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Laufberichte

Tórshavn-Marathon: Härteprüfung auf den Färöern

01.06.25 Special Event
 

Der Filmbericht zeigt mir eine baumlose, grüne Steppe in hügeliger Landschaft. Zwar gäbe es so gut wie keinen Frost, erzählt man, im Sommer seien 12 bis 13 Grad das höchste der Gefühle, starker Wind wäre häufig, es gebe 300 Regentage im Jahr, das Wetter wechsele regelmäßig mehrmals täglich und sei daher alles andere als stabil. Man zähle mehr Schafe als Menschen und die See sei auch rauh. Alle diese Informationen sind eigentlich sehr dazu geeignet, generelle Abwehrreflexe auszulösen. Doch nicht bei mir: „Da will ich hin!“, höre ich mich zum Entsetzen der besten all meiner Ehefrauen sagen.

Bei mir, wenig erstaunlich, wird das Wollen auch in die Tat umgesetzt. Nach einem kleinen Umweg über Paris – eine Direktverbindung gibt es von Deutschland nicht – schweben wir gemeinsam mit unseren Freunden Gisela und Andreas über der kargen Landschaft  mitten im Nordatlantik ein. 18 Inseln liegen unter bzw. neben uns, auf denen sich 54.000 Einwohner verlieren. Die zweibeinigen Einwohner werden rein zahlenmäßig von mehr als 70.000 schmackhaften Schafen übertroffen, die der kleinen Inselgruppe ihren Namen gaben: Schafsinseln lautet nämlich die Übersetzung, Ihr habt bestimmt schon von den Färöer-Inseln gehört, wie sie allgemein genannt und auf färöisch Føroyar geschrieben werden. Eingerahmt von Island im Nordwesten, Norwegen im Osten und Schottland im Süden, liegen sie mitten im Nordatlantik.

Allen Unkenrufen zum Trotz werden wir bei unserem Eintreffen am Mittwochabend mit Sonnenschein und wenig Wind begrüßt und so kalt, wie befürchtet, ist es auch nicht. Schon der erste Trainingslauf am folgenden Morgen mit Andreas in Tórshavn (gesprochen Torschon), der mit 17.000 Einwohnern kleinsten, und nach London vermutlich zweitältesten Hauptstadt der Welt, präsentiert uns geballt den Charme der Inseln. Tatsächlich finden wir nicht nur zahlreiche traumhaft schöne, mit etlichen Höhenmetern gespickte  Trails vor, sondern in geschützten Lagen sogar etliche gutgewachsene Bäume, an einer Stelle fast schon ein Wäldchen.

 

 

Wir unternehmen mehrere Ausflüge, u.a. auf die Insel Mykines (gesprochen Mischines) bei traumhaftem Wetter, wo uns die possierlichen, höhlenbrütenden Puffins (Papageientaucher) völlig faszinieren. Tolle Wasserfälle, nette Dörfchen mit teils grasbewachsenen Dächern und wunderbare Buchten bestärken uns schnell in der Überzeugung, die richtige Wahl für unseren nächsten Marathon getroffen zu haben. Denn natürlich sind wir nicht nur aus touristischen Gründen mehr oder weniger zufällig, sondern im Gegenteil ganz gezielt angereist. So werden Andreas und ich ein weiteres, ganz besonderes Land marathontechnisch abhaken können, während unsere Damen den Zehner unter die Füße nehmen werden.

Die Startnummern gibt man im Einkaufszentrum SMS aus, eine Marathonmesse wird nicht angeboten. Und wenn ich sage Startnummern, meine ich auch Startnummern, denn es gibt keinerlei Beigaben. Dabei befinden wir uns nicht einmal in Schottland! Das angepriesene, käuflich zu erwerbende Shirt des Hauptsponsors entpuppt sich als außer dem Herstellerlogo unbedrucktes, also neutrales, und wird daher hängengelassen. Ohnehin hätte es umgerechnet rund 34 € und damit dem hiesigen Preisniveau durchaus angepasst gekostet, wo teils das Zwei- bis Dreifache wie daheim aufgerufen wird. Was aber nicht verwundert, wenn man bedenkt, dass fast alles aufwendig eingeführt werden muss.

Was dagegen schon verwundert und bestimmt nicht nur von uns dankbar angenommen wird, ist die späte Startzeit mittags um 13 Uhr. Nachdem der seit gestern Nachmittag anhaltende Landregen nur noch einige restliche Spritzer bereithält, trifft sich alles am Yachthafen, wo sämtliche Disziplinen, also Marathon, Halbmarathon (Lauf), der Zehner und der 5,5 km-Lauf zeitgleich gestartet werden. Lediglich der Halbe, der in zwei separaten Wertungen gelaufen oder gewandert werden kann, wird zur gleichen Zeit in der Wanderversion am Wendepunkt des Marathons losgeschossen. Damit sei schon verraten, dass es sich nach einer 8 km-Einführungsrunde um Tórshavn um einen Begegnungsverkehr auf gleicher Trasse handelt. Den wesentlichen Teil befahren wir vorab mehrfach mit dem Auto zu unseren diversen Ausflugszielen und machen uns damit seelisch und moralisch schon einmal mit jeder Menge Höhenmeter vertraut. Zum Trost erwartet uns eine reine Asphaltstrecke.

 

 

Oh je, die Wetteraussichten sind trotz der momentanen Regenpause zwei Tage nach dem traumhaft guten Besuch von Mykines alles andere als gut. 8 Grad, viel Wind und Regen, der nachmittags aufhören soll (wer glaubt schon den Wetter-Apps?), droht man uns an. Der Marsch zum Start am Yachthafen erfolgt auf den allerletzten Drücker. Im Gewühle freue ich mich, endlich mal wieder Rob, den Deafrunner, mit seiner Sabine zu treffen.

Eine junge Frau singt die vermutet färöische Nationalhymne, eine getragene Weise. Viele singen mit, was den Himmel zu Tränen rührt, denn sofort danach setzt der Regen richtig ein. Gut, dass wir gleich auf die Reise geschickt werden und nicht festfrieren. Das Feld der Sportler aus 34 Nationen ist recht ansehnlich, und dank der zahlreichen Teilnehmer aller Strecken haben sich auch eine Reihe Zuschauer eingefunden. Das allerdings sollte sich schon bald nachhaltig ändern.

Wir arbeiten uns vom Hafen zunächst eine Steigung hinauf und treten, alle zusammen, einen fünf km langen Rundkurs durch die Innenstadt und ihre Randbezirke an. Die schöne, beidseitige Beflaggung ändert nichts daran, dass uns schon bald ein strammer Gegenwind entgegenbläst, der den himmlischen Segen direkt in die Gesichter befördert. Dies vorausahnend haben sich viele Starter in eine Teil- oder Ganzkörperhülle gezwängt, die bekanntermaßen auch gegen Auskühlung schützt.

Wir sehen etliche Gebäude, die, wohl mehr aus historischen Gründen, mit Grassoden gedeckt sind. Auch das dient dem Schutz vor Auskühlung in der ganzjährig erforderlichen Heizperiode, zudem ist es billig und hilft auch den Geräuschpegel bei Sturm erträglich zu halten. So zumindest haben wir es von unserem Führer auf der Vogelinsel („Don't call me Danish!“) gelernt.

 

 

Schnell befinden wir uns angesichts der geringen Größe der Hauptstadt auf der entlang des Ufers führenden Straße und sind den Unbilden der Witterung nunmehr schutzlos ausgesetzt. Läufst Du lediglich einen Zehner, ist das ziemlich egal, angesichts der mehrstündig zu erwartenden Laufzeit komme wohl nicht nur ich ins Grübeln. Bereits nach vier km erfolgt die erste Verpflegung, zunächst mit Wasser und mir unangenehm süßem Iso, das, mit Wasser gemischt, dann letztendlich erträglich ist. Doch einsetzendes Selbstmitleid ob des Wetters verfliegt sofort, als ich die ersten Streckenposten sehe, die bis zu sechs Stunden mehr oder weniger bewegungslos verharren werden und daher uneingeschränkt zu bewundern sind.

Nach fünf km haben wir die erste Einführungsrunde bewältigt und den Hafen erneut erreicht, laufen aber knapp am Start- und späteren Zielort vorbei. Die 5,5 km-Läufer dürfen bereits ins Ziel laufen, Elke hat diese Runde ein zweites Mal vor sich. Leider ist sie ohne Gisela unterwegs, die ihren Start vernünftigerweise, aber schweren Herzens  infektbedingt abgesagt hat.

Die km 6-8 kann ich geflissentlich übergehen, aber dann wird nach rechts auf die Straße Richtung Flughafen auf der Insel Vagar abgebogen, steil führt die Straße hinab. Glücklicherweise weiß ich nicht, dass ich da nachher mit schweren Beinen wieder hinauf muss. Nee, Witzchen gemacht, das weiß ich natürlich, aber es ist immer gut zu wissen, was auf einen zukommt. Eine Blaskapelle, leider die einzige, hat bei meinem Vorbeilauf gerade ein Stück beendet und setzt ihr Spiel fort, als ich schon ein paar Meter weitergezogen bin. Rechterhand erkenne ich das wirklich tolle Laufrevier, in dem Andreas und ich am Donnerstag und Freitag unser Unwesen getrieben haben.

 

 

Weit geht der Blick voraus und gibt eine Vorahnung (für diejenigen, welche die Strecke nicht kennen), was auf einen zukommt: Eine einsame Auseinandersetzung mit langen Geraden, abwesenden Zuschauern und anwesendem inneren Schweinehund. Wolkenverhangen und diesig sind die gegenüberliegenden Ufer, Besserung ist nicht in Sicht. Weiter, immer weiter geht es bergauf und bergab. Noch habe ich keine zehn km absolviert, kommt mir schon der führende Halbmarathoner im Shirt und kurzer Hose entgegen, uahhh! Ok, eine kurze Botz habe ich selber an, allerdings am Oberkörper drei Lagen. Die natürlich schon lange komplett durchnässt sind, von den Schuhen ganz zu schweigen.

Wieder bewundere ich die tapferen Streckenposten. Auch wenn Du diese Verhältnisse gewohnt bist, lustig ist das nicht. Umso mehr freuen sie sich, wenn ich mich bei ihnen bedanke. Links von mir tauchen immer wieder Wasserfälle auf, die sich teils tief in Erde und Gestein eingegraben haben und denen es nicht an Nachschub mangelt, dazwischen grasen Schafe. Herrschte nicht ein solches Sauwetter, könnte man dieses Bild als idyllisch bezeichnen.

Die Zahl der entgegenkommenden Halben nimmt zu, genauso wie der Gegenwind, auch der Regen wird nicht weniger. Aber hey, sage ich mir, wer auf die Färöer reist, weiß, auf was er sich einlässt, und schon habe ich nicht nur meinen Frieden damit gemacht, sondern finde es sogar richtig geil. Zumindest rede ich mir das tapfer ein, was teilweise nicht ganz leichtfällt, wenn Du auf einem steilen Bergabstück auf ein Tempo von siebeneinhalb Minuten pro km zurückfällst und fast stehenbleibst, wenn Du die Arme ausbreitest. Die Halben lachen, als sie das bemerken, und ich lache mit.

Die VP bieten jetzt zusätzlich mit Bananen und Weingummi das komplette Programm an, von denen ich mich wie fast immer ausschließlich mit Flüssigem begnüge. Wasser und Iso schütte ich weiter zusammen, dann ist die Süße geringer und für mich erträglich. Es folgen eine Zwischenzeitmessung, der Wendepunkt der Halblinge bei etwa km 12 und die große Einsamkeit, denn auf den vielen folgenden km verlieren sich die vorangemeldeten 38 Mädels und 124 Jungs. Ob sich in der aktuellen Situation jemand nachgemeldet hat, was durchaus möglich war? Am Ende werden lediglich 31 Damen und 95 Herren die besondere Medaille mit dem Thor-Hammer überreicht bekommen.

 

 

Mittlerweile geht es auf 14:30 Uhr zu, ab 15 Uhr soll der Regen nachlassen. Unmittelbar an der Leitplanke grasen Schafe, die wohl aus ihrer Umzäunung ausgebüxt sind. Eine gute Sache sind die Rettungswagen und Feuerwehrautos, welche die Strecke auf- und ab patrouillieren, das gibt Sicherheit. Auch Radfahrer der Organisatoren sind unterwegs. Dick vermummte Gestalten kommen mir jetzt in steigender Zahl entgegen, unschwer als die Halbmarathonwanderer zu identifizieren. Ob jemand registriert, wie viele von den zumindest streckenweise im Laufschritt und damit unfair den anderen gegenüber unterwegs waren? Denn 2:20 Std. bei den Männern oder 2:34 Std. bei den Frauen marschierst Du nicht, erst recht nicht unter diesen Gegebenheiten. Doch ist das nicht mein Problem, ich stemme mich weiter Wind und Regen entgegen. Andreas wird hinterher von Gegensturm sprechen und später im Ziel ein Eingeborener dies einordnen: „Bevor Ihr kamt, hatten wir eine Woche Sturm!“ Hilfe! Das ist der Stoff, aus dem Helden gemacht werden.

Ich höre nicht auf, die Helfer an den VP zu bewundern, die uns mit ausgesuchter Fröhlichkeit versorgen. Rógvi Kárason kommt mir entgegen, er wird den Marathon in 2:45 Std. überlegen für sich entscheiden, der Zweite exakt sechs Minuten später folgen. Sagenhafte weitere 28 (!) Minuten beträgt der Riesenabstand zum Dritten. Dann ist die Uferstraße abgesperrt, ich biege rechts nach Kaldbak ab und beginne die Umrundung einer Bucht auf dem Weg zum etwa fünf km entfernten Wendepunkt.

Dicke Sturzbäche wälzen sich die grasbewachsenen, strauch- und baumlosen Hänge hinab. Meine Hände sind mittlerweile so kalt geworden, dass ich zum Zielen und Betätigen des Auslösers beide Flossen brauche. Viele Bilder schieße ich von denen, die schon auf dem Rückweg sind, und meist gutgelaunt in meine Kamera grinsen. Da besteht keine Chance, sich selber hängenzulassen. Die Monotonie der Umgebung unterbrechen ein kleiner Sporthafen und mehrere Viehgitter in der Straße, die den Schafen das Übersteigen unmöglich machen. Zwanzig km sind geschafft und die kurze Rückenwindphase, die mächtig Vortrieb gegeben hat, ist schon wieder vorbei.

 

 

Die beiden schnellsten Mädels kommen mit entschlossenen Gesichtern an mir vorbei, sie werden das Ziel nach 3:28 und 3:37 Std. erreichen. Anna Kawalec liegt hier noch an zweiter Stelle, wird das Rennen aber am Ende für sich entscheiden. Bei etwa Halbzeit wartet ein ausgekühlter Läufer auf seinen Abtransport, die Ausfall- bzw. Nichtantrittsquote v.a. bei den Männern wird hoch werden.

Schon einige Zeit hatte ich auf ihn gewartet, als mir Andreas entgegenkommt, der, gerade in meiner (der höchsten) Altersklasse 60+ angekommen, hier in 3:51 Std. mehr als respektabler Zweiter werden wird. In munterem (na ja...) Bergauf- und -ab erreiche auch ich bei etwa km 24 am Ende der Ortschaft den Wendepunkt, wenn nicht gar das Ende der Welt. Hier musst Du wirklich wohnen wollen; ist man anderes gewohnt, fällt diese Vorstellung schwer. Ah, da kommt Rob, ein weiteres Highlight. Auf sein Video freue ich mich schon heute. Dann ist die Bucht erneut abgelaufen und ich bin wieder auf der ursprünglichen Straße endlich auf dem Heimweg.

Stoisch stapfe ich Schritt für Schritt vor mich hin und bemerke, dass erstens der Regen endlich etwas nachgelassen hat und zweitens leider im Augenblick auch die Wind, der mich nicht so stark wie erhofft die Steigungen hinaufbläst. Dass es hier schwer geblasen haben muss, beweist das umgestürzte, nicht mehr nutzbare Dixi-Klo. „What a beautiful day!“ bemerke ich grinsend zu den Mädels am VP. „It could be worse“, kommt es trocken, aber ebenfalls grinsend zurück. Solange man noch lachen kann, ist doch alles in Butter.

So ganz gewaltige Unterschiede wie bei uns zuhause scheint es hier zwischen den Jahreszeiten nicht zu geben. Andreas hatte am Vortag ein Geschäft mit der Aufschrift „Schlussverkauf“ entdeckt. Unsicher waren wir, ob es sich dabei um den Winter- oder Sommerschlussverkauf handelte, möglich wäre uns beides erschienen. Zumindest mir fällt die generelle, fast vollständige Abwesenheit von Fahrrädern mit Elektrounterstützung auf, hier wird noch tapfer Bio-Bike gedemmelt.

 

 

35 km sind bewältigt, aber noch ist kein Grund vorhanden, Entwarnung zu geben, denn eine letzte, insbesondere an diesem Punkt des Rennens veritable Steigung wartet ab km 37 auf uns Helden der Landstraße. Es ist gut, die Strecke zu kennen, denn das hilft, vorzeitigem und nicht angebrachtem Übermut entgegenzuwirken. Dennoch geht das Bergauf bei mir überraschend flüssig vonstatten, damit hatte ich wirklich nicht gerechnet. Knappe 600 Höhenmeter wird Strava am Ende attestieren.

Angekündigt hatte ich unseren Damen eine 4:40 Std. +/- am Ende, aber bei den Witterungsverhältnissen zwischenzeitlich schon alle Hoffnung auf ein Ergebnis mit einer 4 vorne begraben. Erstaunlicherweise läuft es wider Erwarten rund, man sollte die Hoffnung also nicht vorschnell aufgeben.

Die fast schon als heimatlich empfundenen Gefilde nahen, mittlerweile Vertrautes rückt ins Blickfeld und kündigt das absehbare Ende an. Ich nähere mich der Abzweigung, an der wir vorhin nach 8 km auf die Uferstraße abgebogen sind. Somit fehlen nur noch gute zwei km, um die zweite 5 km-Einführungsrunde (und damit die Strecke des 10 km-Laufs) zu vervollständigen.

Wieder zurück in der Bebauung fallen die durchaus ansehnlichen Reste der ursprünglichen Siedlung mit ihren jahrhundertealten, grasgdeckten Holzhäusern auf. Beim Spazierengehen über die teils engsten, mit runden Steinen befestigten Fußwegen meinst Du den Hauch der Geschichte zu spüren, wenn Du darüber nachdenkst, wie viele Generationen hier schon gelebt und allen Widrigkeiten getrotzt haben. Übrigens ist die Geschichte der Färöer eng mit denen Islands und Grönlands verbunden, das lohnt es sich einmal nachzulesen. Alle drei Inseln gehören zwar politisch zu Dänemark, empfinden sich aber als eigenständig und betrachten die Dänen als Ausländer („Don't call me Danish!“). Sogar eigene Geldscheine haben sie hier (in dänischen Kronen), die aber nur hier akzeptiert werden.

Die letzten paar hundert Meter stehen an, doch ist der Unterschied zu vergleichbaren Läufen mit Ziel an einem markanten Innenstadtpunkt auffällig: Hier stehen so gut wie keine Zuschauer. Doch wer will es den Menschen verdenken? Die teilnehmerstärksten Disziplinen sind längst abgeschlossen und wirklich gemütlich ist das Herumstehen auch nicht. So entfalte ich in aller Ruhe den natürlich wie immer bei solchen Gelegenheiten an geheimem Ort mitgeführten Bundesadler und schwebe (bergab!), mehr als zufrieden, nach kaum erwarteten 4:35 Std. ins Ziel.

Einen wirklichen Höhepunkt erleben wir dann in Form der Zielverpflegung. Bemerkenswert sind nicht die Flasche Wasser, die Banane und die 0,2 l Kakao (3 € im Supermarkt), sondern das, was als „Happen zu essen“ geboten wird, nämlich superleckere Wraps mit Salat und Lachs satt. Ein Gedicht! Wir gehen fix duschen und kehren nach kurzer Zeit zurück, um uns zu viert völlig selbstlos an der Resteverwertung in der warmen Stadthalle bzw. -scheune zu beteiligen. Weitere Wraps, Kuchen, Kaffee und andere Getränke leiben wir uns in durchaus gemütlicher Atmosphäre ein und haben uns für heute ein kostenloses Abendessen gesichert.

Hat der Herr Bernath also bekommen, was er erwartet hatte? Unbedingt. Dass Nordeuropa hochpreisig ist, war bekannt und muss akzeptiert werden, wenn man sich entschließt, hier seine Visitenkarte abzugeben. Die Färöer bieten eine ganz besondere Landschaft und Atmosphäre, die ihresgleichen sucht, und nach unserer Bewertung etwas Besonderes darstellt. Unseren Horizont haben wir spürbar erweitert, aber durchaus auch weitergehende Ideen entwickelt, die in der Zukunft hoffentlich noch umzusetzen sein werden.

 

Streckenbeschreibung:

Teils flacher, teils mit sicht- und vor allem spürbaren Steigungen gespickter Kurs auf abgesperrten Straßen, insgesamt lt. Strava 589 Höhenmeter

Zeitlimit:
6 Stunden für alle Wettbewerbe, Maximalzeit am Wendepunkt Kalbaksbotn nach etwa 24 km 4 Stunden.

Startgebühr:
Für den Marathon je nach Anmeldezeitpunkt zwischen 450 und 1.100 DKK, umgerechnet etwa 60 bis 147 €. 100 DKK (etwa 13 €) der Anmeldegebühr werden an die Parkinson Association, die Alzheimer Association und die Aphasia and Apoplexia Association gespendet.

Weitere Veranstaltungen:
Halbmarathon (Laufen oder Wandern in separaten Wertungen), 10 sowie 5,5 km.

Leistungen/Auszeichnung:
Medaille, Urkunde.

Logistik:
Umkleiden und Gepäckaufbewahrung an Start/Ziel am Yachthafen.

Verpflegung:
Neunmal Verpflegung mit Wasser, sehr süßem Iso, Bananen und Weingummi. Außergewöhnlich gute und reichhaltige Zielverpflegung (genügt vollkommen als Abendessen).

Zuschauer:
Am Start und auf der 5 km-Einführungsrunde anfangs durchaus vorhanden, später sehr dünne Begleitung.

 


 
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