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Erstmals Nordic-Walker beim Kristallmarathon

01.03.05
Quelle: Merkers

Ohne Zwischenfälle verlief auch die 2. Auflage des Merkerser Kristallmarathon im Erlebnis Bergwerk der K+S KALI GmbH. Allerdings auch ohne besondere Höhepunkte, denn der Streckenrekord von 2:56 Stunden (zugleich inoffizieller Untertage-Weltrekord) konnte nicht unterboten werden.

 

Trotzdem wurde großartiger Sport geboten und für die Teilnehmerinnen und Teilnehmer war es ein ganz besonderes Erlebnis. Viele waren zum ersten Mal Untertage.

 

Hier die Ergebnisse

 

Marathon Männer

1. Weber, Marko TV Barchfeld 03:13:16
2. Puff, Frank TV Barchfeld 03:18:31
3. Rymarcewicz, Axel DUV 03:22:20

 

Marathon Frauen

1. Gasa, Carola SV Mihla 03:40:23
2. Samse, Anja Marathon-Club-Menden 03:42:32
3. Dilling, Daniela Bad Freienwalde 04:29:51

 

Halbmarathon Männer

1. Schneider, Hilmar MT Melsungen 01:22:18
2. Koch, Dominik TV Barchfeld 01:22:29
3. Leimbach, Mario BSG Wartburg-Sparkasse 01:24:11

 

Halbmarathon Frauen

1. Schubert, Angelika SV- Lauftreff Hünfeld 01:43:59
2. Müller, Verena TSV Poppenhausen 01:45:24
3. Welker, Conchita TSV Obervorschütz 01:47:08

 

Hier der Bericht aus der STZ - Südthüringer Zeitung

 

Nein, der Winter ist nicht gerade die ideale Jahreszeit für jene, die zügigen Schrittes und mit Stöcken in den Händen in der Freizeit unterwegs sind. Das Ganze ist besser unter dem neu-deutschen Begriff Nordic Walking bekannt. Wenn der Winter in den hiesigen Breiten aber so ungewöhnlich schneereich wie seit Jahren nicht mehr ausfällt, hat man mit der klassischen Kombination Stöcke plus Skier eindeutig die besseren Karten.

 

Nun gilt Nordic Walking aber auch nicht gerade als ausgesprochen hallentauglich – weder für die Aktiven, noch für eventuelles Publikum. 470 Meter unter der Erdoberfläche sieht es schon ganz anders aus. Kein beißender Wind, kein dicht rieselnder Schnee, keine Glatteisgefahr, keine Minustemperaturen – der Bauch der Erde hält angenehme Temperaturen gefangen, so um die 20 Grad Celsius. Selbst wenn man nur Zuschauer ist, gerät man nach einer gewissen Zeit ins Schwitzen. Ein leichter Salzgeschmack legt sich auf die Zunge. Das Besucherbergwerk Merkers ist zu einer Art Stadion geworden. „Das hätten wir uns nie vorstellen können“, sagen drei Mitarbeiter der K + S Kali GmbH. Als Fahrer der Zubringergefährte pendeln sie zwischen Aufzug und Arena hin und her und verfolgen, soweit es die Zeit erlaubt, das Geschehen.

 

Vor der Wende ging es doch um „Devisenbeschaffung“, sagt einer der Männer. Einige Zeit ist das schon her. Jetzt geht es um Industriegeschichte, um Kultur – und eben, wie jetzt am Samstag, auch um Sport, genauer um „Sport und Fun“.

 

Während die Marathon- und Halbmarathonstarter bereits zum zweiten Mal nach 2004 um den Kristallpokal laufen, ziehen die Freunde des Nordic Walking erstmals ihre Runden unter Tage. Für sie gilt eher das Motto „Dabei sein ist alles“, denn weder Platzierung noch Preise stehen im Vordergrund. Dafür gibt es am Ende eine Teilnehmerurkunde, einen Computerausdruck, auf dem die bewältigte Streckenlänge und Gehzeit erfasst sind. Wer mag, kann sich am AOK-Stand noch eine symbolische Medaille abholen.

 

„Ich bin total begeistert, wie viele Walker sich im Vorfeld telefonisch angemeldet haben“, sagt Regine Thümer, AOK-Vertriebsleiterin für die Wartburgregion. Die Ortskrankenkasse hatte gemeinsam mit der manus zeit Arbeit GmbH und mit Unterstützung der Hans Hahn Kunststoff- und Sportartikel GmbH das sportliche Angebot für den 2. Kristallmarathon um Nordic Walking erweitert. Aus dem Stehgreif kann Regine Thümer gar nicht sagen, wie groß die Zahl der startenden Stock-Geher ist. Später, als alle schon unterwegs sind, gibt eine Auskunft der Betreuerin des Zeitfassungscomputers für die Walker Aufschluss. Es sind genau 62. Wählen konnten sie zwischen einer Streckenlänge von sechs Kilometern und der Halbmarathon-Distanz.

 

Die Luft ist sehr viel trockener hier unten

von Ursula Reinhard

 

Doris Hoppstock aus Kaltenborn und Ursula Reinhard aus Immelborn gehören zu den 20 Walkern, die 21 Kilometer unter die Füße nehmen wollen. Eine Runde ist drei Kilometer lang, siebenmal muss sie also bewältigt werden. Beide Frauen wirken trotz der ungewöhnlichen Kulisse ziemlich unaufgeregt, als sie sich kurz vor 11 Uhr im Start/Zielbereich einfinden. Sie sind guter Dinge, haben aber bereits den gravierenden Unterschied zwischen Ober- und Unterwelt bemerkt. „Die Luft ist viel trockener hier unten und man merkt auch den Salzgehalt“, sagt Ursula Reinhard, die das zügige Gehen mit zwei Stöcken noch nicht lange betreibt. Ähnlich wie Doris Hoppstock, die bekennt, dass sie mit Nordic Walking zunächst nicht viel anfangen konnte, hielt sie dieses doch für eine unter vielen Trendsportarten, „die kommen und schnell wieder gehen“. Mittlerweile ist sie Überzeugungstäterin.

 

Nicht nur auf die extrem niedrige Luftfeuchtigkeit müssen sich die Starter einstellen, sondern auch auf das Tragen eines Helmes. Und das ist wirklich nicht ganz einfach, findet Ursula Reinhard, weil man ohnehin schon schwitzt. Sie und Doris Hoppstock rechnen damit, zweieinhalb bis drei Stunden unterwegs zu sein.

 

Es geht los – zweimal fällt ein Startschuss. Läufer und Geher nutzen zwar dieselbe Runde, ihre Bewegungsbereiche sind aber durch ein Band getrennt. Dennoch bedarf es zumindest auf den ersten Runden der lautstarken Anweisung der Streckenposten, wenn Läufer und Walker den Start/Zielbereich passieren. Denn die Armbandchips, die alle Teilnehmer vor dem Start ausgehändigt bekamen, müssen über eine Art Scanngerät geführt werden, damit die Rundenzahl und die Zwischenzeit erfasst werden können. Im Eifer des Gefechts müssen die Sportler höllisch aufpassen, dass jeder das richtige Kenngerät benutzt.

 

Die Läufer und Geher verschwänden im dunklen Nichts, würden nicht die Neonröhren für lichte Verhältnisse sorgen. Etliche Starter sind der Empfehlung gefolgt und haben eine Lampe an ihrem Helm befestigt. Ein Sportler ist total auf Nummer Sicher gegangen und streifte sich eine Warnweste über.

 

Nach einer Stunde und etwas mehr als zwanzig Minuten kommen die Erstplatzierten des Halb- marathons für Läufer ins Ziel. Dominik Koch vom Triathlon-Verein Barchfeld, jener Verein, der die tiefer gelegte Laufveranstaltung zusammen mit der K + S Kali GmbH erneut organisierte, freut sich über seinen zweiten Platz, sagt aber, dass es stellenweise irritierend gewesen sei, weil sich der ein oder andere Walker eben doch nicht auf seiner Bahn bewegte. Der Erstplatzierte Hilmar Schneider, der aus der Nähe von Melsungen stammt, sieht es ganz locker, schließlich gehe es bei solchen Veranstaltungen auch um den Spaß an der Sache.

 

Mit Wehmut verfolgte Romana Kraus, ebenfalls vom Triathlon-Verein Barchfeld, das Geschehen. Sie war siegreich beim Marathon 2004 und hatte sich jetzt gute Chancen beim Halbmarathon ausgerechnet. Verletzungsbedingt musste sie kurz vorher die Startmeldung zurückziehen. „Es ist für jeden Sportler bitter, wenn er nur am Rand stehen kann“, sagt sie und muss dabei ziemlich laut werden, damit sie noch vernehmbar ist. Es hallt gewaltig im Rund – neben den Lauf- und Walkingwettkämpfen findet ein Speed-Soccer-Fußballturnier für D-Jugendmannschaften statt, in dessen Pausen Fußball-Weltmeister Uwe Bein beweist, dass er es noch kann.

 

In Bereitschaft ist Dr. Silke Ursel, die die medizinische Betreuung der Veranstaltung übernommen hat. „Eigentlich ist nicht viel los, ein paar Schürfwunden, bislang keine Kreislaufprobleme“, resümiert sie, nachdem gut zwei Drittel von „Sport und Fun“ gelaufen sind.

 

Unterdessen kann man bei den Nordic-Walkern beobachten, dass das stramme Gehen durchaus auch ohne Stöcke gut zu funktionieren scheint. Eine Geherin hat sich für eine „Zwischenvariante“ entschieden. Sie benutzt zwar keine Stöcke, zieht ihre Runden aber auch nicht mit leeren Händen. Man muss allerdings schon genau hinschauen, um zu entdecken, was ihre Finger umklammern – es sind kleine Hanteln.

 

Regina Budesheim aus Bad Hersfeld hat die Streckenlängenvorgaben links liegen gelassen. „Sechs Kilometer waren mir zu kurz, 21 Kilometer sind zu lang“, sagt sie. Also entschied sie für sich, nach zwölf Kilometern Nordic Walking auszusteigen. „Ziemlich geschafft“ kommt einige Minuten später Anja Wiegand aus Wölferbütt ins Ziel. „Ich jogge eigentlich, verletzungsbedingt geht das aber im Moment nicht so gut. Deswegen habe ich es mal mit Nordic Walking probiert“, sagt sie. Die Veranstaltung hier unten habe wirklich Spaß gemacht – doch die Luft ist eben sehr trocken, bestätigt auch sie. So um die zwei Liter Flüssigkeit musste Anja Wiegand deshalb auf der Strecke nachtanken.

 

Nicht viel los. Nur ein paar Schürfwunden

von Dr. Silke Ursel

 

Unterdessen hat Regine Thümer, die AOK-Vertriebsleiterin, selbst Praxiserfahrung gesammelt und eine Runde gehend absolviert. „Manche sind schon ganz schön geschafft, machen aber weiter. Das ist bewundernswert“, meint sie.

 

Für Doris Hoppstock und Ursula Reinhard rückt das Ende der letzten Runde in Sicht. 30 oder 40 Meter vor der Zielzeiterfassung reißen sie die Arme in die Höhe und jubeln. Ihnen gleich tun das fünf oder sechs andere Geher, mit denen sie ankommen. „Es war sehr gut und außerdem sehr kommunikativ“, lautet die knappe Bilanz von Doris Hoppstock. Keinerlei Probleme habe man auch mit der Länge der Distanz gehabt. In rund drei Stunden und elf Minuten bewältigten die Kaltenbornerin und die Immelbornerin die 21 Kilometer – was etwa in jenem zeitlichen Rahmen liegt, den sie sich vorher ausgerechnet hatten. Die Teilnehmerurkunde ist ihnen sicher – und ein wenig Sekt zur Feier des Tages.

 

Informationen: Merkerser Kristallmarathon
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