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Laufberichte

Self Transcendence 100 km en 50 km Amsterdam

05.04.08

Schiphol ließ grüßen

Am Samstag, dem 5. April 2008, war das Augenmerk der deutschen Ultramarathongemeinde auf Kienbaum gerichtet. Im Rahmen des dortigen 100-km-Laufes wurden die Deutschen Meisterschaften ausgerichtet, und als Beiwerk gab es auch noch einen 50-km-Lauf. Am selben Tag und fast zeitgleich wurden jedoch auch in Amsterdam Laufwettbewerbe über die 100-km-Distanz (Start um 8.00 Uhr) und 50-km-Distanz (Start um 12.00 Uhr) veranstaltet, und dies mit deutscher Beteiligung. "Self Transcendence 100 km en 50 km" nannte sich dieses vom Sri Chinmoy Marathon Team Nederland organisierte Event.

Veranstaltungsort war wiederum der "Amsterdamse Bos". Dies ist die Benennung für ein im Süden der niederländischen Hauptstadt gelegenes großflächiges Gebiet, das eine Mischung aus naturbelassenem Waldbestand und von Menschenhand gestalteter Parkanlage darstellt. Dieses Naherholungsgebiet für die Amsterdamer Bevölkerung wird von Grachten durchzogen. Zudem hat man Seen und Sportanlagen in die herrliche Landschaft eingebettet. Als absolutes Schmuckstück präsentiert sich die einstige Ruderregattastrecke der 1928 in Amsterdam durchgeführten Olympischen Sommerspiele, die inzwischen verbreitert und zu einer stark frequentierten Freizeitanlage ausgebaut wurde.

Nur mit der Ruhe kann es im "Amsterdamse Bos" schlecht bestellt sein, nämlich dann, wenn die Windrichtung das Gebiet zur Einflugschneise für den Flughafen Schiphol werden lässt. Riesenkolosse schweben da donnernd in erstaunlich kurzen Abständen über einem hinweg, wobei es den Anschein hat, als ob deren bereits ausgefahrene Fahrwerke die Wipfel der Bäume streifen würden. Die landenden Maschinen schienen mir mehrheitlich in südwestliche Richtung einzufliegen. Die startenden Flugzeuge hingegen, die beim Überfliegen der Region bereits etwas an Höhe gewonnen hatten, sah ich überwiegend nach Südosten hochziehen. Dies wunderte mich etwas, weil es ja eine Routenüberschneidung darstellte. Vielleicht hatte sich aber auch während meines Rundendrehens die Windrichtung geändert oder ich hatte mich bei diesem schwindelig gelaufen und die Orientierung verloren.

Start und Ziel befanden sich an der "Nieuwe Klafjeslaan" gegenüber der großzügig gestalteten Vereinsanlage des Hockeyclubs Hurley, wo es an Menschen nur so wimmelte, weil hier ein riesiges Turnier mit Schüler/innen- und Jugendmannschaften zugange war. Entlang der vorgenannten Waldstraße berühren sich übrigens die Peripherien der Großgemeinden Amsterdam und Amstelveen.

Die Laufstrecke war ein exakt vermessener Rundkurs von 2.240 m Länge, der als "flach" zu bezeichnen wäre, wenn er nicht drei Wellen aufzuweisen hätte. Er führte durchwegs über Park- oder Parkrandwege. Allerdings hatten die Regenfälle der vorangegangenen Tage die Naturwegpassagen sehr stark aufgeweicht, sodass sich Pfützen gebildet hatten und beim Überqueren von Reitwegen durch glitschigen Matsch gewatet werden musste. Andere Parkwegabschnitte hatte man vermutlich erst vor kurzer Zeit mit einem kleinkörnigen Kiesbelag versehen, der unter den Laufschritten noch deutlich nachgab und ziemlich knirschte. Da war der auf asphaltierten Wegen zurückzulegende Rundenanteil von ca. 600 m ein fast schon erholsames Intermezzo.

Die 100-km-Läufer/innen hatten zunächst einen Wendepunktgegenlaufabschnitt von 1.440 m und anschließend 44 der oben beschriebenen 2.240-m-Runden zurückzulegen (1.440 m + 44 x 2.240 m = 1.440 m + 98.560 m = 100.000 m). Von den 50-km-Läuferinnen und -Läufern waren ein eröffnender Wendepunktgegenlaufabschnitt von 720 m und anschließend 22 Runden zu absolvieren (720 m + 22 x 2.240 m = 720 m + 49.280 m = 50.000 m).

Die Rundenzählung, Zieleinlauferfassung und Zeitmessung nahmen Angehörige des Sri Chinmoy Marathon Teams Nederland vor, wobei der absoluten Sicherheit wegen in Tabellenvordrucke, die für jede Teilnehmerin/jeden Teilnehmer vorbereitet worden waren, alle Rundenzwischenzeiten eingetragen wurden. Die Läufer/innen selbst konnten das Zeitvoranschreiten von einer großen Digitaluhr ablesen. Das Passieren der Rundenzählstelle wurde stets mit viel Beifall sowie wohlwollenden und ermutigenden Zurufen begleitet. Man fühlte sich aufgrund der außergewöhnlich herzlichen Anteilnahme des Organisationspersonals bestens aufgehoben.

Kurz nach der Rundenzähl- und Zeitnahmestelle war ein Versorgungsposten eingerichtet. An diesem wurden unterschiedliche Getränke (natürlich auch das von mir in Laufwettkämpfen sehr geschätzte Cola) und allerlei Essbares angeboten. Es fehlte nichts, was ein Läuferherz üblicherweise begehrt. Man hatte wirklich an alles gedacht.

Nur das Wetter wollte der diesjährigen Veranstaltung nicht so recht hold sein. Zwar gab es ab der Mittagszeit Phasen mit aufgerissener Bewölkung und Sonnenschein. Es überwogen jedoch die Abschnitte, in denen graue Wolkenfelder über der Region hinwegzogen, wobei es wiederholt zu Niederschlägen kam und dreimal sogar kurzzeitig gewitterte. Am Spätnachmittag stellte sich dann aber doch noch eine dauerhafte Aufhellung mit freundlicher Atmosphäre ein.

Trotz der zeitweise widrigen Witterungsverhältnisse und des stellenweise hemmenden Geläufs wurden beachtliche Resultate erzielt. Aus deutscher Sicht ragten die Leistungen von Cornelia Bullig (LG Nord Berlin) und Peter Ludden (Gerscheder SV Essen) hervor. "Conny" beendete als einzige von drei gestarteten Damen das 100-km-Rennen, das sie nach hoffentlich nun endgültig überstandener Verletzungsserie als Vorbereitung auf einen 24-Stunden-Lauf bestritten hatte. Peter, der konstant wie ein Uhrwerk lief, erzielte die großartige Endzeit von 9:37:10 Stunden und belegte damit den 4. Platz im 100-km-Wettbewerb der Herren.


Ergebnisse der Erstplatzierten:
100-km-Lauf - Männer:

1. Piero Giuseppe Bertola - Italien - 7:49:02 Stunden
2. Wim Douw - SV Diomedon/NL - 8:42:26 Stunden
3. Math Roberts - Niederlande - 9:14:15 Stunden

100-km-Lauf - Frauen:

1. Cornelia Bullig - LG Nord Berlin/D - 12:02:46 Stunden

50-km-Lauf - Männer:

1. Lucien Taelman - AZW/B - 3:30:51 Stunden
2. Gert Merten - SAV/B - 3:33:51 Stunden
3. Patrick Kloek - Atletica 84/B - 3:38:08 Stunden

50-km-Lauf - Frauen:

1. Jannet Lange - AVVN/NL - 4:26:53 Stunden
2. Wilma Dierx - Niederlande - 5:12:01 Stunden
3. Regina van Geene - GVAV Veldhoven/NL - 6:44:56 Stunden

 

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