Die letzten Jahre ist beim Elbdeichmarathon immer ein Marathon4you-Reporter dabei und diesmal bin ich an der Reihe. Wo liegt Tangermünde? An der Elbe, das sagt ja schon der Name Elbdeichmarathon. Das mittelalterliche Tangermünde liegt ca. 70km elbabwärts von Magdeburg, auf der Höhe von Berlin.
Also auf nach Tangermünde. Ein Quartier haben wir über das Tourismusbüro gebucht, von dem aus sind es nur 10 Minuten bis zum Neustädter Tor. Die Altstadt, die noch komplett von einer Stadtmauer umgeben ist, hat drei Stadttore. Das Neustädter Tor aus dem 14./15. Jahrhundert ist das schönste und imposanteste. Gleich dahinter sind auf den nächsten 100m fast alle historischen Gebäude. Auf dem Rathaus mit seiner spätgotischen Schauwand nisten sogar zwei Störche.
Wir gehen durch die Putinnen (Teil der Stadtbefestigung) hinunter an die Warne. An der Hafenanlage ist ein großes Festzelt aufgebaut, in dem die Läufer am Nachmeldeschalter Schlange stehen. Kein Wunder, dass der Veranstalter am Ende einen neuen Melderekord verkünden kann. Fast 2.000 Teilnehmer haben sich für die verschiedenen Strecken eingeschrieben. Das günstige Startgeld trägt wohl auch dazu bei. Für 20€ bis 30€ ist man beim Marathon dabei. Im Preis inbegriffen sind ein Funktions-Shirt, eine schöne Medaille und wahlweise eine Portion Nudeln oder eine Bratwurst.
Den Nachmittag verbringen wir mit einer Stadtführung. Zum Tagesausklang geht es in die Alte Schule, wo man auf der Schulbank das leckere Kuhschwanzbier genießen kann. Auch der Heimweg durchs beleuchtete Tangermünde ist ein Erlebnis.
Am Sonntag sind wir in nur 10 Minuten unten am Hafen. Die ersten Marathonis sammeln sich langsam hinter dem Startbogen. Vom 100 MC sind auch Hajo Meyer und Wolfgang Kieselbach da und zu meiner Freude auch Carsten Koczor mit seinem Rad- und Lauffreund Andreas. Mit Carsten bin ich schon einige Marathons gelaufen und immer hatten sehr viel Spaß.
10 Uhr, Startschuss und los geht’s über die Hafenpromenade. Am Hafenende testen wir schon mal das giftige Kopfsteinpflaster, das uns um den Klosterberg zur Magdeburger Straße führt. Der Veranstalter hat uns versprochen, dass wir heute frei von Autoabgasen laufen und so hat er die komplette Landstraße für uns Läufer gesperrt.
Bei km 2 biegen wir auf die neue L31 ab. Einen Kilometer weiter überqueren wir die Tanger und werden dahinter gleich zum ersten Mal versorgt. Nach einem netten Schwätzchen laufen wir weiter über die autofreie Landstraße in Richtung Bölsdorf. Da wir sehr gemütlich laufen, überholen uns die schnellsten Halbmarathonläufer bei km 4. Sie sind rund 10 Minuten nach uns gestartet.
Am Ortseingang von Bölsdorf werden die Läufer ganz herzlich mit großen Transparenten begrüßt. Die Teichstraße die fast schnurgerade durch den Ort führt, wird jetzt richtig voll, denn die Halbmarathonis kommen jetzt in großen Scharen.
Kurz vorm Wäldchen ist die nächste Versorgungsstelle für die Läufer, gleich danach eine Festwirtschaft für die Fans und für die Bewohner, die bei Bier und Bratwurst feiern und uns kräftig anfeuern. Wir biegen ab und laufen auf Feldwegen weiter, begleitet vom Schlussradler für den letzten Marathoni. Pferdeweiden und gelbblühende Rapsfelder wechseln sich bis zum Ortsrand von Buch ab.
Über den Elberadweg erreichen wir die Kirchstraße von Buch. Während Bölsdorf nur 300 Einwohner hat, sind es hier immerhin fast 400. Schon Anfang des 14. Jh. wurde der Ort zwar schon als Feste und Stadt bezeichnet, wegen der Nähe zu Tangermünde blieb er jedoch klein und ohne große Bedeutung.
Für die Läufer ist Buch aber ein bedeutender Ort, denn auf der Kirchstraße wird ein großes Marathonfest mit lauter Musik gefeiert. Hinter der Kirche geht’s wieder ab ins Feld. Im Hintergrund auf dem Nabu-Haus ist ein Storch zu sehen. Störche gibt in der Gegend viele, aber auch Milane und sogar Seeadler wurden schon gesichtet.
Wir verlassen den Ort über Kopfsteinpflaster, das uns heute öfters mal begleitet. Die nächsten 2 Km geht es durch Felder bis zur Kreisstraße. Hier beginnt eine Wendepunktstrecke bis in den Ort Schelldorf. Hier kommen uns jetzt viele Läufer entgegen, die auf dem Rückweg in Richtung Elbdeich sind. Das Schlussfahrrad haben wir längst abgeschüttelt und zwei Läufer eingesammelt. Mal sehen, ob das so bleibt. Schelldorf gehört nicht mehr nach Tangermünde sondern nach Tangerhütte. Rund 120 Menschen wohnen hier. Heute sind sie fast alle um die Versorgungsstelle versammelt, um uns anzufeuern. Es ist sehr sehr windig geworden und kühl, weshalb sich manche in Decken hüllen. An der Wende kurz vor der Kirche wird unsere Startnummern notiert.
Bei km 14 ist das Wendestück zu Ende und es geht direkt auf den Deich zu. Bei jetzt starkem Gegenwind laufen wir am Deich entlang. Es ist wie am Meer. Hinter dem Deich sind aber nur die Überflutungsgebiete der Elbe. Am Natur-Beobachtungsturm gibt es eine weitere Versorgung und trotz des Windes gibt eine Trommlergruppe unermüdlich ihr Bestes. Gut drauf sind auch die Mädels der Elbblitze, die uns auf dem Deich anfeuern.
Wir haben einen schönen Blick auf den Bölsdorfer Haken, einer Auenlandschaft, und im Hintergrund taucht ist auch bereits die Silhouette von Tangermünde zu sehen. Es sind aber noch 4 km auf einem Radweg bis zur Marathonwende, die mit die schönsten der ganzen Runde sind. Km 20, die Stadt ist zum Greifen nah. Vor dem Hafen geht es in einer Schleife runter zum Hafen. Schon von weitem ist das Zielbanner zu sehen. Wir werden angefeuert, als wären wir schon am Ziel. Für uns ist hier aber nur die Marathonwende. Also wenden wir und laufen über die Hafenpromenade in die 2. Runde.
Die abgesperrte Straße gehört uns jetzt alleine. Wir liegen aber immer noch locker unter 6 Stunden und laufen weiter ohne Hast. In Bölsdorf feiert jetzt die Dorfjungend im Zelt hinter der Versorgung. Statt zwei haben wir nur noch einen Verfolger, wie wir hören. Also ist einer ausgestiegen. Weiter durch die Felder nach Buch.
Auf dem Wendestück nach Schelldorf kommt uns Hajo entgegen. Auch um ihn herum ist weit und breit kein Mitstreiter. Im Ort nehmen wir kurz eine Erfrischung, dann laufen wir zurück zum Deich. Den Besenradler sehen wir in weiter Ferne hinter uns. Jetzt nur noch locker nach Tangermünde kommen. Am Hafen werden wir richtig gefeiert. Klasse, dass hier doch noch so viele Leute sind. Fünf Minuten später wird der letzte Läufer angekündigt. Ich hole schnell ein Bier und empfange Michael damit im Ziel. Der hat vielleicht eine Freude.
Ins Marathonziel kommen heute 18 Frauen und 119 Männer, was eine weitere Steigerung für den Veranstalter bedeutet. Auch für langsame Läufer und Sammler wie ich es bin, ist der Lauf ideal. Ich kann den Tangermüner Elbdeichmarathon auch wegen der Herzlichkeit der Menschen und der immer lustigen und freundlichen Helfer nur weiterempfehlen. Also nächstes Jahr den 8. Tangermünder Elbdeich Marathon vormerken.
Marathonsieger
Männer
1. Markus Ratgeber Team Erdinger Alkoholfrei 3:00:32,9
2. Yves König Stiege 3:01:19,5
3. Mike Wagner Vfl Brandenburg 3:05:18,3
Frauen
1. Kathleen Schulz JK Running 3:29:01,5
2. Carolin Gehne Tangermünder LV 94 3:29:52,9
3. Dörte Ratz Ammersbek 3:34:54,0