Nur ein Jahr nach dem sensationellen Streckenrekord der Äthiopierin Yalemzerf Yehualaw, die das Rennen 2022 in 2:17:23 Stunden gewonnen und damit auch einen inoffiziellen Debüt-Weltrekord aufgestellt hatte, könnte auch diese Marke schon wieder fallen.
Ihre Landsfrau Tiruye Mesfin, die am Sonntag als große Favoritin an den Start geht, kündigte während der heutigen Pressekonferenz eine Jagd auf die Hamburger Bestzeit an. Bei den Männern will sich der brasilianische Südamerika-Rekordler Daniel do Nascimento, der vor einem halben Jahr beim New York-Marathon auf spektakuläre Weise scheiterte, mit einem starken Rennen zurückmelden.
Zum zweiten Mal in Folge könnten die Frauen für das spitzensportliche Highlight in Hamburg sorgen. „Ich bin in sehr guter Form und die Vorbereitung lief bestens. Daher möchte ich am Sonntag den Streckenrekord angreifen. Das Minimalziel ist eine persönliche Bestzeit“, sagte die erst 20-jährige Tiruye Mesfin, die im vergangenen Dezember bei ihrem Marathon-Debüt in Valencia auf Anhieb eine Weltklassezeit von 2:18:47 Stunden erreichte. Die Äthiopierin möchte die schnelle Strecke nutzen und könnte sich - trotz der enorm starken nationalen Konkurrenz im Kampf um die drei Olympia-Startplätze - für Paris 2024 zumindest ins Gespräch zu bringen. „Mein Plan ist es, am Sonntag die erste Hälfte in 68:00 Minuten zu laufen“, sagte Tiruye Mesfin, die damit Kurs nehmen würde auf eine 2:16er-Weltklassezeit. „Das würde für Olympia wohl immer noch nicht reichen, aber ich habe ja dann noch Zeit, um mich noch weiter zu verbessern.“
Daniel do Nascimento, Stella Chesang, Martin Musau, der den Haspa Marathon Hamburg vor zwei Jahren gewann, und Tiruye Mesfin (von links) sind bereit für das Rennen am Sonntag.
Leichter wird die Olympia-Qualifikation sicherlich für Stella Chesang, da in Uganda die Konkurrenz längst nicht so groß ist wie in Äthiopien. „Ich möchte zunächst ganz vorne mitlaufen und dann sehen, was möglich ist“, sagte Stella Chesang vor ihrem Marathon-Debüt. Während für sie der ugandische Landesrekord von 2:23:13 Stunden ein Ziel sein könnte, jagt Giovanna Epis die italienische Bestzeit. Mit ihrem persönlichen Rekord von 2:23:54 ist sie nur zehn Sekunden von dem Landesrekord entfernt.
Vor einem Jahr überraschte Daniel do Nascimento in Seoul mit einem Südamerika-Rekord von 2:04:51. Damit fehlen ihm nur vier Sekunden zum Hamburger Streckenrekord, den Cybrian Kotut vor einem Jahr aufstellte. Während der Kenianer ebenso wie die beiden Äthiopier Mule Wasihun und Muktar Edris verletzungsbedingt am Sonntag nicht starten kann, will sich Daniel do Nascimento auf der schnellen Strecke zurückmelden.
Im November erlebte der Brasilianer einen regelrechten Knock-out beim New York-Marathon. Nachdem der 24-Jährige der hochkarätigen Konkurrenz mit einem Weltrekordtempo davongestürmt war, brach er zehn Kilometer vor dem Ziel zusammen und lag von Krämpfen geplagt auf dem Straßenpflaster. „Das war nicht die beste Strategie, ich habe in New York einen Fehler gemacht. Nach 30 Kilometern wurde mir schlecht, ich bekam Magenprobleme“, erzählte Daniel do Nascimento. „Ich werde am Sonntag intelligenter laufen und das Rennen dieses Mal sicher beenden. Marathon ist ein bisschen wie eine Ehe - es gibt schwierigere und leichtere Zeiten.“ Eine Weltrekordjagd wird Daniel do Nascimento in Hamburg nicht starten, aber er will eine Bestzeit erreichen und könnte dann auch den Streckenrekord brechen.
Eliteläufer mit persönlichen Bestzeiten
MÄNNER:
Bernard Koech KEN 2:04:09
Tsegaye Kebede ETH 2:04:38
Daniel do Nascimento BRA 2:04:51
Martin Kosgei KEN 2:06:41
Masresha Bere ETH 2:06:44
John Langat KEN 2:07:11
Henok Tesfay ERI 2:07:12
Joshua Kemboi KEN 2:08:09
Daniel Mateo ESP 2:08:22
Richard Ringer GER 2:08:49
Martin Musau UGA 2:09:04
Haftom Welday GER 2:09:06
FRAUEN:
Tiruye Mesfin ETH 2:18:47
Sintayehu Tilahun ETH 2:22:19
Giovanna Epis ITA 2:23:54
Dorcas Tuitoek KEN 2:24:54
Marion Kibor KEN 2:25:15
Kumeshi Sichala ETH 2:26:01
Tsigie Haileslase ETH 2:27:08
Paolo Bonilla ECU 2:27:38
Obse Abdeta ETH 2:27:47
Rosa Chacha ECU 2:28:17
Zenebu Bihonzg ETH 2:28:59
Katja Goldring USA 2:29:01
Tereza Hrochova CZE 2:29:06
Molly Grabill USA 2:29:17