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Laufberichte

Oslo-Marathon – meine dritte skandinavische Destination

20.09.14 Special Event
 

Dann folgt nach einer Wende die Rückrunde wieder stadteinwärts, es kommen zu unserer Linken uns bald darauf die 4:45er-Pacemaker mit einer großen Eskorte entgegen. Nach ca.12 gelaufenen Kilometer beträgt ihr Abstand  kaum mehr als 5 Minuten, also weniger als einen Kilometer. Da sieht man, wie rasch man Zeit verlieren, aber auch aufholen kann. Zur unserer Linken ist am Wasser ein neuer Stadtteil entstanden mit einer richtigen Skyline.

Wenn man 200 m von der Gruppe entfernt ist, muss man deutlich schneller laufen als eben 6:10 für eine 4:30er-Zeit. Ich lasse mich darauf ein und komme an die nur mehr aus ca. 10 Läufern bestehende Gruppe bis auf 50 m heran. Als dann die Labestelle bei Kilometer 14 knapp vor der bei den Läufern gefürchteten Brücke über das Eisenbahngelände hinüber in den Stadtteil Grønland  auftaucht, bleibe ich erneut stehen, um ein Gel mit Wasser und Iso runterzuspülen. Doch die 4:30er-Gruppe läuft dosiert weiter. Jetzt ist bei mir die Luft draußen. Ds wäre fatal, mich auf dem Brückenanstieg zu verausgaben, so schaue ich zu, wie der Vorsprung immer größer wird. Doch vor und hinter mir quälen sich viele Läufer, man sieht es an ihren Gesichtern.

Auch auf der Brücke herrscht Gegenverkehr, die Läufer sehen einander. Nur sind die mir entgegenkommenden schon 2 ½ km weiter. Der Marathonkurs verläuft nahe dem Munch-Museum vorbei in einer Schleife mit gut 25m Höhenunterschied entlang des Botanischen Gartens. Oben angekommen, kann ich dann beim Abwärtslaufen wieder ein wenig verlorenes Terrain gutmachen, doch die 4:30er sind auf und davon. Bei Kilometer 17 geht es erneut über die Brücke, nun kommen alle hinter mir liegenden nach. Oh Schreck, auch die 5:30er Gruppe nähert sich auf der anderen Seite. Ob die Pacemaker nicht zu schnell unterwegs sind? Der Oslo-Marathon birgt so viel Spannung in sich, die Brücke wird das wichtigste Kriterium auf der zweiten Runde werden.

Die Uhr am Dachaufbau des uns am linken abgesperrten Streifen entgegenkommenden Begleitfahrzeugs zeigt 1:57:56 an, dahinter kommen die Führenden, darunter auch ein Pole. Die Spitzengruppe hat bereits 36 km zurückgelegt, mit einer Siegerzeit um 2:20 ist zu rechnen. Jetzt geht es wieder durch die Stadt, bei Kilometer 19 probiere ich ein dünnflüssiges Gel, das an einigen Laben ausgegeben wird. Ich wäre gerne in der 4:30er-gruppe geblieben, ich kann mich gut an Tempomacher anpassen, wenn sie ihre zeitlichen Vorgaben nicht unterschreiten wie dies auch öfters vorkommt.

Nun führt der Zickzack-Kurs durch die Flaniermeile von Oslo, die Karl Johann Gate. Hinter der Absperrung haben sich viele Zuschauer eingefunden. An einem Samstag um die Mittagszeit herrscht sonst ja Einkaufsstimmung. Ich beende die erste Runde exakt mit 2:15 Stunden. Doch ich bin mir sicher, dass die 4:30er um mindestens 5 Minuten früher eingetroffen sind, man braucht nämlich einen Zeitpolster.

Nach dem Durchlauf durch das Start-und Zielgelände geht es auf die zweite Runde des inzwischen vertrauten Kurses. Das Feld hat sich gelichtet, es sind deutlich weniger Läufer auf der Strecke. Auf den folgenden Kilometern kommt es zu einem Auf und Ab, die Läufer überholen einander, aber keiner spricht ein Wort. Ich bin auch nicht in Gesprächslaune, außerdem laufe ich zumeist hinter, neben und vor Läuferinnen, die eine Finisherzeit von 4:45 bis 5 Stunden eingeplant haben.

Beim nunmehr dritten Durchlauf durch das Start- und Zielgelände überhole ich einen älteren Läufer, der nun stehenbleibt und den seine Gattin liebevoll umarmt. Ich kann nicht erkennen, ob sie ihm auch einen Zaubertrank im Fläschchen aushändigt, er verliert trotzdem den Anschluss.

Auf der Geraden, die an der Oper vorbeiführt, spricht mich ein Deutscher an, der wissen will, ob ich den 3-Länder-Marathon schon gelaufen bin. Ich verneine und antworte ihm, dass ich mir dies noch überlegen werde, weil die Anmeldefrist für diesen und andere Marathons wie z.B. Brüssel oder Bukarest am 22.9. endet. Wir laufen eine Zeitlang zusammen, zunächst überholt er mich, dann geht er bald darauf wieder.

Im Baustellenviertel am Weg zurück stadteinwärts kommt uns auf der Gegenseite die stetig nacheilende 4:45er-Gruppe entgegen. Sie sind nur mehr 500 m hinter uns. Ich fürchte, sie werden uns auf der Brücke einholen. So kommt es, die Gruppe bewegt sich locker an uns vorbei. Der deutsche Kollege ist stehengeblieben und stretcht seine Beine. Er schafft es, sich an die Gruppe anzuhängen und lässt sich mitziehen. Den Anstieg beim Botanischen Garten meistere ich diesmal in einem durch, ohne stehenzubleiben. Ob angekommen sind 37 km erreicht. Für die verbliebenen 5,195 km habe ich mehr als 50 Minuten Zeit, um noch deutlich unter 5 Stunden zu finishen. Das wird sich ohne große Mühe ausgehen.

Es geht nun einen Kilometer wieder bergab, wenn man bei 25 m Höhenunterschied überhaupt von einem Berg sprechen kann. Dann folgt zum vierten Male die Brücke. Nun kommen uns die schnellen Halbmarathonläufer entgegen, die ab 13.40 Uhr in 7 Tranchen gestartet worden sind. Ich finde diese Regelung sehr effizient, allerdings würde ein Parallelstart wie z.B. in Wien hier in Oslo bei 7000 Teilnehmern zu problematischen Engpässen an einigen Streckenabschnitten führen. So kann man diese gut vermeiden.

Ich laufe gemäß Anzeige meiner Uhr unter 4:50 Stunden durchs Ziel, im offiziellen Klassement sind es 4:51:12. Man muss der Zeitnehmung vertrauen und davon ausgehen, dass die Startverzögerung um 5 Minuten abgerechnet wird und es sich nicht um die Bruttozeit handelt.

Es ist 5 Minuten vor 16 Uhr, als ich mit umgehängter Medaille auf Umwegen wegen einiger Sperren in das ca. 2 km entfernte Scandic Hotel komme. Eine Dusche im Saunabereich geht sich aus. Bereits um 19.00 Uhr treffe ich in Göteborg ein. Hier leben gute Bekannte und Freunde aus vergangenen Tagen.

Mein Fazit zum Oslo-Marathon:

Im Vergleich zu Helsinki, Kopenhagen und Stockholm ist der Oslo-Marathon von der Teilnehmeranzahl, die auf 3000 limitiert ist, wohl der kleinste Bewerb in Skandinavien, sieht man von Reykjavik ab, wo ich noch nicht gelaufen bin. Die Strecke ist – ausgenommen die Innenstadt – wenig spektakulär, dafür aber dank der Steigungen und dem viermal zu überquerenden Nylandsveien über das Eisenbahngelände eine spannende Angelegenheit.

Die Menschen nehmen sehr wohl Anteil am Event, die Begeisterung und das große Zuschaueraufkommen im Zielbereich ist hervorzuheben ebenso wie der sehr gute Service an den Labestationen. Ich hätte mir (einmal) kein einfallsloses Funktionsshirt gewünscht, sondern eines mit aufgedruckter norwegischen Fahne. Leider werden die Shirts immer unbrauchbarer wegen der grellen unnatürlichen Farben und auch was die Qualität betrifft. Die Artiva-Shirts der M4Y-Reporter sind da eine positiv hervorzuhebende Ausnahme.

2265 Finisher (1799 Männer, 466 Frauen)

Siegerzeiten:

Männer:
1.Taye Babeker Tirfea (ETH): 2:21:36
2. Wojciech Kopec  (POL): 2:25:02
3. Stephen Kahiu (NOR):  2:28:17

Frauen:
1.Laila Mehus (NOR): 2:54:27
2.Margrethe Løgavlen (NOR): 2:56:52
3.Melissah Gibson (ENG): 2:58:03

 

 

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