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Laufberichte

Showdown im Bienwald

14.03.10

So im Bereich des zweiten Wendepunkts, etwa bei km 26 (zu dem es doch ein paar Höhenmeter hinaufgeht, aber nur aufgrund der Müdigkeit zu bemerken), beginnt sich mein vergleichsweise hohes Tempo langsam in den Haxen bemerkbar zu machen. Die km-Zeiten leiden aber im Gegensatz zu den Beinen noch nicht und bewegen sich konstant um die 5:20 min. Das erste Gel wird fällig. Bei km 27 sündige ich zugegebenermaßen nach Marburg bereits zum zweiten Mal: Für die langen graden Passagen habe ich zur Sicherheit 3,2 t (geschätzt) Schwermetall in 14 g (gemessen) iPod mitgenommen. Sollte es arg eintönig werden, gibt’s was auf die Ohren. Dieser Fall ist jetzt eingetreten. W.A.S.P., Saxon, AC/DC und viele andere mehr sorgen für nicht nachweisbares Doping.

Bei km 29 bin ich 2:35 Std. gelaufen und registriere, daß, falls alles glatt gegangen ist, sich Heiko in diesem Augenblick auf der Zielgeraden befinden muß. Wahnsinn. Wenn man diese Zeit mit einer konkreten bekannten Person verbindet, bekommt diese tolle Leitung auch ein Gesicht und ringt mir größten Respekt ab.

Den bekomme ich auch zunehmend vor der Strecke. Wieder auf der Rücktour kann man teilweise zwei bis drei km geradeaus schauen. Asphalt, Wald, Läufer. Und Schmerzen in den Beinen. Tja, die Strecke. Drücken wir es mal positiv aus: Sie ist ideal zum Trainieren mentaler Härte. Gut, das habe ich ja vorher gewußt und muß da jetzt durch. Die vergleichsweise hohen Teilnehmerzahlen geben dem Veranstalter aber eindeutig recht. Es gibt ja auch nichts zu meckern, überhaupt nicht. Ein paar Zuschauer wären jetzt schön, aber außer am Anfang ist diesbezüglich Fehlanzeige.

Gefühlt bekomme ich langsam kaum noch ein Bein vor das andere und warte ab etwa km 37 ständig auf den Einbruch. 5:38 min. für km 38, es geht abwärts. Komischerweise werde ich anschließend wieder schneller. Keine Ahnung wie, aber es funktioniert. Nach dem Austritt aus dem Wald bläst mir bei km 39 der Wind eiskalt entgegen. Meine Güte, findet der Winter denn nie ein Ende? Ich darf aber nicht meckern, schließlich waren für heute Regen und Schnee angekündigt, von beidem bisher keine Spur.

Schon lange frage ich mich, wo der 3:45er Troß bleibt und rechne meine Zeit immer wieder nach und hoch. Denn ich trage mich mit dem Gedanken, mich anzuhängen (das zumindest zu versuchen), wenn sie mich überholen. Drehe mich ab und zu verstohlen um und schaue nach den roten Ballons. Nichts zu sehen. “Rock’n’Roll-Train“, der Eingangshammer der letztjährigen Tour von AC/DC hilft, letzte Reserven zu mobilisieren.

Parallel zum Stadion sehe ich die verheißungsvolle „42“ auf der Tartanbahn stehen und schalte den iPod ab. Die Dreiviertelrunde geht jetzt auch noch ohne Mucke. Dann endlich schlüpfe ich unter dem blauen Zielbogen hindurch und habe es geschafft. Mit den erzielten 3:45:59 Std. muß und kann ich zufrieden sein. Bin es auch. Trotzdem: Nur 312. Mann von 537! Ja, da haben wir heute ein starkes Feld zusammen.

Das Helden-Finisherbild vom Klaus kommt erst zustande, nachdem die Sonne mir zu Ehren kurz durchbrochen ist und ein freundlicher Helfer einen warmen Tee gebracht hat, toller Service! Da kann ich schon wieder strahlen. Ein Ganzkörperkondom hatten sie mir auch direkt übergestreift. Also wirklich, hier wird sich gekümmert! Keine Spur vom 3:45er Troß, da hat sich wohl der Zugläufer unterwegs verabschiedet. Oder war ich so im Delirium, daß ich den Überholvorgang nicht bemerkt habe?

Das gute Erdinger bleifrei erfreut sich heute sehr überschaubarer Beliebtheit, das habe ich noch nie erlebt. Normalerweise steht man immer in der Schlange und wartet. Es stehen mindestens 20 Becher eingeschenkt parat; kaltes Bier bei kalter Witterung ist offensichtlich nicht jedermanns Sache. Ich schnappe mir trotzdem eines und gehe damit in die Halle. Etwas ausruhen, duschen und wieder zurück.

Endlich treffe ich den Heiko und versuche zunächst ohne Erfolg, ihm per Zeichensprache sein Ergebnis zu entlocken. Dann am Tisch der „LG Horsack“ die freudige Nachricht: Der Showdown hat stattgefunden!

Heiko hatte ich zweimal mit einen Begleiter gesehen, nach dem Halbmarathon-Wendepunkt war er auf Rang 4 mit Blickkontakt zum 3. und 2. Bei km 14 konnte er den Dritten, bei km 27 Thomas Dehaut überholen, der bis dahin Zweiter war. 10 km lang träumte er vom Doppelsieg seiner Truppe, da er sich sicher war, daß Ralf Nacke (der spätere Sieger) das Ding nach Hause laufen würde und er nach wie vor super Beine hatte. Km 37 kam dann wieder in 3:39 und er wollte ab km 40 nochmals beschleunigen. Wie gesagt, wollte... Auf dem kurzen Stück gegen den Wind (km 37-39) wurde es dann nochmals sehr zäh und hart für ihn und Harald Seidl konnte ihn zentimeterweise distanzieren. Bei km 41 noch einmal angetreten, kam er aber nur unbedeutend näher. Was soll’s! Der vorher vorsichtig anvisierte Platz Drei gehört tatsächlich Heiko!

Die dreieinhalb Monate gemeinsames qualifiziertes Training hat sich für die Jungs ausgezahlt. Übrigens trainieren sie, das ist kaum eine Überraschung, nach den Plänen eines Herren, den Achim Achilles gerne als Online-Apotheker verspottet. WENN man das durchhält (und das tun längst nicht alle), dann rockt’s auch. Übrigens sind die Jungs mit Masse hauptberuflich Triathleten. Und höchstens mit Weizenbier gedopt.

Den ersten und dritten Platz belegt, dazu die Plätze 12 und 13 (welch eine Dichte ganz vorne!) sowie die Mannschaftswertung mit 12 Minuten Vorsprung souverän gewonnen. Die 7:50 Std. sollten in der Jahresendabrechnung zumindest in Rheinland/Pfalz, wenn nicht sogar deutschlandweit,  spitze sein. Daneben wurden weitere herausragende Resultate erzielt. Jeder lief Bestzeit! Ja, den Sack hat die „LG Horsack“ heute zugeschnürt.

Laufen im Bienwald... Hier fühlt sich auch die Wildkatze wohl – so lautet das Motto des Bienwald-Marathons. Grund zum Wohlfühlen hatte aber definitiv alle – spätestens hinterher!

Streckenbeschreibung:
Topfebener, asphaltierter und verkehrsfreier (= schneller) Kurs durch den Bienwald mit zwei Pendelstrecken.

Rahmenprogramm:
Startunterlagen in der Bienwaldhalle ab dem Vortag um 15 Uhr.

Veranstaltungen:
Marathon, Halbmarathon

Startgeld:
Je nach Anmeldezeitpunkt 26 – 32 € (HM 15 – 21 €). Im Startgeld enthalten ist ein Funktionsshirt. Zugläufer für 4:00, 3:30, 3:15 und 3:00 Std.

Zeitnahme:
Champion-Chip 

Auszeichnung:
Jede Menge Pokale für die Sieger, Sachpreise, Urkunde vor Ort und übers Netz. Medaille auf Wunsch gegen Zahlung von 3 €.

Logistik:
Anmeldung, Siegerehrung, Kaffee, Kuchen und Herzhaftes, Duschen sowie Umkleiden in der Bienwaldhalle Kandel.

Verpflegung:
Alle ca. 5 km Elektrolytgetränke, Wasser, Tee und Obst

Zuschauer:
Bis auf den Start-/Zielbereich (vermutlich auch wetterbedingt) Fehlanzeige.

Temperaturen:
Ca. 6°, in offenen Bereichen durch den Wind kälter empfunden

Marathonsieger

Männer

1  Nacke, Ralf  DBL-Team RSG Montabaur  2:29:29
2 Seidl, Harald  LG Stadtwerke München      2:35:13
3 Spitzhorn, Heiko DBL-Team RSG Montabaur   2:35:23

Frauen

1  Merkel, Heide           Ötigheim                    3:01:33
2  Raach, Daniéle         ALUFER                      3:03:55
3  Hebding, Marion       TV Rheinau 1893 Mannheim  3:05:30 

12
 
 

Informationen: Bienwald-Marathon
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