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Laufberichte

Immer für eine schlechte Zeit gut

04.07.08

Vor vier Jahren lag meine Standard Marathonzeit etwa um die vier Stunden. Als ich damals auch den Nachtmarathon in Marburg lief, war meine Zeit nur knapp zwei Minuten unter fünf Stunden und war entsetzt! Die Strecke ist flach und es gibt keinen Grund, warum man nicht normal schnell laufen könnte. Damals hatte ich eine Ausrede, denn mit dem Isarlauf, Biel und Zermatt hatte ich mich wohl übernommen und musste dann mit dieser schlechten Zeit meinem Übertraining Tribut zollen. Mit guten Vorsätzen ging ich daher dieses Jahr nach Marburg und würde die Scharte von damals sicher auswetzen können, eine Zeit von 4:30..4:40 müsste ich locker schaffen.

Die äußern Bedingungen waren gut, kein Regen, leicht bewölkt, zur Startzeit vielleicht noch 22 Grad und gegen 24 Uhr noch 18 Grad. Trotzdem – kümmerliche zwei Minuten war ich schneller als damals, wieder lief es überhaupt nicht und ich befürchtete schon, dass ich Marathon4you den Ruf verpassen würde, die Internetseite mit dem lahmen M60er zu sein. Glücklicherweise aber lief auch noch ein schneller Autor von Marathon4you, Werner Kerkenbusch, und der rettete glanzvoll die Ehre von Marathon4you und seiner M60er, stand er doch am Ende in der AK ganz oben auf dem Treppchen.

 

Informationen: Nachtmarathon Marburg
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Die Anreise war vom Süden her am Freitagnachmittags nicht ganz unproblematisch. Ich vermied die Rheintalautobahn über Heidelberg, Mannheim, Darmstadt, Frankfurt, sondern fuhr über Würzburg, Aschaffenburg, also weiträumig an Frankfurt vorbei und hatte tatsächlich keinerlei Stau. Lediglich die Parkplatzsuche um das Universitätsstadion herum dauerte länger. Trotzdem konnten wir die Startnummern rechtzeitig abholen und uns auf den etwa 10 Minuten langen  Fußmarsch zum Start machen.

Auf dem Marktplatz tummelten sich etwa Tausend Läuferinnen und Läufer, denn im Gegensatz zum Vorjahr starteten auch die Halbmarathonis gemeinsam mit uns. Sicher hat dieser Marktplatz in seiner langen Geschichte schon viele Feste erlebt, aber auch für einen solch modernen Anlass ist der historische Platz die passende Kulisse. Knapp 500 Jahre ist das Rathaus alt und die vielen schön restaurierten Fachwerkhäuser um den Marktplatz herum zeigen, dass Marburg eine alte Stadt ist. Dass die Stadt auch eine Universität beherbergt, sah man an den vielen jungen Läuferinnen und Läufern, die hier am Start standen und vornehmlich den Halbmarathon laufen wollten.


Um 19 Uhr fiel der Startschuss und los ging es mit Karacho die Gasse abwärts. Der Marktplatz liegt oben in der Stadt und der erste Kilometer führt durch die Barfüßergasse angenehm abwärts, so dass man flott loslaufen konnte, sofern man vorne stand. Alle anderen mussten bis zu drei Minuten warten, bis sie vom großräumigen Marktplatz, durch die „Zeitmessohren“ in die enge Gasse kamen, so dass es hier ganz ordentlich staute.

Endlos zog sich die Läuferschlange die Gasse hinunter, wurde dann nach etwa einem Kilometer in einer engen 170 Grad-Kurve nach links in die halbseitig gesperrte Universitätsstraße geführt und ab hier ging es dann eben weiter durch die Stadt. Bei etwa Kilometer drei lief man auf die Elisabeth-Kirche zu, die man dann aber großräumig umlief und die Stadt Richtung Norden verließ. Hier kam ich mit drei Läufern ins Gespräch, die heute ihren ersten Marathon liefen. Als Zielzeit hatten sie sich 4:30h vorgenommen und lagen hier ganz gut in der Zeit. Sie bekamen noch ein paar ungebetene Tipps und hatten sich bald nach vorne abgesetzt.

Etwa bei Kilometer fünf hatten wir den Stadtteil Wehrda erreicht, liefen dann auf einer Brücke über die Lahn und auf der anderen Flussseite wieder nach Süden, zurück nach Marburg. Hier im Lahntal lief man auf asphaltierten Wegen durch Wiesen, abseits von jeglichem Verkehr.

Kurz nach Kilometer zehn war wieder die Stadt erreicht und ein paar hundert Meter später waren wir am Universitätsstation, in dem man die Startnummern abgeholt hatte und wo auch das Ziel war. Alle aber mussten wir hier nach rechts auf einer Holzbrücke über den Fluss auf die erste von drei 10-km-Runden, die südlich von Marburg verlaufen.


Nach wenigen hundert Meter kam eine Verpflegungsstelle, ausgestattet mit allem, was man so benötigte: Wasser, Tee, Iso, Cola, Power Gel, Bananen. Ich trank die obligaten vier Becher und war sofort wieder auf dem Weg. Vielleicht 12 Kilometer lagen hinter mir und ganz wohl war es mir nicht. Das würde heute nichts mit den anvisierten 4:30h werden. Irgendwie hatte mich der Graubünden Marathon mehr belastet als gedacht. Auch Angelika ging es nicht besser und Dietrich Eberle, der in Graubünden noch 45 Minuten vor uns im Ziel war, machte auch keinen besseren Eindruck als wir.

Ein paar hundert Meter ging es einer Wiese entlang, auf der sich jede Menge junger Leute der Faulheit hingaben, im Gras lagen, Fußball spielten oder grillten und uns nicht beachteten. Weiter vorne dann kam von rechts die B255 und die nächsten knapp 3,5 Kilometer lief man auf einem Radweg, rechts die Straße, links hinter Büschen versteckt der Fluss. Kurz vor Kilometer 15, also nach vier Kilometern der Runde, erreichte man Gisselberg. Der Weg führte links weg in eine Wohnstraße, an deren Ende die nächste Verpflegungsstelle lag, ebenfalls bestens ausgestattet.

Wenige Meter danach passierten wir eine ganz ausdauernde Fan-Gruppe, die es sich vor ihrem Haus gemütlich gemacht hatte und tatsächlich bis zum Schluss hier ausharrte. Ob es wohl dieselben waren, wie die im Vorjahresbericht von Klaus erwähnten?

Ein Stück ging es nun der B3 entlang, dann auf verschlungenen Wegen zwei Mal unter der Straße hindurch, anschließend ein paar dutzend Meter auf einem schmalen Pfad und dann Richtung Norden auf besten asphaltierten Wegen „über“ die Felder zurück nach Marburg. Bei Kilometer 18 kam die dritte und letzte Verpflegungsstelle der Runde, ebenfalls komplett ausgestattet.

Die restlichen drei Kilometer liefen wie geschmiert, wenn man das bei einem Schnitt von 6:40 min/km sagen kann. Ein kurzes Stück ging es der Straße entlang, wieder links weg zum Fluss, vorbei am Campingplatz, dann kam rechts das Freibad und kurz danach war das Stadion erreicht, wo die Halbmarathonis noch eine halbe Stadionrunde bis ins Ziel hatten. Wir aber wurden nach links weg über die bekannte Holzbrücke auf unsere nächste Runde geleitet.


Oh je, noch zwei Mal sollten wir diese Runde laufen. Es war 21.30 Uhr, die Halbmarathonmarke hatten wir nach etwa 2:25 h passiert und beide spürten wir Schwäche in den Oberschenkeln und Schmerzen in Knie und Beinen. Dummerweise war die Strecke nahezu topfeben, so dass wir nicht mal eine Ausrede für eine Gehpause hatten. Also hieß es auf die Zähne beißen und laufen.
Wieder passierten wir die Wiese, die noch immer Tummelfeld der Müßiggänger war, die uns nicht beachteten. Die Strecke selbst war ohne die Halbmarathonis recht leer geworden, nur die Marathonläufer, die uns auf ihrer letzten Runde immer wieder überholten, brachten noch ein wenig Leben auf die Strecke. Läufer, die wir hätten überholen können, gab es keine. Halt, doch, einige hundert Meter vor uns sahen wir Dietrich, der immer wieder eine Gehpause einlegte, um dann wieder zu joggen. Nur ganz langsam kamen wir ihm näher und erst gegen Ende der zweiten Runde hatten wir ihn einge- und überholt. Tja, an so was erfreut man sich, wenn es nicht mehr so gut läuft.

Kurz nach 22.35 Uhr kamen wir wieder am Stadion vorbei und gingen endlich auch auf unsere letzte Runde. Pro Kilometer waren wir jetzt ca. 30 Sekunden langsamer geworden, als auf den ersten 20 Kilometern, aber irgendwie lief es noch. Es war Nacht geworden und Angelika leuchtete den Weg aus. Zwar könnte man hier auch ohne Lampe auskommen, aber immer wieder waren „unsichtbare“ Bodenwellen im Asphalt, über die man stolpern konnte. Die Lampe brachte also durchaus Vorteile. Die Fangruppe saß immer noch vor dem Haus und feuerte uns an und etwas später überholten wir tatsächlich noch zwei Läufer und sahen einen dritten vor uns. Klar, den Laufstil kannten wir. Das war der Marathonsammler Christof Otto. Wir holten auch ihn ein, er beschleunigte leicht und im Gespräch mit ihm verliefen die letzten fünf Kilometer dann recht schnell.

Ein paar Minuten vor Mitternacht kamen wir am Stadion an, liefen die halbe Runde und erreichten erschöpft und erleichtert das Ziel wo uns Alex und auch Werner begrüßten. Die Zielverpflegung war, bis auf Wasser, erschöpft, aber Werner spendierte uns Beiden ein alkoholfreies Bier, wir tauschten uns noch über den Nachtmarathon und andere Läufe aus und machten uns gegen 1 Uhr auf die Heimfahrt.


Irgendetwas Geheimnisvolles verhindert, dass ich beim Nachtmarathon in Marburg eine angemessene Zeit laufe. Vor vier Jahren hätte das um die 4:05 h sein müssen, diesmal um die 4:30 h. Aber das verspreche ich, ich laufe hier nochmals, bestens vorbereitet - dann werden wir ja sehen, an wem die schlechten Zeiten liegen, an mir oder an der leichten Strecke? Die Organisation selbst ist gut, die Verpflegung ebenfalls und auch die Nacht kann kaum die Ursache meiner liederlichen Zeit sein, denn richtig dunkel ist es erst auf der letzten Runde.

Übrigens, von den drei anfangs erwähnten Marathonneulingen machten zwei mit 4:38 h nahezu eine Punktlandung. Wo der dritte geblieben ist, weiß ich allerdings nicht.

Marathon-Sieger
Männer

1 Henning, Markus Cölbe - Schönstadt  2:57:15,9 1 
2 Karl, Dirk TSG Grünstadt 2:57:53,1
3 Wagenblatt, Bertram Heidelberg TSV 05 ROT 3:00:43,3 

Frauen

1 Stöppler, Simone SSC Hanau - Rodenbach  3:21:34,3
2 Krause, Antje  USC Marburg  3:25:06,9 
3 Hein, Susanne anlauf-Marathonteam  3:48:24,7 

Laufwettbewerbe

Marathon und Halbmarathon mit gemeinsamem Start.

Strecke

Der Kurs ist flach und führt über Straßen und Radwege. Eine erste, etwa 11 km lange Schleife führt nach Norden und zurück. Eine zweite Schleife nach Süden und zurück ist ca. 10 km lang. Die Halbmarathonis sind danach im Ziel, die Marathonis müssen diese Südschleife noch zwei Mal durchlaufen.

Finisher

Marathon:139 (125+14) + 16 Staffeln
Halbmarathon: 873 (647+226)

Kosten

Marathon 24 Euro, Staffeln 30 Euro, Halbmarathon 14 Euro, Aufschlag für Nachmeldung 4 Euro

Zeitnahme

Bibchip in der Startnummer integriert.

Auszeichnung

Medaille, Urkunde aus dem Internet

Verpflegung

Wasser, Tee, Iso, Bananen, Kekse auf der ersten Schleife,
auf der Südschleife drei Stationen, die zusätzlich Power Gel und Cola anbieten.

 

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