Hauptplatz und biegen auf die Waaggasse ab. Vor der mittelalterlichen Sebalduskirche sehen wir nur einen Teil. Über den Maxplatz geht es nun zum Neutorgraben, das war in der Vergangenheit vor der eigentlichen Stadtmauer noch ein Hindernis für Angreifer. Unheimlich viele Zuschauer stehen an der Laufstrecke, feuern uns an, klatschen und motivieren.
Wir biegen auf den Neutorgraben ein, es geht ein paar Meter bergan Richtung Kaiserburg, und sehen noch rechterhand das Neutor, eines der vier Haupttore der alten Stadtbefestigung. Dann ist der erste Kilometer schon geschafft. Etwas über sieben Minuten der Kilometer, naja, das Rennen hat ja erst angefangen. Die erste Sambaband macht uns gute Laune. Wir werden auf dem Fortgang des Laufes mehrmals musikalisch unterhalten. Kurz nach den Friedhof St. Johannis (Kilometer 2) verlassen wir das Asphaltband und laufen hinunter zur Pegnitzaue. Ein wenig später ächzen die Helfer an der ersten (von sieben) Versorgungsstellen über den Andrang, denn jeder Läufer braucht Wasser für die Gurgel und, genauso wichtig, für die Abkühlung an Kopf und Körper. Die Marathonis dürfen sich über 15 Wasserstellen freuen. Noch hält sich die Wärme in Grenzen, da der Kurs viel Schatten aufweist. Es geht unter der Bundesstraße 4R durch und danach müssen wir uns auf 20, 30 Meter ein paar Meter hochquälen, die ersten marschieren schon.
Im westlichen Stadtteil Schniegling sind nun schon fünf Kilometer geschafft und die zweite V-stelle wartet. Cola für innen, Wasser für außen, das werde ich so halten halten. Und Tempo herausnehmen. Eigentlich wollte ich auf den Pacer der 2.15 Stunden auflaufen, aber den Plan gebe ich auf, es wird (zu) heiß. Wenn sich Zuschauer schon in den Schatten stellen oder Sonnenschirme aufgestellt haben … An einem Auto ein gemaltes Schild: Winken = Abkühlung. Und ein paar Meter später wartet ein Pärchen mit Wasserschlauch. Wir überqueren kurz danach die Autobahn 73, den sogenannten Frankenschleichweg. Dann geht es nach ein paar Meter am Kleingartenverein Sonnenhügel hinunter zur Pegnitzaue.
Kilometer 7, Sonne und Schatten wechseln sich wieder ab. Wir sind jetzt auf Fürther Grund. „Da müssen wir hin,“ ruft eine Läuferin, als sie weit weg das Fürther Rathaus sieht Es fehlen noch 13 Kilometer. Ein paar Meter weiter spielen unter der Ludwigsbrücke die Rucola Sisters, eine einheimische Rockband. Nach wenigen Minuten ein bekanntes Gesicht, Dauermarathoni Gerhard Wally aus Wien. Der wollte seine Startnummer am gestrigen Tag unbedingt von einem hübschen „Maderl“, so schreibt er mir, von mir könnte er höchstens ein Bier annehmen. In seiner Situation möchte ich nicht stecken, denn die Marathonis, die ich jetzt vereinzelt überhole, müssen noch mehr als 21 Kilometer abspulen. Mit „viel Glück“ verabschiede ich mich nach vorne.
Ein paar Meter später die Bürgermeisterstaffel, die marschieren gerade, auch Bernhard Nuss. Der Nürnberger OB meint, ich schaue sehr fit aus. Dann trabt die Gruppe wieder an. 12 Kilometer sind nun abgehakt. Wir sind in Stadeln angelangt und der uns begleitende Fluss ist nun die Regnitz.
Gleich danach geht es auf den Radweg an der Stadelner Straße. Seit geraumer Zeit sehe ich linkerhand einen Hügel, auf dem eine Sonne abgebildet ist. Das wird der Solarberg sein, vor dem mich Harald Fischer gewarnt hat: „Da geht es ordentlich hoch und der kostet einige Körner.“ Wir überqueren die Vacher Straße und leiden dann rund 200 Meter, bis wir endlich oben angelangt sind. Einige geht es noch schlechter, denn sie marschieren nach oben. Langsam kann ich vorbeiziehen. Dabei fällt eine Gruppe des TSV Nördlingen durch ihr Geschnatter auf.
Nach der Kuppe sehe ich den Main-Donau-Kanal, die 171 Kilometer lange Bundeswasserstraße von Bamberg bis Kelheim. Die Tankstelle danach mit Wasser und Cola ist von Läufern umlagert. Am letzten Tisch ergattere ich etwas zu trinken. Ein paar Schritte gehen, sich abkühlen und dann weiter.
Wir verlassen den Kanal, unterhalb des Dammes übt eine Feuerwehr und dann spendet sie uns eine Wasserdusche mit einem C-Schlauch, die vom laufenden Volk gerne angenommen wird. Ich muss aufpassen, nicht dass mir meine Kamera absäuft. Kurzzeitig geht die Strecke durch ein Industriegebiet (Kilometer 16). Am Fürther Katastrophenschutzzentrum eine weitere Tankstelle mit Wasser und Cola. Flüssigkeit ist nun wichtiger denn je, denn wir werden uns nun der 30 Grad-Marke genähert haben.
Unterfarrnbach, der nächste Stadtteil von Fürth, ist ländlich geprägt. Sehr gut, dass uns viele Anwohner mit Rasensprengern und Wasserschläuchen Abkühlung schenken. Meist reicht ein Kopfnicken und du bekommst eine Wasserladung ab. Die Abkühlung reicht vielleicht einen Kilometer, dann ist das Wasser auf Kopf und Trikot restlos verdunstet. Die Kärwaburschen Unterfarrnbach organisieren nicht nur die Kärwa hier, sondern bei denen gibt es heiße Rhythmen und eine privat betriebene Versorgungsstelle. Nur kurz geht es danach in den Grund des Farrnbach.
Kilometer 18, die Vacher Straße. Alle paar Hundert Meter bekommen wir Wasser, von Feuerwehr und Privatleuten. Toll. Ich sehe vor mir einen Läufer wanken, zum Glück sind ganz in der Nähe Rot-Kreuz-Kräfte, die dem Mann helfen, falls erforderlich. Auch die Anwohner hellwach und erkundigen sich nach dem Befinden der Läufer.
Wieder in der Aue der Rednitz, zeigt eine Markierung zum Ziel. Hinter der Berufsfeuerwehr Fürth haben die Floriansjünger einen Hochleistungsbelüfter im Einsatz, dessen Gebläse großflächig kühlendes Wasser versprüht.
Kilometer 20: Wir betreten nun den historischen Ortskern von Fürth mit der Königstraße und den vielen Denkmälern. Der Zuspruch der Leute hat nochmal deutlich zugenommen und steuert nun dem absoluten Höhepunkt zu. Kurz sehen wir der Rathausturm, der eine Kopie des Turms in Florenz zu sein scheint. Eine Läuferin meint, dass noch zwei Kilometer zu laufen seien. „Du kannst Dich schon mal fein machen und Dir die Haare richten, wir sind gleich im Ziel,“ berichtige ich sie.
Die letzte Trinkstelle am Grünen Markt lasse ich jetzt sogar aus, die letzten 800 Meter schaffe ich auch so. Nur noch wenige Minuten. Über den Obst-und den Kohlenmarkt erreichen wir nun die Schwabacher Straße und am Ende biegen wir in die Rudolf-Breitscheid-Straße ein.
Die Leute stehen jetzt mehrreihig an der Strecke, wie bei einem großen Citymarathon. Ich höre schon die Zielmoderation. Die letzte Linkskurve auf die Fürther Freiheit, dann sehe ich den Zielbogen und davor noch eine Gruppe der Fürther Shamrocks, die uns mit ihren Puscheln ins Ziel winken. Ich klatsche noch eine Vielzahl von Zuschauern ab und dann überquere ich die Ziel- und Zeitmatte, schweißgebadet und ziemlich fertig. Geschafft. 2.20 Stunden netto.
Wir erhalten die Medaillen umgehängt. Ich kann gerade noch Veronika fotografieren, die wohl die letztjährige Medaille mitgeschleppt hat und mit dieser ein vollständiges Puzzle präsentiert.
Viel Gedränge gibt es an der Zielverpflegung. Ich schnappe mir Wasser und ein Helles, das gleich in die Birne geht und mache mich davon. Mir ist das Gedränge zu groß. Wesentlich mehr Platz ist dann außerhalb der Zielzone, die Kleidersäcke erhalten wir ohne Wartezeit. Duschen sind gleich daneben.
Die Strecke ist sehr abwechslungsreich, es gibt immer wieder viel Zuspruch der Anwohner und Fans. Die Unterstützung durch zusätzliche Wassergaben durch Rasensprenger, Sprühflaschen, Gartenschläuchen, durch Feuerwehr ist grandios. Mit meiner Zeit von 2.20 Stunden bin ich in Anbetracht der Hitze auch zufrieden, auch wenn ich am Ende ein paar Minütchen habe liegengelassen.
Der Metropol-Marathon ist eine Teilnahme wert. Gleich vormerken: Am 13./14.06.2026 ist die nächste Auflage, dann geht es wieder von Fürth nach Nürnberg.
Männer
1. Philipp Karpeles, o.V., 2.30.42
2. Oliver Tzschoppe, LG Erlangen, 2.36.03
3. Felix Weiß, Nuremberg Track Club, 2.41.00
Frauen
1. Margarita Geistdörfer, Augsburg, 2.51.21
2. Antonia Seeger, o.V., 2.56.10
3. Joy Meier, o.V., 3.26.59
Männer
1. Marius Stang, LAV Stadtwerke Tübingen, 1.14.23
2. Florian Lang, RUN PUMA x ZW Lauf Coaching, 1.18.08
3. Zacharias Wedel, RUN PUMA x ZW Lauf Coaching, 1.20.36
Frauen
1. Kristina Höhn, TSV 2000 Rothenburg, 1.21.43
2. Tamara Morent, o.V., 1.28.38
3. Nora Bartels, Team Run and Hike, 1.30.30