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Laufberichte

Helm auf zu einer harten Nummer

 

Zum 12. Mal lädt der Triathlonverein Barchfeld e.V. zum Kristallmarathon ins K+S Erlebnisbergwerk nach Merkers an den Nordrand der Rhön ein. Mitte Februar in 500 m Tiefe bei angenehmen 21 Grad zu laufen, lockt auch diesmal viele Läuferinnen und Läufer nach Thüringen. Der Lauf ist wie jedes Jahr schnell ausgebucht. Aufgrund des Platzes und den logistischen Kapazitäten wird die Teilnehmerzahl beschränkt, 167 für den Marathon mit 42,25 km,  260 für den Halben mit 22,75 km und 215 auf den 9,75 km ergibt immerhin 642 Starter und man übersteigt das gesetzte Limit von 500 schon deutlich.

Im an der Werra gelegenen Merkers nahm man bereits 1895 die erste Förderung von Kalisalzen auf, 1925 wurde das Kaliwerk eröffnet, welches als weltgrößtes in Betrieb ging. Die zwischen 20 – 150 m dicken Salzschichten des Zechstein Meeres lagerten sich vor 240 Millionen Jahren ab. Ein Streckennetz von unglaublichen 4600 km wurde gegraben und das bis zu einer Tiefe von 860 m. Wir toben uns heute nur auf einem 3,25 km langen Rundkurs aus, welcher mit 60 Höhenmetern pro Runde bei den Temperatur- und Luftverhältnissen ziemlich anstrengend zu laufen ist. Erst recht für mich, denn ich bin gesundheitlich etwas angeschlagen. Ein ruhiger Abend in der Sauna soll zusammen mit genügend Schlaf die Grundlage für den Marathon schaffen.

 

 

Die Startnummernausgabe für die 10 km startet um 7:30, für Halb- und Marathon ab 8:30. Da die Grubenfahrten bis 9:45 geplant sind, läuft alles ganz ruhig ab. Startnummern gibt es im Eingangsbereich des Erlebnisbergwerkes, eine Raum weiter erhält jeder seinen Transponder von Sportident, welcher bequem mit Gummiband am Handgelenk getragen wird. Helm auf, und schon geht’s Richtung Förderschacht. Mit ca. 20 Personen geht es in den engen Aufzug, Platzangst und Berührungsängste sollte man nicht haben. In 90 Sekunden sausen wir unter die Erde, mehrere Förderkörbe sorgen für einen raschen Transport und unten befinden wir uns in einem großen Raum, der jegliches Beklemmungsgefühl vergessen lässt. Es geht durch eine Schleuse und dahinter erwarten uns bereits die Grubentaxis, klleine LKW mit Bänken auf der offenen Ladefläche. Diese transportieren uns einige Kilometer durch die engen Gänge. 30-40 km/h fühlen sich mit der Nase im Wind ungefähr doppelt so schnell an.

Endstation ist der Großbunker, welcher mit 250 m Länge und 22 m Breite früher zur Zwischenlagerung bis zu 50.000 to. Salz aufnehmen konnte und heute als Konzertsaal mit ungewöhnlich guter Akustik für Konzerte genutzt wird. Dieser Raum ist heute das Veranstaltungszentrum mit Start und Ziel und Aufenthaltsraum. Es gibt eine akustische und visuelle Überraschung: Vor dem Start der 10 km kommen wir in den Genuss einer mit Musik untermalten Lasershow. Leider kann ich mit der kleinen Kamera die eindrucksvolle Atmosphäre nicht festhalten. Bedauerlicherweise kann ich auch vom Lauf mit keinen Bildern dienen, wie man sie von uns gewohnt ist.  

Wie könnte es unter Tage anders sein, mit dem traditionellen Steigerlied verstreichen die letzten Minuten, bis pünktlich um 10 Uhr der Start zu den 10 km freigegeben wird. Drei Runden sind zu bewältigen, die Halb- und Marathonis haben noch eine Stunde Zeit, die Atmosphäre zu genießen und sich umzuschauen. Neben der aufgebauten Bühne mit riesiger Leinwand, auf der im Marathon/Halbmarathon jede durchlaufene Runde mit Runden-, Gesamtzeit und Platzierung angezeigt wird, sind eine Bar, an der es Würste und Getränke gibt, und  „Alf“, der größte unterirdische Schaufelradbagger der Welt, die zu erwähnenden Highlights.

Kurz vor 11 Uhr füllt sich das Starterfeld. Die Betreuer haben alle Hände voll zu tun, die übermotivierten Starter zu bremsen und die Strecke für die 10 km Walker freizuhalten. Erinnert mich schon etwas an das Thema Rettungsgasse auf der Autobahn. Nach dem Steigerlied dann pünktlich um 11 Uhr der zweite Start des Tages. Am Ende des Großbunkers geht es nach 100 m um 90 Grad um die Ecke und prompt ist der VP1 erreicht. Ich staune nicht schlecht, als tatsächlich die ersten schon zugreifen.

 

 

Es geht direkt in den längsten und steilsten Anstieg und ich frage ich mich, ob wir gleich die Erdoberfläche erreichen. Aber es werden wohl nur ungefähr 50 HM sein. Genauere Angaben sind schwierig, hier unten steht kein GPS zur Verfügung und wir sind alles etwas blind. Überraschend für mich ist, dass es eigentlich immer hoch oder runter geht, wirklich flache Abschnitte gibt es kaum. Grob gefühlt laufen wir in einer Acht, an einer Stelle gibt es eine Begegnungsstelle, an der man stundenlang mit Glocke und Ratsche die Läufer unermüdlich anfeuert. Respekt, ich glaube 5 Stunden lärmen ist anstrengender als 5 Stunden laufen. Immer wieder starke, wenn auch kurze Steigungen rauben die Kräfte, leider geht es auch dreimal sehr steil bergab, dass an gemütliches Rollenlassen nicht zu denken ist. Bis zu 15% Gefälle sind angekündigt worden!

Zusätzlich irritiert der glänzende Boden, welcher optisch an Glatteis erinnert, aber genügend Gripp bietet, wenn man sich traut. Gefährlicher ist da der oft am Boden liegende Salzstaub, einige kleine Rutscher habe ich schon hinter mir. Zur Sicherheit sind Helm und Lampe vorgeschrieben. Der größte Teil der Strecke ist ausreichend beleuchtet, aber es gibt mehrere dunkle Ecken,in denen ich froh bin, mich zur Stirnlampe auf dem Fahrradhelm entschieden zu haben.

Die gestarteten 427 Läuferinnen und Läufer für Halb- und Marathon verteilen sich schnell auf der Strecke, da diese fast über die gesamte Distanz eine für LKW befahrbare Breite aufweist. Die erste Runde zum Orientieren ist schnell geschafft, aber es soll ein paar Runden dauern, bis man die Strecke wirklich verinnerlicht hat. Noch in der Mitte des Rennens überraschen mich einige Kurven mit anderer Streckenführung, als ich erwartet habe. Dies hat sich aber bis zu 13. Runde gelegt, dann ist so langsam der „Hamsterrad-Effekt“ erreicht und die Spannung in einem Bergwerk zu laufen weicht der Gewohnheit der zwar abwechslungsreichen, aber irgendwann doch eintönigen Strecke.

Ungefähr in der Hälfte der Runde erwartet uns ein zweiter Verpflegungspunkt, somit ist im Schnitt alle 1,6 km eine Versorgung gewährleistet. Die besonderen klimatischen Bedingungen sorgen dafür, dass ich zu Beginn übermäßig schwitze, der Ausgleich mit Wasser und später Cola ist von Anfang an an jedem VP nötig. Später reguliert sich das, man gewöhnt dran.

Zum dritten Mal überrundet mich Matthias aus dem Siegerland vom Nachbarverein mit einem freundlichen Gruß, für ihn läuft es heute super. Ich quäle mich langsam weiter. Trotz Salztabletten habe ich seit langem wieder einmal Probleme mit Wadenkrämpfen. Somit muss ich mein Ziel zurückschrauben und darum kämpfen, wenigstens im Zeitlimit zu bleiben. Die 12. Runde, also 39 km, muss innerhalb von 5 Stunden geschafft sein, sonst wird man aus dem Rennen genommen und im Halbmarathon gewertet.

Es werden Äpfel, Bananen, Salzbrezeln, Griebenschmalz-Schnittchen und Gels angeboten. Nach 4 Stunden ist am zweiten VP die Cola aus und wird leider nicht mehr nachversorgt. Gerade die Läufer, die jetzt noch unterwegs sind, könnten etwas Zucker gut gebrauchen. Dafür werde ich eine Runde später mit dem Angebot überrascht,  „dass man sich jetzt ein Bier verdient hätte“. Na, da sag ich doch nicht nein!

 


 

Sieben Minuten vor dem Limit komme ich ins Ziel, der harte Kampf hat sich dann doch gelohnt und ein weiterer Marathon ist gefinisht. Die Zeitnahme hat schon mit dem Abbau begonnen, die Zielverpflegung hingegen ist noch komplett aufgebaut und der Triathlonverein Barchfeld rundet diese schöne Veranstaltung liebevoll ab. Sportident steht bereit und der Transponder wird ausgelesen und abgegeben und umgehend erhalte ich den Ausdruck meiner Rundenzeiten. Eine Medaille in Form der Fahrmarken für den Förderaufzug wird mir umgehängt und das Gefühl zu den “Kumpels“ zu gehören, wird grösser. Die Ausfahrt aus dem Berg erfolgt zügig. Oben angekommen, nutzen wir die warmen Duschen der Bergmannskauen.

Freundlich verabschieden uns die Mitarbeiter des Erlebnisbergwerkes und wie könnte es anders sein, der Gruß „Glück Auf“ kommt wie selbstverständlich über die Lippen. Ein Erlebnis der besonderen Art!

 

Marathonsieger


 
Männer
1.    Felix Mayerhöfer – DJK Dasswang -  2:45:49
2.    Kai Malzahn – RTV Haselgrund -  2:51:32
3.    Manfred Krikler – Runners Point Ulm –  2:56:23

Frauen
1.    Elisabeth Grund – VLG Eisenbach –  3:38:45
2.    Angie Naumann – Wir sind Marathon  – 3:40:13
3.    Caroline Credé –  3:42:11

 

162 Finisher

 

Informationen: Merkerser Kristallmarathon
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