So kurzweilig und abwechslungsreich dieser Abschnitt durch die Altstadt auch war, so schnell war er auch leider durcheilt. Ab KM 5 ging es auf den nächsten Abschnitten abwechselnd durch Feld und Flur und die Ortschaften Barbing, Sarching, Friesheim und Illkofen. Aber wer meint, das wäre langweilig, der sei hier eines Besseren belehrt. Sowohl in als auch zwischen den Ortschaften sorgten zahlreiche Blaskapellen und Trommler für heiße Unterhaltung und Ansporn. Zudem traf ich bei KM 8 auf Sigi und Stefan. Letzter lief seinen ersten Marathon. Also doch noch ein Debütant. Natürlich war er neugierig auf einige Tipps und wir hatten auch Zeit für einige Anekdoten. Zwischenzeitlich passierten wir bei 10,5 KM den ersten Wechselpunkt der Marathonstaffel, die in diesem Jahr zum ersten Mal ausgetragen wurde. Die Teilnehmerzahl war allerdings noch sehr überschaubar, was daran gelegen haben mochte, dass man in Regensburg zusätzlich noch einen 10 KM-Lauf anbot.
In Sarching wurden wir von Silke und Matthias in Empfang genommen. Zeit für einen Batteriewechsel der Kamera und schon ging es weiter. Auf Höhe des Sarchinger Sees kam mir bereits die Spitzengruppe entgegen. Gelegenheit für einen Fotostopp. Die Crew im Begleitfahrzeug erinnerte mich freundlich daran, dass ich doch laufen solle, was ich dann auch gerne wieder tat.
Kurz vor der Halbmarathonmarke war der Wendepunkt in Illkofen erreicht. Eine nicht unbedingt erfreuliche Überraschung ließ nicht auf sich warten: Sofort blies mir der Gegenwind ins Gesicht. War es wegen des Rückenwindes bisher so gut gelaufen? Diese kurze Überlegung schob ich gleich wieder zur Seite. Die geänderten Bedingungen hatten taktische Auswirkungen, Windschattenlaufen war angesagt. So zog ich auf den nächsten Kilometern erst mal Benno mit. Er war bereits in der letzten Woche auf dem Rennsteig unterwegs und wollte eigentlich eine Zeit um die vier Stunden laufen. Aber wie das so ist, wenn sich zwei finden, die sich gegenseitig ziehen, zumal in Sarching wieder frenetisch angefeuert, da werden angestrebte Zeiten schnell zu Makulatur. Da es uns zwei noch gut ging, liefen wir locker weiter zusammen.
Bei KM 31,5 füllte sich dann noch einmal die Strecke. Zu den Marathonis gesellten sich die Halben, die hier ihren Wendepunkt erreicht hatten. Die meisten waren nicht so schnell wie wir und so konnten wir dauernd überholen, was durchaus motivierend war. Tolles Timing der Organisatoren also. Gerade wenn die Beine schwerer werden, ist man ja nicht gerne alleine unterwegs.
Kurz nach KM 36 erreichten wir wieder die Altstadt. Hier musste ich Benno dann doch ziehen lassen. Meine Fotostopps kosteten zu viel Zeit, aber die Motive wie die Gaststätte „Der Bär an der Kette“ waren es mir wert. Der Name stammt noch aus dem Mittelalter, als es für den Wirt erst einmal nicht gut lief. Da sorgte ein Spielmann mit dem Bären gegen Kost und Logis für den Aufschwung. Nachdem der Bär, der im Kuhstall untergebracht war, dann eines Nachts auch noch zwei Diebe in die Flucht schlug, kaufte der Wirt dem Spielmann das Tier ab. Eine Investition, die sich lohnen sollte, denn der tanzende Bär garantierte weiterhin ein volles Haus, und die Gaststätte hatte ihren Namen.
Die Strecke führte nun um den Dom. Rechtzeitig zum Marathon hatten die Regensburger letzte Woche die Statue des Bayernkönigs Ludwig I. hier wieder aufgestellt. Dieser förderte im 19. Jahrhundert die Stadt und ließ am gegenüberliegenden Ufer der Donau die Walhalla errichten. Die Stimmung in diesem Bereich war natürlich besonders gut. Nach einer kleinen Schleife an der Donau entlang ging es nun gegenüber der Steinernen Brücke, die wegen Restaurierungsarbeiten erstmals nicht überquert werden konnte, Richtung Goliathstraße und Rathaus.
Hier war die Stimmung noch euphorischer. Vor lauter Begeisterung vergaß ich das Fotografieren und so entging mir am Haidplatz der Gasthof „Goldenes Kreuz“. Hier soll einer der berühmtesten Regensburger Bürger gezeugt worden sein: Don Juan d’Austria der „Retter des Abendlandes“ , unehelicher Sohn Kaiser Karl V. und der Gürtlerstochter Barbara Blomberg. Berühmt machte ihn die Seeschlacht von Lepanto 1571, als er mit der spanisch-venezianischen Armada die türkische Kriegsflotte vernichtend schlug.
Wie Sieger gefeiert wurden auch wir und so auf die letzten 2,5 Kilometer geschickt. Ab jetzt konnte mal wieder nichts mehr schief gehen. Und wen traf ich kurz vor KM 40 wieder? Marathon-Debütant Stefan! Dafür, dass er „nur“ unter vier Stunden laufen wollte, war er gut unterwegs und noch super drauf. Da fiel mir das Laufen auch wieder etwas leichter und ich freute mich, doch noch das erfolgreiche Ende einer Marathonpremiere miterleben zu dürfen. Der Rahmen dafür war dann auch mehr als würdig, als uns die Zuschauer auf den Tribünen im Zielbereich jubelnd empfingen. Auch den Sigi sahen wir gleich im Ziel wieder.
Damit ging für mich nach 3:42 Stunden ein toller Marathon und eine gelungene Jubiläumsveranstaltung erfolgreich zu Ende und Stefan hatte ein beeindruckendes Debüt hingelegt. Ich freue ich mich schon auf das nächste Jahr, wenn ich Matthias begleiten und diesen Marathon noch einmal erleben darf.
Fazit:
Ein kombinierter Stadt- und Landschaftsmarathon, mit dem unbestrittenen Höhepunkt in der Regensburger Altstadt. Was aber auf keinen Fall die herzliche Stimmung in den Dörfern und auf der gesamten Strecke schmälert.
Marathonsieger
Männer
1 Kipchumba-Kosgai, Titus (KEN) 02:18:33
2 Chelimo, Timothy (KEN) 02:19:25
3 Kamromboi, Evans (KEN) 02:21:24
Frauen
1 Jepkorir-Rutto, Beatrice (KEN) 02:40:21
2 Kuta, Krystyna (POL) 02:48:25
3 Kovacs, Ida 02:56:20
572 Finisher
Streckenbeschreibung:
Rundkurs über die Marathondistanz. Zum größten Teil Pendelstrecke zwischen Regensburg und Illkofen.
Zeitnahme:
Champion-Chip
Weitere Veranstaltungen:
Staffelmarathon für vier Teilnehmern; Halbmarathon; 10 KM-Lauf und Inlienskater-Halbmarathon.
Startgeld:
Marathon: 27 - 32 – 39 €, je nach Anmeldezeitpunkt
Auszeichnungen:
Medaille im Ziel. Urkunde im Internet.
Verpflegung:
Verpflegungspunkte an der Strecke und Verpflegung im Ziel. Gereicht werden Elektrolyte und Wasser. Dazu Bananen- und Müsliriegel.
Zuschauer:
In den Ortschaften und an den Verpflegungsstellen viele Zuschauer und tolle Stimmung.