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Laufberichte

Alles Einstein

27.09.05
Autor: Klaus Duwe

City- und Landschaftslauf in einem

 

Jetzt hat auch Ulm/Neu-Ulm seinen Marathon. Aber nicht irgendeinen City- oder Landschaftslauf, sondern beides. Die Idee von Ultraläufer Bernd Hummel, Ex-Fußballer Markus Ebner und Leichtathletik-Trainer Wolfgang Beck ist voll aufgegangen. Fast 5.000 (2.000 Marathon und 3.000 „Halbe“)Voranmeldungen sprechen da eine deutliche Sprache.

 

Als Namensgeber wird mit Albert Einstein, geboren am 14. März 1879 in Ulm, der bekannteste Sohn der Stadt genommen. So wird der Nobelpreisträger (1922) erstmals auch mit Sport in Verbindung gebracht.

 

Ich reise am Sonntag an. Es ist ein herrlicher Morgen und der 161 Meter hohe Turm des Ulmer Münster ragt erhaben aus dem Häusermeer. 1377 wurde mit dem Bau der Kirche begonnen, finanziert von den Einwohnern. Lange ging es nicht weiter. Das Gotteshaus war zwischenzeitlich im Zuge der Reformation protestantisch geworden, als 1890 endlich die Turmspitze aufgesetzt wurde. Auf 768 Stufen kann man bis auf die 141 Meter hohe oberste Aussichtsplattform steigen und hat dann einen herrlichen Rundblick auf das schwäbische Ulm, das bayerische Neu-Ulm und auf die Alpen.

 

Die Anfahrt zur Messe ist kein Problem, Parkplätze stehen ausreichend zur Verfügung. Von den Parkhäusern der Innenstadt ist ein Shuttle-Service zur Messe eingerichtet.

 

In der Donauhalle, wo es die Startunterlagen gibt und die Sportartikelmesse stattfindet, ist um 8.00 Uhr noch wenig los, es gibt keine Wartezeiten, Fragen werden kompetent und freundlich beantwortet. Es ist ziemlich frisch am Morgen, draußen will sich keiner länger aufhalten, und so füllt sich die Halle schnell. Die Kleiderbeutel werden in Bussen deponiert und zum Münsterplatz gebracht.

 

Ich mache mich auf zum Startblock. Die Sonne scheint, es hat 12 Grad und  im Schatten ist es nach wie vor recht frisch. Keine Ahnung, warum sich um 10.00 Uhr nichts rührt. Die Lautersprecherdurchsagen sind hier hinten im Feld nicht mehr zu verstehen. Die Stimmung ist hervorragend. Den Gesprächen entnehme ich, dass wieder zahlreiche „Ersttäter“ unterwegs sein werden, von denen sich viele an den Vorbereitungsprogrammen des Veranstalters beteiligt haben. Schwäbischer Dialekt überwiegt, es ist mehr ein regionales Fest. Die reiselustigeren Läuferinnen und Läufer sind heute wohl in Berlin.

 

Mit 10 Minuten Verspätung geht es dann unter dem Riesenjubel der zahlreichen Zuschauer los. Auf der breiten Thalfinger Uferstraße geht es der Donau entlang. Über dem Wasser liegt leichter Nebel. Das Läuferfeld verteilt sich auf die gesamte Straßenbreite und auf den parallel verlaufenden Radweg. Vereinzelte Zuschauer haben sich in den Wald zurück gezogen und die Fanfaren der Ulmer Spatzen machen ihr Frühkonzert auf einem kleinen Schiff auf der Donau.

 

Bei km 4 geht es rechts über die Donau und wenig später erreichen wir den Kreis Neu-Ulm und sind in Bayern. Wir laufen meist durch schattigen Wald und nur manchmal an sonnigen Wiesen vorbei. In Pfuhl wird uns ein begeisterter Empfang bereitet. Bei km 9 passieren wir den Parkplatz beim Pfuhler See, eine viel besuchte Freizeitanlage. Links ist der Golfplatz, wo die ersten ihre Schläger schwingen. Das Läuferfeld hat sich längst auseinander gezogen, jeder läuft sein Tempo.

 

Gleich sind wir wieder an der Donau (km 10) und laufen auf einem schmalen, asphaltierten Weg durch eine Grünanlage mit Spiel- und Grillplätzen. Auf der anderen Seite der Donau sind das Donaustadion und später das Münster zu sehen. Über die Herdbrücke überqueren wir die Donau. Schon hier stehen viele Leute und machen einen Heidenlärm. Als wir zum Marktplatz, zum Rathaus und der neuen Bibliothek kommen, kennt der Jubel keine Grenzen. Es müssen tausende sein, die hier dicht gedrängt rechts und links der Strecke die Marathonis feiern.

 

Rechts sehen wir das Ulmer Rathaus mit seiner opulenten Fassadenbemalung. Er älteste Teil des Gebäudes entstand 1370 als Kaufhaus, seit 1419 ist es Rathaus. Welcher Gegensatz dazu die riesige, 36 Meter hohe Glaspyramide der 2004 eröffneten Stadtbibliothek. Die Grundfläche misst 28 x 28 m, die Glasflächen addieren sich auf fast 5.000 qm.

 

Nach einer Schleife durch die herrliche Altstadt laufen wir auf gleichem Weg zurück über die Herdbrücke nach Neu-Ulm, vorbei am Donaucenter eine kleine Wendpunktstrecke. Auch hier sorgen viele Zuschauer für echtes City-Marathon-Feeling. Am Café D’Arte gibt es ein Jazz-Frühstück, davor haute eine Blasmusikkapelle mächtig auf die Pauke. Das Thermometer an dem Haus vor mir zeigt 20 Grad. Fast wie 30 kommt es mir vor.

 

Nach km 16 ist dann Streckenteilung, die „Halben“ laufen rechts über die Donau zurück nach Ulm ins Ziel. Wir laufen zuerst der Donau, später dem Illerufer entlang, immer sehr abwechslungsreich durch Wälder und Wiesen. Hin und wieder werden wir von Spaziergängern angefeuert. Bei km 20 geht’s über die Illerbrücke und gleich sehen wir vor uns das ehemalige Benediktinerkloster Wiblingen. Die heute noch erhaltene Anlage wurde von 1714 bis 1781 erbaut und ersetzte das im 11. Jahrhundert entstandene Anwesen. Viele Zuschauer und Angehörige der Teilnehmer lassen sich diese Sehenswürdigkeit nicht entgehen, haben sich auf dem Klosterhof (km 21) versammelt und sorgen zusammen mit der Stadtkapelle Neu-Ulm für eine prächtige Stimmung zur „Halbzeit“.

 

Wir verlassen das Kloster und laufen auf einem Radweg vorbei an einer Hochhaussiedlung bis zur Laupheimer Straße, wo nach 3 Kilometern die B 30 unterquert und kurz darauf der Naturpark Gronne-Lichternsee (km 25) erreicht wird. Herrliche, scheinbar unberührte Natur präsentiert sich hier den Läuferinnen und Läufern. Nicht alle haben einen Blick dafür. Es gilt die monatelange Vorbereitungszeit auf den Marathon mit einer angemessenen Zeit zu krönen. „Ich schau mir das morgen auf Deiner Seite an“, outet sich ein Läufer als fleißiger marathon4you-Besucher. Aha, der ist das.

 

Jetzt kommt das unvermeidbare Industriegebiet (Donautal), dann geht es ein Stück parallel zur stark befahrenen B 311 und dann wieder auf einem schmalen Uferweg der Donau (km 28) entlang Richtung Stadtmitte. Ich überhole den 4:30-Pacemaker, der ungefähr 15 Läuferinnen und Läufer im Schlepp hat. Unter der Adenauerbrücke geht es durch und wir kommen zu einer weiteren Verpflegungsstelle. Unter der Gardena-Dusche können sich heiß gelaufene Marathonis abkühlen.

 

Bei km 31 in der Innenstadt stellt sich uns eine herrliche Kulisse mit kunstvoll restaurierten Fachwerkhäusern entgegen. Dazu viele  begeisterte Zuschauer rechts und links der engen Straße. 

 

Bei km 32 in der Schillerstraße geht es wieder auf eine Wendepunktstrecke hinaus nach Söflingen. Vom gleichnamigen Kloster, das 1818 abgerissen wurde, stehen nur noch das Pfarr- und Beichthaus (km 35,5). Den Söflingern sagt man ja nach, dass sie gerne ihr eigenes Süppchen kochen. Aber heute, beim Marathon, sind sie voll dabei. Mit lauter Disco-Musik und viel Applaus begrüßen sie die Marathonis.

 

Jetzt bin ich auf der besseren Seite und schaue in die müden und abgekämpften Gesichter der Läuferinnen und Läufer, die mir entgegenkommen und damit hinter mir liegen. Manche haben doch noch ein Lächeln und erwidern einen Gruß. Auch ich merke, wie mir die Kräfte schwinden. Bei Kilometer 38, Blaubeurer Tor,  bleibe ich stehen und mache ein paar Fotos. Das tut gut. An der letzten Verpflegungsstelle bei IKEA saufe ich mich durch alle Tische. Ich scherze mit dem Personal und bekomme freundliches Feedback. Ein alter Trick, das baut auf. Der Pacemaker 4:30 überholt jetzt mich. Zwei Läufer halten noch mit. Ich bin nicht dabei.

 

Jetzt unterqueren wir die B 10 und sind gleich wieder auf der Schillerstraße (km 40), links der Bahnhof und dahinter die Spitze des Münsters. Gegenverkehr haben wir jetzt keinen mehr. Der letzte Kilometer wird angezeigt. Die Zuschauer stehen immer dichter. Noch 500 Meter, rechts abbiegen und auf den Münsterplatz und dort ins Ziel. Stimmung und Atmosphäre sind hier unbeschreiblich. Läufer und Zuschauer geben ihr Bestes. Ich bin durch und bekomme meine Medaille.

 

Der Versorgungsbereich ist reich bestückt. Es gibt Trockenfrüchte, Bananen und Äpfel und die verschiedenen Getränke kann ich gar nicht zählen. Neben dem Münster stehen die Busse mit den Kleiderbeuteln. Gleich daneben fahren die Kleinbusse zurück zur Messe.

 

Die anschließende Heimfahrt (normalerweise 1 ½ Stunden) dauerte dann wegen mehrerer Staus fast so lange wie mein Marathonlauf durch Ulm, um Ulm und um Ulm herum.

 

Streckenbeschreibung

Rundkurs (Start und Ziel liegen ca. 2 km auseinander) mit vielen Wendepunkten. City- und Landschaftslauf in Einem. Absolut flache Strecke mit vielen Sehenswürdigkeiten.

 

Auszeichnung

Medaille, T-Shirt, Urkunde.

 

Verpflegung

12 Getränke- und Verpflegungsstellen. Anfangs gibt es nur Wasser, dann auch Iso, Bananen, Riegel und an der letzten Verpflegungsstelle auch Cola.

 

Zeitnahme

Champion-Chip

 

Logistik

Anfahrt entweder zu Messe (Start, Startnummernausgabe) oder in die Innenstadt (Ziel). Shuttle-Busse zum Start vor oder nach dem Lauf. Kleidertransport.

 

Informationen: Einstein-Marathon
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