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Laufberichte

Gänsehaut und Tränen

30.10.05

Geniales Marathon-Fest

 
Mit insgesamt 17.110 Startern eine Rekordzahl, super-geniales Wetter, klasse Stimmung und eine totale Gänsehaut-Atmosphäre beim Zieleinlauf (schon allein deshalb lohnt es sich !!!) - das ist vorab meine Bilanz des diesjährigen Frankfurt-Marathons.

 

Abfahrt ist am Sonntag schon um 5.50 Uhr in Langenalb, um den ICE in Karlsruhe zu kriegen. Da ich am Abend vorher doch wieder ungewollt lange auf Schwester Susanns Geburtstag versumpft bin, kommt mir die geschenkte Stunde durch die Zeitumstellung ganz gelegen. Trotzdem bin ich noch ziemlich müde und kann mir im Moment nur schwer vorstellen, heute noch einen Marathon zu rennen!


Überhaupt gehe ich diesmal ziemlich untrainiert an die ganze Sache heran. Nachdem ich mir im Juni meinen großen Traum erfüllt habe und die 100 km in Biel gelaufen bin, habe ich 5 Wochen drauf noch einen 68er gemacht, danach - bedingt durch längere Zeit Sportverbot nach einem Fahrradsturz - aber nichts Längeres mehr.


Na ja, wird schon klappen!! Ist ja auch schon mein 5. Marathon dieses Jahr. Im Frühjahr bin ich zu Trainingszwecken für Biel 4 Marathons im 14-Tage-Rhythmus gelaufen.    


In Frankfurt kommen wir gegen 8 Uhr an. Noch sind wir ziemlich früh dran, trotzdem sieht man schon die ersten Läufer auf dem Bahnhof. Zu erkennen an Jogginghose, Laufschuhen, dem Marathon-Kleiderbeutel... man kennt sie einfach, die Läufer.


Alle tigern Richtung Messegelände. Einige bewegen sich schon im Laufschritt nach vorne. Sind ein „bissle“ früh dran mit dem Warmlaufen, denke ich...zumal ich das bei einem Marathon sowieso unnötig finde. Zumindest für das hintere Feld, in dem ich laufe!   

 

Die Halle ist noch relativ leer, so können Andreas und ich in aller Ruhe unsere Startunterlagen holen und anschließend noch zwischen Laufklamotten, Schuhen, Riegeln, Trinkgürteln herumwühlen. Bei den Startunterlagen finde ich viele nützliche Sachen wie Trinkflasche, Schweißband, Serviettenring, Lippenbalsamclip, Duschgel, Schwamm, verschiedene Nüsse und Knabbersachen, Powerriegel und diverse Gutscheine für die Nudelparty.


Um 9.45 haben wir uns wieder vor dem Toilettenschild bei Halle 1.1 verabredet, d. h. vorher Laufdress anziehen (das Wetter ist genial vorausgesagt, also: kurz!), Füße dick mit Melkfett einschmieren, Socken drüber, Schweißbänder an, Zöpfe binden...


Jetzt geht´s die Treppe runter zur Kleiderabgabe, dann Richtung Starterfeld. Draußen ist es doch noch ziemlich kühl, so daß ich die angebotene Plastikfolie zum Überhängen gerne annehme. Riesig, fast drohend steht der berühmte "Mann mit dem Hammer" am Straßenrand, seinen Hammer schwingt er eifrig rauf und runter!

 

Ich bin im Rosbacher Bereich, wie üblich ziemlich hinten. Da steht schon der 4:29 Zugläufer. Weil ich mir diese Zeit heute nicht zutraue, reihe ich mich noch ein ganzes Stück hinter ihm ein.


Im Feld herrscht eine lustige, lockere Stimmung, ich mach mir trotzdem vor Aufregung fast in die Hose!!! Obwohl es heute mein 16. Marathon ist, habe ich matschige Knie, das Kribbeln im Bauch, Herzrasen...wie vor’m 1. Mal! Ich find´s einfach genial und hoffe, daß dieses Gefühl nie ausbleibt! Es gehört einfach dazu!!!


Startschuß - Zuschauer und  Läufer klatschen und jubeln. Ein Meer von roten Luftballons steigt in den Himmel - ich krieg feuchte Augen vor lauter Vorfreude.

 

Los geht´s, und so langsam bewegt sich auch in unserem Feld ä bissle was! Die Stimmung ist genial, Wetter klasse, alles passt und könnte gar nicht besser sein.


Der Start-Torbogen ist direkt vor mir. Jetzt geht´s richtig los!! Links neben der Messmatte liegt ein Läufer am Boden, umgeben von Sanitätern. Ich wundere mich, warum der schon so früh kollabiert ist. Später fällt mir ein, dass ja Szenen zu einem  „Tatort“ gedreht werden und das wohl die Leiche dazu war.   


Ich hab 'ne nette Laufbegleitung, mit der ich gesammelte Marathonerlebnisse austausche. Immer wieder mal ein Foto - ich fühle mich toll! Vor mir läuft ein Typ rückwärts! Wie lange er das wohl machen wird???

 

Die Stimmung ist noch supergut, am Straßenrand immer wieder Bands, Trommeln, Samba-Klänge, Musikvereine... Bei km 13 muß ich ganz dringend mal eines dieser Häuschen aufsuchen. Da haben´s die Männer halt gut...!! Danach folgt leichte Stimmungs-Flaute. Am Straßenrand ist längst nicht mehr so viel los, was mich aber nicht wirklich stört. Ich habe zwar meine Anfangsbekanntschaft beim Toilettengang verloren, aber zum Quatschen findet sich immer wieder mal jemand. Alles in allem ist es ziemlich kurzweilig.

 

Bei km 19 geht´s vorbei an einem Park, vereinzelt liegen Leute im Gras rum, ein Helfer bietet mir an, mir für einen Euro eine Abkürzung zu zeigen...


Es naht die Halbmarathon-Distanz. Der Sprecher auf der Brücke begrüßt mich persönlich, sowas verleiht Fügel!! Mit 2:17 Netto-Zeit bin ich langsamer als erhofft und versuche etwas Gas zu geben, kann aber das schnellere Tempo nicht lange halten.   

 

Am Rand steht ein ganzer Zoo: Kühe, Löwen, Katzen, Elefanten und was weiß ich, was noch alles!!


Vor mir ein laut singender älterer Mann mit nacktem Oberkörper. Irgendwann steht am Straßenrand wieder wie jedes Jahr ein einsamer Saxophon-Spieler. Er spielt gerade "Memories", der laute klare Sound geht durch und durch. Der Musiker bekommt zu Recht immer wieder richtige Beifallwellen von den Läufern.  


Km 26, wir laufen auf die Schwanheimer Brücke zu. Die Stimmung am Rand hält sich immer noch in Grenzen. Ab km 29 wird´s wieder zunehmend lauter. Wir nähern uns Frankfurt-Höchst. An einem Fenster stützt sich eine alte Frau mir ihrem Hund auf ein Kissen. Sie jubelt uns zu und das Läuferfeld antwortet wie abgesprochen mit einer großen La-Ola-Welle.


Aus einem anderen Fenster dröhnt laut "summer of 69", eine Gruppe afrikanischer Trommler verausgabt sich am Straßenrand. Die tolle Stimmung gibt wieder neuen Schwung, mir geht´s saugut!!! Bei km 30 trink ich einen halben Becher Cola.


Noch 12 km, ich bin voll gut drauf, am Rand kommt fetziger Rock´n Roll, das Publikum feuert mich mit lauten "Super-Kerstin-Rufen" an (klasse, wenn der Vorname auf der Startnummer steht!), ich jubel den Leuten zurück ... Auf einem Parkplatz auf der linken Seite singt eine Frau irgendeinen tollen Hit, ich glaub was von Tina Turner.  


Der Lauf führt wieder in die Mainzer Landstraße, die wir schon ein paar Mal passiert haben, irgendwo am Eck steht immer noch der geniale einsame Saxophon-Spieler, der angeblich auch im Wechsel Gitarre spielt und singt. Ich kenn ihn nur mit Saxophon und das kann er soooo gut!!!

 

Am Straßenrand gibt´s jetzt ganze Schüsseln voll mit Traubenzucker. Km 38, dieses Schild auf der Mainzer Landstraße hab ich schon ein paar mal passiert, aber jetzt gilt´s!! Es sind´s noch läppische 4 km. Mir geht´s so richtig gut, die Stimmung trägt mich nach vorne, vorbei an der "Alten Oper". Ich versuche im Vorbeilaufen noch ein Foto zu machen, komme aber auf den falschen Knopf - stehenbleiben will ich nicht. Der Sprecher begrüßt mich mit "Kerstin Dill" und stellt fest, daß er Dill normalerweise immer in seine Suppe macht!


Der Zieleinlauf naht. Links der "Mann mit dem Hammer", der mich diesmal ganz in Ruhe gelassen hat. Noch Mal 'ne Kurve, die Zuschauer feuern mich an, dass ich die Dorothee vor mir noch kriegen kann - ich gebe Gas, überhol sie tatsächlich und sogar noch 3 Läufer vor ihr!


Dann der rote Teppich, ich laufe vom Tageslicht in die Halle. Die Stimmung ist grandios!!! Überall auf dem Boden Silberplättchen, die sich im Licht der Scheinwerfer in allen Farben spiegeln, wie bei  Günther Jauch´s "Wer wird Millionär", laute Musik, jubelndes Publikum, der Sprecher ruft meinen Namen... Mir kommen die Tränen, als hätte ich soeben meinen ersten Marathon geschafft....


Die Atmosphäre im Ziel ist atemberaubend und überhaupt, der ganze Marathon ist ein Erlebnis.


Danke an alle Frankfurt-Marathon-Organisatoren, Helfer, Musiker und das Publikum - Es  war wunderschön!!!!!! Ich komme wieder, versprochen!


Streckenbeschreibung:

Rundkurs, flach, ohne Steigungen. Gute, asphaltierte Straßen, schnelle Strecke. 

 

Zeitnahme:

Champion-Chip, alle 5 km und bei Halbmarathon Zwischenzeiten. 

 

Rahmenprogramm:

3-tägige Marathon-Mall mit vielen Ausstellern, interessanten Informationsständen und Präsentationen.  Nudelparty mit toller Live-Musik in der Festhalle. Marathon-Atmosphäre pur.

 

Weitere Veranstaltungen:

Am Samstag Brezellauf, 5 km durch die Innenstadt Mini-Marathon (4,2 km) Staffel-Marathon, Skating

 

Auszeichnung:

Medaille, Urkunde Logistik:„Marathon der kurzen Wege,“ alles praktisch unter einem Dach, dazu sehr gute Anfahrtswege. Parken entweder auf dem Rebstock-Gelände (Shuttle-Service) oder bei den Messehallen. 

 

Verpflegung und Service:

Alle 5 km Verpflegung und Getränke (Wassser, Iso, Tee, ab km 30 Cola, Bananen, Äpfel, Trauben, Power-Riegel und –Gel) dazwischen zusätzlich Getränestationen.

 

Viele Toilettenhäuschen unterwegs.

 

Im Ziel ein regelrechter Verpflegungs-Markt mit Suppe, Hefezopf, Schokoladenriegel, Power-Riegel, Nussmischungen, verschiedene getrocknete  Füchte, Bananen, Radler, Bier, Cola, Iso,Tee, Caro-Kaffee, Wasser...usw.

 

….und nach über 5 Stunden waren die Duschen wenigstens noch lauwarm.

 

Zuschauer:

In der Innenstadt, in Höchst, beim Start und in der Festhalle Super-Stimmung. Unterwegs viele Bands mit allen möglichen Musikrichtungen, Tanzgruppen, in den Wohnbezirken vereinzelt „Straßenfeste“ der Anwohner. 

 

Informationen: Mainova Frankfurt Marathon
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