„Kampf und Leidenschaft pur" beim Rekordlauf von Arne Gabius / Marathonveranstalter fordern DLV zum Umdenken bei Olympia-Norm auf
Es war ein Tag der Bestzeiten beim Frankfurt Marathon. Dass acht der schnellsten zehn Männer und sieben der schnellsten zehn Frauen das Ziel in der Festhalle in persönlicher Bestzeit erreichten, war ein neuerlicher Beleg dafür, dass Frankfurt das ideale Pflaster für schnelle Zeiten zum Saisonende ist. Das sieht auch Arne Gabius so, der die Stimmung in der Festhalle am Sonntag zum Kochen brachte, als er nach 27 Jahren in 2:08:33 Stunden einen neuen deutschen Rekord aufstellte.
„Es war Leidenschaft und Kampf pur. Ich brauchte eisernen Willen, um das Ziel in Rekordzeit zu erreichen", sagte Gabius am Tag danach in Frankfurt. Am Sonntagnachmittag war er nach getaner Arbeit noch in seine Heimatstadt Hamburg zu einem Fernsehtermin gejettet und anschließend in einer Bar versackt. Am Montag war der 34-Jährige wieder zurück in Frankfurt – urlaubsreif zwar, aber sehr zufrieden.
Das gilt auch für Renndirektor Jo Schindler, der die 34. Ausgabe des Frankfurt Marathon als „großartigen Lauftag" erlebte. „Spannung im Männerrennen, ein Fotofinish bei den Frauen und mit Arne Gabius und Lisa Hahner zwei deutsche Athleten, die uns begeistert haben – so sollte Sport sein", so Schindler. Mit den Siegerzeiten der äthiopischen Athleten Sisay Lemma Kasaye (2:06:26) und Gulume Tollesa Chala (2:23:12) ist der Frankfurt Marathon bei den Männern der weltweit zehntschnellste Lauf, bei den Frauen sogar der zweitschnellste in Europa.
Insgesamt hat der Laufklassiker am Main am Rennwochenende wieder über 25.000 Menschen bewegt. 11.154 Finisher im Marathonrennen bedeuteten eine Steigerung zum Vorjahr. Der Frankfurter Sportdezernent Markus Frank sagte: „Die Veranstaltung hat nicht nur eine große Tradition, sondern auch eine große Zukunft."
Optimistisch nach vorne schauen darf nach langer Verletzungspause auch wieder die neue Deutsche Meisterin Lisa Hahner nach ihrer starken Leistung (2:28:39) samt erheblicher Verbesserung ihrer persönlichen Bestzeit. Die Hessin war zwar bemüht, ihre Freude nach dem ersten Marathonfinish nach zwei Jahren in den Vordergrund zu stellen. „Es war ein wichtiger Schritt für mich, zu wissen, dass ich deutlich unter 2:30 Stunden laufen kann", sagte Lisa Hahner. Doch die Olympianorm, welche sie um acht Sekunden haarscharf verpasste, bleibt ein Thema.
Eines, das die Topathleten und die Marathonorganisatoren sehr beschäftigt. Nachdem Julian Flügel in Berlin die deutsche Olympianorm (2:12:15) um Sekunden verpasste, „erwischte" es nun in Frankfurt Lisa Hahner, welche die Norm (2:28:30) um neun Sekunden verpasste. Renndirektor Schindler richtete am Montag nochmal einen Appell an die Entscheider beim Deutschen Leichtathletik-Verband (DLV): Wir, die Veranstalter der fünf größten deutschen Marathonläufe in Berlin, Frankfurt, Hamburg, München und Köln, fordern den DLV klipp und klar auf, die jeweils drei möglichen Startplätze für den olympischen Marathon in Rio 2016 mit deutschen Athleten und Athletinnen zu besetzen."
Die Leistungen der aufstrebenden deutschen Athleten dürften nicht nur vom Schreibtisch aus beurteilt werden, so Schindler. Und weiter: „Der deutsche Laufsport hat es verdient, Zeichen zu setzen, wenn die Zeiten stimmen." Laut Schindler hätte eine starke deutsche Fraktion in Rio „positive Auswirkungen im Nachwuchsbereich". Sonst würde sich, so der Frankfurter Renndirektor, die Szene zurückentwickeln und kaum jemand sich mehr der Marathonstrecke widmen, wenn es aussichtslos sei, sich für große Wettkämpfe zu qualifizieren.
Auch Arne Gabius unterstützt das Vorgehen der Marathonveranstalter. „Wir können es uns nicht leisten, die jeweils drei Plätze in Rio für Männer und Frauen nicht zu besetzen", sagt der neue deutsche Rekordhalter, der sich mit der Teilnahme an einem Frühjahrsmarathon auf Rio vorbereiten will. Zuvor jedoch steht ein mehrwöchiger USA-Urlaub auf dem Programm. „Vor Ort wird alles spontan entschieden", sagt Gabius schmunzelnd. „50 Wochen im Jahr lebe ich schließlich nach einem Trainingsplan." Auf Hawaii wollen Gabius und seine Verlobte Anne das Marathonrekordjahr mit ihrer Hochzeit abschließen.