Der Marathontermin in Steinfurt ist immer der dritte Samstag im März. In diesem Jahr findet die Veranstaltung bereits zum 26. Mal statt, und kann somit eine stolze Bilanz vorzeigen. Über 1200 Marathonläufer konnte man hier schon an den Start bringen, und die Siegerliste weist Läufer aus Kenia und Polen aus. Der Termin im März ist doch ziemlich früh. Viele Läufer sind noch in den Vorbereitungen für einen Frühjahrsmarathon und trauen sich die volle Distanz nicht zu.
Diesen Läufern wird hier ein Staffelmarathon angeboten. Da der Kurs in Steinfurt aus einer 21 KM Runde besteht, können zwei Läufer sich die Marathondistanz teilen. Sie werden dann als Team gesondert gewertet.
In den Vorjahren hatte man auch Wettbewerbe für Inliner und Handbiker angeboten. Da die Teilnehmerzahlen sich aber nicht wie erhofft entwickelten, hat man die Angebote in diesem Jahr wieder gestrichen. Für Walker mit und ohne Stöcke wird eine Runde als Halbmarathon angeboten. Da sie fünf Minuten nach den Läufern auf die Strecke gehen, stellen sie auch keine Behinderung dar.
Da der Start um 13:30 Uhr erfolgt, kann ich entspannt nach dem Frühstück von Oberhausen aus losfahren. Knapp eine Stunde Autofahrt benötige ich, in Begleitung meiner Frau und ihrer Freundin, um die Technischen Schulen im Stadtteil Burgsteinfurt zu erreichen. Hier ist das Veranstaltungszentrum mit der Startnummernausgabe, einer kleinen Marathonmesse und Cafeteria. Parkplätze sind genügend vorhanden. Beim Hineingehen entdecken wir schon die Schilder der Brems- und Zugläufer. Sieben verschiedene Zielzeiten von 2:59 bis 4:59 werden von ihnen angeboten, und bei realistischer Zeiteinschätzung erreicht man mit ihnen auch garantiert das Ziel.
Bei der Startnummernausgabe summt es wie im Bienenstock, trotzdem erhalte ich meine Startnummer schnell und unkompliziert. Die Startgebühr beträgt, je nach Anmeldedatum, zwischen 27 und 37 Euro. Die Sollzeit beträgt hier 5,5 Stunden und die Laufzeiten werden vom Real-Time-Champion-Chip festgehalten. Die Strecke ist nach AIMS vermessen und auf ihr wird heute auch die Münsterlandmeisterschaft ausgetragen.
Hier treffen wir auch Petra und Peter Heinz. Die Beiden treffe ich oft auf meiner Trainingsstrecke. Petra hat jetzt bei der Winterlaufserie in Duisburg erstmals Wettkampfluft geschnuppert und erzählt davon begeistert. Für Peter ist es heute bereits der dritte Marathonstart in diesem Jahr. Er will in 2009 mal richtig durchstarten.
Auch Volker Berka ist schon hier. Er hat fast 400 Marathonläufe und Ultras geschafft, und stellt uns hier noch Thomas Wenning und Claudia Weber vor. Beide können eine Vielzahl von Erfolgen vorweisen. Unter anderem haben sie 16 Marathonläufe an 16 Tagen durch 16 Bundesländer geschafft. Thomas ist Mitglied der Deutschen Nationalmannschaft im 24 Stundenlauf. Nebenbei halten die Beiden noch den Laufbandweltrekord in 7 Tagen 717,85 KM bzw. 636 KM. Da kann man nur noch staunen.
Wir nutzen die Zeit bis zum Start noch um uns ein wenig in Burgsteinfurt umzusehen. Die schöne Schlossanlage fällt sofort ins Auge und unmittelbar an der alten Wassermühle wird der Start erfolgen. Man ist noch dabei die Erfassungsmatten auszurollen und zu aktivieren. Aus den großen Lautsprecherboxen ertönt schon Rockmusik. Nach wenigen Schritten stehen wir auf dem Marktplatz, wo gerade die letzten Marktstände abgebaut werden.
Das Wetter ist heute frühlingshaft. Die ganze Zeit scheint die Sonne vom wolkenlosen Himmel und die Temperatur beträgt ideale 11 Grad
Schon bald müssen wir uns für den Start bereit machen. Die ersten Läufer tauchen in Wettkampfkleidung am Marktplatz auf und laufen sich warm. Je nach Temperament wirken sie entspannt oder nervös.
An der Mühle ist es inzwischen voll geworden. Die Schilder der Brems- und Zugläufer bieten einen guten Anhaltspunkt für die Startaufstellung. Johann Spieker treffen wir hier auch bei seinem 21. Start in Steinfurt. Heute wird der inzwischen Siebzigjährige in 3:42:43 wieder seine Altersklasse gewinnen.
Meine Frau wünscht mir viel Glück und ich reihe mich in das Starterfeld ein. Die Sekunden werden runtergezählt und dann geht es pünktlich los. 636 Marathonläufer und 327 Teamläufer setzen sich unter dem Beifall der Zuschauer in Bewegung.
Nach wenigen Metern biegen wir auf die halbseitig gesperrte Landstraße ab. Auf dieser geht es nun mit einer leichten Steigung fast 5 KM Richtung Emsdetten. Jeder Kilometer ist hier natürlich markiert und ausgeschildert. So kann man seine Zwischenzeiten immer gut kontrollieren. Wie so oft bin ich mal wieder zu schnell unterwegs.
Nachdem wir die alte Hollicher Windmühle passiert haben, geht es rechts auf einem Wirtschaftsweg Richtung Borgholz. Bei KM 5,5 gibt es die erste Verpflegungsstelle. Freundliche Helfer reichen uns die Becher an. Vier Verpflegungsstellen sind es pro Runde und wir werden somit praktisch alle 5 KM versorgt. Da die Verpflegungsstellen gut bestückt sind, reichen diese für die Jahreszeit auch völlig aus.
Nach weiteren 2 KM erreichen wir Borgholz und in einer Kurve erwartet uns am Fleigenweg eine kurze aber harte Steigung. Insgesamt kann man die Strecke mit 64 Höhenmetern eigentlich als flach bezeichnen.
Wir laufen noch einige Schleifen durch den Ort und kommen dann zu einem Höhepunkt am Marktplatz. Ein Sprecher begrüßt die Läufer und informiert die Zuschauer über den Rennverlauf. Erstmalig in diesem Jahr hat der Veranstalter einen Bustransfer eingesetzt, welcher die Zuschauer vom Start hierher und zurück transportiert. Dadurch geht es hier natürlich heute besonders hoch her, wenn die Angehörigen hier ihre Läufer wiedersehen.
Als wir Borgholz verlassen haben wir bereits 11 KM geschafft und jetzt überqueren wir die B54 und laufen für die nächsten 3 KM auf einem Radweg. Dann geht es rechts für 5 KM durch die schöne münsterländische Parklandschaft Richtung Burgsteinfurt. Nach weiteren 2 KM haben wir wieder unseren Ausgangspunkt erreicht.
Die Staffelläufer halten Ausschau nach ihren Partnern oder wechseln bereits hektisch ihren Chip. Inge, Christiane und Petra fotografieren und feuern die Läufer an. Ein Musikcorps unterhält Zuschauer und Läufer und Cheerleader geben nochmals zusätzliche Motivation. Die frischen Staffelläufer laufen jetzt flott voraus. Sie sind wahrscheinlich froh endlich zum Einsatz zu kommen. Das legt sich aber wieder an der leichten Steigung hinauf zur Hollicher Mühle. Ich kenne ja bereits die folgende Strecke und weiß, dass die Kräfte eingeteilt werden müssen. Ich merke schon, dass es heute nicht mein Tag ist und muss schon jetzt mit der Strecke kämpfen.
Die Steigung am Fleigenweg lässt nun aber alle Läufer keuchen. Es sind nur 15 Höhenmeter auf 250 m, aber gefühlt sind es bestimmt doppelt so viele Meter. Wenn man schon 28 KM in den Beinen hat, ist man halt sensibler. Gut, dass uns die tolle Stimmung am Marktplatz wieder ablenkt. Wer will denn schon vor einer solchen Kulisse Schwäche zeigen.
Dann aber sind wir wieder allein auf der Strecke und haben nur unsere Mitläufer um uns abzulenken. An der Kapelle am Wegesrand ein kurzes Stoßgebet für die Kraft auf den letzten Kilometern. Dafür gibt es auch die Verpflegungsstellen welche jetzt sogar Cola und Bananen anbieten. Dann beginnt schon der Countdown. Noch 5, 4, 3 KM. Verflixt, war denn in der ersten Runde hier auch eine Steigung? Der Asphalt wird zum Kopfsteinpflaster und es geht quer über den Marktplatz. Hier stehen auch wieder Zuschauer und ich höre schon den Ziellautsprecher. Dann sehe ich das Zielband und es geht etwas abwärts. Ich höre dass meine Frau meinen Namen ruft und lächele wieder. Hurra. Ich bin im Ziel. 4:25:07 habe ich heute benötigt. Das ist Platz 21 in meiner Altersklasse. Ich erhalte meine Medaille und das Finishershirt. Jetzt kann ich mich noch entspannt versorgen. Der Sponsor Rolinck spendiert noch Freibier, natürlich auch alkoholfrei.
Schnell haben mich meine Fans gefunden. Peter hat auch noch auf meine Ankunft gewartet. Er hat heute 3:33:57 benötigt und seine Bestzeit wieder verbessert.
Langsam gehen wir die wenigen Schritte zu den Technischen Schulen. Hier kann man duschen und sich umziehen.
In den Umkleideräumen sehe ich in erschöpfte aber glückliche Gesichter, und sobald jemand ein Stichwort gibt, fallen alle ein und erzählen von ihren Erlebnissen auf der Strecke. Frust und Lust, Triumph und Enttäuschung. Alles war wieder heute dabei, aber der Stolz auf ihre Leistung ist eigentlich allen gemeinsam. Das ist das Schöne an unserem Sport.
Zur Siegerehrung treffe ich noch Frank Pachura, welcher auch schon für marathon4you berichtete. Er stellt hier sein Buch „Laufend unterwegs“ vor. Das ist doch etwas für mich. Beim kurzen Durchblättern finde ich schon viele schöne Bilder und Geschichten von vielen Marathonveranstaltungen bei denen ich auch dabei war. Auch vom Steinfurt Marathon handelt einer seiner Berichte. Klar, dass ich dieses Buch, mit einer persönlichen Widmung von Frank, haben muss. Für 7,90 Euro kann man es auch im Buchhandel erwerben.
Zum Schluss gibt es noch in der Cafeteria eine professionelle Bauchtanzvorführung der örtlichen Tanzgruppe. Man muss also gar nicht in der Türkei laufen. Auch das Münsterland bietet alles.
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