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Laufberichte

AAF UND DAFO

 

Mit Regensburg habe ich noch eine Rechnung offen, denn meistens musste (durfte) ich bei meinen Starts schnell rennen, entweder einer Bayerischen Meisterschaft (öfter) oder einer Senioren-Europameisterschaft (einmal) geschuldet. An diesem Wochenende wird es gemütlich. Naja, nicht ganz, denn die zweite Runde will ich es schneller laufen lassen. Ich habe einen Plan für den Juni, den ich aber noch nicht verraten möchte und der eine gute Vorbereitung braucht.

„Laufen im Weltkulturerbe“, so heißt das Motto nicht nur auf der Ausschreibung, sondern es ist real und wirklich: Der Kurs führt kreuz und quer durch die historische Altstadt, die zusammen mit Stadtamhof seit 2006 auf der Liste des UNESCO-Weltkulturerbes steht. Eine Schleife führt weiter in den Osten Regensburgs und dann noch auf eine Asphaltpiste spezieller Art, doch davon später.

Die sportliche Familie findet an diesem Wochenende viel Abwechslung: Ob es nun am Samstag der Einsteigerlauf der Mittelbayerischen Zeitung, der Ostwind MiniMarathon oder der Marathon Gottesdienst im Dom St. Peter und das Marathon Konzert ist, schon da kommt jeder auf seine Kosten. Und am Sonntag schnüren Tausende Sportler ihre Laufschuhe, um den Viertel-, Halb- und Marathon anzugehen. Eine Spezialwertung ist für Beschäftigte des Siemens und Infineon-Konzerns ausgeschrieben.

 


Am Freitag Nachmittag bin ich auf dem Parkplatz neben dem Westbad im Westen Regensburgs angelangt. Die Ausgabe der Startunterlagen gestaltet sich ruhig und ohne Hektik. Die Helfer sind freundlich und geben gerne Tipps. Wer sich auf der kleinen Läufermesse noch mit Sportklamotten, Riegeln und dergleichen versorgen muss, findet ein gutes Angebot.

Für das leibliche Wohl ist mit einer Nudelparty im Nachbarzelt gesorgt. Zwei EUR kostet für die Läufer eine große Schüssel mit Pasta. Danach bist du pappsatt, versprochen. Kaffeetanten und Kuchenliebhaber haben auch nichts zu meckern, denn auch hier ist die Auswahl groß.

Am Abend zieht es den laufenden Reporter in die Altstadt, aber nicht im Galopp, das hebe ich mir für den Sonntag auf. Vom Unteren Wöhrd (viele kostenlose Parkplätze) kann man die City gut erkunden. Am anderen Donauufer ist die Aussicht auf Altstadt und Dom herrlich.

Leider wird es noch ein wenig dauern, bis wir über die im 12. Jahrhundert erbaute Steinerne Brücke laufen können. Das über 800 Jahre alte Bauwerk wird nämlich seit 2010 saniert. Probleme in der Gesteinsfindung und in der Bauausführung sorgen für eine erhebliche Verspätung in der Bauausführung. So musste die Stadtverwaltung einer beteiligten Firma wegen mehrfacher Überschreitung des Baufortschrittes gekündigt werden. Man geht mittlerweile von einer Fertigstellung in drei Jahren aus.

Am Brückenscheitel der „Steinernen“ sehe ich das Bruckmandl, ein wenig ramponiert, denn der rechte Arm fehlt. Seit Weihnachten 2012 fehlt das Teil. Ob es das Werk von Vandalen ist, oder ob der Zahn der Zeit am Sandstein genagt hat, weiß man nicht. Ein Tauchgang und eine Suche im Donauwasser brachte keinen Erfolg. Spätestens mit dem Ende der Sanierung der „Stoanernen“ soll auch das Bruckmandl wieder aufgemöbelt sein.

Mein Spaziergang führt mich dann zum Haidplatz, wo das angekündigte Konzert stattfinden soll. Einen Stadtplan brauche ich nicht, denn die Musik ist in den Gassen gut zu hören und führt mich zur Musikbühne. „I Dolci Signori“ heißt die Band. Die sechs Musiker stammen zwar nicht alle aus Italia, aber ihre Lieder kommen echt gut rüber. Bei kühlen Temperaturen tanzen viele Zuschauer mit. Eine Zeitlang höre ich interessiert zu und mache mich dann in einer Pause wieder zum weiteren Spaziergang auf. Der wird jedoch abgekürzt, denn mittlerweile friert es mich wie einen Schneider, einen Infekt könnte ich jetzt überhaupt nicht brauchen.

 

Ein unterkühlter Marathonmorgen


Am nächsten Morgen ist die Temperatur noch weiter zurückgegangen. Zumindest sind die Autoscheiben nicht angefroren, weit davon sind wir jedoch nicht weg. Aber, und das macht mich freudig, die Bewölkung hat sich ratzeputz aufgelöst, Sonne pur.

 


Da am Startgelände nur begrenzt Parkplätze zur Verfügung stehen, nutze ich den Shuttleservice, der vom KÖWE-Center angeboten wird. In wenigen Minuten bin ich dann vor Ort, wo am Startgelände schon voller Betrieb zu sehen ist. Die Tische und Bänke im Freien sind schon gut von den Läufern in Beschlag genommen. Es wird umgepackt, die Startnummern angeheftet und Riegel einsteckt. Gleich nebenan können die Kleidersäcke im Zelt (für die Halbmarathonis) oder in den Kleintransportern der DHL abgegeben werden. 20 Minuten vor meinem Start um 08.30 Uhr gebe ich meinen Rucksack ab.

Mein Freund Karl Zieglmeier feiert heute sein zehnjähriges Laufjahr. „Ich mache jetzt alles langsamer und will auch weiterhin auf die ganz langen Läufe gehen,“ so sein Credo. Nun, wenn ihm der Gaul nicht durchgeht, dann kann ich vielleicht mithalten. In der Vergangenheit war er auf den Ultradistanzen deutlich schneller unterwegs als ich. Schaun mer mal, was der „Zaggi“ heute zusammenbringt.

Kennt ihr einen Vogel im Weltraum? Nein? Dann helfe ich nach. Das sind die Allgeier. Und die haben aus ihrer Heimat rund um Memmingen gleich einen Ausflug zusammen nach Regensburg unternommen. Ja, die bayerische Sprache ist vorherrschend, was allerdings nicht heißt, dass Läufer aus den anderen Bundesländern nicht gern gesehen sind. Einige internationale Gäste aus Österreich, Tschechien und sogar aus den USA stehen ebenfalls in den Startlisten.

Mein Streifzug führt mich dann noch vor die Startlinie, wo ich den Schirmherr suche. Joachim Wolbergs ist der neue Mann als Oberbürgermeister an der Spitze der Großstadt und seit drei Tagen im Amt. Einer seiner ersten Termine wird der Start in wenigen Minuten sein. Selbst für einen Pressefritzen wie mich hat er ein Wort und ein Schulterklopfen übrig. Ich glaube, die Regensburger haben da im März gut gewählt. Zwei Prinzessinnen laufen mir noch über den Weg. Nur ein Lapsus, aber die Maß ist leer. „Man hat uns noch nicht versorgt“, so ihre Entschuldigung. Ich hätte andernfalls schon gekostet.

 

Start, erste Kilometer


Einen Schnellstart will ich nicht hinlegen, deswegen gehe ich in Richtung der 4-Stunden-Pacers (weitere Zeitläufer ab drei Stunden vorhanden). Vielleicht kann ich noch meinen Vereinskollegen Schorsch Eller sehen. Vier Stunden hat er als sein Zeitziel ausgegeben, aber wer weiß, vielleicht drückt er auf die Tube so wie letztes Jahr in München, wo er lediglich zwei, drei Minuten nach mir im Olympiastadion einlief. Ich kann ihn jedoch nicht entdecken.

Es dauert nicht mehr lang, bis uns der OB auf die Strecke haut, das Feld rückt vor und wir überlaufen die Startmatten von mika-timing. Gab es überhaupt einen Startschuss oder hat da was geklemmt? Egal, ich bin unterwegs, zusammen mit rund 3000 Läufern über Halbmarathon und Marathon.

 



Nach den ersten Abbiegemanövern auf der Puricellistraße und dem Hochweg, noch vor Kilometer eins, werden wir musikalisch von der Band „Them on the Spot“ unterhalten. Diesbezüglich sind hier in Ratisbona, so der alte Name, fast Freiburger Verhältnisse, wo auf jeden Kilometer eine Band „aufspuit“. Zwar nicht 21, aber immerhin laufen wir auf einer Runde an 17 Gruppierungen vorbei, die Live-Musik darbieten. Viele junge Musiker sind da drunter.

„Hey Ho Let's Run“, lese ich auf dem Trikot einer Läuferin, eine gute Einstellung. Überhaupt, der Frauenanteil ist gerade beim Halbmarathon sehr hoch. Das Verhältnis von Mannerleit zu Weiberleit ist ungefähr 2 zu eins. Den Marathon dominiert allerdings das starke Geschlecht, wobei am Ende die Frauen eher besser ausschauen. Schaut euch einfach mal speziell Zielfotos an.

Und dann kriege ich doch noch meinen Kollegen Schorsch vor die Linse, denn urplötzlich laufe ich auf ihn auf und höre lediglich seine Stimme. Auf ein lautes „Grüß Gott Herr Eller“ reißt es ihn aus seinen Marathonträumen. Vier Stunden, das bleibt sein Ziel. Er will langsam machen und möchte beim Rennsteiglauf den langen Kanten versuchen. Ich mache seinen Plan öffentlich und hoffe, dass er dann nicht mehr zurückzieht.

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Informationen: Regensburg Marathon
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