In diesem Jahr feierte der Regensburger Marathon seinen 20. Geburtstag. Und dabei hat er seit 1990 bereits eine wechselhafte und nicht immer einfache Geschichte hinter sich. So musste die Austragung 1994 ausfallen, weil der ursprüngliche Sponsor absprang. Doch in diesem Jahr standen alle Signale auf Grün. Damit stand heuer nicht nur das Jubiläum 20 Jahre Marathon in Regensburg an, sondern ebenfalls die 20. Austragung des Laufes.
Da lag es für meinen Schwager Matthias und seiner Frau Nicola, die in der Donaustadt leben, natürlich nahe, mir diesen Lauf zu meinem zweimal 20. Wiegenfeste zu spendieren. Da geteilte Freude bekanntlich doppelte Freude ist und um Matthias einen Anreiz zum Laufen zu geben, hatten wir zudem ausgemacht, dass ich ihn bei seinem ersten Marathon begleite. Eine Knieverletzung verbannte ihn leider zum Zuschauen.
Dennoch kam ich zu meiner Premiere im schönen Regensburg, das auf eine fast 2000-jährige, abwechslungsreiche Geschichte zurückblicken kann. Vor genau 200 Jahren wurde sie bayerisch. Nach einer Jahrhunderte währenden Zeit als freie Reichsstadt und seit 1802 als eigenständiges Fürstentum gab Napoleon eigentlich nur dasjenige an Bayern zurück, was schon lange dazu gehörte. Schließlich firmierte die von den Römern gegründete Siedlung am Flüsschen Regen nach deren Abzug als die erste bayerische Hauptstadt.
Mit der neuerlichen Eingliederung verlor Regensburg erst mal an Bedeutung. Hatte die steinerne Brücke, lange Zeit der einzige befestigte Übergang über die Donau zwischen Ulm und Wien, für wirtschaftlichen Reichtum gesorgt, wurde die politische Bedeutung alsbald durch den ständigen Reichstag geprägt. Dies änderte sich nun, und die einstige Metropole wurde einfache Provinzstadt, aber nicht vergessen. Heute befindet sich hier die Regierung der Oberpfalz und sie ist eine der wenigen wachsenden Großstädte der Bundesrepublik.
Beachtliche 140 000 Arbeitsplätze werden gezählt – bei 150 000 Einwohnern! Zudem hatte die zwischenzeitliche Bedeutungslosigkeit auch ihr Gutes. Da man in der Mitte des 20. Jahrhunderts wirtschaftlich nicht gerade auf Rosen gebettet war, blieben der Stadt die anderswo durchgeführten und nicht immer vorteilhaften Stadterneuerungsmaßnahmen erspart. Das vom Krieg weitestgehend verschonte mittelalterliche Stadtbild blieb erhalten. Regensburg ist mittlerweile Unesco-Weltkulturerbe und wird mit seinem mittelalterlich geprägten Stadtbild als "nördlichste Stadt" Italiens genannt.
Damit bietet Regensburg jedem Marathoni zusätzlich viele Anreize für ein verlängertes Wochenende. Dafür hatten auch wir uns entschieden. Leider fiel der Freitag dann komplett ins Wasser. Die Wettervorhersage ließ für das weitere Wochenende auch nicht viel bessere Bedingungen erwarten. So wuchs die Wahrscheinlichkeit, dass für mich eine weitere Premiere anstand: Ein Marathon im Regen.
Aber wie heißt es so schön: Die Hoffnung stirbt zuletzt. Der Samstag war dann wettermäßig schon besser. Auch wenn die Sonne sich nicht blicken ließ, fielen doch nur noch wenige Tropfen vom Himmel. Ideales Wetter, um sich schon mal mit dem Start- und Zielgelände vertraut zu machen. Hier hatte der Veranstalter eine kluge Wahl getroffen. Der Infineon-Platz bot genügend Platz für die übersichtliche Startnummernausgabe und eine ordentliche Marathonmesse. Matthias war da schon ein wenig wehmütig, aber der Veranstalter hatte seinen Startplatz bereits ins nächste Jahr übertragen. Seine Premiere ist also nur aufgeschoben und nicht aufgehoben.
Am Sonntagmorgen brachten mich Silke und Matthias pünktlich zum Startbereich. Glücklicherweise blieb der Regen aus. Demgemäß war ich schon mal um eine Premiere ärmer, was ich aber durchaus verschmerzen konnte. Matthias nutzte die Möglichkeit, um wenigstens etwas vom Marathonfeeling mit zu bekommen. Wenn er schon nicht auf die Strecke geschafft hat, dann wenigstens an die Strecke als Marathon-Foto-Reporter. Denn zusammen mit Silke wollte er mich an einigen Stellen anfeuern. Seine Fotos findet ihr in der Galerie am Ende des Berichtes.
Wenn auch der Regen ausblieb, die Eisheiligen hatten noch einen "schönen Gruß" für die unerschrockenen Marathonis parat. Die Läuferschar ging zwar nicht frostig, aber bei deutlich einstelligen Temperaturen entsprechend gekleidet pünktlich um 8.30 Uhr auf die Strecke. Die zahlreichen Zuschauer auf den aufgebauten Tribünen schickten uns mit überschwänglichem Jubel auf die Reise.
Zunächst ging es über die gut ausgebaute Clemont-Ferrand-Allee, so dass die über 700 Starter sich gut verteilen konnten. Noch kein Kilometer war vergangen, da gab es bereits den ersten klanglichen Höhepunkt, und wir wurden mit „Keep on Running“ ein Stück weit begleitet. Bereits bei Kilometer 2 war die Altstadt erreicht, und das abwechslungsreiche mittelalterliche Stadtbild bot einen ersten Eindruck des Weltkulturerbes. Am Neupfarrplatz wurde ich bereits von Schwiegervater Friedhelm und Nicola erwartet, die mich zuerst auf der Strecke zu sehen bekamen und begeistert anfeuerten.