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Laufberichte

Winter Adjö!

26.02.12

Für uns aus Stuttgart waren es lediglich 300 km Anreise und wegen meines letztjährigen Erlebnisses (Defekt am Auto) reisten wir bereits am Samstag an. Das Abholen der Startunterlagen war problemlos, das Einfahren in die Grube dank modernen Fahrstuhls ebenfalls, die Fahrt auf dem Kleintransporter durch die verschlungenen Gänge rasant und abenteuerlich wie immer und bereits 80 Minuten vor dem Start waren wir in der riesigen Halle 500m Untertage bei angenehmen 21 Grad.

Um 10 Uhr starteten die 10-km-Läufer, wir Marathonis konnten uns derweil in aller Ruhe umziehen, mit Bekannten reden, uns warm laufen, dabei ein paar Bilder machen, uns an die Strecke und an den Untergrund gewöhnen und die Verkleidungen der Teilnehmer von CaBa.de bewundern.

Zum 6. Mal fand dieses Jahr der Marathon im Bergwerk Merkers statt und erfreulicherweise sind die Teilnehmerzahlen in den vergangenen Jahren kontinuierlich gestiegen. Waren es vor zwei Jahren (2010) bei meiner ersten Teilnahme hier noch 86 Marathon-Finisher und 150 beim 10-km-Lauf, haben sich die Marathonzahlen inzwischen nahezu verdoppelt (157) und auch der 10-km-Lauf verzeichnete mit 223 Teilnehmern einen Rekord. Zählt man noch die 17 die dazu, die für den Marathon gemeldet waren, nach der Hälfte aber ausgestiegen sind, dann sieht die Bilanz noch besser aus.

Verdient hat es diese Veranstaltung auf jeden Fall, den Veranstalter wird es freuen und uns Läufer und Läuferinnen auch, steigen doch damit die Chancen, dass uns der Lauf erhalten bleibt. Und dass er erhalten bleiben muss ist klar. Wo sonst außer in Merkers kann man im Februar bei milden und garantierten 21 Grad schon einen Marathon laufen? Spektakulär ist er obendrein, anspruchsvoll, ein wenig abenteuerlich und ganz sicher außergewöhnlich. Lediglich Sondershausen im Dezember bietet Vergleichbares.

Kurz vor 11 Uhr stellten wir uns auf und pünktlich wurde gestartet, Angelika und ich wie immer ziemlich hinten, sind wir doch nicht mehr die Schnellsten. Aber für Merkers reicht es noch allemal, das Zeitlimit schreckte uns nicht – 2:45 Stunden musste man nach 22,75 km (Ende der 7. Runde) erreicht haben – auch die etwa 60 Höhenmeter pro Runde machten uns keine Sorgen.

Bereits nach 50 Metern ging es links weg in die dämmrigen Stollen und auch sofort hoch. Ich machte ein paar Bilder und schon musste ich mich beeilen, damit mir Angelika nicht davon lief. Ein paar mal noch konnte ich jeweils aufschließen, dann aber hatte ich sie aus den Augen verloren. Kein Problem, irgendwann würde ich sie wieder einholen.

Wie im Flug verging die Runde, kein Wunder, hatte die doch nur 3,25 km. Ich hatte mir ausgerechnet, dass ich mit 22 Minuten pro Runde das Zeitlimit problemlos schaffen würde und in der Tat beendete ich die Runde trotz fotografierens nach etwas mehr als 21 Minuten.

Zu Beginn von Runde zwei machte ich kurz Halt am Verpflegungstisch, trabte die 20 Meter weiter zum Getränketisch und joggte dann den Anstieg hoch. Die erste Runde hatte mir zur Erinnerung gedient und jetzt wusste ich, wie die Strecke verlief und konnte es mir einteilen. Die Anstiege waren überhaupt kein Problem, selbst ich hätte sie alle problemlos komplett joggen können. Lediglich meine Vorsicht sagte mir, die ganz steilen, kurzen Stellen zu gehen. Das waren aber alles in allem höchstens 200m Gehstrecke pro Runde.

Irgendwann kam die nächste Getränkestelle, es ging weiter auf und ab, dann die lange Gerade, die Wende und dann war es nicht mehr weit, bald tauchte wieder der grüne Schlund auf, der Einlass in die Halle. Es ging noch vorbei an den Klettereinrichtungen, dem Vergnügungsstrand und die zweite Runde war zu Ende. Alles lief bestens, die Bilder waren gemacht, die Kamera in meinem Beutel verstaut, nur Angelika sah ich nicht vor mir. Die lief mal wieder eindeutig zu schnell und ich hatte vergessen, mir zu merken, wo die Begegnungsstelle auf dem Rückweg war.

Die Strecke war so kurzweilig, dass ich das auch in den folgenden Runden vergaß. Irgendwann würde ich aber eine Runde laufen und jede erwähnenswerte Stelle fotografieren und in Runde sieben war es dann soweit. Meine Rundenzeiten hatten sich auf die geplanten 22 Minuten eingependelt, das Zeitlimit war kein Problem, also konnte ich jetzt die Runde dokumentieren.

Die Runde beginnt, wie bereits erwähnt, mit dem Verpflegungs- und kurz danach dem Getränkestand. Dann ging es in Wellen hoch bis zur Begegnungsstelle (ca. km 1), kurz danach kam die Nische mit den Partytischen, die Toiletten und weiter in stetem Auf und Ab bis zur Getränkestelle etwa nach der Hälfte der Runde. Wenige hundert Meter lief man dann einigermaßen eben weiter bis zu der etwa 700 m langen Geraden, die ganz unmerklich anstieg. Oben dann ging es links weg und steil abwärts und schon war man bei etwa km 2,5 auf der anderen Seite der Begegnungsstelle. So, das Rätsel wäre gelöst.

Anschließend musste man der Versuchung widerstehen, in der folgenden scharfen Rechtskurve abzukürzen. Hier konnte man etwa 10 Meter einsparen. Nun kam noch die Wende, danach 300 m einigermaßen abwärts bis zum Schlund.  Manche sagen auch „Aquarium“ zu diesem Bild, das sich bietet, bevor man in die Halle einbiegt und dort am gut besuchten Klettergarten, dem Schießstand und dem Teamklettern die Runde beendet.

Eine sehr kurzweilige Runde, bis auf die lange Gerade immer kurvig, links, rechts, rauf, runter, immer aber musste man auf den unebenen Boden aufpassen, der oft aussah, als ob man auf Glatteis lief und doch sehr griffig war, manchmal staubig und häufig uneben. Auch war die komplette Runde gut beleuchtet, so dass ich vollkommen ohne Lampe laufen konnte.

Ständig flitzten die Schnellen an mir vorbei und nur ganz, ganz selten konnte ich jemanden überholen und manchmal kam man auch ins Gespräch, denn als marathon4you-Schreiberling wird man immer wieder angesprochen. „Läuft euer Verrückter heute nicht?“ war zum Beispiel eine Frage. Bereits bei meiner ersten Teilnahme 2010 in Merkers wurde ich nach unserem bekannten Marathon4you-Autor gefragt und auch diesmal wurde er wieder vermisst. Nun, er kann eben nicht überall sein, und an diesem Samstag lief er ganz im Norden. Na ja, von dort nach Merkers sind es gerade mal 500 km, das hätte er aber auch noch schaffen und am Sonntag hier laufen können! Ganz sicher haben ihn schwerwiegende Gründe davon abgehalten.

Obwohl ich jetzt bereits in Runde acht lief, konnte ich Angelika immer noch nicht sehen, selbst auf der langen Geraden nicht, wo man durchaus einige hundert Meter voraus sehen konnte. Meine Rundenzeit lag inzwischen bei etwa 24 Minuten, zwei mal brauchte ich gar 25 Minuten, so konnte ich sie natürlich auch nicht einholen. Auf der vorletzten Runde begleitete ich Birthe, die ich vom Transalpin kannte und lief dabei etwas schneller und auch die letzte Runde war wieder ganz flott. Nützte mir aber alles nichts, Angelika war 10 Minuten vor mir im Ziel, da hätte ich unterwegs eben nicht so trödeln sollen!

Eine rundum gelungene Veranstaltung, an einem außergewöhnlichen Ort, eine kurzweilige Strecke, sehr gute Verpflegung und endlich mal wieder in kurzen Laufklamotten!

Das beinahe dicke Ende aber kam noch. Nach Siegerehrung und kostenloser Bockwurst ging es wieder hoch und in die Duschen. Nebenbei, die sind vom Feinsten, mit heißem Wasser und Platz für alle. Als ich mich wieder anziehen wollte, stellte ich fest, dass meine Hose mit dem Autoschlüssel fehlte. Die musste ich unten liegen gelassen haben. Die Bergleute waren außerordentlich hilfsbereit, telefonierten nach unten  und tatsächlich, der letzte Bergmann hatte noch einen Gang durch die Halle gemacht und zwei Hosen und ein Paar Schuhe gefunden. Nach einer halben Stunde Wartens war auch er oben und ich hatte Hose und Autoschlüssel. Nichts geht in Merkers verloren und auch schusseligen Teilnehmern wird freundlichst geholfen!

Austragungsort
500m unter der Erde im Bergwerk Merkers; das Bergwerk hat ein Wegenetz von etwa 4.600 km mit einer Ausdehnung der Großstadt München mit sämtlichen umliegenden Vororten.

Streckenbeschreibung 
13 Runden je 3,25 km, ca. +/- 60 Höhenpeter pro Runde, insgesamt etwa 750 Höhenmeter

Zeitnahme
Chip vom Veranstalter, jede Runde wird erfasst und beim Zieleinlauf ausgedruckt übergeben

Weitere Veranstaltungen
10 km

Auszeichnung
Medaille, Urkunde

Kosten
44 Euro (Nachmeldung 50 Euro)

Verpflegung
Zu Beginn jeder Runde Banane, Apfel, Riegel, Schmalzbrot, Essiggurke, Wasser, Cola, auf der Hälfte der Runde Getränke (Wasser, Cola)

Finisher
Marathon 157 (+17 Abbrecher), 10 km 223

Zuschauer
Im Start- und Zielbereich einige hundert, unterwegs nur die Streckenposten

 

Informationen: Merkerser Kristallmarathon
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