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Laufberichte

Endlich, es ist wieder Mai …

 

… und damit Rennsteigzeit. Dies galt in den letzten beiden Jahren nicht. 2020 fiel der Rennsteiglauf aufgrund der Pandemie aus und 2021 wurde er unter besonderen Hygienebedingungen im Oktober durchgeführt.

Volle Vorfreude erreiche ich daher nun Blankenstein. Wer kennt Blankenstein? Selbst unter Rennsteigläufern dürfte der Name eher wenig geläufig sein. Wäre es vermessen zu sagen , ohne Blankenstein kein Rennsteiglauf? Wir alle kennen das schönste Ziel der Welt, Schmiedefeld. Aber so wie Schmiedefeld unser Ziel beim Rennsteiglauf ist, braucht auch der bei Hörschel an der Werra beginnende Rennsteig ein Ziel, und das liegt 169km Weglänge entfernt in Blankenstein an der Saale. Ohne das Ziel kein Rennsteig und ohne Rennsteig kein Rennsteiglauf. Diese Gedanken gehen durch meinen Kopf, als ich auf der Anreise einen kurzen Halt in Blankenstein einlege.

In Blankenstein, wo der Rennsteig gleich mit mehrere Fernwanderwegen wie zum Beispiel dem Frankenweg zusammentrifft, weisen uns mehrere Schilder und Skulpturen auf das Ende (oder den Anfang, je nachdem) des Rennsteigs hin. Auch ein Gedenkstein für Julius von Plänckner, dem „Erfinder“, Kartograph und Erst-Erwanderer des Rennsteigs, darf nicht fehlen. Leider werden wir diesen Ort bei keiner der Disziplinen des Rennsteiglaufs zu Gesicht bekommen. Der Supermarathon führt uns von Eisenach über 73,9 km und 1874 positiven Höhenmeter südöstlich nach Schmiedefeld, der Marathon von Neuhaus am Rennweg über 42,2 km und 769 positiven Höhenmeter nordwestlich ebenfalls nach Schmiedefeld. Die Wanderstrecke von Neuhaus am Rennweg nach Blankenfeld ist dagegen seit einigen Jahren nicht mehr im Programm, denn sonst müsste der ausrichtende Rennsteiglaufverein mehr als 150 km Wegstrecke betreuen.

 

 

Ich nehme mir daher vor, in einigen Jahren diesen für mich unbekannten Teil des Rennsteigs zu erkunden, nachdem ich bereits die Marathon- und die Supermarathonstrecke kenne. Beide Strecken sind sehr schön und so fällt jedes Jahr die Wahl schwer. Dieses Jahr habe ich mich für den Supermarathon entschieden.

Warum heißt es eigentlich „Supermarathon“ und nicht „Ultramarathon“? Ganz einfach: Als der Rennsteiglauf entstand, gab es kaum Läufe über Distanzen jenseits der 42 Kilometer und den Begriff „Ultramarathon“ wohl auch noch nicht. 1973 war das und somit steht jetzt die 49. Ausgabe an. Nächstes Jahr also das Jubiläum, und ich werde wieder beim Supermarathon dabei sein, denn noch am Veranstaltungstag kann man sich für günstige 65 € für das nächste Jahr anmelden.

 

Kloß-Party

 

Angekommen in Eisenach, grüßt die Wartburg meine Frau und mich beim Blick aus dem Hotelzimmer. Es wird Zeit, zur Kloß-Party auf den Marktplatz von Eisenach zu gehen. Anderswo gibt es Pastaparties, aber ich mag lieber Gulasch mit Klößen und Rotkohl, die uns hier angeboten werden. Anderswo gibt es Marathonmessen, hier trifft man sich unter Freunden, denn Rennsteigläufer sind Wiederholungstäter, viele schon mehr als 25 Mal dabei. Man kennt sich also. Auch ich treffe viele Freunde und Bekannte - ich muss aufpassen, nicht die Startnummernausgabe in der nahen Stadtverwaltung zu versäumen.

 

 

Nachdem die Formalitäten erledigt sind, geht’s nun also zur Kloß-Ausgabe ins Festzelt auf dem Marktplatz. „2 oder 3“ (Klöße) werde ich gefragt. Eingedenk der Kilometer morgen kann es nicht schaden: „Drei natürlich!“. Obwohl die im Festzelt sitzende Band „Scheunenfund“ rockige Musik nach meinem Geschmack spielt, trollen wir uns nach draußen, um uns in Ruhe mit Freunden zu unterhalten, bis uns ein Unwetter zurück ins Zelt treibt. Schon in den Tagen zuvor kam ordentlich was runter, mit welchem Zustand der Wege müssen wir morgen rechnen? Allzu alt werden wir heute nicht, schließlich heißt es morgen früh aufzustehen. Und so entgeht uns, wie die Stimmung im Zelt steigt, wie unser Freund Peer am nächsten Tag zu berichten weiß.

 

Frühmorgens in Eisenach

 

Um 04.30 klingelt mein Wecker. Schon in 1 ½ Stunden geht es los. Unser Hotel bietet wie viele anderen (aber nicht alle) Hotels ein Frühstück extra für uns Rennsteigläufer an. Bis zum Marktplatz sind es nur wenige 100 Meter. Wieder treffe ich auf alte Bekannte, ziehe aber bald weiter, um noch ein wenig die Startatmosphäre in mich aufzusaugen. Das Festzelt von gestern dient nun als Umkleidemöglichkeit.

5:46:08 zeigt die Startuhr an, vor dem Rathaus versammelt sich noch lokale Prominenz zur Begrüßung der Rennsteigläufer. Letzte Fotos und Selfies vor dem Start werden gemacht, dann gilt es die gelben Kleiderbeutel zu den LKWs zu bringen. Heute soll es nicht regnen, daher ist die Vorsichtsmaßnahme, die Kleidung in einen zweiten Beutel wasserdicht zu verpacken nicht erforderlich – am Zielgelände werden die Beutel auf einer Wiese unter freiem Himmel aufbewahrt.

 

 

Ein besonderes Trio stellt sich in der Startaufstellung den Fotografen: Es sind Roland Winkler, Bernhard Krüger und Wolfgang Nadler, alle heute zum 47. Mal dabei. Da die ersten beiden Rennsteigläufe keine offiziellen Veranstaltungen waren, haben die drei also an allen offiziellen Rennsteigläufen teilgenommen. Auf meine heutige 12.Teilnahme (davon 8mal Supermarathon) kann ich mir also nur wenig einbilden.

Nun aber fertigmachen, wir hören noch die beiden Klassiker Schneewalzer (anders als in Neuhaus beim Marathonstart wird hier nicht geschunkelt) und das Rennsteiglied, dann dürfen wir endlich wieder auf den Rennsteig.

 

Prolog zur Hohen Sonne

 

Auch nach dem Start müssen wir uns noch ein wenig gedulden, bevor wir auf den Rennsteig treffen. Denn der führt nicht direkt durch das im Tal liegende Eisenach, sondern auf dem Rennsteigkamm an Eisenach vorbei. Zunächst geht daher noch eben durch die Fußgängerzone zum Karlsplatz und durch das Nikolaitor, letztes von ehemals 5 Stadttoren in Eisenach und ältestes von Thüringen. Nach durchqueren des Tores ist „Schluss mit Lustig“, es geht steil bergauf.  Viele, auch ich, gehen hier, um Kraft zu sparen.

Linker Hand hängen auf Leinen aufgereiht Startnummern vergangener Jahre, rechterhand zeigt uns das „Ortsausgangsschild“ von Eisenach, dass es noch 72 Kilometer bis Schmiedefeld sind. Diese beginnen mit steilen Serpentinen, bevor wir den Wald erreichen, wo es flacher wird und wir laufen können. Kurz darauf wechseln wir vom breiten Waldweg auf einen schmalen Pfad, weswegen es hier immer Stau gibt, heute allerdings nicht, was wohl an der heute geringeren Teilnehmerzahl (852 im Ziel) als sonst üblich (ca. 30% weniger) liegt.

 

 

Auf der folgenden Lichtung erstrahlt das Burschenschafts-Denkmal im morgendlichen Sonnenlicht. Wir sollten uns davon nicht ablenken lassen, sondern lieber auf den Weg achten, der noch von lauter Pfützen von den Unwettern der letzten Tage bedeckt ist. Bei KM 3 etwa erreichen wir einen schönen Laubwald, stetig geht es nun bergauf bis zur Hohen Sonne, eine Waldsiedlung oberhalb von Eisenach, etwa 200 Höhenmeter sind bis hierhin zu überwinden.

Nicht verpassen den Wartburgblick nach etwa 6 km, heute strahlt die Wartburg im schönsten Sonnenlicht. Bald darauf ist die erste von 15 Getränke- bzw. Verpflegungsstellen erreicht, der Waldsportplatz. Einen Waldsportplatz habe ich hier noch nie gesehen, aber egal, die Wasser und die heimische Vitacola (mit Zitronenaroma) schmecken trotzdem.

 

Schleim an der Glasbachwiese

 

Kurz darauf münden wir bei KM 7 nahe der Hohen Sonne auf den Rennsteig ein, die erste, wenn auch kurze Etappe ist geschafft. Von nun an geht es bis zur Glasbachwiese überwiegend auf breiten Forstwegen, während der meist wurzelige, originale Rennsteig teilweise noch rechts oder links parallel führt. Diesen Weg tut sich aber keiner an, Kenner wissen, dass wir uns noch auf Stock und Stein und natürlich reichlich Wurzelwege im weiteren Verlauf freuen dürfen. Ich erblicke den ersten der zahlreich folgenden Rennsteigwegweiser auf abgeschnittenen Baumgabeln, hilfreich die Entfernungs- und auch Höhenmeterangaben, danach sind noch 17,3 km bis zum Inselsberg, dem ersten Kulminationspunkt, zu absolvieren.

Kneippen könnte man hier auch, aber das wäre vielleicht etwas für nach dem Lauf. Peer erfrischt sich an einer kleinen Quelle und weiter geht’s, wir haben noch was vor uns. Bald sehen wir das Kilometerschild 10 vor uns, alle 5 Kilometer sind ausgeschildert, die ersten und letzten 5 Kilometer auch einzeln. Die Getränkestelle Ascherbrück bei km 12 erkenne ich kaum wieder, früher von hohen Bäumen umgeben, nun ringsherum Kahlschlag.

 

 

Der Wegweiser am Ruhlaer Häuschen zeigt uns an, dass wir schon 400 Höhenmeter geschafft haben und es noch 4,4 km bis zur Schillerbuche an der Glasbachwiese sind, die Vorfreude auf den Schleim steigt. Vorbei an einem der vielen Grenzsteine, Zeichen der früheren Kleinstaatlichkeit. Charlie, auch schon zum 45. Mal dabei, schreitet flott an mir vorbei, als ich gerade eine Fotopause mache.

15 Kilometer sind ausweislich des nächsten Schildes geschafft. Trotzdem macht es mich ein wenig traurig. Hier, wo die Bergwacht an der Bergwachthütte auf uns aufpasst, sind die Spuren der Waldzerstörung immens. Kein Wald mehr, nur vereinzelte tote Bäume, Halden von gefällten Baumstämmen. Ansporn für mich, zukünftig noch mehr umweltschonend zu verhalten.  Ein wenig weiter beginnt das langgezogene Gefälle zur Glasbachwiese. Einerseits eine Erholung für die Beine, andererseits ärgerlich, die mühsam erkämpften Höhenmeter wieder zu verlieren, denn bis zum Inselsberg liegen noch reichlich Höhenmeter vor uns. Jetzt gilt es erst einmal, sich bei km 18 an der Glasbachwiese zu verpflegen.  Ich wähle Schleim mit Heidelbeergeschmack, Wasser und Cola. Auch Tee oder Apfelschorle wären im Angebot, dazu Schmalzbrote, Äpfel und Bananen und vieles mehr. Um ein Kaloriendefizit muss sich also niemand Sorgen machen.

 

Wurzelig und steinig hinauf zum Inselsberg

 

Schlagartig ändert sich die Wegebeschaffenheit. Nun sind es enge, wurzelige und oder steinige Wege mit heftigen Steigungen und Gefälle. Ich liebe diesen ursprünglichen Teil des Rennsteigs, auch wenn es anstrengender ist als zuvor. Auf den nächsten 7 km bis zum Inselsberg haben wir gut 250 Höhenmeter zu überwinden, nach Abzug der Gefälle versteht sich.

Günther kommt uns entgegen, als Traditionsläufer (als solcher darf man sich nach 25 Teilnahmen bezeichnen) lässt er es sich nicht nehmen, uns nach dem Ende seiner Rennsteigkarriere anzufeuern. Gemeinsam mit Bernhard, 47 Teilnahmen, lässt er sich bei KM 20 ablichten.  Kurz darauf, an der Verpflegung Dreiherrenstein, liegt am Mann am Boden. Keine Sorge, ihm ist nichts passiert. Mit seinem Filzhut ist er ein Unikum und ruft hier jedes Jahr den Läuferinnen ihre Positionierung zu. Dieses Jahr dürfen sie über ihn springen, während er mitzählt. Ich hoffe, keine ist zu kurz gesprungen…

 

 

Nach der Getränkestelle laufen wir auf einen weiteren Günther auf, er ist zum 43. Mal dabei. Noch bemerkenswerter sein Alter, 83 Jahre. Wir kennen uns schon von anderen Läufen und plaudern ein wenig. Bald aber benötigen wir unsere Luft für den steilen Anstieg zum Oberen Beerberg, der an der Brotteröder Hütte (725m) beginnt. Etwa 100 Höhenmeter auf 1km. Auch hier ist es lichter geworden, aufgrund der Höhe ergeben sich nun reizvolle Fernblicke Richtung Rhön.

Angekommen am Oberen Beerberg böte sich die Gelegenheit, auf den kleinen Felsen zu klettern und ins Tal zu blicken. Nächstes Mal. Vielleicht. Denn nach brutto etwa 900 Höhenmetern und knapp 24 Kilometern merke ich schon, dass dies kein Spaziergang ist. Ein letzter Anstieg, nochmals 100 Höhenmeter auf einen Kilometer, dann haben wir die markanten Türme des Inselsberg erreicht. 25 Kilometer im Sack.

 

Auf dem Höhenweg zur Ebertswiese

 

EAT PASTA – RUN FASTA steht auf dem Schild, welches uns eine Zuschauerin entgegenhält. Ich halte es lieber mit Klößen, und schnell ist hier auch nicht ratsam, denn es geht erst auf Treppen und dann auf einem Waldweg 200 m abwärts, und das bei nur 1,3 km Wegstrecke. Zur Belohnung folgt die Verpflegungsstelle Grenzwiese, die wie alle Getränke- und Verpflegungsstellen von einem örtlichen Verein, hier dem WSV Brotterode, betreut wird. Danach geht es wellig weiter bis zur Ebertswiese.

Zunächst auf dem gelben Weg (der Name rührt wohl von der Farbe der Wegmarkierung her), der uns einige zusätzliche steile Höhenmeter auf dem parallel verlaufenden Rennsteig erspart. Später dann auf einem Abschnitt aus Betonplatten bzw. Asphalt, der der Zufahrt von einigen Hotels auf dem Kamm des Thüringer Waldes dient, auch hier könnte man parallel dem Original folgen. Dann würde man auch die Tafel zum Gedenken an den Taschenlampenstart erblicken, die an den Start des ersten offiziellen Laufs 1975 in der Dunkelheit erinnert.

 

 

Eine kleine schlammige Steigung zum Spießberg hinauf und wieder hinunter und wir sind am Posseröder Kreuz, der nächsten Getränkestelle, km 33. Auf den nächsten Kilometern ändern sich Profil und Wegebeschaffenheit nicht. Kurz nach Km 35 laufe ich wieder auf Günther auf, der hier auf Peter trifft. Peter ist heute zum 37. Mal dabei. Aber auch schon 80. Unglaublich, hier begegnen sich zwei Achtzigjährige auf dem Supermarathon! Welche Vorbilder!!

Dann ist bald die Ebertswiese bei km 37 erreicht, Halbzeit und eine legendäre Verpflegungsstelle, auch Würstchen wären  zu haben. Eine Gruppe Berliner Lauffreunde ist offensichtlich noch gut drauf, denn sie stellen sich ordentlich feixend für ein Gruppenfoto auf.

 

Das kleine Ziel - der Grenzadler

 

Gleich nach der Ebertswiese geht es ordentlich hoch, Gelegenheit, meinen Becher leerzutrinken. Dabei achte ich darauf, dass ich in der Umweltzone bleibe. Dies sind Bereiche nach den Getränkestellen, in denen die Becher in bereitgestellten Tonnen entsorgt werden sollen. Nach dem Ende der Umweltzone dürfen Becher nicht mehr entsorgt werden, schließlich soll der Wald sauber bleiben.

 

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Der Nagelstedter Girn ist die nächste zu überwindende Anhöhe, bevor es auf breiten Forstwegen zur Getränkestation „Neue Ausspanne“ geht. Auch hier direkt nach der Getränkestation ein steiler Anstieg, scheint Methode zu haben. Über eine der wenigen Lichtungen nähern wir uns dem gefürchteten Sperrhügel, der am Fuß 750 Höhenmeter messend offensichtlich so heißt, weil er wie eine Sperre im Weg liegt. Erst sehr steil, dann langsam abflachend müssen wir diesen überwinden, was mir mit der Marathondistanz im Rücken nicht mehr so einfach fällt, auch nicht gehend. Dunkel ist es hier zudem, ein noch intakter, dichter Wald, auf den Grenzsteinen wächst Moos. Jedes Mal, wenn ich hier laufe, habe ich den Eindruck, dass dieser Anstieg kein Ende nimmt, doch dann ist mit der Schmalkalder Loibe (881 m) auch dieser Hügel überwunden und bald danach die Verpflegungsstelle Neuhofer Wiesen bei KM 45 erreicht.

 

 

Die nächsten 10 Km bis zum Grenzadler werden wir dann von heftigen Steigungen verschont, meist auf breiten gut laufbaren Waldwegen geht es vorwärts, gelegentlich unterbrochen von steinigen Passagen oder schmaleren Pfaden.  Am Gustav-Freytag-Stein bei KM 51 schon die nächste Verpflegung. Vor dem Grenzadler queren wir zweimal die Trainingsstrecke für die Biathleten und müssen auf einem Schild zur Kenntnis nehmen, dass Sportler Vorrang haben. Gemeint sind zwar die Biathleten, aber wir beziehen dies auf uns. Nach 55 Kilometern haben wir schließlich die Verpflegungsstelle am Grenzadler erreicht. Mir fällt eine Zuschauerin auf, die sich anhand ihres Umhangs aus Startnummern als Traditionsläufern ausweist. Meine Frau begrüßt mich und dokumentiert meine Arbeit als laufender Reporter.

Wer hier in Oberhof aussteigen will, wird dennoch gewertet und bekommt auch eine Medaille. Das kommt für mich nicht in Frage, obwohl es mir heute schon reichlich schmerfällt. Hier ist übrigens auch die erste Cut-Off-Zeit mit 9 Stunden, die ich um 40 Minuten unterbiete.

 

Das große Ziel – Schmiedefeld

 

Gleich nach der Verpflegung geht es – natürlich – wieder steil bergauf.  Aber bald ist die Kuppe erreicht und bergab zum Rondell (ein Obelisk, an den Straßenbau erinnernd) fällt es wieder leichter zu laufen. An der nächsten Getränkestation Sommerwiese (KM 58) vorbei geht es nun langsam immer höher zum höchsten Punkt des Rennsteiglaufes, dem Großen Beerberg (974 m). Von nun an können wir es rollen lassen. Oder besser gesagt, wir könnten. Denn auch die Bergab-Passagen fallen nun schwer, insbesondere an einigen wurzeligen Stellen.

Kurz vor KM 65 erreichen wir mit Schmücke die letzte großen Verpflegungsstelle, auch hier wird mit 10:30 Stunden eine Cut-Off-Zeit gesetzte. Ich habe noch eine gute Viertelstunde Puffer, verschwende aber keine Zeit, da ich das Ziel vor Zielschuss (12 Stunden) erreichen will. Tatsächlich kann ich unterstützt durch das Gefälle wieder etwas beschleunigen, so dass die letzten Kilometer mit die schnellsten des Laufes sein werden.

 

 

Wir kommen am Mordfleck vorbei.  Der Sage nach hat es hier eine Bluttat gegeben, daher auch der Name. Genauso gut könnte er aber auch vom Moor abgeleitet sein. Dies ist mir bei KM 68 nun reichlich egal, ich laufe weiter und erreiche nach einer kurzen letzten Steigung die Getränkestelle Kreuzwege. Über den Namen denke ich nicht nach und genehmige mir stattdessen die letzte Vitacola, das ebenso angebotene Schwarzbier, mit Umdrehungen versteht sich, verschmähe ich.

Auf dem nun folgenden finalen Gefälle nach Schmiedefeld, vorbei am Skihang, überholt mich doch tatsächlich noch Peter mit seinen 80 Jahren. Gegönnt sei es ihm. Bei KM 73 erreichen wir den Ortsrand von Schmiedefeld, noch ein paar Schritte, und dann liegt es vor mir, das schönste Ziel der Welt.

Tatsächlich stehen trotz der fortgeschrittenen Zeit noch Zuschauer am Zieleinlauf, nicht nur meine Frau. Auch EAT PASTA RUN FASTA sehe ich wieder, ob ich vielleicht doch hätte sollen… Auch der Moderator harrt bis zum Letzten aus und begrüßt mich. Dann ist es geschafft. Mein langsamster Rennsteiglauf bisher, aber trotz widriger Umstände in der Vorbereitung rechtzeitig ins Ziel gekommen  zu sein, das macht mich schon ein wenig stolz. Und wer langsam macht hat mehr davon, oder?

 

 

Im Ziel bekomme ich dann noch die begehrte Medaille umgehängt. Mühselig wie immer der Weg zur Gepäckwiese, nett, dass mir schon der Kleiderbeutel entgegengebracht wird. Dann noch schnell das Finishershirt abholen und zur Dusche, die noch immer heiß ist. Jetzt fehlt zu meinem Glück nur noch eine Thüringer Rostbratwurst, aber oh Schreck, die ist aus. Das ist aber auch das einzige, was sich zu mäkeln habe. So halte ich mich eben anschließend mit Thüringer Rostbrätl in einer Schmiedefelder Gaststätte schadlos.

 

 

 

Informationen: GutsMuths-Rennsteiglauf
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