Erster Aufenthalt meiner einzigen Inter-Rail-Reise war Regensburg. Vor langer, langer Zeit. Erster Anlaufpunkt waren natürlich der gotische Dom und die Steinerne Brücke aus dem Mittelalter. Meine Geschwister und ich hatten nicht viel Zeit, bald sollte der Zug nach Nürnberg abfahren, also auf das Wesentlichste beschränken.
Regensburg hat mit der Donau, die hier ihren nördlichsten Punkt erreicht, eine Verbindung zu Oberösterreich, gehört also irgendwie noch zu uns. Früher wurde zu Mittag im Radio der Wasserstand der Donau durchgegeben, von Bayern bis Budapest. Regensburg-Schwabelweis war immer dabei. Ich bin mit „Regensburg-Schwabelweis“ im Ohr groß geworden.
Samstag am Nachmittag hole ich mir den Starterbag ab. Die Kinderläufe haben bereits stattgefunden, man wartet auf die Siegerehrungen. Das Zelt mit der kleinen Sport-Messe ist gut besucht. Draußen ist kaum jemand, die Tische und Bänke sind verwaist, wegen des Regens. Ah, Regensburg, daher also der Name! Die schmackhafte Pasta Asciutta müssen wir daher im Stehen essen. Dafür ist die im Startgeld inklusive, hat man auch nicht mehr oft.
Als es später aufhört zu regnen, erkunde ich die Regensburger Altstadt, damit ich die Highlights der Strecke in Ruhe besichtigen kann. Die Altstadt ist UNESCO-Weltkulturerbe seit 2006. Ich finde das Kepler-Haus, der Astronom Johannes Kepler ist hier gestorben, Napoleon logierte 2 Tage lang gegenüber dem Dom und im Bischofshof sind Teile der Porta Praetoria sichtbar. Zur Zeit der Römer war hier an der Mündung des Regen in die Donau ein Römerlager.
Bei Bischof und Regensburg fällt mir Walter Röhrl ein, seinerzeit Chauffeur des Bischofs und hinterher u.a. 4-facher Rallye-Monte-Carlo-Sieger auf vier verschiedenen Fabrikaten.
Don Juan de Austria kam hier 1547 zur Welt. Man läuft am Haus mit Gedenkinschrift vorbei, in der Seitengasse steht sein Denkmal. Auf diesen Don Juan bin ich schon 2011 beim Sevilla-Marathon gestoßen, eine ganze Plaza ist da nach ihm benannt. Er gilt als Retter des Abendlandes, seit er 1571 die Seeschlacht von Lepanto gewann. Alt ist er nicht geworden.
Einzige Hinweise auf die morgigen Laufveranstaltungen sind Hinweisschilder an Parkplätzen, dass am 12. 5. von 8 – 12h kein Wegfahren möglich wäre.
Strahlender Sonnenschein am frühen Morgen des 12. Mai. Geralds Wohnung liegt äußerst günstig zu Start und Ziel, ein kurzer Spaziergang und ich bin da. Eine Live-Band baut gerade ihre Bühne auf, die Sonne hat sich versteckt. Die Sport-Messe im Zelt hat schon geöffnet. Draußen hat es keine 10 Grad, so halten sich viele im Zelt auf. 669 Marathonläufer waren am Samstag angemeldet, 2426 über die halbe Distanz.
Kleiderbeutelabgabe im Zelt, die Halbmarathonis haben eine Armada von DHL-Zustellwägen für Ihre Habseligkeiten zur Verfügung. Wenn man sich so umhört, sind zu einem sehr großen Anteil StarterInnen aus der Region hier. Die haben was nachzuholen, immerhin hat diese Veranstaltung zuletzt 2011 stattgefunden. In der Startaufstellung fällt mir der junge Andreas auf, er trägt ein Shirt vom 4. Freundschaftsmarathon Amberg – Weiden. So eines habe ich auch zuhause. Das wird heute sein zweiter Marathon werden, er will sich am 3h44-Ballon orientieren (und wird ihn klar distanzieren!).
Gestartet wird um 08h30 und bald geht es ein paar Höhenmeter rauf. Die Strecke ist breit genug. Nach einem Kilometer steht uns eine lange Gerade Richtung Altstadt bevor. Anwohner stehen auf der Straße und applaudieren. Erst geht es noch über die eingehauste A93, dann an einigen Villen vorbei. Da sind ganz schicke Häuser darunter, eine gute Wohngegend. Von links werden wir mit Live-Musik verwöhnt, rechts ein Museum mit knallroten Säulen. Ein Super Fotomotiv. Hinter den Mauern der Stadtpark, wir laufen in die Innenstadt, ein Stück am Jakobsweg. Zwischen Jakobsapotheke und Jakobskirche durch zum Theater, bald sind wir bei km3.
Hier ist es relativ eng, gut für die Stimmung. Es weitet sich zum Neupfarrplatz, hier sind viele Zuseher, dabei ist es Sonntagfrüh. Wenn ich nicht fotografiere, laufe ich gut mit in der Masse. Bevor wir zum Dom kommen, müssen wir für ein paar 100m auf altem Straßenpflaster laufen, unter den Augen eines Reiterdenkmals vom bayrischen König Ludwig I. Gestern hatte sein Pferd noch einen Strohhut auf, der ist heute weg. Blick über die rechte Schulter auf die prächtige gotische Fassade des Regensburger Doms. Nach fast 600 Jahren fertiggestellt und seitdem eine Dauerbaustelle, wie alle diese großen Kathedralen.
Rund um den Bischofshof an der Porta Praetoria vorbei bekommen wir bald wieder Asphalt unter die Schuhsohlen.
Nun die Rückseite der Altstadt, eine Spitzkehre und es folgt die erste Tränke. Kurz vor km6 werden wir mit „Eye of the Tiger“ unterhalten. Dann wird die Strecke wieder breiter, es geht raus ins Gewerbegebiet. Km8 nach 46min, weiter im Gewerbegebiet. Hier wird gebaut, wer ein Auto kaufen will, hat eine große Auswahl.