Der 34-Jährige greift auf der schnellen Frankfurter Strecke die schon 27 Jahre währende deutsche Bestmarke an / Zwölf Athleten mit einer Bestzeit von unter 2:10 Stunden am Start
Schafft er es oder schafft er es nicht? Diese Frage steht bei der 34. Ausgabe des Frankfurt Marathon am 25. Oktober im Fokus. Gemeint ist Arne Gabius, der auf dem schnellen Frankfurter Kurs den schon 27 Jahre währenden deutschen Rekord von Jörg Peter (2:08:47) knacken will. Im Vorjahr debütierte der Wahl-Stuttgarter in Frankfurt auf der Marathonstrecke in herausragenden 2:09:32 Stunden. „Ich gehe davon, dass der deutsche Rekord fallen wird", sagt Gabius, der sich nach 16-wöchiger Vorbereitung auch eine 2:07er Zeit zutraut. Den Halbmarathon will die erste Gruppe mit dem deutschen Marathonstar jedenfalls in 63:30 Minuten angehen.
Die Vorzeichen für viel versprechende, spannende Rennen stehen gut am Sonntag. Gleich ein Dutzend Läufer gehen mit Bestzeiten von unter 2:10 Stunden an den Start, acht Athletinnen rannten bereits unter 2:30 Stunden. Damit bestätigt der Frankfurt Marathon seine Position unter den weltweit führenden internationalen Herbstrennen über die 42,195 km.
Der älteste deutsche Stadtmarathon ist neben dem Lauf in Berlin das einzige deutsche Gold-Label-Rennen des Internationalen Leichtathletik-Verbandes IAAF und gehört damit zur höchsten Kategorie der Straßenrennen weltweit. In den ältesten deutschen Stadtmarathon sind in diesem Jahr auch die Deutschen Meisterschaften (über 1000 Teilnehmer) integriert. Der Veranstalter rechnet mit rund 15.000 Läufern über die volle Marathondistanz - zählt man den Staffelmarathon und die anderen Laufwettbewerbe des Rennwochenendes hinzu, bewegt der Frankfurt rund 25.000 Menschen.
Der Äthiopier Bazu Worku ist mit einer Weltklasse-Bestzeit von 2:05:16 der schnellste Läufer auf der Startliste. Auch bei den Frauen führt eine Äthiopierin die Liste an: Koren Jelela Yal kann eine Zeit von 2:22:43 vorweisen. Kenianische Athleten und Athletinnen haben bislang die bedeutenden internationalen Herbst-Marathonrennen dominiert. Sowohl in Berlin als auch in Chicago und zuletzt in Amsterdam kamen beide Sieger jeweils aus Kenia. Vielleicht können die Äthiopier als zweite starke ostafrikanische Laufnation am Main ein Zeichen setzen.
Mit dem erst 25-jährigen Bazu Worku kommt der ehemalige Junioren-Weltrekordler nach Frankfurt zurück. Als 18-Jähriger lief er in Paris 2009 bei seinem Marathondebüt bereits 2:06:15 Stunden. Ein Jahr später steigerte sich der Äthiopier in Berlin auf 2:05:25, und 2012 lief er in Frankfurt bei eiskaltem Wetter ein starkes Rennen und belegte Rang fünf in 2:08:35.
Das Jahr 2015 begann gut für Bazu Worku: Beim hochklassigen Dubai-Marathon wurde er Sechster in 2:07:09 und war so schnell wie seit über vier Jahren nicht mehr. Einen Platz vor Worku kam in Dubai ein Athlet ins Ziel, dem man nun in Frankfurt zutrauen kann, den Anschluss an die Weltspitze zu schaffen: Sisay Lemma steigerte sich in dem Wüsten-Emirat auf 2:07:06. Noch eindrucksvoller war jedoch seine Leistung beim Wien-Marathon im April, wo er lange Zeit alleine an der Spitze lief und trotzdem noch mit 2:07:31 Stunden gewann – mit rund fünf Minuten erreichte Lemma den größten Vorsprung in der Geschichte des Traditionslaufes. Ziel des 24-Jährigen ist es, im nächsten Jahr für die Olympischen Spiele in Rio nominiert zu werden. Dafür könnte er jetzt in Frankfurt einen wichtigen Schritt machen.
Während Philip Kimutai (2:06:07), der frühere 10-km-Weltrekordler Micah Kogo (2:06:56) und Alfers Lagat (2:07:11) ein starkes kenianisches Trio bilden, will Arne Gabius so lange wie möglich in der Spitzengruppe vertreten sein. „Der Frankfurt-Marathon kann kommen, ich bin bereit", sagte Arne Gabius, nachdem er Mitte Oktober in Berlin seine 10-km-Bestzeit auf 28:07 Minuten gesteigert hatte. Die deutsche Olympia-Norm von 2:12:15 Stunden sollte unter normalen Umständen für Arne Gabius reine Formsache sein.
Da wird es Lisa Hahner schon schwerer haben, sich ihren Olympiatraum zu erfüllen. Die Zwillingsschwester von Anna Hahner hat durch eine Kette von Verletzungen seit Frankfurt 2013, als sie ihre Bestzeit auf 2:30:17 Stunden verbesserte, keinen Marathon mehr beenden können. „Ich liebe den Zieleinlauf in die Festhalle. Ich werde in Frankfurt sehr schnell laufen", sagt Lisa Hahner. Die Olympianorm für die deutschen Frauen liegt bei 2:28:30 Stunden. Mona Stockhecke sieht sich trotz einiger Verletzungssorgen in diesem Jahr gewappnet für ein Duell mit Hahner um den Deutschen Meistertitel. „Wenn es mein Tag wird, ist alles möglich", sagt die Hamburgerin, die ihre Bestzeit im vergangenen Jahr in Frankfurt auf 2:33:50 Stunden steigerte.
Den Sieg in der Festhalle wird aber aller Voraussicht nach eine Äthiopierin schaffen. Vier von ihnen gehen mit Bestzeiten im Bereich von 2:22 bis 2:25 Stunden an den Start. Koren Jelela Yal will nach einer Babypause an ihre Bestzeit von 2:22:43 herankommen. Die frühere Toronto-Marathon-Siegerin trifft unter anderen auf ihre Landsleute Meseret Mengistu Biru, die im Frühjahr den Paris-Marathon mit 2:23:26 gewann, Ashete Bekero Dido (2:23:43) und Dinknesh Mekash Tefera (2:25:09). Außerdem ist die äthiopische Rom-Marathon-Siegerin dieses Jahres, Meseret Kitata Tolwak, im Rennen.
Das hr-Fernsehen überträgt den Frankfurt Marathon von 10 bis 14 Uhr live, die ARD sendet um 16.15 Uhr eine 15minütige Zusammenfassung.
Männer:
Bazu Worku ETH 2:05:16
Philip Kimutai KEN 2:06:07
Micah Kogo KEN 2:06:56
Sisay Lemma Kasaye ETH 2:07:06
Alfers Lagat KEN 2:07:11
Jose Uribe Marino MEX 2:08:55
Henry Chirchir KEN 2:09:24
Arne Gabius GER 2:09:32
Estifanos Tewelde ERI 2:09:33
Allan Kiprono KEN 2:09:38
Anthony Maritim KEN 2:09:39
Kaleb Keshebo ETH 2:09:44
Lani Rutto KEN 2:10:01
Fikre Assefa Robi ETH 2:10:01
Artur Kozlowski POL
John Cheruiyot KEN 2:10:59
Andom Berhe Mulue ERI 2:11:03
El Hassane Ben Lkhainouch FRA 2:11:06
Mariusz Gizynski POL 2:11:20
Arkadiusz Gardzielewski POL 2:11:34
Benjamin Malaty FRA 2:12:00
Frauen:
Koren Jelela Yal ETH 2:22:43
Meseret Mengistu Biru ETH 2:23:26
Ashete Bekero Dido ETH 2:23:43
Dinknesh Mekash Tefera ETH 2:25:09
Meseret Kitata Tolwak ETH 2:27:26
Sardana Trofimova RUS 2:28:18
Gulume Tollesa Chala ETH 2:29:40
Makiba Abdela Wordofa ETH 2:29:43
Lisa Hahner GER 2:30:17
Agnes Mutune KEN 2:30:19
Andrea Mayr AUT 2:30:43
Vianey De La Rosa Rojas MEX 2:32:01
Estela Navascues ESP 2:32:38
Mona Stockhecke GER 2:33:50
Risper Gesabwa KEN Debüt