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Laufberichte

Tradition, Fortschritt und Rekorde

26.10.08

Der Frankfurt Marathon, traditionell der letzte unter den großen deutschen Marathons, war auch 2008 ein großartiges Läuferfest mit zahlreichen Ausrufezeichen. Zum 27. Mal schon fand der älteste deutsche Citymarathon statt, aber angestaubt wirkte hier gar nichts. Im Gegenteil – die Veranstalter zeigten sich bemüht, weiter Strecke und Organisation zu verbessern. Die Freizeitläufer dankten es mit einem Teilnehmerrekord, die Eliteläufer mit einem neuen Streckenrekord.

Für mich persönlich war es der zweite Lauf in Frankfurt und nach München vor 14 Tagen auch der zweite Marathon in diesem Herbst. Eigentlich bin ich ja kein „Vielstarter“, aber nach dem Marathon in München hatte ich einfach Lust, dieses Jahr noch mal einen Wettkampf zu bestreiten. Da mir Frankfurt in guter Erinnerung war und auch die Regeneration ganz gut verlief, wagte ich das Experiment.

Die Marathonmesse war wieder eine Fundgrube für Schnäppchenjäger und eine hervorragende Informationsquelle. Neben den wichtigen Herstellern von Laufsportartikeln waren auch zahlreiche Veranstalter vertreten. Ich selbst deckte mich mit Ausschreibungen ein und ging dann zur Nudelparty. Auch diese ist in Frankfurt alles andere als durchschnittlich. Zum einen ist das Ambiente in der Festhalle natürlich sehr besonders und zum anderen wurde auf der Bühne ein sehr interessantes Unterhaltungsprogramm geboten. Musik- und Tanzeinlagen wechselten sich mit Interviews ab. Unter anderem waren die Spitzenläufer Sabrina  Mockenhaupt, Melanie Kraus und André Pollmächer zu sehen sowie Vater und Sohn Cierpinski, die sich sehr eloquent und sympathisch präsentierten. Für Kohlenhydrate und Flüssigkeit war natürlich auch großzügig gesorgt…

Am Rennsonntag geht wohl bei den meisten Marathonläufern der erste Blick Richtung Himmel. Dieser dürfte allgemeine Zufriedenheit ausgelöst haben, denn es sah nach idealen Bedingungen aus. Beim Einlaufen war es dann aber schon noch recht frisch und so fanden die Wärmefolien reißenden Absatz. „Wo hast Du die her?“ war definitiv die am häufigsten gestellte Frage vor dem Start. Ich trabte mich gemütlich zwischen den Messenhallen ein. Wie viele andere kam ich dann etwas zu spät zum Startblock. Hier war das Gedränge groß, denn es gab nur sehr wenige Zugänge. Einige Starter versetzte dies in leichte Panik, aber nach dem Start entzerrte sich das Gedränge schnell und jeder konnte sich mit geringer Verspätung auf den weiten Weg machen.

Schon jetzt, also um 10 Uhr, war die Frankfurter Innenstadt voll von Zuschauern, die mächtig Stimmung machten. Circa 12.000 Marathonis und noch mal 5000 Staffelläufer (frühzeitig ausgebucht Staffel) bogen von der Düsseldorfer Straße auf die Mainzer Landstraße, die heute noch öfters belaufen wurde. Nach einem kurzen Abstecher durch die Innenstadt ging es zurück Richtung Messe. Anders als im letzten Jahr ging es jedoch nicht wieder direkt am Start vorbei, sondern einmal rund um das südliche Westend. An der Oper vorbei machte die Strecke wieder einen Schlenker nach Norden und streifte bei Kilometer 8,5 erstmals den Eschenheimer Turm, dann wieder die Oper und kurz vor Kilometer 11 erneut den Turm. Vor allem auf den ersten und auf den letzten Kilometern zeigte sich, dass die Streckenplaner beim Frankfurt Marathon wahre Tüftler sind. So war es möglich, dass man durch geschickte Streckenführung viele Kilometer in der nicht sonderlich großen, aber sehr sehr stimmungsvollen, Innenstadt machte. Zwischen den Hochhäusern zu laufen hat im Übrigen auch einen ganz eigenen Reiz. Insgesamt war die Strecke wirklich schnell. Es gab keinen nennenswerten Anstiege, einen durchgehend asphaltierten Belag und wenig scharfe Kurven.

Bei Kilometer 12,5 überquerten die Läufer den Main über die „Alte Brücke“. Von hier hatte man noch mal einen schönen Blick auf die Skyline, bevor es ins eher beschauliche Sachsenhausen ging. Auf den folgen Kilometern ging es im Groben immer nach Westen durch die Stadtteile Niederrad und Schwanheim. Hier zeigte sich, dass der Marathon in Frankfurt eine lange Tradition hat und in der Bevölkerung gut verankert ist. Vor allem in den Stadtteilen Höchst und Nied waren es überwiegend Anwohner und weniger Freunde und Angehörige der Läufer, die für Stimmung sorgten und richtige  Straßenfeste feierten. Viele machten sich es vor den Kneipen oder der eigenen Wohnung gemütlich und einige haben sogar zur musikalischen Untermalung ihre Stereoanlagen aufs Fensterbrett gestellt. Die gute Stimmung übertrug sich ganz automatisch auf die Läufer.

In Schwanheim hatte man die Halbmarathonmarkierung erreicht. Mir ging es noch richtig gut, ich konnte den Lauf genießen und war auch noch gut in der Zeit. Auch die Sonne versteckte sich noch hinter den Wolken – was will man mehr. Alle 5 Kilometer wird in Frankfurt die Zeit genommen und später auch dem Läufer zur Verfügung gestellt. Ein toller Service wie ich finde. Zudem standen an allen Zeitmessmatten Videokameras. Im Internet lassen sich nach dem Lauf kurze Clips jedes Läufers betrachten. Auch ein nettes Etxra!

Kurz nach Halbzeit wurde zum zweiten Mal der Main überquert. Über die vierspurige Schwanheimer Brücke, die mit ihrer geringen Steigung auch kein schweres Hindernis darstellte, ging es nach Höchst. Hier wurden die ersten Marathons in Frankfurt gestartet und auch hier herrschte wieder tolle Stimmung. Ein weiteres Highlight war die Stimmung am S-Bahnhof Nied. Dicht gedrängt standen die Zuschauer. Eine willkommene Aufmunterung, denn bei Kilometer 29 ging es auf die gefürchtete Mainzer Landstraße. Dieses Jahr waren es aber nur 3,5 Kilometer gerade aus und der Veranstalter lenkte mit Musik und Verpflegung von der drohenden Monotonie ab. Die Verpflegung war übrigens hervorragend. Alle 5 Kilometer gab es Verpflegungsstellen (mit isotonischen Getränken und später auch Trockenfrüchte, Riegel und Bananen) und ab Kilometer 10 alle 2,5 Kilometer eine Wasserstelle. 

Wie bei jedem Marathon hatten in dieser Phase des Laufs auch hier etliche Teilnehmer zu kämpfen. Nicht wenige mussten ihr Tempo deutlich drosseln, ihre Muskeln dehnen oder gar aussteigen. Da hätte kurz Neid auf die Staffelläufer aufkommen können, die eben erst ins Rennen eingestiegen waren (insgesamt teilten sich vier Läufer den Marathon). Dankenswerte Weise trugen diese aber eine zusätzliche Kennzeichnung auf dem Rücken, die diese als Staffelläufer erkennbar machte. So hielten sich die Irritationen in Grenzen. Insgesamt habe ich die Staffeln als nicht störend empfunden, bin aber der Meinung, dass der Veranstalter gut beraten ist, diese auch in Zukunft zu begrenzen.

Bei Kilometer 35 erreichte man erneut die Innenstadt. Wenige hundert Meter nordwestlich lag nun das Ziel. Der ohrenbetäubende Lärm der Zuschauer machte diesen Gedanken aber schnell vergessen und motivierte, die letzen 7 Kilometer noch mal alles zu geben. Wieder ging es jetzt kreuz und quer durch die Innenstadt, wobei der Opernplatz zwei Mal überquert wurde. In diesem Streckenabschnitt fiel mir besonders auf, wie viele Läufer die Strecke abkürzten. In den vielen rechtwinkligen Kurven nahmen etliche den Weg üben die Gehwege. Dies bringt jedoch sicherlich mehr Gefahr (Stolpern) als Nutzen (Zeitersparnis).

Kurz nach Kilometer 38 bestand zum zweiten Mal die Möglichkeit ,die „Caritas Spendenmatte“ zu überlaufen. Damit konnte man automatisch jeweils 3 € für ein Kinderhilfsprojekt spenden. Alle Läufer, die dies taten, werden jedoch noch mit einem Brief informiert. Bei der Kehre bei Kilometer 39 nahm man schließlich wieder Kurs auf das Ziel. Ich selbst war zu diesem Zeitpunkt schon ziemlich euphorisiert. Mir ging es immer noch relativ gut und das Gefühl, es schon fast geschafft zu haben, motivierte mich sehr. Hinzu kamen noch die Aussicht auf eine gute Zeit und die tolle Anfeuerung vieler Zuschauer.

Über den Opernplatz ging es erneut für einen Kilometer auf die Mainzer Landstraße um dann schließlich zur Messe in die Düsseldorfer Str. einzubiegen. Hier waren es nur noch wenige hundert Meter zum Ziel. Gleich nach dem „Hammermann“ und dem Messeturm ging es nach links zur Festhalle. Der Einlauf über den roten Teppich gehört sicherlich zum Stimmungsvollsten was die Marathonlandschaft zu bieten hat. Lightshow, Musik, Konfetti, Applaus und eine weicher Untergrund lassen das Läuferherz höher schlagen. Ich selbst konnte meine Bestzeit von vor zwei Wochen noch mal um gut drei Minuten verbessern und war 3:17:27 unterwegs. Mit Medaille und Wärmefolie ausgestattet ging ich steif zur Zielverpflegung. Auch hier war alles vorhanden was man sich wünschen konnte (Obst, Nüsse, Wasser, Kaffee, Suppe, Iso, Cola, Bier – mit und ohne Alkohol).

Weniger schön sind in Frankfurt die Umkleiden und Duschen. Ein kaltes Parkdeck wurde mit Bauzäunen, Folien und mobilen Duschen umfunktioniert. Aber was soll’s? Das Wasser war warm und nach dem tollen Lauf spielte das ohnehin keine Rolle. Nach einer großartigen Massage ging ich noch in die Festhalle um den nicht enden wollenden Zieleinlauf zu verfolgen.

Wie ich dort erfuhr, gab es bei den Männern einen Überraschungssieg mit neuem Streckenrekord von Marathondebütant Robert Cheruiyot (Kenia – 2:07:21). Bei den Frauen gewann Sabrina Mockenhaupt in persönlicher Bestzeit (2:26:22) vor Olesya Nurgalieva (Russland) und Vorjahressiegerin Melanie Kraus.

Insgesamt kann ich den Frankfurt Marathon uneingeschränkt empfehlen. Die Organisation ist nahezu perfekt. Im Vergleich zum letzen Jahr wurden nicht nur beim Streckenverlauf Verbesserungen vorgenommen. Es wurde sehr deutlich, dass der Veranstalter auch Details wie die Kleiderabgabe noch weiter optimiert hat. Für die mittlerweile 20000 Teilnehmer (9464 Finisher im Marathon) ist alles ausreichend dimensioniert und das Messegelände mit Festhalle ist ein idealer Start- und Zielbereich. Die Strecke ist sehr schnell und wie ich finde auch sehr kurzweilig. Mit viel Musik und Unterstützung durch das Publikum kann keine Monotonie aufkommen und, wie bereits mehrfach erwähnt, sorgt die kluge Streckenführung für viele Highlights. Wer also einen hervorragend organisierten, schnellen Marathon sucht und keine Aversion gegen Großveranstaltungen hat, der ist in Frankfurt gut aufgehoben!

 

Informationen: Mainova Frankfurt Marathon
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