Ein erstes Nahziel in diesem Jahr sind für mich die 100 Kilometer von Biel (9./10. Juni). Im Gegensatz zu den Vorjahren, in denen ich mich immer sorgfältig auf diesen Lauf vorbereitet habe, war ich dieses Jahr doch einigermaßen nachlässig: nur ganz wenige lange Läufe und auch die Kilometerumfänge der letzten fünf Wochen ließen zu wünschen übrig (58, 27, 30, 62, 53). Auch mein geplanter Doppeldecker Mannheim und Heilbronn fiel dem Sturm zum Opfer.
Als mich dann Klaus fragte, ob ich nicht zum Illermarathon (eine Woche vor Biel) mitfahren wollte, war ich sofort einverstanden. Ich nahm mir vor, in den Tagen davor noch einige Kilometer zu machen. Tatsächlich habe ich dann, zusammen mit dem Illermarathon, 100 Kilometer in dieser Woche geschafft. Ob das dann für eine annehmbare Zeit von vielleicht 13 Stunden in Biel reicht, kann man ja dann in einer Woche auf Marathon4you nachlesen.
An Pfingstsonntag kann der Verkehr auf der Autobahn nicht störend sein, so dass wir (Angelika, Bernhard, Klaus und ich) erst kurz nach 5 Uhr von Stuttgart aus losfuhren und bereits gegen 7.15 Uhr in Immenstadt am Sportzentrum waren. Die Abholung der Startunterlagen war dann problemlos, nur das Wetter war nicht so, wie erhofft. Auf der Herfahrt Regen und auch kurz vor dem Start war es noch empfindlich kühl und die tief hängenden Wolken versprachen keine Besserung. Bei meinem 5-Stunden Lauf vergangenen Dienstag hatte ich bereits ordentlich gefroren, so dass ich mir für heute vorgenommen hatte, mich warm anzuziehen. Auch meine Handschuhe hatte ich dabei – sicher ist sicher. Solange als möglich hielten wir uns noch im Gebäude des Sportzentrums auf, besser als frieren im Freien. Wie immer traf man dann noch einige Bekannte und vertrieb sich mit Smalltalk die Zeit.
Als wir dann auf der Laufbahn im Stadion von Immenstadt standen und auf den Start warteten, war ich sicher, heute nicht frieren zu müssen. Zwar lief ich in kurzen Hosen, hatte jedoch ein Unterhemd, langärmliges T-Shirt und eine Vliesweste an. Wenn ich aber Bernhard anschaute, war ich mir ziemlich sicher, dass der heute noch seine Kleiderwahl bereuen würde: kurze Hose, kurzes T-Shirt, das war alles. Mehr habe er nicht mitgenommen, meinte er auf unsere anzüglichen Nachfragen. Klaus und auch ich boten ihm jeweils ein weiteres Hemd an. Das eine war rot, das andere weiß, beides nicht seine Farben, also lehnte er ab, lieber würde er frieren, als sein schönes, schwarzes Outfit zu verschandeln. Allerdings warf er nach einigen Minuten im Freien begehrliche Blicke auf meine Handschuhe, die ich ihm dann auch überließ. Freudestrahlend zog er sie an und zog sie erst wieder im Ziel aus!
9.16 Uhr: Start!. Alle etwa 300 Teilnehmerinnen und Teilnehmer (M, HM, 10k, Walker) starteten gemeinsam. Da ich mich ganz hinten eingeordnet hatte, konnte ich ungestört loslaufen. Hinaus aus dem Stadion und dann ging es durch Immenstadt, das wir nach nicht Mal 15 Minuten verließen und auf geteerten Feldwegen nach Westen, in Richtung Kleiner und Großer Alpsee liefen. Bei etwas mehr als 11 Kilometer war dort die Wendemarke und es ging dann dieselbe Strecke wieder zurück.
Etwa bei Kilometer 7 kam dann der führende Marathonläufer, vor ihm ein Fahrrad, das ihm den Weg frei hielt. Donnerwetter, der hatte ja bereits 8 Kilometer Vorsprung und das nach 52 Minuten! Nun, ich machte mir nichts daraus, mein Motto ist „laufen und genießen“. Heute lief ich bewusst noch langsamer als sonst, das sollte ein Trainingslauf für Biel werden und kein Rennen. Daher hatte ich auch meine drei Begleiter laufen lassen und bin ganz bewusst im „Biel-Tempo“ hinterher gelaufen. Na ja, mit ca. 7 Minuten pro Kilometer war ich etwas schneller als in Biel, aber so genau wollte ich es dann auch nicht nehmen.
Unterwegs traf ich noch einen Läufer mit GPS-Gerät, erkennbar daran, dass er seinen Forerunner (201, der Vorgänger) auf seiner Mütze befestigt hatte – genial, vermied er doch damit die Abdeckung von Satteliten durch den Körper. Der Vergleich unserer beiden Geräte ergab dann auch Übereinstimmung. Beim Zieleinlauf zeigte der Garmin ein paar Meter mehr als die notwendigen 42,2 Kilometer, also war die Strecke gut vermessen und mein Gerät hatte sich ebenfalls bewährt.
Es hatte zu regnen begonnen, erst leicht, dann etwas stärker, nie jedoch so ausdauernd, dass ich meine Kamera hätte wegpacken müssen. Auch die Temperatur war mit vielleicht 12 Grad gerade noch so, dass meine Hände nur ganz leicht kälter und unbeweglicher wurden. Nach etwa 50 Minuten hörte das Regnen auf und es war bis Ende des Wettkampfes trocken. Später dann bei der Heimfahrt rissen sogar die Wolken auf und man sah stellenweise blauen Himmel. Da hatten wir Pech, dass gerade am Sonntag die schlechteste Wettersituation der Pfingsttage war; insgesamt aber konnte man aber mit dem Wetter zufrieden sein.
Die Wendepunktstrecke lag hinter mir, Immenstadt war erreicht und etwa bei Kilometer 21 oder 22 begann dann die Steigung. Nun ja, 50 Höhenmeter , allerdings auf vielleicht 500 Meter Strecke, waren dann nicht Furcht erregend, aber doch so steil, dass ich zum Gehen überging. Nach wenigen Minuten war ich oben, es ging unmittelbar wieder etwa 40 Höhenmeter abwärts, nochmals hoch, man passierte ein paar hübsch-hässliche Hochhäuser und dann führte die Strecke auf einer verkehrsfreien Straße ein paar Kilometer durch eine schöne Landschaft.
Etwa alle fünf Kilometer hatte es Verpflegungsstationen gegeben, mit Wasser, Iso, manchmal auch Tee, mit Bananen und Energieriegeln, nicht üppig, aber durchaus ausreichend. Ab etwa Kilometer 20 gab es dann auch Cola, was ich jedoch bis kurz vor Schluss ignorierte.
Mir selber ging es auch auf diesen letzten Kilometern noch recht gut. Als mir dann Klaus entgegen kam und mir sagte, dass Bernhard nicht weit vor mir wäre, packte mich der Ehrgeiz und ich lief etwas schneller. Kurz danach kamen mir Angelika und dann auch Bernhard entgegen. Nicht mehr lange dauerte es nun, bis auch ich mir an der Wende meinen Bändel abholen konnte, diesmal in Schwarz und dann den beiden hinterher lief.
Wer gerne einen Marathon in einer schönen Landschaft laufen möchte, wen die kumulierten Höhenmeter nicht schrecken, der sollte den Illermarathon laufen: Schöne Landschaft, familiäre Organisation, günstiges Startgeld.
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