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Laufberichte

Auf Professor Boernes Spuren

13.09.09

Mittlerweile haben wir gut 30 km geschafft, aber die gute Stimmung in Roxel lenkt mich erneut kurzzeitig von meinem unschönen Zustand ab. Das Adrenalin wirkt kurzzeitig. Ein zweites Mal geht es über die Aa, bevor es wieder, diesmal aber richtig nach und durch Gievenbeck geht. Km 35: Das Ende ist zwar langsam absehbar, aber das Laufen macht schon lange keine Freude mehr. Von Verpflegungspunkt zu Verpflegungspunkt – über die es wahrlich nichts zu meckern gibt - arbeiten wir uns wieder in Richtung Stadtmitte vor. Bei km 40 schicke ich ein Dankgebet nach oben. Wir erreichen den Zentralfriedhof, streifen erneut den Aasee und biegen auf die letzten beiden km ein. Ab sofort ist nur noch Schaulaufen angesagt. Selten habe ich mich so bescheiden gefühlt und kann die letzten beiden km nur ansatzweise genießen. Schade, schade.

"Da haben wir die Zuschauer rechtzeitig vor Eintreffen der Läufer auf dem Siedepunkt", sagt Michael Brinkmann, Vorsitzender von Münster-Marathon e.V. Und so ist es auch. Hier ist einfach die Hölle los, ich komme mir vor, als wären die alle nur wegen mir gekommen. Na ja, zumindest teilweise... Glücklicherweise gibt es ja auch weniger gequälte Gesichter als meines auf der Straße! Bedächtige und langsame Westfalen? Daß ich nicht lache! Bei km 41 wird doch tatsächlich ein Glas Wein angeboten! Ja bin ich denn hier beim Medoc-Marathon? Eigentlich hätte ich nur zu gerne „in vollen Zügen“ genossen, aber ich will nur noch „heim“. Gleich danach gibt es einen Blumenpunkt, wo jeder eine schöne Rose erhält. Oh, excuse me, Flower Point, naturally. So kann Markus seiner Silke deren zwei mitbringen.

Wunderbar anzuschauen ist der mit vielen Wimpeln überspannte Prinzipalmarkt. Dazu fällt mir nur „Wenn die bunten Fahnen wehen“ ein. Der zum heutigen Ereignis passende Titel des alten Volksliedes hätte auch die Überschrift zu diesem Bericht sein können. Die schönen Gebäude, fast allesamt kriegszerstört, wurden vielfach zwar nur vereinfacht wiederaufgebaut, zeugen aber vor großer Vergangenheit der Stadt: So war Münster, obwohl nicht gerade unmittelbar an der Küste gelegen, tatsächlich Mitglied der Hanse.

Spätestens auf diesem letzten km verstehe ich auch das Motto dieses Marathons: „Laufen aus Leidenschaft“. Daß der Lauf auch Leiden schafft, erlebe ich sehr unmittelbar am eigenen Leib. Und wir alle wissen ja: Schmerz vergeht, Stolz bleibt.

Die Kameraden um mich herum beginnen nach seinem Zieleinlauf streng zu riechen und werden vorsichtshalber in gelbe Plastikfolien gesteckt. Komischerweise bekomme auch ich so ein Ding ab und kann mir gar keinen Reim darauf machen... Jetzt müssen wir nur schauen, einen halbwegs lebendigen Eindruck zu machen, nicht daß Prof. Boerne und Alberich die Skalpelle zücken!

Mit einem Becher Lebensretter aus Erding schleiche ich zurück zum Paulinum und genieße mit die genialste Dusche meiner bisherigen Laufbahn. Einfach, effektiv und vor allem – warm. Tolle Arbeit des Gefahrstoffzuges der Feuerwehr des Kreises Coesfeld!

Vor dem Parkplatz treffe ich noch den Joe, der mir grinsend etwas von 4:17 Std. nach gestrigen 68 km bei 2000 HM erzählt. Unfassbar. Und auf dem Parkplatz entkommt mir nicht der Joey Kelly, der neben mir parkt und sich gerade umzieht. Auch der wird noch zum Staffelmarathon eingeladen. Dann geht’s heim und nach einem ausgiebigen Boxenstop beim McDoof sieht die Welt schon wieder erheblich freundlicher aus. Ich war heute Teilnehmer einer tollen Veranstaltung, die mich bestimmt nicht das letzte Mal gesehen hat. Hier muß ich unbedingt noch einmal mit einem Lächeln auf dem Gesicht einlaufen!

Sieger
Frauen
1. Loywapet, Ecler (Streckenrekord!) (KEN),  02:37:06  Std.
2. Gebreezgi, Alem (ETH),  02:43:00  Std.
3. Koech, Lilian (KEN),  02:52:39 Std.
Männer
1. Chepkowny, Richard (Streckenrekord!) (KEN),  02:12:02 Std.  
2. Cheruyjot, Isaac (KEN),  02:12:32 Std. 
3. Ngolepus, Richard (KEN),  02:16:00 Std.

Kleine Fotogalerie von Silke Pitz:

Strecke:
Flache interessante Mischung aus Stadt- und Landschaftslauf (19 Höhenmeter zwischen höchstem und tiefstem Punkt der Strecke)

Wettbewerbe:
Marathon, Staffelmarathon (zu viert), sog. Kids-Marathon über 1.500 m. Eigene Wertungen beim Nordenia-Studenten-Cup und beim erstmals ausgerichteten Militär-Marathon-Cup

Rahmenprogramm:
17 zu neudeutsch „Action Points“ mit 200 Künstlern an der Strecke (bei Kilometer 1, 3, 8, 10, 11, 16, Halbmarathon, 29, 32, 36, 40 und 41 und natürlich im Ziel), Marathonmesse, Pasty Party, Wortgottesdienst

Startgebühren:
Je nach Anmeldezeitpunkt 40, 45 oder 55 € für den Marathon

Auszeichnung:
Medaille und Funktionshemd, Film- und Ergebnis-DVD, Urkunde über das Internet und auf der DVD

Logistik:
Start (Hindenburgplatz) und Ziel (Prinzipalmarkt) einige Fußminuten auseinander (hinterher ein paar mehr Minuten...)

Verpflegung:
Ab km 5 alle 2,5 km mit allem, was man benötigt

Zuschauer:
Jede Menge, tolle, fast durchgehende Stimmung

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Informationen: Volksbank Münster-Marathon
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