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Laufberichte

Wien-Reminiszenzen

14.04.13

Kurz nach km27 beginnt der Gegenverkehr. Die, die nun entgegen kommen, haben gut und gerne 10km Vorsprung mir gegenüber. Dass die schneller sind, sieht man auch mit freiem Auge, muss ich neidlos anerkennen. Ein älterer Herr unterhält uns mit seiner Ziehharmonika, ein Ford-Lieferwagen aus den frühen 60ern beschallt uns mit rhythmischer Musik, kurz darauf ein Trommler-Gruppe. Ab und zu ein paar Zuseher aus einem Fenster, ansonsten sind wir Läufer unter uns.

2km habe ich Zeit, mir meine Vorausläufer anzusehen, bevor wir in den Prater einbiegen, km29. Wasser, Powerade, Bananen kurz vor km30. Dieser km wird besonders gewürdigt, ist doch heute der 30. Wien-Marathon! Etwa 10 Schilder sind es mit Namen von Teilnehmern, die vermutlich heute ihren 30. Geburtstag feiern.

(Irrtum,wie uns Leser Rainer Patzl mitteilt, handelt es sich nicht um Geburtstagskinder, sondern um die Ehrentafel mit Namen jener 10 Läufer, die bisher noch jeden Wien-Marathon gelaufen sind. Red.M4Y)

Es geht weiter zum Ernst-Happel-Stadion, ehem. Praterstadion, hier eine 180°-Wende und der nächste Staffelwechsel steht an. Diesmal gibt es für die Staffelläufer eine eigene Spur, wie eine Boxengasse beim Autorennen. Die Schlussläufer werden später wieder auf die Strecke gelotst. Nun geht es 2km schnurgerade zum Lusthaus, wieder mit Gegenverkehr. „Lasst euch Zeit, das Ziel wartet auf euch!“ höre ich in beruhigenden Worten vom Streckenrand.

Bei km32 sehe ich groß, weiß auf schwarz, auf einem Allerwertesten CLAUDIA stehen. Dieses Bild kenne ich aus Mallorca, da habe ich Claudia erstmals gesehen. Sie konnte über den Winter nicht gut trainieren, sagt sie. Auf Mallorca ging es ihr besser. Aber sie wird das durchziehen. Wir sehen uns im Ziel!

Nach km33 geht es rund ums Lusthaus. Erstmals 1560 erwähnt, diente es als Jagdhaus des Kaisers. Heute ist ein Restaurant drinnen.  Hier, an diesem äußersten Punkt, gilt es eine Kontrollmatte zu überqueren.

Für 2km zurück auf der Hauptallee, das Ende ist nicht mehr weit. Bei km36 an Kleingärten vorbei weiter Richtung Innenstadt. „Nur mehr 6km – ihr seid gut!“, wird uns zugesprochen. Auf der Gegenrichtung sind noch einige wenige unterwegs, die nun 10km hinter mir sind. Wir sind in der Sonne, es wird warm.

Als wir die Rotundenbrücke überqueren, haben wir wieder Schatten zwischen den Häusern. Es gibt Iso. Ein Sprecher fragt, ob er uns ein Taxi rufen soll? Jetzt auch nicht mehr, wir haben schon 39km hinter uns!

Eine Schweizerin mit Kindern am Straßenrand, die werden wohl auf den Papa warten. Bei km 40 noch eine letzte üppige Versorgungsstelle, weithin sichtbar durch aufgehängte Bananen signalisiert. „Ausgsteckt is“ heißt es beim Heurigen, wenn es Wein gibt. Hier sind Bananen „ausgsteckt“.

Ich biege ein in den Ring. Vor 10 Jahren wäre ich hier beinahe gestürzt, denn da wurde noch während des Rennens ein aufblasbarer roter Bogen abgebaut. Der war gerade in sich zusammen gesackt, als ich daher kam. Heute aber nicht, heute steht noch alles.

Beim „Erdinger“-Bogen tanzen uns junge Mädchen was vor, der Sprecher weiß: „Keine 2km mehr!“  Die aber leicht bergauf.

Km41, am Schwarzenberg Platz vorbei. Ich freue mich aufs Ziel und bekomme tatsächlich eine Gänsehaut. Ich werde das jetzt ganz locker und schmerzfrei mit gesunden Knien zu Ende laufen. An der Oper vorbei, wo noch mal richtig viel Stimmung ist, genieße ich den Schlussabschnitt und habe eine richtige Freude mit mir und ich habe jede Zeit der Welt. Ich schaue nach links und rechts, ich mache Fotos, ich laufe durch das Heldentor. Am gelben Teppich lasse ich mich zu einer Pirouette hinreißen, knipse die Tribünen, die mitlaufende Zeit und bin im Ziel! Noch immer 19min schneller als 10 Jahre zuvor.

Nach einigen weiteren Fotos bekomme ich die Finishermedaille: 5-zackiger Stern mit Brillianten am lila-farbenen Band. Da relativiert sich das Startgeld.
                     
Die Zielversorgung gibt es in der Hofburg, seit 1945 Sitz des Bundespräsidenten und vorher über 6 Jahrhunderte Residenz der Habsburger. Zum Wasser gibt es „Erdinger alkoholfrei“ sowie einen Beutel mit Obst, Cornflakes und weiteren Getränken. Ich lasse das Erlebte auf mich einwirken, da treffe ich den Laufklub vom Start wieder. Alle sind sie gesund und munter.

Und schließlich kommt auch Claudia ins Ziel, froh es geschafft zu haben. Auch der Marathonneuling Martin vom Vortag scheint in der Ergebnisliste auf. Zusammen mit 6.850 weiteren Finishern über die Marathondistanz.

Die Zeit des nun 3-fachen Wien-Siegers Henry Sugut:  2h 08min 19sec  Nach wenigen Sekunden war das Siegertreppchen komplett vergeben. Ein gemütlicher Spaziergang durch die Reihen der LKW-Aufbauten mit den Kleiderbeuteln, ein gutes Wetter zum Flanieren. Die Treppen runter zur U-Bahn sind für einige heute nicht ganz einfach. Morgen wird es ärger werden, spätestens am Mittwoch besser. Beim Umsteigen am Stephansplatz tauche ich auf und werfe einen Blick auf den Stephansdom, über 850 Jahre alt.  Wien ist immer wieder eine Reise wert, keine Frage.

Startgeld 60,- EURO für Sehrfrüh-Anmelder, steigt bis 98,- EURO,

Finishermedaille

Genug Versorgungsstellen mit Wasser, Iso, Bananen, zum Schluss auch Cola
Schwammstellen und immer wieder laufendes Leitungswasser

Ziellabe: Wasser, Erdinger alkoholfrei; Obst, Cornflakes und Powerade im Beutel

 

Marathonsieger

 

Männer

1  Sugut Henry KEN      2:08:19
2  Kiptoo Solomon KEN   2:08:34 
3  Ndungu Geoffrey KEN  2:08:42

Frauen

1 Cheyech Flomena KEN  2:24:34
2 Assefa Meskerem ETH  2:31:18 
3 Kuma Eyerusalem ETH  2:32:24 

6850 Finisher

 

City-Impressionen

 

123
 
 

Informationen: Vienna City Marathon
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