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Laufberichte

Wetterfeste Bottwartäler

20.10.13

Hinter Oberstenfeld halten wir uns rechts. Hier stößt die Strecke der Ultraläufer auf unsere. Gerade kommen zwei davon angelaufen. Sie sind aber viel schneller als ich, und so verliere ich sie schnell aus den Augen.

Die nächste VP wartet bereits. Ich nutze die Gelegenheit, um mich im Scherz über das Wetter zu beschweren. Eine Helferin versucht mich zu trösten und meint: „Bei schönem Wetter kann ja jeder laufen“. Außerdem macht sie ausdrücklich Werbung für den ansonsten wirklich schönen Lauf, wo besonders auf die familiäre Atmosphäre und den Zusammenhalt der beteiligten Gemeinden Wert gelegt wird. Zwei Buben zeigen mir begeistert ihre Medaillen, die sie gestern beim Bambinilauf bekommen haben.

Wir laufen um die Kurve und erreichen den Startbereich des Halbmarathons. Der erste Start war um 11 Uhr. Jetzt wartet noch die letzte Startgruppe auf ihren Einsatz. Applaudierend stehen sie in ihrem Startbereich und heizen uns gehörig ein. Das ist so schön, wie ein Zieleinlauf. Wir laufen dann durch ein Spalier von Chearleadern und unter einer Hebebühne hindurch, auf der ein Moderator jeden Vorbeikommenden begrüßt. Das alles spornt nochmal richtig an; dann wird es wieder ruhiger. Es geht durch ein Wohngebiet. Immer wieder stehen Schaulustige, die kräftig anfeuern.

Eine Wäscheleine mit allen Bottwartal-Shirts der letzten Jahre ist über die Straße gespannt. Dann geht es in einer S- Kurve auf die Schmidhauser Straße (K1616). Guggenmusiker, ganz in schwarz gekleidet, machen Stimmung für den bevorstehenden Anstieg. Ich bin schon ziemlich platt und gehe hier hoch. Von hinten kommt der 4h30 Pacer mit seiner Gruppe. Da werde ich mich dranhängen. Oben laufen wir dann rechts.

Es regnet immer noch und Nebel hängt tief über dem Tal. Eine angenehme Schleife durch grüne Streuobstwiesen und Felder steht an. Plötzlich kommen Läufer entgegen, biegen aber gleich wieder ab. Sie sind uns schon ein kleines Stück voraus. Zwei Kurven später sind wir selbst an dieser Stelle. Neugierig werfen wir einen Blick auf die hinteren. In Schmidhausen stehen wieder vergnügte Zuschauer im Dauerregen.

Über die L1116 machen wir uns auf den Weg zurück nach Oberstenfeld. Gleich hinter dem Ortsschild warten Helfer unter Regenschirmen, um uns mit diversen Getränken und Bananen zu versorgen (km 26). Wir biegen rechts ab. Ein Radweg führt am „Freibad Oberes Bottwartal“ vorbei. Dann müssen wir über den Parkplatz und in die Unterführung unter der L1100. Hier macht die Feuerwehrkapelle leider gerade Pause. Es sei ihnen vergönnt.

Der Radweg an der Beilsteiner Straße ist unser nächstes Ziel. Dort kommen uns bereits Läufer entgegen, die mehrere Kilometer Vorsprung haben. Die Burg „Langhans“ von Beilstein thront gerade aus vor uns auf dem 326 m hohen Berg. Sie wurde im 12. Jahrhundert unter den Hohenstaufern erbaut. Nach langer, wechselhafter Geschichte und verschiedenen Besitzern, erwarb die Stadt Beilstein das Burggelände 1960. Die hier errichtete Burgfalknerei und die Burggaststätte Hohenbeilstein erfreuen sich seither täglich zahlreicher Besucher. Von der Plattform des fünfeckigen Turm "Langhans" (23 m hoch) hat man eine herrliche Aussicht ins Bottwartal.

Wir verlassen die stark befahrene Straße  und freuen uns wieder über einige begeisterte Zuschauer. Die Burg kommt immer näher. Auch das tiefer liegende Hotel Schloß Beilstein ist nun gut zu sehen. Läufer vor mir machen eigenartige Dinge: sie laufen eine Kurve innen an, weichen dann aber kurz vorher auf die andere Seite aus! Beim Näherkommen sehe ich die riesige Pfütze, die den direkten Weg versperrt. Auch ich wähle den längeren Weg.

Am Gelände des Herzog Christoph Gymnasiums vorbei geht es auf Kopfsteinpflaster die schmale Dammstraße bergauf. Hinter dem Parkplatz laufen wir in Serpentinen wieder bergab. Dass auch hier jubelnde Zuschauer sind, versteht sich von selbst. Im Industriegebiet ist die nächste VP. Ein großer „Intersport“ Werbebogen erregt schon von weitem unsere Aufmerksamkeit. Eine Kapelle, vorsorglich unter dem Dach einer Bushaltestelle, macht gerade Spielpause und singt uns stattdessen ein Ständchen.

Hilfe, mein Fotoapparat macht langsam schlapp! Durch die Feuchtigkeit hat sich der Sucherverschluss verklemmt und öffnet sich nur halb. Mit nassen Fingern versuche ich den Verschluss komplett zu öffnen. Das funktioniert. Jetzt bleibt er aber auch offen, wenn die Kamera ausgeschalten ist. Hoffentlich kann man auf den Bildern noch etwas erkennen.

Nach einer längeren Geraden geht es eine kleine Steigung hinauf. Oben, an den uns anspornenden Zuschauern vorbei, laufen wir über die Felder. Zwischen den Gewächshäusern einer Gärtnerei geht es bergab. Wir sind jetzt wieder auf dem Begegnungsstück, da kommt mir Ulli von der Ultrastrecke entgegen. Wir wechseln ein paar Worte. Er ist super drauf (km 31 für Marathon).

Wir gelangen nun zum 3. Mal nach Oberstenfeld. Es geht die Beilsteiner Straße hinunter. Unter einem Pavillon stehen beschwingte Zuschauer. Sie lassen es sich mit Kuchen und Wein gut gehen und jubeln den Läufern zu. Eine Percussion Gruppe macht Stimmung, mehr oder weniger gut geschützt unter einem Partyzelt. Jetzt geht es rechts auf die Großbottwarer Straße. Hier ist wieder ein Moderator, der die Namen der Läuferinnen und Läufer ansagt. Eine Menge Publikum bevölkert die überdachten Ladenfronten rechts und links der Straße. Es steppt der Bär.

Im Wohngebiet erreichen wir den Übergang über die L1100. Es geht in einer Schleife hinauf, dann über die Brücke und in einer weiteren Schleife wieder hinab. Der folgende Weg ist praktisch eine einzige Pfütze. Meine Füße sind schon triefnass, aber das neuerliche tiefe Wasser müsste trotzdem nicht sein.

Auf einem Radweg laufen wir flach nach Großbottwar. Am Ortseingang geht es links. Ein kleiner Schlenker bringt uns von hinten zum Areal der Winzergenossenschaft Großbottwar. Wer den Lauf von früher kennt, wird hier das Lagergebäude erkennen, in dem damals die Zielverpflegung war. Wir kommen von unten und müssen jetzt den kurzen steilen Weg bergauf. Oben laufen wir auf die gesperrte L1100.

Es geht bergab bis wir den Eingang zur historischen Altstadt erreichen. Nach einer Stärkung an der VP durchlaufen wir das kleine Tor in der Stadtmauer. Sprecher und Publikum erwarten uns auf dem Marktplatz mit dem historischen Rathaus von 1556/57. Der Marktbrunnen vor dem Rathaus besteht vermutlich schon seit der Stadtgründung und wurde mehrfach erneuert. Die Altstadt besitzt neben Resten der Stadtmauer einen für die Gegend ungewöhnlich hohen Hausbestand aus dem 15. bis 17. Jahrhundert. Der strömende Regen scheint der Stimmung keinen Abbruch zu tun. So motiviert laufen wir weiter durch die engen Gassen.

Auf einem flachen Radweg kommen wir nach Kleinbottwar. Der kurze Anstieg zu den ersten Häusern wird von den meisten gehend bewältigt. Der Regen hat gerade aufgehört. Natürlich steht hier wieder Publikum. Kinder machen sich einen Spaß daraus, die Läufer mit Schwung abzuklatschen. Eine Guggenmusik im silberfarbenen Outfit heizt lautstark ein. Ich bin zwar gut drauf, aber meine Beine wollen nicht mehr. Das fällt nicht weiter auf: den anderen geht es ebenso. Mit Gehen und Laufen werden wir schon irgendwie ans Ziel kommen.

Die Straße nach Steinheim kennen wir ja bereits aus der anderen Richtung. Immer noch sind Zuschauer da. Ich erkenne welche, die hier definitiv heute Morgen schon gestanden sind. Scheinbar nicht müde, beglückwünschen sie jeden Marathoni und Ultraläufer als Helden. Die VP ist auch noch da. Ich nehme einen Schluck Cola, dann geht es den letzten Anstieg hinauf. Es überholen mich zwei Ultraläufer, darunter Nicole, die 5. Frau.

Der Zieleinlauf ist vom Feinsten: das Publikum klatscht, ein Moderator stellt jeden Ankommenden vor, Guggenmusik spielt, diesmal mit roten Kostümen. Es warten Chearleader im Spalier und feiern jeden Ankommenden. Hinter der Ziellinie gibt es eine Medaille.

Norbert erwartet mich. Es ist geschafft. Der Weinstand wird zwar gerade abgebaut, aber ich bekomme noch das letzte Glas leckeren Trollinger-Lemberger. Nebenan am Krombacher Stand werden verschiedene alkoholfreie Biervariationen ausgeschenkt. Im Verpflegungszelt gibt es Laugenbrezeln, Hefezopf, Äpfel, Bananen und Riegel, dazu die bekannten Getränke. Alles ist immer noch in großen Mengen verfügbar. Und es ist einiges los. Überall stehen Gruppen nasser, aber glücklicher Läufer, die ihre bestandenen Abenteuer austauschen.

Der Bottwartal Marathon ist ein super Lauf. Aufgrund der durchdachten Streckenführung und der intelligenten Startfolge ist man fast nie allein unterwegs. Für Zuschauer ist das natürlich attraktiv, was die Läufer deutlich zu spüren kriegen. Die kurzweilige Strecke bietet einen reizvollen Mix aus City- und Landschaftslauf-Atmosphäre. Dazu gibt es ausreichende Verpflegung bis zum Schluss und exzellente Zielverpflegung. Was will man mehr? Die Organisation ist perfekt und das Zusammenwirken der einzelnen Gemeinden vorbildlich. Wir kommen bestimmt wieder!

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Informationen: Bottwartal-Marathon
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