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Ready for Takeoff - IRONMAN Berlin 70.3

19.06.13
Quelle: Andrea Helmuth

Wer mutig genug ist, sich auf Neuland und Premieren einzulassen, der erlebt auch was. Denn noch gibt es keine Erfahrungsberichte oder Ergebnislisten im Internet, keine Heldenstories in den Magazinen, keine Medaille, die in irgendeiner Schublade schlummert und auch noch keine Sieger. Zeit, statt Rettungsweste den Neoprenanzug anzuziehen und auf den Jungfernflug des 70.3 Ironman Berlins zu starten.

Berlin und seine Flughäfen. Eine Odyssee, die nicht nur die eigene Nation, sondern auch ganz Europa mit einem Schmunzeln verfolgt. Und während der eine, Berlin-Tempelhof, 2008 seine Start- und Landebahnen schließt, steht die Eröffnung des anderen, Berlin-Brandenburg International, noch in den Sternen. All das sollte die Organisatoren und Triathleten aber zunächst nicht interessieren. Doch wie das immer so ist mit Plänen; Im letzten Moment kommt alles anders als man denkt:

Knapp vier Wochen vor dem Startschuss erhalten die Athleten eine Email des Veranstalters: Aufgrund kurzfristiger Verweigerung der Genehmigung von der Stadt, muss die Radstrecke verlegt werden. Statt einer schattig-luftigen Radstrecke durch den Grunewald erwarten die Athleten nun die Asphaltkilometer auf dem ehemaligen Flughafengelände Tempelhof – mit insgesamt 24 Wendepunkten.

 

Put your hands up in the air

 

Trotz zahlreicher Absagen wegen der Streckenänderungen finden sich am frühen Sonntagmorgen noch knapp 1000 Teilnehmer am nördlichen Spreeufer ein. Gestartet wird in 8 Startwellen. Zunächst die Profis um 8 Uhr, 5 Minuten später die Frauen und dann die Altersklassen der Männer jeweils im 10-Minutentakt. Die Startlinie der 1,9KM langen Schwimmstrecke befindet sich im Wasser. Pontons am Ufer erleichtern den Ein- und Ausstieg in die Spree.

Zwar soll die Wasserqualität getestet und als nicht gesundheitsschädigend eingestuft worden sein, aber abends stelle ich fest, dass ich mir den Nagellackentferner nach der Erfrischung in der Spree hätte sparen können. Mit dem Startschuss der Profis geht die Party richtig los. Ironman Berlin 70.3 ist ohne Verzögerung gestartet und hat bereits jetzt viele Fans.

 

Rosinenbomber in der Stadt

 

70.3 steht für die Gesamtstrecke, die die Triathleten schwimmend, radelnd und laufend zurücklegen müssen – in Meilen gerechnet. Das entspricht einer Gesamtdistanz von 113 Kilometern. Die ersten 1,9KM habe ich hinter mir, als ich die Spree über die Rampe verlasse und mich auf den Weg zu meinem Rennrad mache. Neo und Schwimmbrille stopfe ich so schnell es geht in den dafür vorgesehenen Beutel, ziehe Radschuhe an, setze Helm auf und los geht’s. Mit meinem Rad renne ich aus der Wechselzone zur Straße. Erst hier darf man aufstiegen und in die Pedale treten. Ab jetzt heißt es „Kette links“ für die nächsten 90KM.

Von der Wechselzone aus geht es zunächst über die Elsenbrücke zum Columbiadamm und dann weiter zum Mehringdamm. Dort habe ich das Flugfeld erreicht und kann durchstarten zur meiner ersten von insgesamt 3 Runden auf den ehemaligen Start-und Landebahnen der Tempelhofer Freiheit. So heißt das Gelände seit Mai 2010, nachdem der Flughafen am 30. Oktober 2008 seinen Flugverkehr einstellte. Überlebenswichtig für die Bevölkerung der Stadt wurde der Flughafen nach dem zweiten Weltkrieg, als 1948 die Luftbrücke während der Blockade West-Berlins eingerichtet wurde und hier Flugzeuge zeitweise im 90-Sekundentakt starteten und landeten. Der amerikanische Pilot Gail Halvorsen warf während des Fluges über die Stadt Süßigkeiten an Taschentuchfallschirmen aus dem Cockpit. Viele Piloten taten ihm das nach und so erhielten die Flugzeuge schnell den Namen Rosinenbomber.


Punktlandung für Raelert

 

Auf den Rollbahnen kreiseln die Rennmaschinen in Ferrari-rot, BMW-blauweiß, Mercedes-silber oder Red Bull-weiß - und machen das große und farblose Areal zu einem einmaligen Schauplatz internationaler Renn- und Laufmaschinen. Mit fast 380 Hektar Gesamtfläche ist die Tempelhofer Freiheit Berlins größter Park und damit sogar größer als der Central Park in New York. Ein wirklich nettes Plätzen, um beim Rundendrehen zuzuschauen wie andere Runden drehen. 

37 Profis und ein Formel-1 Weltmeister sind am Start. Einer von ihnen, Michael Raelert, ist bereits nach 3 Stunden und 47 Minuten als Erster im Ziel. "Im Wasser musste ich ganz schön kämpfen. Mit dem Rad lief es gut, das Laufen war dann aber ziemlich hart.“


Das ist die Berliner Luft, Luft, Luft

 

 

Ein Ironman-Wettkampf ist ein Sport für Masochisten und ohne die Lust am Leiden macht er keinen Spaß. Die Strecke gleicht einer Wüstenpiste und besticht durch ihre minimalistischen Nacktheit, kühl kalkuliert und absolut erbarmungslos.

Runde um Runde, Landebahn auf und Landebahn ab kämpfe ich gegen den Wind wie Don Quichote gegen Windmühlen. Und dann, gerade im rechten Augenblick, als mein 30er Schnitt zu scheitern droht, kommt nach 90 Kilometern für mich das Ende der Radstrecke und ich renne in die zweite Wechselzone.

Radschuhe aus, Laufschuhe an. Mit zunehmendem Alter sollte man auf anstrengenden Sport verzichten, Stress meiden und höchstens spazieren gehen, denke ich mir, laufe aber weiter. Diesmal um die Landebahnen herum, aber wieder auf drei Runden. Nach 21,1KM habe ich auch die letzte Disziplin geschafft und bin nicht nur sicher im Ziel, sondern auch auf dem ersten Platz gelandet.

Damit habe ich mich für die 70.3 Weltmeisterschaft in Las Vegas qualifiziert. Eine Quali zu gewinnen, ist für viele Triathleten ein großer Wunsch und so halte ich den Pokal stolz in den Himmel; ein nicht geträumter Traum ist in Erfüllung gegangen.

 

Das ganze Marathon4you-Team gratuliert "unserer" Andrea zu Ihrem tollen Erfolg. Wir sind stolz, sie in unseren Reihen zu haben.

Klaus Duwe

 

 

 


 
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