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Laufberichte

The Spirit of Hamburg

 
Autor: Klaus Duwe

Die Bomben auf den Boston Marathon zeigen auch in Hamburg  Wirkung. Ungläubige Betroffenheit sind auch noch 6 Tage nach dem sinnlosen Terroranschlag auf unschuldige Menschen  deutlich spürbar. 

Als Zeichen der Anteilnahme und Trauer tragen die Läuferinnen und Läufer gelb/blaue Bänder mit der Aufschrift: „Run for Boston Marathon 2013“, große Tafeln vor der Startnummernausgabe dienen als eine Art Kondolenzliste. Spür-, fühl- und sichtbar ist aber auch die Botschaft: „Keine Macht dem Terror“.

Die „Jetzt-erst-recht“-Einstellung der Läuferinnen und Läufer wird auch in vielen hundert Mails deutlich, die uns erreichten. An einer spontanen Umfrage auf MARATHON4YOU.DE beteiligten sich in nur einer Woche 1551 User. 83,3 % wollen auch weiterhin an großen Marathonveranstaltungen teilnehmen,  nur 1,3 % wollen das nicht.  15,4 % sagen, sie würden grundsätzlich lieber an kleineren Läufen teilnehmen.

Abstimmungsergebnis

Lesermeinungen

Beitrag von Jürgen Nowy

Einige Läuferinnen und Läufer tragen demonstrativ ihr irgendwann erlaufenes Boston-Finisher-Shirt, drei entdecke ich sogar, die vergangenen Montag dabei waren. Z.B. Klaus und Monika Togler. Sie hatten nicht vor, in Hamburg zu laufen. Jetzt tun sie es aus Trauer, Anteilnahme und Trotz. Und aus Dankbarkeit. Denn Klaus Togler lief unmittelbar zum Zeitpunkt der ersten Detonation ins Ziel. Fast ein Wunder, dass er völlig unverletzt blieb. Bange Stunden hatte er zu überstehen, als er auf seine Frau warten musste, weil sie etwas langsamer unterwegs war.

Bei der Gedenkminute ist es mucksmäuschenstill. Man ist in Boston, bei den Toten und Verletzten und ihren Angehörigen. Gänsehaut, als man die Live-Version von Neil Diamonds „Sweet Caroline“ spielt, die Hymne des Boston Marathon.

Aber dann sind auch die Gedanken zurück in Hamburg. Jubel und ausgelassene Stimmung. Ja, das geht. Denn Sport hat nichts mit Terror und auch nichts mit Politik zu tun. Sport ist friedlich, Sport ist Freude, Sport ist gelebte Völkerverständigung über alle Grenzen und Religionen hinweg. Um am meisten ist das der Laufsport, der Marathon. Woche für Woche treffen sich wildfremde Menschen irgendwo auf der Welt, um sich kennenzulernen und gemeinsam Spaß zu haben beim Laufen. Niemand kann uns das nehmen. Nicht mit Gesetzen und schon gar nicht mit Gewalt. 

Der Spirit des Hamburg Marathon 2013 ist bis in die Zuschauerränge spürbar. Nie zuvor war ich trauriger, nicht im dichten Läuferfeld dabei sein zu können.


Positive Signale


Auch ohne die Terroranschläge in Boston hatte man in Hamburg so seine Probleme. Erst im letzten Jahr konnte ein stetiger Rückgang der Teilnehmerzahlen gebremst werden. Gleichzeitig kehrte man mit beachtlichen Siegerzeiten zurück  ins internationale Rampenlicht. Und das, ohne für namhafte Stars teures Geld auszugeben. Man gibt nämlich, ähnlich wie in Frankfurt, hungrigen und ehrgeizigen  Nachwuchsläufern die Chance, sich  bei einer Großveranstaltung ins  internationale Rampenlicht zu laufen. Wobei entsprechende Zeiten dann auch angemessen honoriert werden.

Heute gelingt mit diesem Konzept sogar das Kunststück, die Zeiten zu unterbieten, die beim zeitgleich in London vom vermeintlich „stärksten jemals aufgebotenen Elitefeld“ gelaufen werden. Der Sieger in London (Tsegaye Kebebe/ETH) lief 2:06:04, der Hamburg-Sieger Eluid Kipchoge (KEN) lief bei seinem ersten Marathon überhaupt 2:05:30. Damit ist Hamburg bis jetzt der schnellste Marathon in Europa in diesem Jahr.

Einen weiteren Schub sollten die Rückkehr zur Messe und die daraus resultierenden Verbesserungen der Infrastruktur bringen.  Bei aller Mühe, die aufgewendet wurde, die Zeltstadt auf dem Heiliggeistfeld war einem Anlass wie dem Hamburg Marathon nicht angemessen. Besonders die Hobbyläufer litten unter den Umständen und kehrten Hamburg scharenweisen den Rücken. „Preise auf Weltstadt-, Leistung auf Provinzniveau“, so der Tenor. Läufer sind wie Angler, sie übertreiben gerne. Aber den Kern trifft die Aussage und das neue Orga-Team um Frank Thaleiser hat das auch verstanden.

Der Hamburg Marathon will und muss eine Spitzensport-Veranstaltung sein. Anders sind die Finanzierungsmittel nicht aufzubringen. Er lebt aber auch ganz wesentlich von einem zahlenmäßig großen Läuferfeld, das dann wiederum hundertausendfach Zuschauer an die Strecke bringt. Deshalb ist es keine schlechtes Konzept, nicht nur die Elite, sondern auch die Hobbyläufer zu hofieren. Zum Beispiel mit angepassten Startgebühren und angemessenen Leistungen. Wie z. B. dem Buffet, wie es der Sponsor REWE dieses Jahr den Finishern präsentierte.

So gesehen ist der Hamburg Marathon 2013 ein Signal in viele Richtungen, das da lautet: „Es geht weiter!“ und „Es geht aufwärts!“

Einen ausführlichen Laufbericht mit vielen Bildern
von der gesamten Strecke gibt es von Birgit Fender

 

Impressionen

 

Start

  

 

Erste Kilometer

 

 

Fischmarkt/Landungsbrücken

 

 

Jungfernstieg/Binnenalster

 

 

Letzter Kilometer

 

 

Finish

 

 

Marathonsieger

 

Männer

1 Kipchoge, Eliud (KEN) 02:05:30
2 Getachew, Limenih (ETH) 02:07:35
3 Kimaiyo, Lawrence (KEN) 02:10:27

Frauen

1 Lobacevske, Diana (LTU) 02:29:17
2 Neuenschwander, Maja (SUI) 02:30:50
3 Lorchima, Priscilla (KEN) 02:31:23


11446 Finisher

 

Informationen: Haspa Marathon Hamburg
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