Die Frankfurter Lokalmatadorin in starker Form nach komplettem Neuaufbau / Steinruck jagt die Olympia-Norm, Mark Kiptoo den Masters-Weltrekord / „Das Alter ist kein Faktor, sondern nur eine Zahl“
Für Mark Kiptoo und Katharina Steinruck ist der Mainova Frankfurt Marathon am Sonntag das wichtigste Rennen des Jahres. Dabei haben der kenianische Masters-Weltrekordler und die deutsche Lokalmatadorin ganz unterschiedliche Ziele und Herangehensweisen: Mark Kiptoo wird auf Risiko laufen und dem Tempo der Spitzengruppe folgen, um seine eigene globale Masters-Bestzeit zu unterbieten. Diese hatte er vor einem Jahr beim Mainova Frankfurt Marathon mit 2:07:50 Stunden aufgestellt. Katharina Steinruck plant währenddessen eine etwas zurückhaltende Herangehensweise, um die Olympia-Norm von 2:29:30 Stunden zu unterbieten.
Vieles spricht dafür, dass Katharina Steinruck in der bisher besten Verfassung ihrer Karriere an den Start gehen wird. „Ich würde nicht sagen, dass ich in der Form meines Lebens bin - denn die soll erst noch kommen. Aber wenn ich die Trainingswerte vergleiche, gibt es einen deutlichen Fortschritt“, sagte die 30-Jährige, die für Eintracht Frankfurt startet. In der unmittelbaren Vorbereitung auf ihren Heim-Marathon erzielte Katharina Steinruck Bestzeiten über 10 km (32:39 Minuten) und im Halbmarathon (1:12:23 Stunden).
Katharina Steinruck wird zum dritten Mal in Folge den ältesten deutschen Stadtmarathon laufen - bei keinem anderen Marathon ging sie öfter an den Start. In den vergangenen beiden Jahren zeigte sie jeweils starke Leistungen und erreichte dabei Zeiten von knapp unter 2:30 Stunden. 2017 wurde Katharina Steinruck überraschend Deutsche Meisterin in 2:29:29 Stunden und belegte in dem Top-Feld Rang acht. Trotz einer extrem kurzen Vorbereitungszeit nach ihrem EM-Start im August erreichte sie 2018 nach 2:29:55 die Festhalle. Im mit Abstand besten Frauenrennen der Veranstaltungsgeschichte erreichte die Hessin dabei Platz 14.
Unmittelbar nach dem Laufklassiker am Main im Vorjahr musste sich Katharina Steinruck, die besser bekannt ist unter ihrem Mädchennamen Katharina Heinig, einer Fersenoperation unterziehen, so dass sie im Frühjahr keinen Marathon laufen konnte. Nach einem kompletten Neuaufbau mit Bestzeiten über die kürzeren Distanzen kann sie nun optimistisch an den Start gehen.
„Es lief alles gut“, sagte Katharina Steinruck. „Ich plane am Sonntag, die erste Hälfte in 74:00 Minuten zu laufen. Dann wäre es schön, wenn ich den zweiten Teil etwas schneller laufen könnte. Ich träume von einem Ergebnis von 2:27:59. Die Olympia-Norm ist natürlich das erste Ziel, aber ich hoffe auch, eine persönliche Bestzeit zu erreichen.“ Vor drei Jahren war Katharina Steinruck in Berlin 2:28:34 gelaufen. Maximal drei deutsche Läuferinnen können bei den Olympischen Spielen im nächsten Jahr in Tokio im Marathon an den Start gehen, so dass eine Zeit von knapp unter 2:29:30 Stunden möglicherweise nicht reichen wird für ein Ticket nach Japan. „Ich hoffe, dass ich am Sonntag schnell genug bin, um dabei zu sein“, sagt Katharina Steinruck. Dass bei Olympia mit einem Hitzerennen zu rechnen ist, das ihr weniger liegt, stört sie in diesem Fall nicht: „Olympia ist immer ein Ziel, egal wie das Wetter wird.“
Mark Kiptoo ist der Mann, der 2018 für den ersten Weltrekord in der Geschichte des Mainova Frankfurt Marathon gesorgt hat. Der Kenianer hatte im vergangenen Jahr mit 2:07:50 den Masters-Weltrekord (Altersklasse ab 40 Jahre) auf eine Zeit von unter 2:08 Stunden verbessert und damit Rang sechs belegt. Mark Kiptoo hat in Frankfurt bewiesen, dass auch im Alter von über 40 Jahren über die Marathondistanz noch absolute Topleistungen möglich sind.
„Dass ich immer noch so schnell laufen kann, liegt sicherlich daran, dass ich erst sehr spät mit dem Laufen angefangen habe. Ich habe erst mit 28 Jahren gemerkt, dass ich das Talent dafür habe“, erzählt Mark Kiptoo. Erst mit 37 Jahren lief er sein Marathon-Debüt, so dass der inzwischen 43-jährige Kenianer noch nicht so viele Jahre des harten, zehrenden Trainings absolviert hat. „Ich kann immer noch viel erreichen und will am Sonntag meinen Masters-Weltrekord brechen. Entscheidend ist: Ich habe keine körperlichen Probleme und verkrafte das Schnell gut. Das Alter ist kein Faktor, sondern nur eine Zahl“, sagt Mark Kiptoo, der eine Bestzeit von 2:06:00 Stunden aufweist.
Der Mainova Frankfurt Marathon war immer ein gutes Pflaster für Mark Kiptoo. 2013 wurde er bei seinem Marathon-Debüt Zweiter mit 2:06:16 Stunden und nur einer Sekunde Rückstand auf den Sieger, ein Jahr später gewann er das Rennen als 38-Jähriger in 2:06:49. 2018 stellte er dann den Masters-Weltrekord auf. Am Sonntag will Mark Kiptoo mit der Spitzengruppe mitlaufen, die die erste Hälfte voraussichtlich in 62:30 Minuten absolvieren wird. „Es ist ein Risiko, aber das Training zeigt mir, dass es möglich ist.“