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Laufberichte

1st German-Nepal Friendship Race Kathmandu

26.01.12

Wir sind recht früh da, es ist uns kalt und wir gehen in den Speisesaal, wo ein offener Kamin uns ein wenig wärmt. Auf dem Parkplatz vor dem Hotel treffen immer mehr Läufer ein, die sich ihre Startunterlagen holen. Der Präsident hat eine Überraschung für Sigrid, denn sie erhält extra die Startnummer 1668 – es ist ihr 1668. Marathon inkl. Ultra. Es wirklich bemerkenswert wie viel Läufer an einem Donnerstag früh morgens sich hier versammeln. Die meisten laufen jedoch die 5km, 10km oder den Halbmarathon. Für den Marathon haben sich 2 Frauen gemeldet und 9 Männer. Es sind überwiegend sehr junge Leute am Start.

Gegen 8:30 Uhr heißt es langsam zum Start kommen. Hier werden alle, die mehr als eine Runde laufen, von einem Zähler in seine Liste eingetragen. Bei den nepalesischen Läufern befindet sich ein Läufer (Start Nr. 87) der seine Polizeiausbildung in Hessen absolviert hat. Dann werden die Marathonläufer nach hinten einsortiert und es kann losgehen.

Nach dem Startschuss geht es erst mal abwärts. In einer Kurve stehen viele Zuschauer oder einfach nur staunende Menschen, die sich keinen Reim auf das Treiben hier machen können.  Wir laufen noch im Morgennebel und es hat so um die 7-8 Grad.  Die Stadt wird langsam wach. 150 Helfer zeigen uns den Weg. Es geht jetzt die nächsten ca. 1,2 km leicht wellig bergauf bis zum Fuß des Swayambhunath.

Über der Straße hängen Freundschaftsbanner, Menschen sehen uns bewundernd an und beginnen damit,  den Markt vorzubereiten. Sie bauen alles direkt an der Straße neben uns auf. In Schuluniformen gekleidete Kinder sind auf dem Schulweg. Die Garküchen beginnen zu Bruzzeln. Es ist ein Lauf durch eine andere, aber sehr interessante Welt.

Dann, noch im Nebel, begrüßt uns das Heiligtum der Buddhisten, der Swayambhunath Tempelkomplex. Der Swayambhunath gilt neben dem Borobudur auf Java in Indonesien als einer der ältesten Tempel der Welt. Der  Stupa mit seinen Augen in alle vier Richtungen ist das beherrschende Element. Er wird von zwei hinduistischen Türmen flankiert. Der Swayambhunath ist der Sage nach eng mit der Stadtgründung verbunden. Wer dort hinauf will, beginnt am Fuße des Hügels an der Steinplatte mit den Fußabdrücken Buddhas. Es geht dann flankiert von Manisteinen mit heiligen Texten und Gebetsformeln 365 Stufen aufwärts.

Inzwischen ist  mächtig Verkehr auf den Straßen. Volunteers geleiten uns durch die Autos und Mopeds. Wir beginnen mit der Umrundung des Hügels. Rechts der Laufstrecke begleitet uns die Mauer, die den Hügel komplett umschließt mit vielen kleinen Tempelbauten. Links von uns ist das bunte Leben der Stadt in vollem Gange.

Nach ca. 500m geht es sehr heftig bergauf in eine Gasse. Hier versperren uns mehrere Autos den Weg. Es wird richtig eng und der Zickzack-Lauf beginnt zwischen den Auto und den Mopeds sowie den vielen Menschen, die ihrem Alltag nachgehen. Auf dem nächsten Kilometer gibt es immer wieder ein Stück, das frei zu laufen ist. Dabei darf man keinesfalls die mit Schlaglöchern übersäte Straße aus den Augen lassen. Nebenan befindet sich ein Tempel mit einer riesengroßen Gebetsmühle, die von den Gläubigen betend gedreht wird. Hunderte kleiner Gebetsmühlen befinden sich rund um den Berg.

Wir sind kurz vor der stark befahrenen Hauptstraße, der Ring Road. Rechts neben unserer Laufstrecke ist ein Obst- und Gemüsemarkt und oberhalb kommen drei Goldene Statuen ins Blickfeld, Darstellungen  des  Buddha Śākyamuni, Guru Rinpoche und des vierarmigen Avalokit¬eśvara, von dem der Dalai Lama eine Inkarnation sein soll.

Wir müssen nicht auf die Ring Road sondern werden am Textilmarkt entlang gleich wieder neben die Ringmauer mit seinen Gebetsmühlen geschickt. Die kleinen Gebetsmühlen werden von den Gläubigen permanent in Bewegung gehalten. Jede Menge Affen kreuzen jetzt unseren Weg. Swayambhunath wird nicht umsonst auch „Tempel der Affen“ genannt.

Wir sind auf der nördlichen Umrundung des Hügels und kommen direkt an den Osteingang. Die Hügelumrundung des Swayambhunath Berges ist damit komplett. Wir biegen links ab und kommen an vielen Geschäften und Menschen vorbei, die hier ihr Tagwerk vollbringen. Dann geht es kurz steil bergab und die erste Runde ist geschafft.

Der Nebel lichtet sich langsam und die nächste Runde folgt. Der Verkehr wird dichter und die Volunteers weniger. Sie wissen wohl nicht, wie lange ein Marathon dauert.

Nach der vierten Runde ist von den Volunteers gar nichts mehr zu sehen und das Abenteuer kreuz und quer durch die Menschenmassen und Fahrzeuge wird immer spannender. Die Temperatur ist inzwischen auch über 20 Grad gestiegen. Die Luft wird durch die vielen Fahrzeuge immer schlechter.

Ich merke Runde für Runde, wie mir durch meine Bronchitis, die ich mit im Chitwan-Nationalpark geholt habe, das Atem schwerer fällt. Ich hätte wohl doch nicht den Marathon angehen sollen. Nach der 6. Runde von 9 Runden höre ich auf. Ich komme ins Japsen und mein Herz beginnt zu trommeln. Jetzt muss die Vernunft vor dem Ziel siegen. Ich bin aber nicht der einzige, der am Husten ist und deshalb nach 6, 7 oder 8 Runden aufhört. Alle  kommen in die Halbmarathonwertung.

Jeder Teilnehmer erhielt ein ganz spezielles T-Shirt, das die Verbindung zwischen Berlin und Kathmandu symbolisiert sowie eine spezielle Medaille und natürlich sein Teilnehmer-Zertifikat. Unsere Gruppe erhielt darüber hinaus auch noch eine schöne Buddha-Maske zum Zeichen für Frieden und Freundschaft.

Anschließend geht es noch einmal in die Altstadt, um die letzten nepalesischen Rupien auszugeben und nach einer rund 20 stündigen Heimreise heißt es für mich, Krankheit auskurieren und den Blick nach vorne richten auf die nächsten Marathonläufe. Die Eindrücke aus Indien und Nepal werden mir noch lange, wahrscheinlich mein Leben lang in guter Erinnerung bleiben.

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