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Laufberichte

Warum erst jetzt?

 

Halbzeit


Ein Läufer mit Riemchensandalen an den Füßen fällt mir auf. Respekt, das wäre nix für mich und meine Füße. Wir laufen auf die Ebertswiese zu. Ein Hinweisschild verkündet: "Die Hälfte ist geschafft!" Ein weiteres Schild preist die Verpflegung an. Ich lese Heidelbeersuppe, Wiener Wurst. Es ist unglaublich. Die Superverpflegung erfährt nochmals eine Steigerung. Klar, ich greife Heiderbeersuppe ab und lange zu, was das Zeug hält. Auch ein Hund weiß, was gut schmeckt und erfreut sich an einer Wiener Wurst.

Mit vollem Magen mache ich mich auf dem Weg. Jetzt gehts Km-mäßig abwärts. Wenn das mal keine Motivation ist. Dazu kommt noch die Sonne raus. Sie verschwindet zwar gelegentlich wieder hinter Wolken, gibt uns aber immer mehr die Ehre. Rennsteigläufer, was willst Du mehr?


Vorbei geht es an der Alte Ausspanne, Km-Schild 40 wird passiert. Kurz drauf folgt mit der Neue Ausspanne die nächste Getränkestelle. Ich spüre nun die schon gelaufenen Km. Kann es sein, dass die 5-km Abstände länger werden?

Die Bergaufpassagen werden mir nun immer willkommener. Heißt es hier für mich doch immer wieder gehen anstatt laufen. Ich spüre im unteren Rückenbereich deutliche Verspannungen und die Beinmuskulatur ist auch nicht so, wie sie beim Start noch war.

Es wird Zeit für eine längere Pause am Grenzadler, denke ich mir. Vorher wird jedoch bei der VS Neuhöfer Wiesen bei Km 45,4 zugegriffen. Die Knacker schmecken einfach Klasse! In einem Zelt gegenüber der VS sehe ich freundliche Helferinnen bei der Arbeit. Im Akkord werden hier Schmalzbrote geschmiert, damit auf der anderen Seite das Angebot nicht ausgeht.

Es folgt ein wunderschöner Abschnitt über die Höhen des Thüringer Waldes. Die Sonne zeigt sich, das KM 50-Schild kommt etwas zu spät, wie erfahrene Rennsteigläufer bemerken. Kurz danach können beim Gustav-Freytag Stein nochmals Getränke nachgetankt werden.

Ich sehne eine größere Pause herbei. Ein Warnschild: "Gefahrenpunkt. Stop. Trainingsstrecke" weist uns auf das nahe Wintersportzentrum Oberhof hin. Dann ist die VS Grenzadler nicht mehr weit.


 

Grenzadler weltmeisterlich


Da liegt er endlich vor uns. Über eine Wiese gehts hinab. Links ist das Ziel der 35 Km-Walker, rechts ein gigantisches Verpflegungsangebot.

Ich werde erwartet. Ich bin hier mit einer leibhaftigen Weltmeisterin verabredet. Sabrina Buchholz, ehemalige Weltklasse-Biathletin und Weltmeisterin in der Mixed-Staffel 2008, hatte mich zum Rennsteig gelockt mit dem Versprechen, hier am Grenzadler auf mich zu  warten.

Ich lasse mir Zeit. Sabrina erläutert mir die Wintersportanlagen. Sogar einen Skitunnel gibt es, in dem man gut gekühlt auch im Sommer Skilanglauf trainieren kann. Mein besonderes Interesse gilt dem Biathlon-Stadion. "Um das zu sehen, müssen wir dort vorne hingehen" sagt Sabrina. Das schreckt mich nicht ab und so werfe ich unter fachkundigen Erläuterungen einen Blick auf das Stadion mit Schießstand, Strafrunde und Oberhofer Mauer, wie die Zuschauerränge ob ihrer Geräuschkulisse genannt werden.

Mit einer Strafrunde werde ich nicht belegt und verabschiede mich von Sabrina.

 

Krämpfe


Zunächst geht es nach der Pause am Grenzadler gut weiter. Ich habe mich etwas erholen können, Km-Schild 55 kommt direkt nach dem Grenzadler. Voll motiviert laufe ich weiter,  spüre aber, dass ich langsamer werde. Gut, dass ich heute "nur" den Supermarathon laufe und nicht den kompletten Rennsteig mit seinen 170 Km.

Über eine Brücke überqueren wir eine Straße und es geht hinauf in den Wald. Für mich nun gaaaanz vorsichtig, immer schön auf mögliche Krämpfe achtend. Doof, hab ich noch nie gehabt. Aber ich komme langsam immer höher, abwärts laufen geht und flach auch. Es fällt zwar zunehmend schwerer, ich muss mich richtig dazu zwingen. Wie sagt man, Ultras werden vom Kopf her gelaufen.

Ich lenke mich ab, indem ich mich auf die nächste VS konzentriere. An der Getränkestelle Sommerwiese verzichte ich auf ein Bier.

 

Schnee auf dem Großen Beerberg


Bevor ich mich an der Schmücke laben kann, ist der höchste Punkt der Strecke zu erklimmen. Der Große Beerberg mit 974m Höhe. Von nun an gehts hinab. O.k., kleinere Gegensteigungen ausgenommen. Sogar Schnee hat es hier oben. Bestimmt extra hergeschaufelt.

Noch einmal die Straße queren, für ein Foto lächeln und da liegt sie auch schon vor uns - die Schmücke. Essen mag ich nichts mehr und so laufe ich direkt weiter, unter der großen Deutschlandfahne des emsigen Fahnenschwenkers und über die Straße hinein in den Wald. Ein schöner Wurzelpfad nimmt uns auf und auf einer breiten Waldautobahn geht es weiter.

Wir verlieren ordentlich Höhenmeter. Die Getränkestelle Kreuzwege wird passiert und endlich, endlich wird Schmiedefeld unten im Tal sichtbar. Wir queren einen Skihang und arbeiten uns im folgenden Wald weiter nach unten. Km 70. Jetzt ist das Ziel greifbar nahe. Die Sogwirkung ist schon spürbar.

Die beiden letzten Km sind auch ausgeschildert. Ich arbeite mich voran, immer wieder wegen Krampfgefahr eine Gehpause einlegend. Schmiedefeld wird erreicht. Jeder klatscht den Supermarathonis Beifall. Ein tolles Gefühl. Bin ich froh, endlich den Zielbogen zu sehen. Links und rechts stehen die Zuschauer und feuern die Läufer begeistert an. Ich genieße die letzten Meter und habe nach 9.12 Std. fertig. Ich bin auch fertig. Heute will ich keinen Meter mehr weiterlaufen.

Wir holen unsere Kleiderbeutel von der Gepäckwiese und genießen die warmen Duschen. Dann heißt es die Bons auf der Startnummer einlösen: Einen für einen Becher Suppe und einen für ein Schwarzbier. Stolz wird das schöne, hartverdiente Finishershirt übergestreift.

Nun ist der weiße Fleck auf meiner Läuferkarte getilgt. Die Frage, warum ich den Rennsteiglauf so lange gemieden habe, stellt sich nun erst recht. Fotos 384-451

 

Fazit

 
Zu Recht als einer der schönsten Landschaftsläufe bezeichnet. Erstklassige Organisation, geniale Verpflegung und schöne Strecke. Kein technisch anspruchsvoller Trail, aber ein Landschaftslauf vom Allerfeinsten.

 

Weitere Berichte vom diesjährigen Rennsteiglauf

 

 

Günter Schmidt: "Zum Heulen..." (Marathon) - Marathon4you.de

Herbert Orlinger: "Rudi, kehr um" (Marathon) - Trailrunning.de

Wolfgang Bernath: "Klasse Klassiker" (Supermarathon) - Trailrunning.de

 

Siegerliste


Supermarathon (72,7 km)

Männer

1 Seiler, Christian (GER)     GutsMuths RSLV     -     04:50:56    
2 Lynas, Matthew (NOR)     GutsMuths RSLV     -     05:40:52     
3 Jurkschat, Wolf (GER)     GutsMuths RSLV     -     05:44:06

Frauen

1 Kern, Karin (GER)     LAV Stadtw. Tübingen     -     06:16:47     
2 Jakob, Anja (GER)     Klingenthal/Vogtland     -     06:22:25     
3 Wagner, Carola (GER)     Delligser SC     -     06:23:13

2147 Finisher

Marathon (43,5 km)

Männer


1 Ludewig, Heiko (GER)     LTV Erfurt     -     02:42:16     
2 Stengel, Oliver (GER)     Uni Giessen     -     02:49:29     
3 De Franceschi, Luigi (GER)     SV Ohmenhausen     -     02:53:25

Frauen

1 Kruhme, Nicole (GER)     GutsMuths RSLV     -     03:07:28     
2 Hempel, Kristin (GER)     USV Erfurt     -     03:15:26     
3 Rottenbach, Christina (GER)     KS-Sportsworld     -     03:18:55

3036 Finisher

123
 
 

Informationen: GutsMuths-Rennsteiglauf
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