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Laufberichte

Laufen und genießen

04.06.06

Schöne Landschaft, familiäre Organisation, günstiges Startgeld

 
Ein erstes Nahziel in diesem Jahr sind für mich die 100 Kilometer von Biel (9./10. Juni). Im Gegensatz zu den Vorjahren, in denen ich mich immer sorgfältig auf diesen Lauf vorbereitet habe, war ich dieses Jahr doch einigermaßen nachlässig: nur ganz wenige lange Läufe und auch die Kilometerumfänge der letzten fünf Wochen ließen zu wünschen übrig (58, 27, 30, 62, 53). Auch mein geplanter Doppeldecker Mannheim und Heilbronn fiel dem Sturm zum Opfer.

 

Als mich dann Klaus fragte, ob ich nicht zum Illermarathon (eine Woche vor Biel) mitfahren wollte, war ich sofort einverstanden. Ich nahm mir vor, in den Tagen davor noch einige Kilometer zu machen. Tatsächlich habe ich dann, zusammen mit dem Illermarathon, 100 Kilometer in dieser Woche geschafft. Ob das dann für eine annehmbare Zeit von vielleicht 13 Stunden in Biel reicht, kann man ja dann in einer Woche auf Marathon4you nachlesen.


An Pfingstsonntag kann der Verkehr auf der Autobahn nicht störend sein, so dass wir (Angelika, Bernhard, Klaus und ich) erst kurz nach 5 Uhr von Stuttgart aus losfuhren und bereits gegen 7.15 Uhr in Immenstadt am Sportzentrum waren. Die Abholung der Startunterlagen war dann problemlos, nur das Wetter war nicht so, wie erhofft. Auf der Herfahrt Regen und auch kurz vor dem Start war es noch empfindlich kühl und die tief hängenden Wolken versprachen keine Besserung. Bei meinem 5-Stunden Lauf vergangenen Dienstag hatte ich bereits ordentlich gefroren, so dass ich mir für heute vorgenommen hatte, mich warm anzuziehen. Auch meine Handschuhe hatte ich dabei – sicher ist sicher. Solange als möglich hielten wir uns noch im Gebäude des Sportzentrums auf, besser als frieren im Freien. Wie immer traf man dann noch einige Bekannte und vertrieb sich mit Smalltalk die Zeit.


Als wir dann auf der Laufbahn im Stadion von Immenstadt standen und auf den Start warteten, war ich sicher, heute nicht frieren zu müssen. Zwar lief ich in kurzen Hosen, hatte jedoch ein Unterhemd, langärmliges T-Shirt und eine Vliesweste an. Wenn ich aber Bernhard anschaute, war ich mir ziemlich sicher, dass der heute noch seine Kleiderwahl bereuen würde: kurze Hose, kurzes T-Shirt, das war alles. Mehr habe er nicht mitgenommen, meinte er auf unsere anzüglichen Nachfragen. Klaus und auch ich boten ihm jeweils ein weiteres Hemd an. Das eine war rot, das andere weiß, beides nicht seine Farben, also lehnte er ab, lieber würde er frieren, als sein schönes, schwarzes Outfit zu verschandeln. Allerdings warf er nach einigen Minuten im Freien begehrliche Blicke auf meine Handschuhe, die ich ihm dann auch überließ. Freudestrahlend zog er sie an und zog sie erst wieder im Ziel aus!

 


Von der Laufbahn des Stadions wurden wir dann zum eigentlichen Startbereich, dem Ausgang aus dem Stadion gelotst. Jede Startnummer hatte einen Code aufgedruckt, der spätestens jetzt eingescannt wurde: Keine Wertung ohne Scan!.


9.16 Uhr: Start!. Alle etwa 300 Teilnehmerinnen und Teilnehmer (M, HM, 10k, Walker) starteten gemeinsam. Da ich mich ganz hinten eingeordnet hatte, konnte ich ungestört loslaufen. Hinaus aus dem Stadion und dann ging es durch Immenstadt, das wir nach nicht Mal 15 Minuten verließen und auf geteerten Feldwegen nach Westen, in Richtung Kleiner und Großer Alpsee liefen. Bei etwas mehr als 11 Kilometer war dort die Wendemarke und es ging dann dieselbe Strecke wieder zurück.

 


Soweit aber war ich noch lange nicht, ich war bei Kilometer 3 am Kleinen Alpsee, lief dann ein Stück weit an ihm entlang, immer in Sichtweite linkerhand das Wasser. Bereits kurz vor Kilometer 5 kam mir der führende Halbmarathoni entgegen und bald darauf konnte ich weitere Läuferinnen und Läufer beobachten, die mir entgegen kamen.


Etwa bei Kilometer 7 kam dann der führende Marathonläufer, vor ihm ein Fahrrad, das ihm den Weg frei hielt. Donnerwetter, der hatte ja bereits 8 Kilometer Vorsprung und das nach 52 Minuten! Nun, ich machte mir nichts daraus, mein Motto ist „laufen und genießen“. Heute lief ich bewusst noch langsamer als sonst, das sollte ein Trainingslauf für Biel werden und kein Rennen. Daher hatte ich auch meine drei Begleiter laufen lassen und bin ganz bewusst im „Biel-Tempo“ hinterher gelaufen. Na ja, mit ca. 7 Minuten pro Kilometer war ich etwas schneller als in Biel, aber so genau wollte ich es dann auch nicht nehmen.

 


Zum Test hatte ich heute das neue GPS-Gerät von Garmin dabei, den Forerunner 305. Ich wollte mal sehen, wie er sich bewährt gegenüber seinem Vorgänger, der bei schlechten Verhältnissen, also Bewölkung und Bäume, oft kein Signal mehr empfängt. Auf den ersten Kilometern stimmten die Entfernungsangaben auf den Markierungen nicht mit denen des Garmin überein, stets zeigte das Gerät mehr Meter an. Erst nach etwa 8 Kilometern wurde das besser, die Entfernungsangaben stimmten jetzt meist überein. Wer lag falsch? Ich vermutete: der Veranstalter.


Unterwegs traf ich noch einen Läufer mit GPS-Gerät, erkennbar daran, dass er seinen Forerunner (201, der Vorgänger) auf seiner Mütze befestigt hatte – genial, vermied er doch damit die Abdeckung von Satteliten durch den Körper. Der Vergleich unserer beiden Geräte ergab dann auch Übereinstimmung. Beim Zieleinlauf zeigte der Garmin ein paar Meter mehr als die notwendigen 42,2 Kilometer, also war die Strecke gut vermessen und mein Gerät hatte sich ebenfalls bewährt.

 


Während ich dem Großen Alpsee entlang lief, kamen mir nach und nach alle Marathonis entgegen, erkennbar an einem roten Bändel, den sie um den Hals trugen. Sie hatten bereits die Wende passiert und dort den Bändel bekommen. Auch eine Methode, jemanden von Abkürzungen abzuhalten. Mir persönlich gefallen solche Wendepunktstrecken, sind sie doch kurzweilig durch die Begegnung mit den vor einem und auch hinter einem liegenden Mitläuferinnen und Läufer. Beim Illermarathon kam noch hinzu, dass die abwechslungsreiche Landschaft sich vollkommen anders darstellt, wenn man gewendet hat und wieder zurück läuft.


Es hatte zu regnen begonnen, erst leicht, dann etwas stärker, nie jedoch so ausdauernd, dass ich meine Kamera hätte wegpacken müssen. Auch die Temperatur war mit vielleicht 12 Grad gerade noch so, dass meine Hände nur ganz leicht kälter und unbeweglicher wurden. Nach etwa 50 Minuten hörte das Regnen auf und es war bis Ende des Wettkampfes trocken. Später dann bei der Heimfahrt rissen sogar die Wolken auf und man sah stellenweise blauen Himmel. Da hatten wir Pech, dass gerade am Sonntag die schlechteste Wettersituation der Pfingsttage war; insgesamt aber konnte man aber mit dem Wetter zufrieden sein.

 


Illermarathon verbindet man mit einem Lauf an einem Fluss, also einigermaßen eben. Genauso war es dann, wenn auch die erste Wendepunktstrecke nicht der Iller entlang führte, sondern an zwei Seen. Nun ist es aber so, dass der Illermarathon eben auch im Allgäu ist und Allgäu verbindet man mit sanften, grünen, hügeligen Weiden und auch recht hohen Bergen. Daher haben sich die „Macher“ des Marathons wohl gedacht, dass ein Marathon im Allgäu auch Steigungen haben müsse. Gedacht, getan! Wenn schon die Strecke keine Steigungen hergibt, dann kann man doch ausnützen, dass Start und Ziel in Immenstadt ist und die Stadt durchaus Steigungen bietet. Man baute also eine Schleife nach Norden ein, hinaus aus Immenstadt in eine typische Allgäuer Landschaft und wieder zurück und weiter eben der Iller entlang.


Die Wendepunktstrecke lag hinter mir, Immenstadt war erreicht und etwa bei Kilometer 21 oder 22 begann dann die Steigung. Nun ja, 50 Höhenmeter , allerdings auf vielleicht 500 Meter Strecke, waren dann nicht Furcht erregend, aber doch so steil, dass ich zum Gehen überging. Nach wenigen Minuten war ich oben, es ging unmittelbar wieder etwa 40 Höhenmeter abwärts, nochmals hoch, man passierte ein paar hübsch-hässliche Hochhäuser und dann führte die Strecke auf einer verkehrsfreien Straße ein paar Kilometer durch eine schöne Landschaft.

 


Bei Kilometer 26 näherte man sich wieder von Norden her Immenstadt, lief ein Stück auf dem Gehweg einer belebten Straße entlang, bog dann ab und hatte endlich die Iller erreicht. Vielleicht einen Kilometer lief man dem Fluss entlang, dann führte uns der Weg durch das Gelände einer Baufirma, wieder über den Fluss und schon war man bei Kilometer 30 wieder im Stadion. Helfer winkten mich nach links, vorbei an der Zeitnahme, die Zielgerade hinunter und wieder aus dem Stadion hinaus. Ich musste noch die restlichen 12 Kilometer laufen. Andere waren da besser dran, die hatten sich beeilt, diese Strecke bereits hinter sich und wurden daher nach rechts dirigiert, direkt zu Zeitnahme.

 


Ab jetzt führte die Strecke permanent dem Fluss entlang, hatte mal rechts eine Gartenkolonie, dann sah man links auf dem Fluss eine Gruppe im Schlauchboot, oder auch im Kanu. Der Geschwindigkeit, die das Wasser hier hatte, konnte man ansehen, dass beides nicht einfach war. Wir Läufer hatten allerdings hier auch unsere Herausforderung, denn der Weg war jetzt großenteils mit grobem Splitt bedeckt und da läuft es sich nicht besonders gut, vor allem, wenn man bereits 30 Kilometer in den Beinen hat. Wieder aber wurde man unterhalten, da man die entgegenkommenden Läuferinnen und Läufer beobachten konnte, manche noch dynamisch, andere gehend. Bei Letztern vermutete ich, dass die zu schnell gestartet waren und jetzt wohl Tribut zollen mussten.


Etwa alle fünf Kilometer hatte es Verpflegungsstationen gegeben, mit Wasser, Iso, manchmal auch Tee, mit Bananen und Energieriegeln, nicht üppig, aber durchaus ausreichend. Ab etwa Kilometer 20 gab es dann auch Cola, was ich jedoch bis kurz vor Schluss ignorierte.


Mir selber ging es auch auf diesen letzten Kilometern noch recht gut. Als mir dann Klaus entgegen kam und mir sagte, dass Bernhard nicht weit vor mir wäre, packte mich der Ehrgeiz und ich lief etwas schneller. Kurz danach kamen mir Angelika und dann auch Bernhard entgegen. Nicht mehr lange dauerte es nun, bis auch ich mir an der Wende meinen Bändel abholen konnte, diesmal in Schwarz und dann den beiden hinterher lief.

 


Der Rest ist schnell erzählt. Ich holte Bernhard ein und auch noch Angelika, mit der ich dann zusammen ins Ziel kam. Mit 4:51:15 Stunden war ich zufrieden, wie geplant war das ein schöner, langer Trainingslauf, nach dem ich durchaus noch das Gefühl hatte, dass ich weiter laufen hätte können. Ich schaute also zuversichtlich dem Wochenende in Biel entgegen.


Wer gerne einen Marathon in einer schönen Landschaft laufen möchte, wen die kumulierten Höhenmeter nicht schrecken, der sollte den Illermarathon laufen: Schöne Landschaft, familiäre Organisation, günstiges Startgeld.

 


 

Informationen: Iller Marathon
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