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Geschichten zum Rennsteiglauf-Jubiläum (1)

11.07.11
Quelle: Dr. H. Kremer

 

Wie der Rennsteiglauf zu einem Känguruh kam

 

Zu den Besonderheiten des GutsMuths-Rennsteiglaufs gehörte zu DDR-Zeiten, dass er über ein umfangreiches Angebot von Souvenirs für seine Teilnehmer und Fans verfügte. Der Gewinn aus dem Verkauf von Läuferhemden, Mützen, Plakaten und vielem anderen war es einerseits der Werbewert und andererseits trug der Verkauf zur finanziellen Sicherung des Laufs bei.

So konnten die Organisatoren jedes Jahr eine feste Summe, bis zu je 1000,- Mark, an die organisierenden Sportvereine verteilen. Mit den politischen Veränderungen 1989 und der Wiedervereinigung 1990 gab es nicht nur beim Rennsteiglauf gravierende Rückgänge der Teilnehmerzahlen. Von ehemals fast 9000 Startern reduzierte sich das Teilnehmerfeld auf etwas über 5000.

Das hatte natürlich auch wirtschaftliche Folgen, die nur teilweise durch Sponsorgelder und durch die Förderung von Thüringens Regierung aufgefangen wurden. Neben der Entwicklung neuer Strecken, wie dem Halbmarathon, gab es auch Überlegungen zum Aufbau eines „Merchandising“-Programms. Die bisher üblichen Läuferhemden waren nur noch bedingt von Interesse und mit Plakaten, Wimpeln und Ärmelaufnähern ließen sich kaum noch Gewinne erzielen.

Ähnlich wie bei großen sportlichen Veranstaltungen sollte ein Maskottchen den Umsatz und Gewinn beim Souvenirverkauf ankurbeln. Seit 1990 wurde über ein solches typisches und vor allem für Kinder interessantes symbolhaftes Tier o. ä. diskutiert.

Da auch kein Geld für die Entwicklung durch Werbeprofis ausgegeben werden konnte und sollte, kam das Angebot von Frank Norbert Beyer (Rennsteigläufer und bekannter Karikaturist u. a. beim Eulenspiegel) gerade Recht. Er bot u. a. eine „Rennschnecke“ und ein hüpfendes Känguruh zur Verwendung für den Rennsteiglauf an. Beide hatten als Bezug zum Rennsteiglauf eine Startnummer mit dem „Rennsteiglauf-R“ um.

Während die Schnecke als Kuscheltier o. ä. schwer vorstellbar war, lösten erste Versuchstiere, die von der bekannten Spielzeugfirma Steiner in Georgenthal genäht wurden, bei Kindern größeres Interesse aus. Besonders beliebt waren „Plüschversuche“ eines känguruhartigen Tieres mit dem für die Art typischen Bauchbeutel, in dem sich ein kleines Jungtier in Form einer Fingerpuppe befand. Kleine Stückzahlen ließen sich ganz gut verkaufen.

Das Entwicklungsteam des Bereichs Öffentlichkeitsarbeit hatte aber nicht mit der Ernsthaftigkeit gerechnet, mit der ein Teil der Organisatoren im Thüringer Wald nach einem Känguruh suchten. Alternativen wurden ins Gespräch gebracht, wie ein Wildschwein mit dem Spruch „Kernig wie ein wildes Schwein, muss ein Rennsteigläufer sein“. Auch über Rasselböcke, Rehlein und Gartenzwerge als typisches Maskottchen wurde diskutiert.

Ein humoristischer Beitrag des damaligen Rennsteiglaufvereinspräsidenten auf einer Pressekonferenz, wo ein grünes Känguruh vorgestellt wurde, fruchtete nichts. - Auf eine Nachfrage der Presse wurde die Legende erfunden, dass diese grünen „Thüringer Waldhopper“ auf Bäumen lebten und sich von Zapfen ernährten, aber vom Aussterben bedroht seien und daher kaum zu sichten. Diese Geschichte konnte den Glaubenskrieg zwischen einigen Mitarbeitern und Präsidiumsmitgliedern nicht entspannen. Als diese Geschichte dann sogar noch von der Vertreterin der Werbeagentur „macona“, Frau Heckelsberger, als bare Münze genommen und in Läuferkreisen von ihr ständig weitererzählt wurde, stellte man erst mal alle Überlegungen zu einem Maskottchen ein.

Die Designstudentin Birgit Kremer-Masuhr startete dann noch den Versuch mit einem laufenden Rennsteigstein, mit Startnummer, ein eher konservatives Maskottchen, dem Organisationsteam nahezubringen. Sie scheiterte aber wegen ihrer verwandtschaftlichen Beziehung zum Präsidenten. So ist es gekommen, dass der Rennsteiglauf bis heute über kein marktfähiges Maskottchen verfügt.

 

Informationen: GutsMuths-Rennsteiglauf
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