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Laufberichte

Immer einen Marathon wert

 

 

Zweimal links und wir landen in einer ruhigen Gasse, vorbei an der neuen 2012 eingeweihten Synagoge direkt auf die Stadtbibliothek zu. Beide Gebäude sind auf ihre Art futuristisch: die Synagoge quaderförmig mit geschlossener Außenfassade, die Bibliothek pyramidenförmig fast ausschließlich aus Glas. Was für ein Kontrast zum alten Rathaus in unmittelbarer Nachbarschaft. Es geht nun hinten um das Rathaus herum bis zum ältesten erhaltenen Brunnen der Stadt, dem Syrlin-Brunnen oder auch „Fischkasten-Brunnen“ genannt. Dort wurden früher an Markttagen die Fische zum Verkauf aufbewahrt.

Wir biegen ein auf die Donaustraße, wo gleich 2 große Chearleadergruppen für Abwechslung sorgen. Dann geht es über die Herdbrücke nach Neu-Ulm zurück. An der Petruskirche mit ihrer auffälligen roten Ziegelfassade steht das Spendentor. Hier hat man die Wahl über eine Zeitmessmatte zu laufen und damit freiwillig 3 Euro für eine karitative Ulmer Organisation zu spenden. Viele Läufer machen Gebrauch davon. Jetzt wird es sogar richtig akrobatisch, denn eine weitere Chearleadergruppe zeigt, was sie alles kann. Super gemacht Mädels!

Am Donaucenter vorbei erreichen wir die Donau. Es geht am Ufer entlang. Gegenüber spiegelt sich die Altstadt von Ulm im ruhigen Wasser. Hinter der Grünanlage befinden sich die Donauklinik und dann das Kongresszentrum Edwin-Scharff-Haus. Eine Zwei-Mann-Band intoniert deutsche Schlager. Nun kündigt ein Schild die Streckentrennung für Halbmarathon und Marathon bei km 19 an. Zwei Schlachtenbummler motivieren nochmal jeden Einzelnen. Ich werde geradeaus geleitet. Schnelle Läufer kommen von vorne, ich kann gar nicht so schnell fotografieren, wie sie vorbei sind. Das sind Marathonläufer bei ca. km 33. Für mich kommt hinter der Kurve eine VP.

Jetzt wird es deutlich ruhiger. Bis km 22 geht es zunächst an der Donau, anschließend an der Iller entlang. Alle 500 m stehen Streckenposten, meist Sanis, die mich je nach Temperament, mehr oder weniger anfeuern. Der Weg verläuft schattig unter Bäumen, direkt am Wasser – sehr angenehm. Plötzlich öffnen sich die Bäume und ich kann über eine Wiese hinweg Läufer beobachten, die schon auf dem Rückweg sind. Ich biege schließlich auf die Schlossstraße ein und gelange zur nächsten VP. Hier stärke ich mich erst einmal ausgiebig: es gibt Radler und mein Gel, das ich sowieso dabei habe. Dann laufe ich los und bekomme einen Schreck. Die Straße ist mit Flatterband in 3 Spuren unterteilt. Meine Spur, dann kommt eine entgegen, und dann noch eine ebenfalls in meine Richtung. Nur steht dort das km 28 Schild. Oh je, müssen wir hier jetzt mehrmals auf und ab? Schatten gibt es hier keinen, das kann ja heiter werden.

 

 

Um mir die Zeit zu vertreiben, feuere ich die Entgegenkommenden an. Die meisten sind bereits zu müde um zu antworten, aber hin und wieder kommt ein Lächeln oder eine freundliche Geste zurück. Bevor ich mich versehe, werde ich nach links geleitet. Das Kloster Wiblingen liegt nun vor mir. Das im 18. Jahrhundert auf den Mauern einer viel älteren Klosteranlage gebaute Barockensemble, liegt in einem weitläufigen Parkgelände. Entgegenkommende Läufer berichten von der nächsten VP im Schloßhof. Ich werde durch das Tor geleitet, überquere den weitläufigen Innenhof, passiere ein weiteres Tor und lande im sogenannten Lustgarten. Hier sieht es nicht aus wie in anderen barocken Gärten: es handelt sich nur um eine quadratische Rasenfläche, die mit Wegen in vier Teile geteilt wird.

Flatterband weist mich nach rechts an den Mauern vorbei. Schon von weitem kann ich Musik hören. Es geht quasi einmal halb herum, dort sind auch Bierbänke aufgebaut. Unter Sonnenschirmen haben sich zahlreiche Zuschauer versammelt und es ertönt tosender Beifall - nur für mich. An der VP stehen die jugendlichen Helfer Spalier. Ich nehme wieder Radler. Dann werde ich mit vielen guten Wünschen wieder auf die Strecke geschickt. Das war eine schöne Abwechslung und ich mache mich frisch motiviert auf den weiteren Weg. Zunächst verlasse ich den Lustgarten durch das Tor nach rechts. Dann geht es links; etwas weiter kommt ein Tor. Ich laufe hindurch und stutze - hier ist das Paradies: ein kleiner See liegt unter schattigen Bäumen. Helfer haben es sich auf einem Bänkchen bequem gemacht. Leider kann ich nicht bleiben.

Die kleine Steigung, die jetzt kommt, muss ich gehen. Der Streckenposten weist mich nach links. Ich finde mich auf dem großen Platz von vorhin wieder und passiere das Eingangstor nun von der anderen Richtung. Hier ist der Besenradler im Gespräch mit einem Helfer. Ich verabschiede mich und sage „bis bald“, worauf der Radler erwidert, dass er mich heute wohl nicht mehr einholt. Na hoffentlich!

Bei km 25 bin ich plötzlich wieder auf der Begegnungsstrecke. Oh, die vierte Spur war mir vorhin gar nicht aufgefallen. Sie biegt aber auch gleich wieder ab ins Wohngebiet. Ein paar Anwohner sitzen an der Strecke und feuern mich an. Dann wird es grün. Ich laufe wieder auf das Kloster zu, biege aber vorher in einen wunderbar schattigen verträumten Wald ein. An einem Pferdehof bei km 26 wird es nochmals sonnig, dann hat der Wald mich wieder. Der Weg führt geradeaus an der Iller entlang. Es ist schattig und wunderschön. Vor mir erkenne ich die Brücke von vorhin. Eine Schleife bringt mich wieder hinauf. Hier wartet schon wieder eine VP. Also verdursten kann man auf diesem Lauf nicht.

Nun geht es wieder, die mir bekannte Straße entlang, diesmal am km 28 Schild vorbei und dann rechts. Etwas trost- und schattenlos führt der Weg nun im Viereck, nur unterbrochen von den wirklich herzlichen Anfeuerungen der Helfer alle paar Meter. Ein letztes Mal biege ich nun auf die Begegnungsstrecke ein. Nanu, ich kann Läufer vor mir sehen. Bisher war ich ziemlich alleine unterwegs; das gibt Auftrieb. An der VP stärke ich mich nochmals. Nun bloß kein Risiko mehr eingehen. Ich fühle mich gut und es sind nur noch 12 km. Die Zeit wird zwar für 5 Stunden nicht reichen, aber was soll‘s. Es geht über die mir bekannte Brücke auf dem Weg, den ich vor Stunden bereits von weitem gesehen habe. Kein Schatten weit und breit. Ich kann ein paar Geher überholen und finde mit Matthias eine nette Laufbekanntschaft.

 

 

Leider muss Matthias abreißen lassen und so biege ich allein ins Donaufreibad ein, das wohl bereits Saisonende hat. Das Spaßbad Wonnemar auf der anderen Seite des Zauns, scheint dagegen gut besucht. Zwischen den Becken ist der Weg mit Flatterband markiert. Das Wasser sieht kühl und angenehm aus. Es macht mich richtig an, da mal rein zu hüpfen. Ich bedenke die Nachteile und lasse es. Die nächste VP ist erreicht. Ich erkenne den Platz; hier war doch die Weiche von Halbmarathon und Marathon. Jetzt kommen mir 10 km Läufer entgegen. Ich habe erwartet, nun ebenfalls auf die Strecke einbiegen zu können. Aber nein, mein Weg geht nach rechts weg. Eine weite Schleife bringt mich an der Straße entlang nach oben auf die Konrad Adenauer Brücke. Hier habe ich einen tollen Blick auf die Läufer die unter mir ebenfalls die Donau überqueren. Im Hintergrund sieht man majestätisch das Münster. Kein Wunder, dass ein Fotograf hier auf der Lauer liegt.

ch gelange nun auf die Stadtmauer (km 34) und zur nächsten VP. Unter mir tobt der Wettkampf der 10er. Ich dagegen genieße die Ruhe. Die meisten Spaziergänger um mich herum ignorieren mich. Als linker Hand der Metzgerturm auftaucht, weist mich eine nette Helferin Richtung Innenstadt. Es geht nun ein Stückchen bergauf. Am Rathausplatz ist ein Marathontor aufgebaut. War das vorhin auch schon da? Ich kann mich nicht erinnern. Eine Spitzkehre bringt mich vom Marktplatz weg bergab und durch das Metzgertor.

Der 1349 errichtet Metzgerturm war früher Schlachthaus, leider hat man zu spät gemerkt, dass der  Untergrund sumpfig war. Er neigt sich mittlerweile über 2 m, was ihm auch den Beinamen „schiefer Turm von Ulm“ eingebracht hat. Aber er steht noch, und das ziemlich stabil, also was will man mehr? Auf dem Kopfsteinpflaster muss ich höllisch aufpassen. Ich bin froh, als ich unfallfrei unten an der Donau wieder auf den 10 km Lauf stoße. Die 10er laufen hier rechts. Ich dagegen werde links geleitet. Mein Weg führt etwas oberhalb des Ufers entlang, während ich direkt am Kai  Marathonläufer mir entgegen kommen sehe. Kurz darauf gelange ich ebenfalls nach unten. Dort ist der Weg einfach in der Mitte geteilt und mit Pylonen markiert. Meine Strecke führt jetzt ortsauswärts, auf demselben Weg muss ich später zurück.

Es geht durch die Friedrichsau bis zur Rückseite des Messegeländes, hier ist km 38 und dann wieder retour. Alle paar Meter stehen Streckenposten, die aufpassen, dass Passanten nicht auf die Strecke laufen und Radler ihr Tempo zügeln. Außerdem feuern sie die Läufer an und ich glaube, das ist sogar ernst gemeint. Noch zwei Verpflegungsstellen, dann bin ich endlich wieder bei den 10 km Läufern, vielleicht sind es auch 5er, angekommen. Ich reihe mich in das Feld ein und habe auch nichts dagegen, wenn mich der eine oder andere überholt.

 

 

Hinter km 41 verlassen wir die Donau und biegen in die Altstadt ein. Der letzte Kilometer gleicht einem Triumphlauf. Aus allen Kaffees und Restaurants wird applaudiert und viele Zuschauer stehen am abgesperrten Rand der Strecke. Es geht erneut leicht bergauf, aber hier wird nun durchgelaufen. Immer wieder heißt es: „Gleich habt ihr es geschafft“ oder: „Es ist nicht mehr weit“! So aufgemuntert, geht es gleich viel besser. Die durchgehenden Absperrungen zeigen an, dass das Ziel nicht mehr fern sein kann. Auf den letzten Metern stehen die Zuschauer dicht gedrängt. Dann hinter einer Kurve hab ich es geschafft. Der höchste Kirchturm der Welt liegt vor mir. Für die Marathonis gibt es einen separaten Einlaufkorridor. Dort wird der Jubel nochmals größer. Dann bin ich im Ziel.

 

 

Norbert erwartet mich schon, es gibt eine schöne Medaille. Obwohl es durch die Kurzstreckenläufer unglaublich voll ist, klappt die Zielverpflegung hervorragend. Es gibt Bier in allen Variationen, Iso, Brühe, diverses Obst, Hefezopf, Studentenfutter und Popcorn. Im Schatten des Münsters lassen wir es uns gut gehen.

 

Fazit:

 

Im Anschluss an den Lauf gibt es eine Umfrage des Veranstalters, was man wohl besser machen könnte. Mir fällt nichts ein. Die Strecke ist wunderbar, flach mit einer gelungen Mischung aus Stadt und Natur. An der Verpflegung unterwegs habe ich nichts zu meckern, im Ziel ist sie großartig. Die Stimmung ist (auch wegen der vielen Helfer) toll, der Zieleinlauf verspricht Gänsehautfeeling.

Preis/Leistungsverhältnis top. Der Transfer vom Ziel, zum Messegelände zurück hat dann auch noch hervorragend geklappt, was will man mehr.

 

Foto-Glück und Foto-Pech

 

Vielleicht habt ihr gemerkt, ab km 40 gibt es keine Bilder mehr. Der Akku war leer und leider auch der Reserve-Akku. Pech gehabt.

Glück hatte M4Y-Kollege Greppmeir. Der wollte Bilder für eine Bildgalerie zur Verfügung stellen, ließ seinen Fotoapparat aber im Shuttle-Bus liegen. Der ehrliche Finder lieferte das teure Gerät prompt im Fundbüro ab. Inzwischen ist es unterwegs zu „Greppi“.

Dem (bisher) unbekannten Finder sei herzlich gedankt. Wenn er sich bei uns per Email (redaktion@marathon4you.de) meldet, bekommt er ein kleines Überraschungspaket. 

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Informationen: Einstein-Marathon
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