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Laufberichte

Der Hannoveraner tanzt auf der Straße

 

Der Ruf eines stimmungsvollen Laufevents in der Hauptstadt Niedersachsens hat dank M4Y auch den südlichen Teil Bayerns erreicht. Deshalb steht der HAJ Hannover Marathon in diesem Jahr für Judith und mich auf dem Programm. Hannover mit 500.000 Einwohnern am Übergang vom Mittelgebirge zur Norddeutschen Tiefebene ist schon seit der Gründung ein Verkehrsknotenpunkt zwischen Nord/Süd und Ost/West. Hatte sich 1843 der König Ernst August I. noch gegen den Bau einer Eisenbahnstrecke in seiner Residenzstadt verwahrt, gibt es seit 1991 sogar eine Anbindung an die erste deutsche Neubaustrecke, die uns in gut vier Stunden von München in das auf der Schiene gut 700  km entfernte Hannover bringt.

Eklektiker sind Philosophen und Denker, die verschiedene Positionen miteinander verbinden. Was ich mit meinen bescheidenen Möglichkeiten auch immer wieder versuche. In der Architektur bezeichnet der Begriff „eklektizistisch“ das Zitieren von Stilelementen vergangener Epochen, um ein beeindruckendes neues Bauwerk zu kreieren. Hier in Hannover vertritt diese Richtung das Neue Rathaus, zugleich der Dreh- und Angelpunkt des Laufwochenendes. In diesem von 1901 bis 1913 auf 6062 Buchenpfählen errichteten Gebäude kann man sich nachmelden. Im Zelt davor holen wir unsere Teilnehmerunterlagen ab. Ich habe mir auch noch ein schickes Lauf-Shirt gegönnt, das mit 25 € für Marathongroßveranstaltungen preislich akzeptabel ist.

 

 

Bilder von den Kinderläufen am Samstag

(Klaus und Margot Duwe)

 

 

 

Dank Joes Laufbericht aus einem früheren Jahr weiß ich nun auch, dass ich mich unbedingt mit einem einzigartigen bogenförmigen Aufzug zur knapp 100 Meter hohen Aussichtskanzel befördern lassen muss. Ein schöner Ausblick auf die Innenstadt samt Start- und Zielgelände erwartet uns.

Judith und ich schauen noch ein wenig bei den Kinderläufen zu, bevor wir uns auf eine Sightseeing-Runde in das Zentrum begeben. Das Informationsbüro hat dafür eigens einen 4,2 km (!) langen Spaziergang namens „Roter Faden“ markiert, dem wir heute allerdings nur in Auszügen folgen.

 

 

Marathontag

 

 

Von unserem Hotel am Bahnhof erreichen wir zu Fuß schnell  den Trammplatz vor dem Neuen Rathaus. 25.000 Läuferinnen und Läufer, darunter fast 3.000 Marathonis, werden heute unterwegs sein.

Ungezwungene Startaufstellung. Die Zugänge zu den Blöcken werden von Hannover-96-Football-Hünen gesichert. Der Moderator interviewt den Bürgermeister Stefan Schostok und fragt, wie dieser sich am Start  „gegenüber seines Rathauses“ fühlt. Das tut weh,  in der Stadt, in der das reinste Hochdeutsch gesprochen wird. In diesem Fall ist ausnahmsweise „der Genitiv dem Dativ sein Tod“ – und nicht umgekehrt.

Um 8:45 Uhr starten Handbiker und Skater. 15 Minuten später geht es blockweise für uns los. Das IAAF- Silber-Label verspricht gute Organisation und natürlich schnelle Top-Läufer. Auch die Deutsche Halbmarathon-Meisterschaft findet heute statt. Daher wird mehr denn je auf die Einhaltung von Regeln geachtet. Sogar die örtliche Zeitung veröffentlicht nennt noch mal Gründe, die zu einer Disqualifikation führen können. Ich muss heute also besonders aufpassen, dass ich zum Fotografieren den Laufweg nicht verlasse. Aber so eng wird das bei den hinteren Blöcken sicher nicht gesehen.

 

Der HAJ Marathon Hannover in Bildern
von Mario Bartkowski

 

 

Unter dem Jubel unzähliger Zuschauer beginnen wir mit einer großen Schleife in die südliche Stadt, die hinter dem Neuen Rathaus entstand. Die Waterloo-Säule mit der Siegesgöttin Viktoria blickt auf uns herab und erinnert uns an die engen Verbindungen zwischen dem englischen Königshaus und Niedersachsen.  Kurfürst Georg Ludwig von Braunschweig-Lüneburg bestieg nämlich 1714 als Georg I den britischen Thron und verlegte seine Residenz nach London. Erst 1837 ging mit der Thronbesteigung von König Ernst August I in Hannover diese Personalunion zu Ende.

 

 

Max ist mit Begleiterin und Begleiter sowie zwei Luftballons in Form der Ziffern 5 und 4 unterwegs. Er legt Wert darauf, dass er heute 45 Jahre alt wird – und nicht etwa 54. Na dann viel Spaß beim Lauf und das mit der 54 wird er sicher noch oft zu hören bekommen.

Rechts das Hannoveraner Frühlingsfest, dann - viel wichtiger - die HDI-Arena, Heimat des Fußballvereins Hannover 96. Volker, mit dem ich schon ein paar Worte gewechselt habe, fragt, ob ich es auch abgelichtet habe. Natürlich. Ein Fußballstadion am Streckenrand scheint bei einem wichtigen Stadtmarathon unverzichtbar. Ob dies für den Erhalt des IAAF-Silber-Labels notwendig ist, weiß ich nicht. Da kommt es wohl eher auf die Topläufer aus fünf Nationen, auf perfekt gesperrte Straßen und die Live-Übertragung im TV an.  Das kann Hannover  alles nachweisen.

Dann am Maschsee entlang. Der 2,4 km lange See mit seiner schnurgeraden östlichen Promenade, auf der wir dahin brausen, wurde 1934 bis 1936 im Rahmen von Arbeitsbeschaffungsmaßnahmen angelegt. Der umgebende Park in der Leineaue dient als Naherholungsgebiet. Ein Lokal am See trägt den Namen Pier 52. Klingt nach großem Hafen. Der See wird übrigens über Wasserpumpen mit Nachschub versorgt.  

Die hochwassergeschützte Furt der Leine führte im Mittelalter zur Gründung einer Siedlung. Aber auch schon vorher ließen sich Menschen hier nieder. Der Fund von Tongefäßen und einer Denar-Münze mit dem Porträt des Kaisers Severus Alexander dient als Beweis dafür, dass schon zur Römerzeit hier Handel getrieben wurde.

Das mit großen Bannern angekündigte Freibier lasse ich erst mal links liegen. Hinter dem See kommt ein Sträßchen durch Felder. Das hätte ich nun nicht erwartet. Aber man weist mich darauf hin, dass die Umgebung bald wieder städtischer wird. Vor einem schlechten Straßenbelag wird gewarnt. Aber wer wie Judith und ich öfter im Ausland unterwegs ist, weiß, dass wir in Deutschland in dieser Hinsicht auf höchstem Niveau jammern. Zuschauer gibt es auch hier draußen weiterhin in großer Zahl, und die sind mir viel Begeisterung dabei. Eine Eventlocation wirbt am Wegesrand. Feiern aller Art werden gerne ausgerichtet. Natürlich auch Abibälle. Gestern im Zentrum haben wir auch schon passende Kleidung in einem Schaufenster gesehen.

Und siehe da, bei km 8 befinden wir uns auf einer breiten Straße samt Stadtbahn. Hier am südlichsten Punkt sind wir dem größten deutschen Messegelände ganz nahe, im Jahr 2000 auch Standort der einzigen Weltausstellung auf deutschem Boden. Die Industriemesse gilt immer noch als eine der bedeutendsten überhaupt. Die Cebit konnte ich als junger Informatiker einige Male im Rahmen eines sehr langen Tagesausflugs besuchen. Damals wurde die weltweit größte Messehalle 1 gebaut. In den 1990er Jahren  erwartete man noch, dass die deutsche Softwareindustrie die Autoindustrie als größter Umsatzbringer ablösen würde. Dass daraus nichts wurde, ist definitiv nicht meine Schuld. Und bei der Software für Autos und Motoren sind die Deutschen ja mit pfiffigen, wenn auch nicht immer ganz legalen Lösungen dabei.

 

 

Hier auf der Hildesheimer Straße geht es richtig zur Sache: Unzählige Stimmungsnester warten auf uns sowie beeindruckend viele und aktive Zuschauer. Unglaublich, wie begeisterungsfähig die Leute auch bei der 28. Austragung des Laufs sind. Man kommt quasi nicht zur Ruhe. Kinderhände abklatschen, Fotos schießen, witzige Kommentare hinaus schmettern. Ich frage Judith, wie man wohl auf Bayerisch „Danke“ sagt, um ein bisschen exotisches Flair hineinzubringen. „Vergelt`s Gott" fällt ihr ein und das habe ich in meiner Jugend auch oft gehört. Aber soll ich das wirklich einem jungen Hannoveraner Mädchen zurufen, das mich begeistern anfeuert?

Am Döhrener Turm vorbei, ein spätmittelalterlicher Wachtturm. Einflugschneise der Wasserfledermaus und daher nur im Winter nachts beleuchtet. Die Stadtbahn taucht in den Untergrund hinab.

Schwungvoll gelangen wir nach sechs schnurgeraden Kilometern an den Rand der Innenstadt. Diese wurde im 2. Weltkrieg zu 90% zerstört. Einige Gebäude baute man wieder auf, generell wurde aber unter der Ägide des damaligen Stadtbaurats Rudolf Hildebrecht ein völlig neues Straßennetz angelegt. Das Ganze sollte autogerecht werden. Dem reisenden Marathonläufer fällt das nicht so auf, viele schöne Gebäude liegen an den breiten Straßen. Vor den Cafés sitzen die Einheimischen und genießen das fantastische Wetter. Dabei hatte ich in einer renommierten Zeitung gelesen, dass die Einführung von Freischankflächen vor vielen Jahren für Kontroversen und Kopfschütteln sorgte. „Der Hannoveraner sitzt nicht auf der Straße, merken Sie sich das“, soll ein älterer Herr seinerzeit auf einer Diskussionsveranstaltung ausgerufen haben. Stimmt. Der Hannoveraner tanzt auf der Straße.

Am futuristischen Verwaltungsgebäude der Nord/LB vorbei. Wir sehen auf der rechen Seite die Oper. Davor der Stand vom Sponsor Continental. Der Regensburg Marathon führt ja über die Teststrecke des Unternehmens. Am Boden befinden sich Platten mit den Wappen der Partnerstädte. In fast allen gibt es auch einen Marathon.

 

 

Kröpcke heißt der zentrale Platz der Stadt, benannt nach dem seit 1870 bestehenden Café. Wahrzeichen ist  eine Uhr, die der Architektur des Cafés angepasst ist und ursprünglich als Wettersäule mit meteorologischen Instrumenten gedacht war, später aber multifunktional auch als Zeitmesser und Ausstellungsvitrine genutzt wurde. Nach wechselvoller Geschichte ist das heutige Exemplar ein Nachbau des Originals. Da muss ich mal einige Fotos machen. Wo ist Judith? Ein Läufer ruft mir zu, dass sie vor mir sei. Er weiß auch, dass ich der Andreas bin. Nein, ich kenne ihn nicht. Aber er ist gerne auf Marathon4you.de und kennt sich aus. Da bin ich richtig stolz, und er ist schon wieder auf und davon.

Unter uns der wichtigste Kreuzungspunkt der Stadtbahn. Über 30 Meter lange Rolltreppen führen tief hinab. Wir sehen nur ein Stockwerk nach unten. Die Niki-de-Saint-Phalle-Promenade, benannt nach der französisch-schweizerischen Künstlerin, die vor allem für ihre bunten, voluminösen „Nana“.Skulpturen bekannt ist, verläuft 650 Meter weit bis in den Hauptbahnhof. Ein schönes Gebäude, das direkt vor uns liegt, und ein Einkaufsparadies noch dazu. Da merkt man erst, wie jämmerlich andere Großstadtbahnhöfe sind - Reisen bildet. Davor der nächste beliebte und belebte Treffpunkt der Stadt um das Ernst-August-Denkmal herum. Der Hinterausgang mit den vielen Odachlosen ist dagegen noch verbesserungswürdig.

Unter der Bahn hindurch und schon sind wir am Raschplatz mit einer sehenswerten Hochstraße. Ja, das war mal das Modernste, was es gab. Ein Künstler hat Autos unter die Decke geklebt.

Wir laufen weiter Richtung Eilenriede-Park. Kurzes Begegnungsstück, die Führenden kommen uns  entgegen. Wir haben bereits 10 km Rückstand. Männer in Frauenunterwäsche jubeln mir zu. Die Straße führt durch den Park. Ich muss an Wolfgang denken, der wahrscheinlich gerade beim Paris Marathon auch durch eine der vielen Grünanlagen läuft. Rechts in der Nähe liegt wohl der Zoo. Ich kann die Tiere riechen. Bevor Langeweile aufkommt, sind wir 15 Minuten später beim Restaurant „Steuerndieb“. Es geht an schönen alten Fachwerkhäusern vorbei. Volker erzählt, dass er hier geheiratet hat. Und hier soll das älteste Haus Hannovers stehen.

Über eine schicke Brücke queren wir den Mittellandkanal,  mir bekannt aus dem Erdkundeunterricht. Schön, dass ich den auch mal live sehe. Kurz danach über eine ebenso elegante Bogenbrücke wieder zurück. Der Läufer neben mir meint zu seiner Begleiterin, dass man ja auch über den Bogen laufen könnte, was mir auch schon in den Sinn kam. Aber dieser Marathon ist einer flachsten in Deutschland. Dieses Jahr wurde die Strecke noch schneller gemacht. Es gibt nur wenige Kurven. Und die Strecke ist ein Eldorado für den Stadtbahnfreund. Meist fährt die Bahn auf eigenem Gleiskörper an uns vorbei. Alle mir bekannten und eingesetzten Baureihen habe ich schon fotografiert.

Es fällt auf, dass die Mitstreiter alle ein Lächeln auf den Lippen haben. Das macht hier in Hannover wirklich Spaß. Bei dem Wetter natürlich auch kein Wunder. Das Nord-Ost-Bad wäre sicher auch einen Besuch wert. Läufer aus 101 Nationen sind heute am Start. Die polnischen Läufer werden sich freuen, gerade auf der Pobielski-Allee zu laufen.

Aus meiner vermeintlich lockeren Aufholjagd auf die Vier-Stunden-Pacer scheint nichts mehr zu werden. Der Abstand verringert sich nur sehr langsam. Dafür gibt es Anfeuerungen von älteren Herrschaften aus einem Alters- und Pflegeheim. Natürlich in bestem Sonntagsgewand.

 

 

Und nun noch mal kurz in den Park. Mir kommen noch einige Staffelläufer der Feuerwehr in Arbeitskluft entgegen. Zumindest tragen sie Laufschuhe. Die Hitze ist inzwischen selbst für uns leicht Bekleidete mörderisch. Wie mag man sich da erst in Feuerwehrmontur fühlen?

Km 27: Die Halbmarathonis gesellen sich zu uns. Leider sind die recht schnell. Die 1:45-Pacer rasen vorbei, also mit  einem Kilometerschnitt von 5:00 min. Ich bin so bei 6:00 min. Außerdem ist ab hier zuschauermäßig noch mehr los. Inzwischen haben die Leute die dicken Jacken abgelegt. 200.000 werden später von der Verwaltung genannt. Und sie stehen vor wirklich schönen Häusern,  netten Kneipen und Lokalen. Viele Kirchen bekommen wir zu sehen. Meist natürlich protestantisch in unterschiedlichen Ausrichtungen. Volker hat mich wieder eingeholt und zieht genüsslich vorbei. Und jetzt hätte ich seine Unterstützung doch wirklich nötig, so viel gibt es zu sehen. Zwanzig Minuten wird er vor mir im Ziel sein und das in der gleichen Altersklasse.

Die Staffelwechsel, fünf an der Zahl, liegen immer in Seitenstraßen und stören somit fast nicht. Wir kommen erneut zur Rückseite des Hauptbahnhofs. Kurze Trennung von den „Halben“. Wir müssen um den Block herum. Dann sind wir wieder vereint. Nochmals in ein schickes Viertel. Vahrenwald nennt sich das. Wie an den Markierungen ersichtlich, fehlen uns noch einige zusätzliche Meter. Also bei km 33 auf die breite Vahrenwalder Straße. Die Sonne steht hinter uns. Wenigstens das. Zuschauer haben Erbarmen und lassen uns nicht allein auf diesen anspruchsvollen zwei Kilometern. Sambatruppe. Dann der Verpflegungsstand, gut bestückt mit Wasser, Iso, Cola, Bananen, Äpfeln... lustiges Personal inklusive. Auch drei bis vier Toilettenhäuschen. So mindestens alle fünf Km und dazwischen noch Wasserstellen für die Schwämme.  Ich greife jetzt oft zu. Das kalte Leitungswasser erfrischt auch Kopf und Rücken.

Unter der Bahn durch und wieder ins  Leben, Nordstadt. Leicht alternativ wirkt das hier. Schwule Sau - So heißt eine Kneipe. Dann das stattliche Gebäude der Leibniz-Universität. Der Philosoph, Mathematiker, Diplomat und Historiker Gottfried Wilhelm Leibniz war seit 1676 Hofrat und  Leiter der Bibliothek. Viele junge Leute feuern uns mit Biergläsern in der Hand an. Ich nutze jede Gelegenheit, etwas Tempo rauszunehmen. Haha. „Neutralisierte Zone“ steht hier. Später lese ich, dass dies bei Radrennen die Gefahrenstellen entschärfen soll: Das Tempo wird gedrosselt. Die Herrenhäuser Allee ist gesäumt von blauen Frühlingsblumen. Der Geruch von Holzkohle, Grillanzünder und gebratenem Fleisch wird mir schon fast zu viel. Einige Studierende feuern uns an. Barfuß.  Die Ärmsten.

Ein geschmückter Weihnachtsbaum. Ewig gestrig oder schon vorausschauend? Ich „habe fertig“, rechne noch ein bisschen wegen der Zielzeit herum, aber es will nichts Vernünftiges dabei herauskommen. Der Kopf versagt seinen Dienst. Einfach genießen. Ich sehe ein blondes Ritterfräulein, das mich anfeuert. Judith wird derweil von einem verkleideten Standbetreuer zu einem Tänzchen aufgefordert. Schöne Brücke über die Leine.

 

 

Rechtskurve, die Kuppel des Rathauses ist in der Ferne zu sehen. Noch 1,3 km liegen vor uns. Skulpturenmeile heißt das hier. Links daher auch die netten „Nanas“ Sophie, Charlotte und Caroline, benannt nach Kurfürstin Sophie, Charlotte Buff, dem Vorbild der „Lotte“ in Goethes „Werther“-Roman, und der Astronomin Caroline Herschel. Die voluminösen Frauenkörpern nachempfundenen Figuren, 1974  kreiert von der Künstlerin Niki de Saint Phalle und wegen ihrer bunten Farbgestaltung einst umstritten, gehören inzwischen längst zu den begehrtesten Fotomotiven im Straßenbild der Stadt.

Dann ein Feuerwehrauto vom Flughafen. HAJ, so die Abkürzung, ist hier Titelsponsor. Ob das wohl Hadsch gesprochen wird? Aber dann hätte es wohl eher mit Mekka zu tun. Einmal durfte ich auch hierher fliegen. Schöner Airport mit guten Verbindungen. Ein Läufer aus Stuttgart erzählt, dass er mit dem Zug herkam, aber zurück fliegt, da er den Flughafen mal kennenlernen will.

Auf der anderen Seite der Leine einige mittelalterliche Mauern und Türme. Nur die besagte Kuppel in Zielnähe kommt nicht in Sicht. Vierhundert Meter vor Ende dann Staffeltreffen. Über den ausreichend breiten Friedrichswall wuselt alles dahin. Dazwischen auch ein langsamer Läufer aus München. Hier sind gerade alle möglichen Geschwindigkeiten vertreten. Gut, dass wenigstens die Kinderläufe gestern waren. Ich gebe Gas und genieße den Zieleinlauf.

Kurz nach mir kommt Judith ins Ziel. Schön war`s. Ein paar Meter weiter werden wir auf eine eigene Verpflegungsspur im Schatten geleitet. Dort gibt es auch die goldenen Medaillen, nur für Full-Marathonis. Alle anderen bekommen silberne. Getränke, Cocktailtomaten, Kabanossi, eine Tüte mir Salzgebäck und weitere Köstlichkeiten und dann auch Erdinger Weißbier. Wir ergattern einen Sitzplatz und lassen es uns gut gehen.

Dann auf zur Kleiderbeutelabgabe am Rathaus. Das „Massage-Museum“ im Freien ist beeindruckend groß. Ach nein: Hier gibt es zwar Massagen, aber der Schriftzug „Museum“ verweist anscheinend doch auf das dahinter befindliche Landesmuseum. Die Organisation ist wirklich perfekt. Über 20.000 Finisher werden hier ohne Probleme versorgt. Der Grohe-Duschtruck wartet auf uns. Nach Geschlechtern getrennt, so dass es bei den zahlenmäßig überlegenen Herren nur für eine kurze Erfrischung reicht.

Judith und ich genießen die Nachmittagssonne am Maschsee, bevor es in den Biergarten geht. Der Hannoveraner sitzt also doch draußen.

 

Marathon-Impressionen

(Klaus und Margot Duwe))

 

 

 

Fazit

Dieser Marathon ist eine Fünf-Sterne-Veranstaltung nicht nur für die European Athletics Association, sondern auch für  Breitensportler und Hobbyläufer . Da passt alles perfekt. Die Hannoveraner und das Land Niedersachsen mit dem Hobbyläufer und Ministerpräsidenten Stephan Weil an der Spitze stehen voll hinter diesem Highlight, und das merkt man auch als Teilnehmer.
Die Strecke ist flach und schnell. Die Stimmung, unterstützt durch zahlreiche Musik-Hotspots, hat Spitzenniveau. Von den fast 26.000 Anmeldungen machen die Marathonfinisher 2.062 aus.

Für den „schnellen Reisenden“ bleibt nur wenig Zeit für ein bisschen Sightseeing. Judith und ich sind nach dem Lauf noch ein wenig um den Lindener Marktplatz herumspaziert, eine Wohngegend mit schönen alten Häusern und auch einigen Lokalen. Auch die Gegend um die Lister Meile hinter dem Hauptbahnhof hat mir gut gefallen. Da waren wir ja auch laufend unterwegs.

 


Sieger

1 Erre, Seboka Negussa (ETH)     02:09:44
2 Kunyuga, Michael Njenga (KEN)    02:10:16
3 Koech, Duncan Cheruiyot (KEN)    02:10:19

Siegerinnen

1 Kiprop, Agnes Jepkemboi (KEN)    02:32:35
2 Meirman, Akmaral (KAZ)    02:55:58
3 Stahlhut, Aida (GER)        03:03:13

 

Informationen: ADAC Marathon Hannover
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