Der Elbdeichmarathon ist und bleibt etwas Besonderes. Ein top organisierter Lauf in der Altmark, der neben der tollen Landschaft der Elbniederung viele kleine und große Herausforderungen bereithält. Die familiäre Atmosphäre, die vom Start-/Zielbereich bis zu jedem einzelnen Helfer an der Strecke spürbar ist, macht diesen Lauf zu einem Höhepunkt im jährlichen Laufkalender, was im TOP Rating von „Marathon4you“ ja auch regelmäßig belegt wird.
Einer dieser besonderen Merkmale des Elbeichmarathon ist der am Laufmorgen stattfindende Läufergottesdienst. Dieser Tagesstart ist für mich ein absolutes Muss und erdet einen Tag. Hier, wo die Predigt von einem laufbegeisterten Pastor gehalten wird, finden die Worte genau die Situationen, die man später auf der Strecke erlebt. Sei es die Kirchturmspitze, die schon von weitem den Weg vom Elbdeich in die Stadt weist oder die Frage, ob man isoliert oder konzentriert den Lauf angeht. Anders formuliert, ob man bei sich ist und die Umgebung wahrnimmt… oder eben nicht. Der perfekte Einstieg in den Tag.
Die kleinen und großen Herausforderungen beginnen, wie bei jedem Wettkampf, mit dem Startschuss. Egal ob Kids-Run, 10km, Halbmarathon oder Marathon. Diese Herausforderungen sind immer zu meistern und machen den Lauf aus …klar, die eigenen sind immer die Größten.
Nach der Messe um 9.20h heißt es, die richtige Laufbekleidung auszuwählen, denn der Tag sollte laut den befragten Wetterfröschen in meiner App irgendwie anders werden. Morgens gibt es Dauerregen bei frischen 8 Grad, dann reißt die Wolkendecke gegen Mittag sollen sonnige 20 Grad erreicht werden.
Also: Morgens aufgrund von luftigen Laufsachen nass werden und frieren, um am Nachmittag die aufgetragene Sonnencreme zu nutzen, oder am Morgen warm anziehen und wegen des bedeckten Körpers keine Sonnencreme benötigen, dafür aber zum Schluss mal richtig am Deich schwitzen. Da die warme Zeit genau in die zweite Runde fallen wird, entscheide ich mich für Variante eins. Warm wird einem beim Laufen sowieso und der meiste Regen fällt eh vorbei. So kommt es übrigens auch beim Elbdeichmarathon
Der Startschuss fälltl pünktlich um 9.50h. Weitere 5min später folgte das Halbmarathonfeld, in dem Andreas und Maria ihre Herausforderungen suchen, die sie mit Zeiten von 2:02h(Andreas) und 2:16h(Maria) auch perfekt bestehen.
Also ran die Strecke, für mich beim heutigen 13. Elbdeichmarathon zum 13. Mal. Verlaufen geht nun wirklich nicht, die Strecke könnte ich auch bei totaler Finsternis mühelos finden. Also erstmal schauen, was sich seit Corona verändert hat. Ergebnis: nichts.
Es ist immer noch diese tolle Strecke durch die Weite der Altmark, durch die Dörfer Buch, Boilsdorf und Schelldorf. Mal auf dem Deich, mal neben dem Deich. Mal mit Wind, mal ohne Wind. Mal mit Regen, mal mit Sonne. Und klar, auf dem zweiten Teil bei fast 20 Grad wieder durch die Streckenteile am Deich, wo die Luft zu stehen scheint.
Der Blick in die Weite, teils die überfluteten Felder, teils die gelben Farbtupfer vom Löwenzahn. Das fette Grün, die ausschlagenden Bäume, die blühenden Kirschbäum im Dorfeingang. Dazu der Specht, irgendwo im Gehölz. Die Störche auf Ihren Nestern, Greifvögel, Wildgänse und anderes, piepsendes Federvieh. Einfach Laufen und Abschalten. Meter um Meter die Strecke genießen. In den Dörfern die kleinen und großen Anfeuerungen mitnehmen. Und immer die Elbe im Blick, mal weiter weg, mal dichter dran. Aber immer im Blick, ohne nasse Laufschuhe zu bekommen.
Marathon ist Ausdauersport und so kommt, was kommen muss. Die größeren Herausforderungen an die Fitness kommen auf der zweiten Runde. Die Wärme bei sonnigen 20 Grad, die Einsamkeit als Läufer, die Tatsache, dass Marathon auch Anstrengung und eben Herausforderung ist. Puls kontrollieren. Schritt um Schritt durch die Kilometer, weiter immer weiter. Ab km 25 beginnt beim Elbdeichmarathon der Punkt, wo Marathon zur Arbeit wird. Der persönliche Kampf gegen die Uhr, denn weitere Läufer sind eher in der Ferne zu erahnen als im direkten Umfeld. Das Alleinesein und sich immer wieder selber voran zu treiben, macht aber auch den Kopf frei…
Naja, genau genommen ist nur „fast“ keiner da. Denn die Streckenposten und Versorgungspunkte beim Elbdeichmarathon sind wirklich klasse. In den Dörfern ist in diesen Bereichen Fete angesagt. Auf der Strecke ist man nie komplett alleine, sollte mal was passieren. Und Stimmung wird an den Versorgungspunkten in der weiten Elbniederung oder auf dem Elbdeich auch gemacht. Die Mädels sind super drauf und die Triathleten am Versorgungspunkt auf dem Deich haben, wie immer, Eye of he tiger für jeden Marathoni dabei. Dazu die tolle Moderation von Thomas im Start/Zielbereich. Danke für diesen tollen Support!
Und dann rein in die letzte Herausforderung. Der letzte Streckenabschnitt auf dem Deich vor Tangermünde versprüht immer irgendwie das Gefühl, dass er nie enden wolle. Naja warum auch, ist ja toll, hier zu laufen. Nach fast 40km darf es auf der anderen Seite der sprichwörtlichen Medaille aber auch Richtung Ziellinie gehen. Diesem Moment, für den man Kilometer um Kilometer trainiert und der immer der geilste Meter überhaupt ist. So auch hier in Tangermünde.
Von weitem sieht man die Silhouette der Altstadt, schließlich über den Tanger und rein in die letzten Meter. Das Zielbanner, dahinter die Altstadtmauer, die Kirche, das Schloss. Rechts und links die Zuschauer, Musik, Moderation, Toll. Diesmal komme ich genau in den Kids Run und darf die Begeisterung der ganz kleinen hautnah, oder besser Laufschuh nah, miterleben. Auch hier werden Herausforderungen bestanden, von denen im Kindergarten oder in der Schule noch lange berichtet wird, davon bin ich überzeugt. Schließlich rauf auf die letzten Meter und rein ins Ziel. Meine Uhr bleibt bei 4:30h stehen, was den 9.Platz in der AK bedeutet.
Anschließend Zielverpflegung, eine Bratwurst im Getümmel von Groß und Klein (toll was da für die Kleinen gemacht wird) des Start/Zielbereichs und jede Menge Läufergespräche. Es macht Spaß, hier zu sein. Auch im nächsten Jahr, ist doch klar.