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Laufberichte

Neues vom Gevattersee

20.02.11

Dass die in Niedersachsen gelegene Region Schaumburg-Lippe, die in ihrer wechselvollen Vergangenheit Grafschaft, Fürstentum und Freistaat war, gemeinsam mit ihrer näheren Umgebung zu den hübschesten Landschaften Deutschlands gehört, ist hinlänglich bekannt. Sehr oft habe ich in früheren Jahren diese schöne Gegend bereist und mich von deren schmucken kleinen Städten, die sich ihre historischen Kerne weitgehend bewahrt haben, begeistern lassen.

Seit Anfang dieses Jahres ist jedoch der kleine Ort Petzen in den Mittelpunkt meines Interesses gerückt. Er hat seinen Ursprung in einem schon zu frühester Zeit besiedelten Wohnplatz und wurde 1181 erstmals urkundlich erwähnt. Heute ist Petzen ein Stadtteil der einstigen Residenzstadt Bückeburg.

Sofern man aus dem Rheinland oder Ruhrgebiet anreist, gelangt man am unkompliziertesten nach Petzen, wenn man die Bundesautobahn A2 an der Ausfahrt Porta Westfalica verlässt und auf der Bundesstraße B482 in nordöstlicher Richtung weiterfährt. In Hausberge passiert man ein zu linker Hand gelegenes mächtiges Gebäude, aus dessen vielen Fenstern ein sattes Rot erstrahlt. Nur wenige Kilometer weiter gelangt man zu einem Kreuzungsbereich, an dem Radaranlagen mit großem Fleiß bemüht sind, teure Fotos von den Insassen von Autos zu schießen, deren Lenker/innen das Tempolimit von 70 km/h übersehen oder ignoriert haben.

Noch im erweiterten Bereich der Kreuzungsanlage verlässt man die B482. Nun sind nur noch in kurzen Abständen der Mindener Stadtteil Klus, die imposante Hotelanlage „Große Klus“ und der Bückeburger Stadtteil Röcke zu passieren, und schon hat man den Zielort Petzen erreicht. Dieser hat trotz seiner Zugehörigkeit zu Bückeburg seinen ländlichen Charme nicht eingebüßt.

Nur dann, wenn in den Morgenstunden eines Samstags oder Sonntags einige bunt gekleidete Gestalten mit ihren PKWs die Parkplätze an den Sportanlagen ansteuern, scheint aus Sicht des Besuchers etwas Belebung in die dörfliche Beschaulichkeit zu gelangen. Bei jenen „Eindringlingen in die örtliche Morgenstille“ handelt es sich um Frühaufsteher/innen, die einen Marathonlauf bestreiten wollen.

Um Marathonsammlerinnen und -sammlern auch in der wettkampfarmen Zeit Startgelegenheiten zu ermöglichen, hat nämlich Jobst von Palombini (ein leidenschaftlicher Marathonläufer mit mehr als 400 absolvierten Rennen und im vorigen Jahr 2010 mit dem großartigen Ergebnis von 109:23:25 Stunden Drittplatzierter des sich über 18 Tage und 1.150 km erstreckenden Etappenrennens „La Transe Gaule“) eine sehr liebevoll organisierte Serie von Marathonläufen ins Leben gerufen. Zwar ist keine Duschgelegenheit vorhanden, und an dem stets gut bestückten Versorgungsstand ist Selbstbedienung angesagt. Deshalb wird aber auch nur der geringe Kostenbeitrag von 5 € für die bereitgestellte reichliche Verpflegung und eine an Voranmelder/innen sofort ausgehändigte Urkunde erhoben.

Wie ich bereits an anderer Stelle erwähnte, richtet Jobst seine Läufe an zwei Orten aus, wobei der Start jeweils um 10.00 Uhr erfolgt:

1) in Bückeburg-Petzen den „Gevattersee-Marathon“. Hier sind zunächst ein innerörtliches Auftaktstück von 250 m und dann in einem Landschaftschutzgebiet mit kleinen Seen 10 Runden á 4.195 m zurückzulegen. Dabei wird fast ohne Höhenunterschiede recht kurzweilig über Feld- und Waldwege gelaufen.

2) in Bad Eilsen den „Idaturm-Marathon“. In diesem sind zunächst ein Pendelstück von 200 m, dann ein Auftaktstück von 650 m, anschließend 7 Runden á 5.816 m und abschließend ein Rücklaufstück von 650 m zu bewältigen. Vorgenannte 7 Runden führen auf Waldwegen sehr anspruchsvoll durch den „Harrl“ hinauf zum „Idaturm“, wobei am Ende 818 Höhenmeter zu Buche stehen.

Nachdem ich bereits an den „Gevattersee-Marathonläufen“ vom 22.01.2011 und 30.01.2011 teilgenommen hatte, gehören nun - wie doch die Zeit rennt - auch die „Gevattersee-Marathonläufe“ vom 05.02.2011 und 20.02.2011 der Vergangenheit an.

Am 05.02.2011 war der Himmel bedeckt. Die Temperatur lag deutlich über dem Gefrierpunkt. Es wehte ein sehr böiger Sturmwind, der allerdings von den Büschen am Wegesrand abgeschwächt wurde und im Wald kaum spürbar war. Viel mehr machten mir, der ich derzeit einen deutlichen Mangel an Kondition beklagen muss, auf einem Streckenabschnitt die tiefen Fahrspuren zu schaffen, die Waldarbeiterfahrzeuge in dem dort aufgeweichten Boden hinterlassen hatten.

Ganz anders präsentierte sich das Wetter am 20.02.2011. Nur wenige Minuten nach dem Start riss die Wolkendecke auf. Die Flächen blauen Himmels wurden immer größer, und strahlender Sonnenschein begleitete den gesamten nachfolgenden Tag. Die Temperatur betrug zur Startzeit zwar lediglich -2,5°C. Da aber ein unangenehm frischer Wind blies, der zudem ausgerechnet auf dem ungeschützten Abschnitt zum Schluss einer jeden Runde frontal auf die Akteure einwirkte, verspürten diese eine gefühlte Temperatur, die um ca. 5 Minusgrade höher als die tatsächliche lag. Natürlich war der Boden gefroren und das Wasser in einstigen Pfützen zu Eis geworden.

Mit seinen insgesamt 16 Starterinnen und Startern hatte der Lauf am 05.02.2011 eine zufriedenstellende Beteiligung aufzuweisen. Bei den Männern siegte René Marten (3:20:53 Stunden) vor Jobst von Palombini (3:32:19 Stunden) und Manfred Matschke (3:46:11 Stunden). Bei den Damen gelangte Sylvia Frühauf (4:22:27 Stunden) vor Birte Siebe (4:47:40 Stunden) ins Ziel.

Am 20.02.2011 gingen immerhin noch 14 von 16 Voranmeldern an den Start. Am Vortag hatte nämlich bereits ein „Idaturm-Marathon“ mit 4 Frauen und 16 Männern stattgefunden, was einen neuen Teilnehmerrekord bei Jobst’s Läufen darstellte. Dass hiervon 2 Frauen und 7 Männer auch den nachfolgenden „Gevattersee-Marathon“ bewältigten (darunter der noch 20-jährige Martin Traeder, der tags zuvor seinen 100. „Marathon-und-mehr-Lauf“ absolviert hatte), ist schon aller Ehren wert. Am 20.02.2011 siegte bei den Herren Ralph Dietz (3:43:20 Stunden) vor Jobst von Palombini und Michael Kiene (beide 3:45:14 Stunden). Bei den Damen erreichte Sylvia Frühauf (4:47:11 Stunden, sie begeistert mich immer wieder durch ihr leichtfüßiges Laufen) vor Brigitte Koczy (5:47:17 Stunden, ihr Plaisir sind 100-Meilen-Läufe, in denen sie ihre enorm starke Psyche voll ausspielen kann) das Ziel, wobei anzumerken ist, dass beide Frauen bereits am Vortag den „Idaturm-Marathon“ bestritten hatten.

Anerkennend ist noch zu erwähnen, dass auch der letzte Zielankömmling von Jobst nicht stiefmütterlich behandelt wird. In allen 4 Laufen, die ich in diesem Jahr bei ihm absolviert habe, war ich derjenige, auf den noch gewartet werden musste. Dieses geschieht im Nebenraum eines unmittelbar am Zieleinlauf gelegenen Cafés, das recht gelungen in einem ehemaligen Bauernhaus eingerichtet wurde. Hier darf man auch in Laufkleidung noch in aller Ruhe zusammensitzen, und natürlich drehen sich die angeregten Gespräche in erster Linie um das Laufen.

 

 


 
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