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Laufberichte

Der Gernsbach-Ultra, eine Mädchentour

27.02.10

Ich bin glücklich mit zwei so erfahrenen und unerschrockenen Läuferinnen unterwegs zu sein, natürlich setzten wir völlig freiwillig und einfach nur so zum persönlichen Vergnügen die Tour fort, auch wenn eine Monika gestehen muss, dass ihr das Gehen auf dem ungewohnten Untergrund erheblich an den Kräften zehrt. Nach dem Naturfreundehaus bis zum Hundseck haben wir wegtechnisch Glück. Teilweise ist gebahnt, später eine Langlaufloipe gezogen. Eigentlich führt die Strecke über den Hochkopf aber hier ist ohne Schneeschuhe kein Durchkommen möglich. Wir inspizieren die Karte und entscheiden uns dafür, auf der Bettelmannskopf-Loipe zur Untersmatt zu gelangen. Es ist verrückt, obwohl wir auf der Loipe nicht mehr so tief einsinken, ist das Laufen enorm anstrengend. Der Schnee ist wie Schmierseife, man kommt irgendwie nicht richtig vorwärts. Wir versuchen es mit kleinen Schritten und möglichst geringem Bodenkontakt. Trotzdem, Monika braucht eine Pause.

Beim Untersmatt in der „Tanne“ gibt es den besten Milchkaffee. Wir kehren ein und besprechen unsere Möglichkeiten: natürlich setzten wir völlig freiwillig und einfach nur so zum persönlichen Vergnügen die Tour fort. Über eine teilweise festgetretene Spur von Schneeschuhgehern gelangen wir zur Hornisgrinde. Dort oben hat man heute eine herrliche Fernsicht. Beim Aussichtsturm treffen wir andere Menschen mit ungewöhnlicher Freizeitbeschäftigung. Einer hat sein Rad hier herauf geschoben in der Hoffnung, er könnte ein bisschen über die Altschneedecke radeln. Eine Gruppe Funker hat es sich auf dem zugigen Aussichtsturm gemütlich gemacht. Sie versuchen einen Wettbewerb zu gewinnen, bei dem der Sieger ist, der den entferntesten Funker erreicht. Der Radler schaut uns besorgt an, wir haben ihm gesagt und gezeigt, wo wir noch überall herumlaufen wollen, denn von hier oben kann man den Rest der Strecke ganz gut überblicken. Ich denke, er kann es nicht ganz glauben. „Und das mit den Schlappen?!“ meint er zweifelnd bei einem Blick auf unsere durchweichten Schuhe.

Langsam bekommen wir alle drei richtig Hunger. Gut, dass das Seibelseckle nicht mehr weit ist. Ich freue mich schon auf Weißwurst mit alkoholfreiem Weizenbier und zum Nachtisch eine leckere Schwarzwälder Kirschtorte. Die geplante Strecke ins Hinterlangenbachtal und von dort wieder hinauf zum Schurmsee können wir nicht nehmen, das ist klar, es hat einfach zu viel Altschnee. Wir nehmen die Rodelbahn und auf Empfehlung von zwei freundlichen Wanderern einen gebahnten Weg bis nach Zwickgabel. Dort kann man den Bach überqueren und auf der linken Talseite gemütlich nach Schönmünzach laufen. Der Weg ist matschig und rutschig, aber es tut gut nicht mehr im Schnee einzubrechen. In Schönmünzach verabschieden wir Monika, sie kann nicht mehr.

Die Wegbeschaffenheit hat ihr die Kräfte geraubt. Völlig freiwillig und weil es ab jetzt kein Vergnügen mehr für sie gewesen wäre, setzt sie sich in die Straßenbahn zurück nach Gernsbach. Beim Weiterlaufen schöpfen wir erst Hoffnung, dass hier am Westhang das mit dem Schnee nicht so schlimm sein wird. Aber bei der 700 Meter Grenze werden wir eines besseren belehrt und bahnen uns für 2 km einen Weg hinauf bis zur Neuhaushütte.   Wir erreichen das Haus mit dem letzten Tageslicht und sind sehr froh, dort oben auf die Loipe zu stoßen, die Freudenstatt und Kaltenbronn verbindet. Ein paar späte Langläufer schauen uns verdutzt an.

 Ab jetzt geht es manchmal leicht abwärts, das ist schön und manchmal leicht aufwärts, das ist nicht mehr schön. Ich muss an Reinhold Messmer denken, der zusammen mit Arved Fuchs völlig freiwillig und hoffentlich zum persönlichen Vergnügen die Antarktis durchquerte. Was der Mensch doch alles freiwillig leisten kann?! Was kann ein Mensch dann erst leisten, wenn er in Not ist? Von solchen Fähigkeiten sind wir mit unserer heutigen Tour natürlich weit entfernt, trotzdem spüren wir beide, wie müde wir sind und besprechen unsere Möglichkeiten.

Wenn wir auf den Vergnügungsfaktor wert legen, gibt es da nur eine: wir rufen meinen lieben Reinhold an, und fragen, ob er uns in Kaltenbronn abholt. „Bin schon unterwegs“ meint er glücklich. Auf die Frage wie viele Kilometer das heute waren, kann ich nur Antworten: „Vielleicht 70, auf jeden Fall gefühlte 90“ 

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