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Laufberichte

Rekorde beim „Stadt-Land-Fluss“-Lauf

16.09.07
 Heute geht’s an den Zusammenfluss von Donau, Iller und Blau. Die dritte Auflage des Einstein Marathons steht an. Der fehlt mir noch auf meiner Liste. Nach meiner erfolgten und erfolgreichen Alpenüberquerung von Oberstdorf nach Meran in der Woche zuvor dürfte ich für diese Kurzetappe bestens gerüstet sein.

 

Als Namensgeber fungiert Albert Einstein, der am 14.03.1879 in Ulm geboren wurde und damit der bekannteste Bürger der Stadt ist. Neben seinen naturwissenschaftlichen Arbeiten, er erhielt hierfür den Nobelpreis für Physik, war er auch politisch stark engagiert.

 

Ich werde wieder mal begleitet von Michael Sailer, der sich am Samstag Abend noch ankündigt. Unsere Anreise geht über die Bundesstraße 16 und später über eine lange Umleitung von Norden in die Universitätsstadt Ulm in Baden-Württemberg, die wir nach gut 90 Minuten erreichen. Ein Parkplatz ist an der Ulmmesse schnell gefunden. Für die weiter anreisenden Sportler führt die Verkehrsverbindung über die Autobahnen 7 und 8, an deren Schnittpunkt ihr Ziel zu finden ist. Zugmäßig ist Ulm als IC-Station bestens angeschlossen.

 

Etwas für die Allgemeinbildung? Ulm hat 120000 Einwohner und liegt am südöstlichen Rand der Schwäbischen Alb. Markantester Punkt der Großstadt ist das gotische Münster, dessen Kirchturm mit 161 Metern der höchste der Welt ist. Ja, und diesen Turm, an dessen Fuß unser Ziel sein wird, werden wir fast auf der gesamten Strecke sehen können.

 

854 wurde Ulm erstmals urkundlich erwähnt, gehörte zur Königspfalz und war Freie Reichsstadt, mal bayerisch und dann wieder württembergisch. Die Donau bildet heute hier die Grenze zwischen Bayern und Baden-Württemberg.

 

Das Jahr 1397 will ich noch beleuchten, denn der traditionelle Schwörmontag wird jedes Jahr am vorletzten Montag im Juli begangen. Der Feiertag geht in dieses Jahr zurück, da die damaligen Streitereien zwischen Patriziern und den Zünften um die Macht im Stadtparlament durch den sogenannten Schwörbrief beigelegt wurden. Der Schwörbrief verpflichtete den Bürgermeister, jährlich Rechenschaft abzulegen.

 

So ist es auch noch heute. Oberbürgermeister Ivo Gönner wird an diesem Termin die politischen und wirtschaftlichen Pläne für das folgende Jahr vorstellen. Zu guter Letzt wird er noch einen Eid auf den Schwörbrief ablegen. Am Nachmittag dieses Festtages findet dann bei schönen Wetter das Nabada statt, einem „Hinunterbaden“ mit karnevalistischen Einlagen auf der Donau.

 

In der Donauhalle ist jetzt gut eine Stunde vor dem Start nur wenig Hektik. Ich erhalte meine Startunterlagen in Sekundenschnelle. Für Michael, der sich eigentlich noch hätte am Vortag anmelden müssen, wird eine Ausnahme mit seiner Nachmeldung gemacht. Ein schöner Zug der Organisatoren.

 

Die Kleider werden in einer Messehalle in bereitstehende Lkws verladen. Wir geben unsere Sachen ab und laufen uns auf der Strecke ein. Es ist ein herrlicher Sonnentag, zwar mit rund zehn Grad noch etwas frisch, aber für Läufer und Zuschauer optimal. Die Begleitradler haben sich bereits versammelt. Einheitlich bekleidet und ausgestattet mit Trillerpfeife werden sie ihren Job gut machen, da bin ich mir sicher. Als ich die Führungsfahrzeuge in Augenschein nehme, werde ich von Moderator Artur Schmidt angesprochen. Vor zig Jahren wurde er in Neuburg Meister im Fünfkampf. Einige Läufer des SV Kasing fallen mir auch noch auf, die wollen im Spätherbst zum Marathon nach Florenz reisen. Ein gutes Ziel zum Saisonausklang.

 

Genau um 09.00 Uhr werden wir auf die Strecke gelassen. Ein riesiges Feld setzt sich in Bewegung. Ich habe mich ganz auf der Seite vorne eingereiht, da ich noch die Führenden aufnehmen will. Das Läuferfeld nimmt die ganze Straßenbreite ein. Eine Brutto-Netto-Zeitnehmung gibt auch den weiter hinten eingereihten Athleten eine Möglichkeit für eine gutes Ergebnis. Eine Kapelle bläst den Läufern nach wenigen Metern auf einem Schiff aus den Marsch.

 

Etwa vier Kilometer lang belaufen wir die Thalfinger Uferstraße, größtenteils im Schatten. Mir tippt jemand auf die Schulter und bedankt sich für die Reportage beim Jubiläumsmarathon in Herbrechtingen. Es ist Manfred Ahrendts, Abteilungsleiter des Laufttreffs beim TSV Herbrechtingen. Ich wünsche ihm viel Glück und werde ihn noch mehrmals im Verlauf des Rennens zu Gesicht bekommen.

 

In Thalfingen, die Landesgrenze zu Bayern wurde bereits überschritten, bleibe ich für einen Fotoschuss an der Kirche stehen. An einem Kreisverkehr hat sich ein DJ niedergelassen und bearbeitet sein Musikgerät. Wir überqueren die Donau. Unser weiterer Weg führt nun durch Wälder und Felder. Der Mais steht noch in vollem Wuchs, die Kartoffeln sind größtenteils bereits eingefahren. An der ersten Trinkstelle erhalten wir Wasser.

 

Am Himmel steht ein Luftschiff eines bekannten Arzneimittelherstellers. In Pfuhl werden wir wieder musikalisch unterstützt. Wir passieren den Pfuhler See und sehen dann linkerhand einen Golfplatz, wo bereits erste Golfer ihre Schläger schwingen. Das Läuferfeld hat sich schon auseinandergezogen, jeder kann sein Tempo nun frei laufen.

 

Es geht wieder an die Donau (Kilometer 10). An einer Stelle wird noch am Hochwasserschutz gewerkelt, unser Laufuntergrund ist auf ein kurzes Stück geschottert, aber dennoch gut belaufbar. Auf der anderen Seite der Donau können wir unser Startgelände erahnen. Das Schiff „Elchingen“ mit der Kapelle aus Erbach hat mittlerweile an unserer Seite angelegt. Einige Musikanten sitzen auf dem Dach und bearbeiten ihre Instrumente.

 

Über die Augsburger Straße und Donaustraße nähern wir uns der Herdbrücke. Viele Zuschauer machen einen Heidenlärm. Gänsehautfeeling. Fast aus jeder Ecke hören wir Musik. Es geht über die Donau. Jetzt sind wir wieder im Ländle. Ein Sprichwort besagt: „Von Ulm nach Neu-Ulm muss man immer über d’Bruck num!“

 

Eine Riesenstimmung herrscht am Rathausplatz. Das Gebäude wurde bereits 1370 als Kaufhaus erbaut. Seit 1419 wird es als Rathaus genützt. Wir sehen auf der Ostseite die 1520 entstandene astronomische Uhr. Und heute residiert hier der Oberbürgermeister mit einem Teil seiner Stadtverwaltung. Der Kurs führt um eine Ecke, da stehen dann Cheerleader Girls. Fischerviertel, Weinhof, die Eindrücke kommen so gehäuft, ich kann mir das alles nicht mehr merken. Die schöne Stimmung und die laute Musik treibt mich weiter.

 

Nach der kleinen Altstadtrunde geht es wieder auf die Herdbrücke. Ja, hier soll das bayerische Wappen gestanden haben. Es wurde mehrmals geklaut, da der bayerische Löwe den Württembergern angeblich den Hintern gezeigt hat...

 

Wir sind nun in Neu-Ulm. Gut 50000 Einwohner hat die Große Kreis- und Hochschulstadt. Die Ursprünge Neu-Ulms gehen auf das Jahr 1810 zurück, als die Bereiche rechts der Donau bei Bayern verblieben. Ich laufe an der Kirche St. Johann-Baptist vorbei, daneben das Rathaus. Rhythmische Musik, ich höre eine Gruppe mit einem Didgeridoo, einem Musikinstrument der nordaustralischen Aborigines.

 

Nach dem Highlights der Innenstadtbereiche bin ich schier erschlagen von den Eindrücken und froh, dass es wieder ruhiger wird. Wir belaufen jetzt einen Radweg entlang der Donau. Kurz nach Kilometer 16 kommt die Streckentrennung. Die „Sprinter“ überqueren die Donau und verschwinden innerhalb der Altstadt Ulms. 

 

Die nächsten Kilometer führen uns entlang der Donau und später entlang der Iller, immer abwechslungsreich durch Wald und Feld. Ich unterhalte mich mehrmals mit „Manne“ Ahrendts. Er lässt sich dann zurückfallen und wünscht mir alles Gute.

 

Kilometer 20, wir überqueren die Iller und laufen in der Folge nach Wiblingen hinein. Der Ulmer Stadtteil liegt an der Oberschwäbischen Barockstraße und wird  dominiert durch das ehemalige Benediktinerkloster, das 1093 von den Grafen Hartmann und Otto von Kirchberg gestiftet wurde. 1993 wurde die Klosterkirche vom Papst Johannes Paul II zur Basilika minor erhoben.

 

Wir umlaufen das Kloster und biegen dann in den sonnendurchfluteten Klosterhof ein. Gut, dass es wieder was zum Trinken gibt. Fast 20 Helfer sind mit der Getränkeausgabe beschäftigt. Wasser, Iso, Bananen, was will der Läufermagen mehr. An der Unterquerung der Bundesstraße 30, hier kommen wir dreimal vorbei, steht eine Musikanlage mit schmissigen Technosound.

 

Kilometer 25 führt uns zur Kastbrücke, wir überqueren die Donau. Eine große Gruppe verfolgt mich, das wird wohl der 3.30-Stunden-Zeitläufer sein. Es folgt das unvermeidliche Industriegebiet Donautal. Augen zu und durch. Später laufen wir parallel zur Donautalbahn und ab Kilometer 30 entlang der Donau. Meine Füße maulen mittlerweile, wahrscheinlich weil ich zu schnell begonnen habe - oder ist die Alpenüberquerung mit täglichen Wanderzeiten von sechs Stunden schuld?

 

Es geht wieder in die Altstadt Ulms. Nicht nur am Zunfthaus der Schiffsleute wird bei Weizen und Wurst die Szenerie beobachtet. Vier Kinder nötigen mich in der Fischergasse zum Fotoschuss und anschließend zum Abklatschen. Mittlerweile sind die zahlreichen Walker auf ihrem Endspurt. Walker und Läufer kommen gut miteinander klar.

 

Kilometer 33. Wir verlassen die Altstadt, die Halbmarathonis und Walker biegen ab. Wir unterqueren die Bahnlinie und die Bundesstraße 10. Es geht nach Söflingen hinaus. Auf der anderen Seite des Blaukanals sehe ich entgegenkommende Läufer auf ihrem Endspurt.

 

Beim Kloster Söflingen laufen wir in den Klosterhof. Auch hier können sich die Läufer wieder an einer Tankstelle laben. Eine Blasmusik unterhält die Zuschauer und für einige Augenblicke auch uns.

 

Wende. Jetzt geht’s zurück. Es ist genau 12.00 Uhr. Mittagläuten. Anhand der Kilometerschilder erkenne ich, dass der Citylauf auf diesem Streckenteil am Nachmittag stattfinden wird. Nicht nur ich werde langsam müde. Ich kann zwar noch einige Läufer ein- und überholen, doch bei Kilometer 38 sehe ich vor mir einen Radfahrer. Dieser begleitet die viertbeste Dame. Es ist Sabine Zwick vom SV Unlingen. Da ich mich nicht mehr auf den letzten Kilometern quälen will, beschließe ich, die Sabine auf ihrem Endspurt noch etwas zu unterstützen.

 

Kilometer 40, letzte Verpflegung. Wie alle anderen zuvor, ist auch diese deutlich vorher ausgeschildert. Es soll hier auch Bier geben. Ich frage nach. „Dahinten ist’s Woiza“, erhalte ich als Antwort. Ein Schluck tut gut. Dafür muss ich wieder der Sabine hinterherlaufen.

 

Es geht unter der Bahnlinie hindurch. Das letzte Kilometerschild sehe ich nicht mehr. Laufdelirium? Die Zuschauer werden immer dichter. Es geht noch drei Mal rechts herum, dann sehen wir bereits das Ziel am Münsterplatz. Hand in Hand durchlaufe ich mit Sabine das Ziel. Geschafft. Die Medaille wird umgehängt.

 

Der Versorgungsstrasse ist reich bestückt. Obst und Getränken, auch leichtes Weizen wartet auf den hungrigen und durstigen Läufer. Neben dem Münster warten die Lkws mit den Kleidern. Die Duschgelegenheiten sind gerade mal fünf Gehminuten entfernt. Der Rücktransport erfolgt mit Omnibus.

 

Ja, und die Soforturkunde weist als Zeit bei mir nur Dreier und Nuller aus. 3.33.00 Stunden netto, damit bin ich 45. der Klasse M45. Das muss man erst zusammenbringen. Die Sabine ist weiter hinten gestartet und hat demzufolge eine bessere Nettozeit. Der Michael, so berichtet er mir, muss nach zehn Kilometern das Gas herausnehmen, da er sich noch im vollen Training für Berlin befindet. Dann hat er den Lauf genossen und ist als Zehnter in seiner Klasse M30 (3.08.47 Stunden) eingelaufen. „Das war ein schöner Kurs durch Stadt, Land und Fluss“, so sein erstes Statement. Ich sag mal „in Ulm, um Ulm und um Ulm herum.“

Teilnehmer:

Über  9000 Sportler, davon 808 Finisher im Marathon

Streckenbeschreibung:

Rundkurs. Start und Ziel sind etwa zwei Kilometer voneinander entfernt. Einige Begegnungsstrecken. Absolut flach mit vielen Sehenswürdigkeiten. Jeder Kilometer angezeigt.

Zeitnahme:

Chip

Auszeichnung:

Medaillen und T-Shirts für alle. Urkunden zum Mitnehmen oder aus dem Internet.

Drumherum:

Duschmöglichkeiten wenige Minuten vom Ziel entfernt. Gepäcktransport vom Start zum Ziel. Für die Rückfahrt mit dem ÖPNV reicht die Startnummer. Massagemöglichkeit. Nudelparty am Vortag. Läufermesse.

Verpflegung:

Viele Verpflegungsstellen. Zunächst mit Wasser, dann auch Iso, Bananen, Riegel, am Ende auch Cola und Bier.

Zuschauer:

Zuschauerrekord, so schreibt die Presse. Im Innenstadtbereich wie beim Citymarathon. In den Vororten viele Zuschauer.

Marathonsieger 
Männer:

1. Slavic Prychodko (LLC Wien) 2.24.52,

2. Richard Schuhmacher (AST Süßen) 2.34.27,

3. Andreas Schur (o.V.) 2.34.48,

4. Thorsten Kriependorf (SSV Ulm 1846) 2.38.23,

5. Michael Strecke (Uniklinikum Ulm) 2.41.42.

Frauen:

1. Beate Roth (SSV Ulm 1846) 2.52.18,

2. Ulrike Herzog (o.V.) 3.19.45,

3. Dana Jungmann (RRMC Langenau) 3.30.03,

4. Sabine Zwick (SV Unlingen) 3.31.20,

5. Sabine Weiß (Passtschon 98) 3.32.32.

Fazit:

Der Einsteinmarathon hat mit sehr gut gefallen. Besonders hervorzuheben ist der Wechsel zwischen City- und Landschaftslauf entlang der Gewässer Donau, Iller und Blau. Absolut schnelle Strecke, die Streckenrekorde bei Männern und Damen sind gefallen. Nächster Termin 21.09.2008. Start dann eventuell in Ulms Neuer Mitte, auch soll die Landesgartenschau in Neu-Ulm durchlaufen werden.

 

Informationen: Einstein-Marathon
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