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Laufberichte

Tiberias Marathon: Ganz in Orange

10.01.14 Special Event
 


Einmal quer und dann nordwärts


Vorbei geht es am der Gordon School. Hier stehen normal immer viele Kinder. Offensichtlich ist aber gerade Unterricht. Ist nix mit Händeabklatschen und Anfeuerung. Die Kinder hier und an der eben passierten Beit Yerach High School sind nahezu die einzigen Zuschauer bei diesem Lauf. Allenfalls vereinzelt sieht man mal Leute, die sich das Schauspiel betrachten. Es ist kein Stadtmarathon, aber ein schöner Landschaftslauf.

Wir passieren die Zeitmeßmatte bei Km 10. Schummeln geht nicht. Das Südufer des Sees wird umlaufen, dabei kommen wir auch für eine kurze Zeit etwas vom Ufer weg. Vorbei gehts am Abzweig ins Jordantal Richtung Totes Meer, wo wir tags zuvor hergekommen sind. Ich laufe die 3-4 Km ums Südufer entlang und freue mich schon auf die scheinbar endlosen Geraden am Ostufer des Sees Richtung Norden.

Und da ist sie schon die Kreuzung zur Siedlung En Gev, dem Wendepunkt unseres Laufes. Links und rechts stehen hohe Eukalyptusbäume und die Km fliegen nur so dahin. Es tauchen wieder die zumeist mit Netzen umspannten Bananenpflanzungen auf.


Und das Krokodil gibt es doch!


Und noch etwas taucht auf, etwas was ich bei meiner letzten Teilnahme 2012 nicht gesehen hatte. Das Krokodil von der nahen Krokodilfarm in Hamat Gader. Sofort bin ich zur Stelle und lege völlig entspannt dem verdutzten Tier meine m4y-Kappe auf den Körper. Rasch ein Foto von der ob dieser Frechheit perplexen Echse und weiter gehts. Ach ja, ehe ich es vergesse zu erwähnen. Das Tier ist aus Plastik, sieht aber echt aus.



Jetzt wird es Zeit für die Spitze. Ich habe Km 14 passiert. Um diese Zeit kommt mir in Tiberias immer die Spitze entgegen. Und da kommen sie auch schon, die schnellen Männer aus Äthiopien und Kenia. Und dann kommt erst einmal nichts. Zwei versprengte Verfolger und wieder lange nichts. Dann die erste Frau aus Ostafrika.

Wie können Menschen nur so schnell rennen? Ich bin bei Km 14 und die schon bei Km 28. Was habe ich falsch gemacht? Nichts, ich habe Spaß, mache Urlaub im Heiligen Land und fröne meinem Hobby  und bin gut gelaunt auf einem meiner Lieblingsmarathons unterwegs.

Am gegenüberliegenden Ufer ist Tiberias gut zu erkennen. Könnte ich übers Wasser laufen, könnte ich abkürzen. Soll vor Zweitausend Jahren ja einer gemacht haben.


Zurück, aber Dalli


Ich will mich meiner Freude jedoch nicht berauben und laufe weiter auf En Gev zu. Jetzt kommen mir immer mehr Läufer entgegen, die schon auf dem Rückweg sind. Die Straße ist im Übrigen im Vergleich zu den Vorjahren in zwei Läuferspuren unterteilt. Rechts wird nordwärts gelaufen, links auf der Seeseite südwärts.

Ich will auch nach links. Geht auch nach der Wendemarke in En Gev. Einmal um die Hütchen rum und es wird abwärts gezählt. 2.05 Std., da geht doch noch was. Wenigstens habe ich die Hälfte des Marathons geschafft, bevor die ersten im Ziel sind.

Es läuft weiter gut. Der Wind, der kurz nach dem Start aufkam und mir mit seinen Böen mächtig zu schaffen machte, bläst jetzt von seitlich hinten und ist nicht mehr so störend. Es bleibt weiter trocken, sogar die Sonne lässt sich öfters blicken und es wird zeitweilig ordentlich warm. Aber nicht zu heiß. Bis auf den Wind haben wir gutes Laufwetter.

Und ich lasse es jetzt schneller angehen. Allerdings brauche ich langsam was zu essen. Ich habe Hunger. Da kommen mir die Gels bei der Verpflegung bei Km 27 genau richtig. Ich nehme gleich zwei und fühle mich direkt besser.

Bei den Getränken greife ich nur einmal zu rotem Isogetränk, Wasser mag ich ja nicht. Ich nehme lieber die Apfelsaftmischung aus meinem Trinkrucksack. Cola entdecke ich nirgends, schade. Das angebotene Obst (Bananen- und Apfelsinenstücke) lasse ich liegen.

Die Helfer sind an allen Stationen ausgesprochen freundlich und zuvorkommend. Wie überhaupt die ganze Organsiation des Laufes wieder Top ist. Schließlich sind hier ja auch Profis am Werk, und das schon zum 37. Mal.

Wieder sehe ich entlang der Strecke einzelne Zeugnisse der kriegerischen Auseinandersetzungen der Vergangenheit. Ob es hier in der Region jemals zu einem echten Frieden kommen wird?


Tiberias kommt näher


Das Südufer des Sees wird rasch umlaufen und der Jordan überquert. Gut, dass die Schüler der Gordon School nun Pause haben und uns anfeuern. Au Backe, wieder den Hügel rauf zur Beit Yerach High School. Oben angekommen will ich mit Schwung runterlaufen, da werde ich zum wiederholten Male um ein Foto gebeten. Und wo bitte gibt es die Fotos? Im Sinne der internationalen Völkerverständigung mache ich immer gerne diese Wunschfotos und zeige auf meine m4y-Kappe. Hier gibts die Fotos. Genießt den Lauf und weiter gehts.

Ich werde immer schneller. Ob das daran liegt, dass Doris im Ziel auf mich wartet? Nochmals über bekanntes Terrain entlang des Westufer des See Genezareth Richtung Norden und da taucht auch schon die Silhouette von Tiberias auf. Die Badeanlagen am See lasse ich unbeachtet und auch die heißen Quellen. Ich will ins Ziel und schaffe es sogar noch unter 4 Stunden.

Und das alles über 200m unter dem Meer, bzw. Meeresspiegel. Der tiefstgelegene Marathon der Welt ist somit zum vierten Male absolviert. Und es hat wieder Spaß gemacht. Und natürlich werde ich wiederkommen.

Dieser Meinung ist auch Jens, der bald nach mir froh gelaunt ins Ziel läuft. Aber er bekommt keine Datteln mehr. Da hatte ich schon kräftig zugelangt. Dafür langt Jens kräftig bei der Tomaten-Bohnen-Suppe zu.



Gegen Rückgabe des Leihchips gibts die schöne Medaille und wir gehen mit Doris und  Susanne zum Auto. Dabei können wir noch etliche einlaufende Marathonis auf ihren letzten Metern beobachten und anfeuern.

Da der Rückweg zur Jugendherberge am See entlang noch wegen des Laufes gesperrt ist, fahren wir hoch oben über Switzerland zum Duschen in unser Quartier.


Ein Wermutstropfen


Am Abend machen wir uns traditionsgemäß wieder auf nach Tiberias. Wir wollen zu Ilan, dem “King of Falafel” und dort unser gewohntes Abendessen einnehmen. Doch was ist los? Wir können ohne Probleme im Zentrum parken, niemand ist unterwegs, alle Läden sind zu. Klar, der Lauf war dieses Jahr an einem Freitag und da beginnt mit Sonnenuntergang der Sabbat. Und da läuft nahezu nichts.

 

Fazit


Interessanter, gut organisierter Lauf in schöner Umgebung. Optimal mit einem Urlaub zu kombinieren.

Und hier bin ich auch schon bei meinen


Tipps für Reiselustige Läufer:


Israel bietet sich hervorragend für eine Kombination von Urlaub und Marathonlauf an. Über einige Sehenswürdigkeiten des Landes habe ich bereits 2009, 2011 und 2012 berichtet. Hier nur meine Empfehlungen aus unserem Reiseprogramm 2014:



Eilat am Roten Meer mit Besuch des Timna-Parks 30 KM nördlich von Eilat.
Totes Meer mit Besuch der Davidsquellen in Ein Gedi und der Festung Massada. Hier kann man auch schöne Wanderungen machen.

Tipp: In Ein Gedi unbedingt die Wanderung oberhalb des Davids Wasserfalls fortsetzen hinauf zur Dodim`s Cave, dann ein Stück zurück und Rückweg nach Ein Gedi über den Zaffit Path. Lohnenswert, allerdings sollte man hier schwindelfrei sein.

In Massada Aufstieg zur Festung über den Snake Path (45'). Nach der Besichtung Abstieg über die von den Römern erbaute Rampe und den Runners Trail. Auch hier sollte man schwindelfrei sein.

Caesarea, Bet Alfa, Beit She'an, jede Menge Altertümliches.

Jerusalem, Altstadt mit Grabeskirche, Klagemauer u.v.a.m., Tipp: Western Wall Tunnel entlang der Klagemauer. Unbedingt zu empfehlen!

Bethlehem mit Geburtskirche. Tipp: Unbedingt vom Manger Square hinauf ins Basarviertel. Nach dem Aufstieg die Treppenanlage hinauf links ins den Obstmarkt und dort Lammleber essen. Einfach köstlich. Allein der Lammleber wegen werden wir wieder nach Israel kommen.

Was ich mir vom Veranstalter unverändert wünsche ist jedoch mehr Information in Deutsch oder zumindest in Englisch. Hebräisch kann ich nämlich immer noch nicht.

Schalom!

 

Sieger


Das Duell Kenia gegen Äthiopien hat Äthiopien gewonnen. Acht der ersten zehn Läufer kommen aus den beiden genannten Ländern.

Insgesamt erreichen über 1.700 Läufer das Ziel.

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